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  1. Diesen Post nahm ich zum Anlaß ein wenig das Thema „Schreibmaschinen“ zu recherchieren. Dabei bin ich auf diesen sehr schönen Schreibmaschinen-Online-Shop gestoßen, den ich gerne mit euch „sharen“ möchte, wie man heutzutage sagt:

    http://www.mytypewriter.com/

    Das Wort „Schreibmaschinen-Online-Shop“ ist ja an sich schon ein gewisses Paradoxon, um so schöner ist es dort zu stöbern.

    Die legendäre Remington noiseless war dort natürlich auch zu finden.

  2. Oh ja, die Seite trieft geradezu vor klappernder Nostalgie. Ich begegnete dort meiner Olympia wieder, auf der ich vor 40 Jahren als Jungvolontär in Buchen, der Hauptstadt von badisch Sibirien, meine ersten staksigen Gehversuche als Schreiber machte.

    Und ich fand vor allem meine Selectra, die kugelköpfige von IBM, in die ich 1980 fast meine gesamte Abfindung von der Motor Presse Stuttgart investierte und die mein Sprungbrett in die journalistische Selbständigkeit war. Sie hatte etwas, was keiner hatte: eine Korrekturtaste! Ich konnte auf einmal vollständig fehlerfreie (optisch, jedenfalls…) Manuskripte schreiben, was für einen Kryto-Pedanten wie mich das Größte überhaupt war.

    Und wenn wir hier schon einen Trip Down Memory Lane machen, dann sei auch noch mein allererster Chefredakeur und Verleger genannt, Dr. Hermann Knorr von der Rhein-Neckar-Zeitung in heidelberg, der uns ausgavewütigen Stifte anhielt, unsere Texte auf die Rückseite von Pressemitteilungen zu tippen, statt dafür ein teueres Blatt Schreibmaschinenpapier zu verschwenden. Später ergänze er noch seine Spar-Anweisung: Bei kürzeren Texten könne man das Blatt, auf dem der Pressetext stand, auch halbierern, dann bekäme man zwei zum Preis von einem.

    Ach ja, die Schreibmaschine. Was hat sie doch für Geschichten geschrieben…

  3. Das von Dir erwähnte Interview in der SZ war leider recht oberflächlich geführt und wurde der Bedeutung des Themas und auch der Bedeutung Winfried Hassemers an keiner Stelle gerecht.

    Hassemer hat darauf hingewiesen, dass sich die Einstellung vieler Bürger zur „Privatheit“ seit den 80iger Jahren massiv verändert hat. Und das ist natürlich richtig: wer damals noch gegen die Volkszählung auf die Straße ging und gegen ISDN aus Datenschutzgründen auf getrennte Netze setzte, der hinterlässt heute im Internet eine Blutspur persönlicher Informationen; der macht seine Gewissens-DNA heute in unzähligen Blogs und Communities publik. In diesem Sinne wird der Computer zu einem ausgelagertem Körperteil „oder jedenfalls ein ausgelagertes Tagebuch“, wie Hassemer im Interview sagt. Was er aber auch erwähnt – und das ist wichtig – : „Die vom Staat zu schützenden Innenräume werden andere – aber der Mensch braucht diese Innenräume.“ Und weiter: „Auf das sich wandelnde Gefühl von Privatheit passen möglicherweise nicht mehr die Gesetze, die wir zum Datenschutz gemacht haben.“

    Dies aber ist die zentrale Herausforderung heute: wie schützen wir den Bürger, der in seiner Jugend intimste persönliche Einstellungen in Internet-Foren hinterlässt, davor, mit diesen Jugendbekenntnissen zwanzig Jahre später im Einstellungsgespräch unsanft konfrontiert zu werden? Wie schützen wir das informationelle Selbstbestimmungsrecht des Bürgers, der diesen Schutz „zur Zeit“ gar nicht erwartet?

    Es geht eben nicht nur um den Zugriff des Staates auf die Festplatten der Bürger oder um die notwendige Verschlüsselung von Informationen, damit die Telekom oder andere Unternehmen sie nicht unberechtigt auswerten können, es geht um den Schutz des Bürgers vor sich selbst.

    Auf die Frage „Was sagen Sie als Datenschützer zu dem Satz: ‚Ich habe nichts zu verbergen?’“ antwortet Hassemer: „Das ist eine Frage der persönlichen Erfahrung. Solange man mit der Masse schwimmen kann und nirgendwo auffällt, mag das kein Problem sein. Aber wenn die Polizei sagt: ‚Sie schon wieder!’, dann sieht das anders aus. Dann sind Sie markiert und isoliert, und plötzlich hat Ihre Umwelt ein anderes Gesicht.“

    Die Diskussion um diesen „Schutz des Bürgers vor sich selbst“ hat noch gar nicht wirklich begonnen. Helmut Kerscher und Heribert Prantl von der SZ haben diesen Faden leider auch nicht weiter aufgegriffen. Es macht ja auch mehr Spaß mit falschen wolhklingenden Plattitüden rumzupolemisieren: „Grundrechte sind wie Seife: Durch zu häufige Benutzung werden sie immer kleiner.“ So ein Unfug aber auch!

  4. Den Bürger vor sich selbst schützen, klingt mir zu vermessen. Das bedeutet doch, dass er nicht weiß, was er über sich selbst veröffentlichen soll, und dass er das auch nicht lernt. Ich glaube, es reicht, wenn wir vor der Datensammelwut der Behörden und vor allem der Unternehmen geschützt werden. Vor allem letztere setzen inzwischen immer mehr Mittel ein, um uns zu profilieren und unserer Gewohnheiten auszuspähen. Die Veröffentlichungen über sich selbst, kontrolliert der webmündige Bürger selbst. Zugegeben, im Moment geht er noch sehr lax mit Informationen über sich selbst um. Aber spätestens wenn er einmal auf die Schnauze gefallen ist, wird er entsprechende Vorsicht walten lassen. Wetten!?

  5. Angenommen! Man hat noch nie eine Wette verloren, bei der es um die Sorglosigkeit der Menschen beim Herausrücken ihrer persönlichen Daten geht. Professionelle Datenschützer beklagen das regelmäßig und hoffen auf bessere Einsicht, aber vergebens.

    Das Blöde ist nämlich, dass es den meisten Menschen schittegol ist, ob jemand seine persönlichen Daten kennt. Das digitale Ich, also die Entsprechung des Einzelnen in der Welt hinter dem Bildschirm, ist für die überwiegende Mehrzahl so abstrakt, dass er sich überhaupt nicht darum kümmert. Daran krankt auch die IT Security, wie ein Kamarateam des BBC vor ein paar Jahren eindruckvoll bewies: Sie fragten Menschen auf der Strasse, ob sie bereit wären, ihnen Benutzername und Passwort ihres Computers zu verraten, was etwas mehr als die Hälfte bereitwillig und ohne Gegenleistung tat.

    In einer zweiten Runde erhöhte der BBC den Einsatz: Es gab für die Zugangsdaten ein Schinkenbrötchen (was mich an die rühmte Frag von George Bernhard Shaw erinnert: Was ist besser, ewige Seligkeit oder ein Schinkenbrötchen?“ Antwort: „Ein Schinkenbrötchen, natürlich. Denn nichts ist besser als ewige Seligkeit, aber ein Schinkenbrötchen ist besser als nichts…“). Jedenfalls erhöhte sich die Erfolgsquote auf über 70 Prozent.

    Vielleicht liegt hier der Schlüssel: Wir müssen den Leuten immer wieder klar machen, dass persönliche Informationen für die Anbieterseite unheimlich wertvoll sind, denn sie versetzen sie in die Lage, ihr Angebot zu optimieren und mir gezielte, personalisierte Angebote zu unterbreiten, also langfristig mehr Geld zu verdienen. Dafür sollte es einen gegenwert geben: Persönliche Informationen als Handelware. Merke: Die Aussicht auf Entlohnung ist allemal eine stärkere Triebfeder als Angst davor, ausgeschnüffelt zu werden.

  6. Tolle Geschäftsidee: Lebensmittel als Werbeflächen. Ich kenne bislang nur Äpfel aus Südtirol, die kleine Aufkleber tragen. Damit wirbt der Obstbauer aber für sich selbst. Warum nicht für andere? Der Lufthansa-Kranich auf Kartoffeln. Die BMW-Niere auf Saubohnen. Gurken mit Addidas-Streifen? Warum sind Werber nur so phantasielos?

    Natürlich müssten solche Lebensmittel billiger sein als solche ohne Werbebotschaft. Womöglich haben wir hier die Lösung des aktuellen Problems der rasanten Kostensteigerung im Food-Sektor. Werbefinanzierte Schnitzel, Reissäcke mit Coca-Cola-Logo. Wenn dadurch mehr Leute in der dritten Welt satt werden – why not?

  7. So habe ich das noch gar nicht gesehen, aber jetzt, wo du`s sagst :-))
    Allerdings kann das auch recht unappetitlich werden. Stell dir auf deinem Steak mal Werbung für Klosteine vor, am besten noch mit Geruchsprobe.

  8. Sehr richtige Punkte. Aber existiert man den- zumindest in manchen Bereichen -überhaupt, wenn man nichts über sich im Internet verbreitet. Wenn man nicht seine digitale Identität auf Xing, myspace oder stayfriends hinterlässt. Wenn man nicht Experte bei bestimmten Plattformen ist. Möglicherweise gehört man ganz schnell zum Internet Proletariat, wenn man nicht einen eigenen Blog schreibt oder wenigstens in einem Forum oder einem Blog einen Kommentar hinterlassen hat. Die Frage ist also nicht hinterlasse ich Spuren, sondern wie kann ich meine Spuren kontrollieren. Wer gibt mir die Möglichkeit mir unliebsame, persönliche Informationen zu erkennen und wieder zu entfernen?

  9. Tim Cole
    http://www.cole.de | tim@cole.de | 88.217.90.126

    Internet-Proletariat – ein Stichwort, das zur Diskussion einlädt. Wie definiert man ihn. Ich glaube, dass wir alle viel zu sehr von George Orwell beeinflusst sind, der die “proles” als “den Rest” definierte, der im Gegensatz zu Mitgliederern der Innen und der Äußeren Partei wirklich nur als menschliche Verfügungsmasse diente. “Proles” im ursprünglichen lateinischen Kontext waren die „Nachkommen“, also eigentlich die Hoffnung des Staates. Wenn die NICHT bloggen, haben wir ein Problem – nämlich keine Hoffnung mehr…

  10. Na, wir sind aber weit gekommen seit den 68ern, lieber Michael. Damals hättest du ganz anders über Werteverfall und Unmoral vom Zaum gezogen.

    Und ich finde auch, dass du, wo du inzwischen ein gutsituierter Agenturchef und Unternehmer geworden bist, es dir ein bisschen zu einfach machst. Gut, du magst ja selbst ein äußerst sozial agierender Arbeitgeber sein (siehe die ungewöhnlich liberale Regelung der Jahrestantiemen bei Vibrio, die faktisch auf eine Art Mitarbeiterbeteiligung am Betriebsergebnis hinausläuft).

    Aber das kann doch unmöglich deinen Blick vor der Tatsache verschließen, dass mit dem Zusammenbruch des sozialistischen Modells weltweit der Raffkapitalismus inzwischen sozusagen zum Weltstandard geworden ist und nicht etwa die aufgeklärte soziale Marktwirtschaft eines Ludwig Erhard (der heute vermutlich als Linksradikaler aus der CDU ausgeschlossen werden würde).

    Tatsache ist, dass die Zügel für die Superreichen niemals seit der „Gilded Age“ Ende des 19. Jahrhunderts so locker gewesen sind wie heute. Das ist auch der Grund, weshalb Exzesse in der Chefetage so alltäglich geworden sind. Und es ist auch der Grund, weshalb wir heute beispielsweise in Deutschland eine deutliche linke Mehrheit im Parlament haben. Dass die SPD dies ignoriert und sich damit zusehens selbst in die historische Irrelevanz verabschiedet, ist eine andere Sache.

    Dass wir Kriminelle bestrafen müssen ist selbstverständlich, und das passiert auch, mehr oder weniger. Dafür sorgen schon die sich ständig verschärfenden Regularien und Richtlinien, Stichwort: „corporate compliance“.

    Übrigens nur zur Erinnerung: Da es bei Cyzlansky vorwiegend um Digitalität und Vernetzung geht, sei bemerkt, dass die Digitaltechnik hier in Zukunft eine ganz, ganz wichtige Rolle spielen wird, denn Vertrauen (in die menschlichen Aufpasser, zum Beispiel die Compliance-Abteilung von Siemens…) ist gut, aber Kontrolle (durch unbestechliche, manipulationsgehärtete Überwachungssysteme für alle relavanten Geschäftsprozesse im Unternehmen) ist besser.

    Aber wir brauchen auch mehr soziales Gewissen. Und die lässt sich leider nicht durch Software, sondern nur mit Begriffen wie Moral und Ethik erreichen. Ich bin jedenfalls nicht bereit, unmoralisches Handeln von Managern und Unternehmern sozusagen auf die hintere Herdplatte zu schieben! No pasaran!

  11. vorsicht: ich argumentiere nicht gegen die wertediskussion in unternehmen. mir geht es nur darum, dass, wer die wertedebatte mit den straftaten vermischt, eben diese strafdaten verniedlicht. und ich warne davor zu glauben, dass grundlegende probleme – etwa die ungerechte verteilung von reichtum – über eine wertediskussion allein in den griff zu bekommen ist.
    auch tausend freundliche ältere altruistische familienunternehmer sind kein garant für vollbeschäftigung! ich bin zwar sehr für diese familienunternehmer – ich bin ja auch für mich – aber die grossen gesellschaftlichen herausforderungen werden wir so nicht lösen. oder, tim, falls dir das besser gefällt: die compliance manager haben die unternehmen nur immer verschieden interpretiert. es kömmt aber darauf an, sie zu verändern …

  12. Klar, warum der Polit-Blog hierzualnde keine Chance hat: Der Politiker müsste etwas zu sagen haben…

    Hier übrigens meine Liste von deutschen Politiker-Blogs, auf die wir (gerade noch) gewartet haben:

    1. Sigmar Gabriel (SPD) über den Umwelt-Beitrag der Bundeswehr-Flugbereitschaft

    2. Kurt Beck (SPD) über den volksnahen demokratischen Sozialismus im 21ten Jahrhundert

    3. Angela Merkel (CDU) über politischen Führungstil

    4. Ingolf Roßberg (FDP, Dresdner Oberbürgermeister, z. Zt. suspendiert) über Landschaftschutz und Marktorientierung

    5. Andrea Ypsilanti (SPD) über Geduld als Tugend in der Polítik

    6. Peer Steinbrück (SPD) über Verzicht als Lusterlebnis

    7. Guide Westerwelle (FDP) über Hautpflege

    8. Jürgen Schäuble (CDU) über ein Thema, das leider so geheim ist, dass wir aus Gründen der Staatssicherheit nicht drüber reden dürfen.

  13. Heisst es nicht „Content ist King“? Was macht man in einer Republik ohne Inhalte?
    Ach ja, das mit Schäubles „Blog-Rolli“ war politisch nicht korrekt!

  14. die din-norm sieht aber plus und minus-zeichen vor. das plus steht vor der länderkennung, das minus zwischen rufnummer und durchwahl bei nebenstellenanlagen. wundere dich also nicht, wenn dein rechner beim übertragen deiner outlookdaten die quersumme berechnet ;-))
    ps: meine quersumme ist 66!

  15. was ich nicht verstehe ist, warum es die programmierer der digitalen helferleins nicht schaffen, der wählsoftware klar zu machen, dass + – / ( ) nicht gewählt werden sollen bzw. was statt dessen zu wählen ist. vielleicht kann mir ein programmierer mal erklären, wo hier das problem ist. im vergleich zu middleware sollte das doch zu schaffen sein…ist doch unglaublich, dass im 21. Jahrhundert dafür immer noch manuelles konvertieren notwendig ist.

  16. das gerede vom männlichen blog ist
    a) eine revisionistische anbiederei an die postmoderne
    b) ein reaktionärer ausdruck männlichen chauvinismus
    c) einfach unhistorisch.

    zu a)
    die ersten blogger haben zurecht immer von „das blog“ gesprochen. das vermutlich älteste deutsche blog beginnt am 3. juni 1996 mit dem eintrag: „Meinem Hund geht es gut und ich habe gerade ein Wiener Schnitzel gegessen, nachdem ich vom eineinhalbstündigen Fitness-und Saunaabenteuer nach Hause gekommen bin. Jetzt genieße ich kaffeetrinkend die ruhigen Minuten meines Arbeitslosendaseins und schlendere ein wenig im Netz.“(robert braun: http://members.aol.com/druna28/1996.html). das blog war roberts tagebuch=logbuch. und nicht einmal einem eingefleischten bayern, der sich morgens den butter aufs brot streicht, würde es je einfallen „der tagebuch“ zu sagen. wer revisionistisch diese ableitung des blog vom tagebuch abstreitet, will sich doch nur an die nachgeborenen anwanzen. typisches gehabe von männern in den wechseljahren. wahrscheinlich sucht tim auch noch mit google …

    zu b)
    wenn man schon „das blog“ ablehnt, warum dann nicht „die blog“? die besten bloggerinnen sind bekanntlich weiblich.

    zu c)
    um die sache ein für allemal zu klären habe ich im buch der bücher nachgeschaut. das grimmsche wörtbuch band 2 („biermör.“ bis „dwatsch“) erklärt:
    „blocken = schwere arbeit thun: er blockt wie ein klotz“. „blocken“, aus dem in der mittelhochdeutschen lautverschiebung später „bloggen“ wurde, kommt wie das wort „block“ laut grimm eigentlich von „bloch“, denn „bloch ist wie loch n. (sc. sächlich) und empfängt den plural blöcher, ahd. pilohhir, wie loch löcher, ahd lohhir.“ und weiter verweisen die grimms auf luther, der schreibt: „solche werk der reu und gnaden kennet mein lieber bapst weniger, denn der grosze bloch, der da ligt“. übrigens in kleinschreibung. nur weil der papst heute ein bayer ist, braucht man wirklich nicht das gute alte bloch zu „der bloch“ verballhornen. ist doch wahr! by the way ist damit auch geklärt was der plural von blog ist: „die blögger“. ich verweise hier im grimmschen sinn nochmals auf „die löcher“.

    im übrigen sei zu dieser debatte auf folgendes (leider schon historisches) blog verwiesen: http://das-nicht-der-blog.blogspot.com/. und damit hat sichs dann aber auch.

  17. „den bürger vor sich selbst schützen“ heisst ihm die mittel in die hand zu geben, sich zu korrigieren. heute vermasseln sich viele jugendliche ihre zukunft durch online-einträge, die sie eines tages bereuen werden. meine dummheiten, die ich mit 15 jahren gemacht habe, sind inzwischen gesellschaftlich vergessen. diese gnade der frühen geburt haben junge menschen heute nicht mehr. darum geht es (auch).
    wir müssen wege finden, dem internet ein wenig der anonymität zurückzugeben, die es uns einst versprach.

  18. Laut Impressum ist der Blog hier aus München (Bayern)
    Hier heisst es ja auch DER Butter und DER Radio also natürlich auch DER Blog.
    Mir san mir!

  19. ich war zwar nicht auf dem humanistischen gymnasium, aber ich hatte dort eine zeitlang eine freundin. deshalb weiss ich, es heisst definitiv DIE butter, also wohl auch DIE BLOG …

  20. Was im Grunde nur beweist, dass die deutschen Verlage nicht in der Lage sind, selbst mit dem Medium Internet klar zu kommen. Sie werfen lieber mit Geld nach dem Problem. Und manchmal genügt nicht mal das, wie das traurige Schicksal der Redaktion der Netzzeitung gerade beweist – letztes Jahr noch von Verleger Montgomery als Teil seiner „Online first“-Strategie in dem Himmel gehoben, jetzt plötzlich wieder fallen gelassen. Heise online hat dazu einen guten Bericht veröffentlicht.

  21. Business-Plan und Exit-Strategie sind schon okay. Was wäre beispielsweise ohne einen Großinvestor aus der inzwischen erfolgreichsten deutschen Community Studi-VZ geworden? Die Möglichkeit, in die Championsleague aufzusteigen, eröffnen sich den meisten Startups doch nur durch Investoren. Und so wie es im Moment aussieht, wollen diese Investoren auch unbedingt die Mehrheit erwerben, um die unternehmerische Führung übernehmen zu können. Spannend ist die Frage, ob die junge Firmen besser managen können als die Gründer?

  22. ich glaube ja, dass springer immer schon mit macintoshmaschinen arbeiten wollte. bei den alten macs waren bloss die bildschirme für die headlines der BILD-zeitung zu klein.

    im ernst: „Apple steht für Kreativität, Innovation, Ästhetik und Kompetenz und ist damit der ideale Partner für Axel Springer“, so springer-chef döpfner. mann kann sich auch schön reden.

    abgesehen von diesem quatsch ist etwas ganz anderes wirklich interessant: wenn jedes unternehmen, das auf windows standardisiert (hat) so viel presse und öffentliche diskussion bekäme, wie springer mit dieser pro-apple-entscheidung, dann könnte sich microsoft pressearbeit für vista künftig sparen. soviel medienwirbel um nix.

  23. Döpfner und Apple – gleiche eine Doppelladung maßloser Überheblichkeit auf einmal: Ein Mann, der den erfolgreichsten Chefredakteur des Hauses (Harald Kuppek von „ComputerBILD“) in die Wüste schickt und eine Firma, die das Wort „Kundendienst“ nur vom Hörsensagen kennt.

    Was mir die Gelegenheit gibt, endlich meine Geschichte vom Apple-Kundendienst zu erzählen. NAch dem schönen spanischen Motto: Die Rache wird am besten kalt genossen.

    Also: Ich war so Anfang der 90er stolzer Besitzer eines Apple Powerbook Duo, des damals schönsten, schlanksten und erotischsten Notbooks, das es gab. Wir „Douisten“ trugen das Ding damals wie einen Banner vor uns her, machten kostenlose Markenwerbung für Apple und waren dafür sogar noch dankbar. Eines Tages lese ich, dass ein System-Update ansteht – ich weiß nicht mehr, es war irgendwie von 7.3 auf 7.4 oder so ähnlich. Eigentlich also eine ziemlich belanglose Sache. Ich rief beim so genannten Kundendienst von Apple an und fragte, was ich nun tun soll. Darauf entspann sich folgender Dialog:

    Apple-Mann: „Welches Gerät haben Sie denn?“

    Ich: „Ein Duo“

    Apple-Mann: „Oh, das ist schade, denn für dieses Modell wird es kein Update geben.“

    Ich /verdutzt): „Ja, was mache ich da?“

    Apple-Mann: „Nun, Sie können das Ding ja in Zukunft als Briefbeschwerer verwenden.“

    Das war übrigens der Tag, an den ich rausging und mir meinen allerersten Windoof-Rechner kaufte. Und siehe da, man konnte damit auch leben. Was ich bis heute tue und auch in Zukunft zu tun beabsichtige.

    Merke: Unzufriedene Kunden haben ein gaaaanz langes Gedächtnis…

  24. Eine Lanze für Wikipedia: Dass Einträge über Unternehmen von diesen beeinflusst und geschönt werden, liegt wirklich nah. Viele Nutzer wissen das auch und verlassen sich nicht auf diesen dürren Ast des Wikipedia-Wissens. Auf der anderen Seite habe ich sehr gute Erfahrungen mit Wikipedia gemacht. Die Sachgebiete IT, Archeologie und Geschichte, die ich aus eigener Erfahrung kenne, machen auf mich einen wirklich guten Eindruck.

  25. Vielleicht liegt es ja an der Haltbarkeit des Modebegriff „Web 2.0“ – aber an dem Faden ziehe ich lieber nicht. Ossi und ich sind uns einig, dass wir in diesem Punkt uneinig bleiben…

    Worüber wir uns ganz bestimmt nie streiten werden ist, dass das Web (ob 1.0, 2.0 oder x.0) ein Umdenken der Unternehmen erfordert. Um im Online-Zeitalter Kunden zu „ködern“, muss ich sie zuerst zu meinen Freunden machen. Dann sind sie (vielleicht) bereit, mir den Gefallen zu tun, mir mein Produkt oder meine Dientleistung abzunehmen oder weiter zu empfehlen.

    Andererseits ist auch das nicht wirklich neu: Ein guter Unternehmer hat immer schon zuerst den Markt erforscht, bevor er sich hinein gewagt hat. Das erfordert Investitionen – nur muss man heute anderswo investieren als früher. Nicht in Focus Groups oder Meinungsumfragen, sondern in die eigene Community. Und das Investitionsmittel ist nicht mehr (nur) Geld, sondern Zeit, Engagement und Empathie.

    Leider gehören solche Dinge aber heute (noch) nicht zum Curriculum des BWL-Studiums.

  26. als agnostiker sind mir ja beschreibungen des himmels fremd. die hölle wiederum bedarf keiner deskription, sie ist allgegenwärtig. vor allem in zügen der deutschen bundesbahn. dabei liebe ich bahnfahrten. eigentlich.

    die bahnfahrt eröffnet dem reisenden ein gespür für raum und zeit, da beide dimensionen synchron durchfahren werden. fliegen hingegen ist ganz und gar unhistorisch. fliegen ist das gegenteil von er“fahren“.

    im zug erinnere ich stundenlange bahnfahrten, die ich als heranwachsender oft unternahm. hinter dem fenster des abteils (eines richtigen abteils, in dem man mitreisende noch kennenlernen durfte, weil deren anzahl auf fünf begrenzt war) lief stets ein neuer phantastischer film ab. fuhr man durch die ddr, gabs sogar gelegentlich filme mit untertiteln. fuhr man etwa anfang der achtziger jahre von münchen nach berlin konnte man gleich hinter der grenze eine der seltsamsten botschaften lesen, die je durch fenster der deutschen reichsbahn drangen: „die thüringischen schokoladenwerker arbeiten an der hauptaufgabe des sozialismus“ – ach deshalb!

    so buche ich noch heute gerne bahnfahrkarten (die leider auch keine mehr sind) und hoffe stets erneut auf die wiederkehr jener kontemplativen er-fahr-ungen. und natürlich buche ich wenn möglich ein „abteil“ und erst recht einen wagon mit handyverbot (jetzt mit ich bei deinem thema, tim). solange aber die bahnverwaltung sich weigert störsender in solchen zugabteilungen zu installieren, die empfang und sendefähigkeit mobiler kommunikationsgerätschaften technisch verunmöglichen, werden unsere sinne auch in solchen zügen keine ruhe mehr finden. die kakophonie von klingeltönen ist mit vorschriften alleine schon lange nicht mehr zu verhindern.

    „ich bin jetzt im zug“ (ach!)
    „gleich kommt bebra“ (wo kommt das denn wieder her?)
    „ich fand gabi gestern auch unmöglich“ (toyota!)
    „wann können sie denn die schrauben liefern“ …

  27. Der Zug, lieber Michael, ist durch!

    Wenigstens will die Lufthansa, ausweislich eines Gesprächs, das ich kürzlich mit der Pressestelle hatte, weiterhin am Verbot von Handygesprächen in der Luft festhalten – obwohl das Märchen von der angeblichen Störung empfindlicher Bordsysteme inzwischen als Lüge enttarnt worden ist. Der Kranich-Mann meinte, man befürchte inzwischen nicht mehr technische, sondern vielmehr zwischenmenschliche Störungen…

  28. ossi hat recht und unrecht zugleich, wenn er schreibt: „Im Internet geht es immer zuerst, um die Entwicklung eines erfolgreichen, weil für die Nutzer hilfreichen, Angebots und dann erst um dessen Monetarisierung.“

    natürlich geht es heute beim thema web 2.0 nicht um erfolgreiche monetarisierungsmodelle. deshalb werden die meisten professionellen businessplanliteraten wohl auch erstmal auf die schnauze fallen.

    ich glaube aber, es geht noch nicht einmal zwingend um die entwicklung eines für die nutzer hilfreichen angebots. wer heute erst nach nutzenversprechen sucht, ehe er eine web 2.0-anwendung veröffentlicht, kann gleich gemeinsam mit den businessplanliteraten eine therapiegruppe aufmachen.

    das hat uns doch schon der siegeszug des personalcomputers gelehrt, dass es keiner killing application und keines nutzenversprechens bedarf, damit sich eine technologie durchsetzt. erinnert sich noch jemand an die vor zwanzig jahren vielfach belächelte frage „was soll ein computer zuhause? soll man mit seiner hilfe etwa das haushaltsbuch führen?“ der heimcomputer war bei seiner marktdurchsetzung aber auch sowas von blödsinnig, dass man sich auch nicht darüber wundern sollte, wenn wir künftig alle nur noch twittern.

    ich finde es eine schöne tradition afrikanischer völker, dass sie die vergangenheit vor sich und die zukunft hinter sich sehen. wichtig ist vorne.

  29. nur weil herr pflugbeil offensichtlich nur die allerweltsfussballbilder von PANINI, nicht aber die mit den eingearbeiteten mp3-files von PAGANINI kennt, will er jetzt wieder recht haben. ja ja …

    es ist doch bekannt, dass der meidericher sv deshalb meidericher SV heisst, weil hier das „sv“ für StradiVari steht … die berühmte meidericher stradivari, nicht zu verwechseln mit dem oberhausener straciatella

    na gut. soll er recht haben, der herr pflugbeil …

  30. Loutro scheint mit ähnlichen Raten gewachsen zu sein, wie der Mobilfunkmarkt. Ich kenne das noch als 1-Kneipen-Ort, an einem der schönsten Fleckchen Erde.

  31. Pan troglodytes ist der gemeine Schimpanse, Panini ist also der Tribus der Schimpansen aus der Familie der Menschenaffen, Hominidae. Vielleicht heisst der Verlag so wegen der auffälligen Ähnlichkeit der Panini mit den Sportlerportraits…

    Glückwunsch zum 10. Eintrag in meiner Blogliste, ich lese mal ne Weile hier mit, solange, bis Sie die Lust verlieren 🙂

    Herzliche Grüße,
    -svb.

  32. So epochal dieser Bericht ist, geht er doch leider von einer falschen Voraussetzung aus: Mit „Digitalis vincit omnia“ gelang Czylansky nicht etwa eine „philosophische Standortbestimmmung der Digitalität im Kontext der freien Willensausübung“, sondern vielmehr ein philosophisch unterfütterter Diskurs über die Wirkungsweise des Gifts der Pflanzengattung der Fingerhüte (lateinisch Digitalis) im Kontext der freien Willensausübung. So ist „Digitalis vincit omnia“ ganz konkret mit „Der Fingerhut besiegt alles“ im Sinne des unausweichlich wirkenden Gifts zu verstehen, was natürlich auch die weiteren Folgerungen in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.

    Diese tiefere Erkenntnis über das Wesen des Czylanskyschen Denkens verdanke ich meinem Großonkel mütterlicherseits, der, um die fragliche Zeit im Coopi verkehrend, an dem bewussten Tag an starker Diarrhoe leidend, längere Zeit auf der Herrentoilette des Etablissement zubrachte und, über die Art des dort ausgelegten Papiers verwundert, vor seinem Gebrauch mühsam die kaum sichtbar eingeprägte Schrift im schwachen Schein des Abortlichts entzifferte und ob der darin sichtbar werdenden Genialität erschauerte, was seiner Diarrhoe immer neuen Antrieb verlieh, sodass er nach und nach das gesamte Werk Czylanskys sowohl erfuhr als auch hinter sich brachte.

  33. die guten unternehmer haben früher wie heute den markt erforscht. und sie haben bei bekanntem marktumfeld auch alle erfolge erzielt.

    bei unbekannten variablen – wie im web 2.0 – geht es aber meistens in die hosen mit der prognose. es werden die erfahrungen und lehren der vergangenheit herangezogen, um schlüsse für die zukunft zu ziehen. das klappt nicht.

    trifft jemand mit einem blindschuss in ziel, dann geschieht das überwiegend zufällig und in einem unternehmen ohne vergangenheit und mit noch keiner zukunft. die genial blödsinnige idee zu einer killer application kann man nicht durch endlose meetings, horrende investitionen oder analysen der vergangenheit erzwingen.

    so starren die führenden unternehmen bei web 2.0 wieder mal wie die kaninchen auf die markttrends. wartend und hoffend, dass sich dort unter den blindschleichen wenigstens eine schlange befindet.

  34. hallo herr von bomhard,

    ich freue mich auf die nächsten zehn jahre gedankenaustausch. denn dass wir die lust verlieren mag ja sein. allein es hält uns die verantwortung mit forschung und leere dem andenken czyslanskys zu dienen.

    herzlichst
    mik

  35. Auf den Malediven war das früher auch so ähnlich – leider haben sie da angefangen, auf den Inseln auch Handynetz-Antennen aufzubauen. Aber zum Glück immer noch extrem teuer, weshalb man dann eh keine Lust zum telefonieren hat.Ich hab gehört, in der Antarktis gibt es auch noch handyfreie Zonen …

  36. Auch wenn wir hauptamtlichen Czyslansky-Forscher natürlich den wertvollen Beitrag talentierter Amateure bei der Schließung schmerzlich klaffender Lücken in unseren Wissensstand über diesen großen Geist schätzen, muss vor voreiligen, auf Hörsensagen oder oraler Überlieferung basierenden Schlüssen gewarnt werden.

    Zwar ist es richtig, dass Czyslansky die Verwendung bewußtseinserweiternder Stoffe zur Wirkungsunterstützung der vor allem in seiner Frühzeit äußerst beschränkten technischen Hilfsmittel zur Erlangung des angestrebten Zustands der Loslösung des digitalisierten Geistes vom Primat des Willens bedient hat. Insofern kann Czyslansky durchaus zu Recht als ein Vordenker jener Generation enthusiastischer Gruppenforscher gelten, die Ende der 60er Jahre vor allem im Haight-Ashbury-Viertel von San Francisco ihren Versuchen nachgingen, die Fesseln der Analogität abzuwerfen und den Weg zu einer quasi-digitalen Entrücktheit zu erlangen (siehe Aldershot et al., „Bottled Love“, Berkley University Press, 1967).

    Dass Czylansky kurzzeitig unter anderem auch mit dem Extrakt von verschiedenen zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) zählenden Pflanzen experimentierte, ist ebenfalls bekannt – ja, es wäre verwunderlich, wenn er ausgerechnet diese bereits seit dem 16. Jahrhundert wegen ihrer angeblich enzianähnlichen (!) Wirkung bekannte Heil- und Giftpflanze ausgelassen hätte, wo er ansonsten offenbar den Ehrgeiz besaß, die ganze bis dahin bekannte Pflanzenwelt in seine allabendlichen Versuchsreihen einzuschließen. Auch dem seltsamen Gemisch von Alaun, Apfelsaft und Bleiazetat („Bleizucker“), den der Wirt des Coopi um diese Zeit unter dem Fantasienamen „Chateau Limatkai“ ausschenkte, wird ja eine gewisse halizunatorische Nebenwirkung zugeschrieben, die aber als eher anekdotisch anzusehen ist.

    Dass Czylansky allerdings ein ganzes Frühwerk dem Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) gewidmet haben soll, ist in hohem Maße unwahrscheinlich. Schließlich konnte auch der gelehrte Tabernaemontanus (vulgo: Jacob Theodor, 1522-1590) keine ernsthafte Anwendung für diese Pflanze finden, was ihn zu den bekannten Ausspruch nötigte: „Wozu diese Kreuter zu gebrauchen seyn/ finde ich nicht bey den Authorn.“

    Viel wahrscheinlicher ist, dass Ihr Großonkel einer sich bis heute hartnäckig haltenden, jedoch irrigen Ansicht nachhing, Digitalis pupurea sei ein Verwandter der Hanfgewächse und deren Wirkungsweise deshalb mit der der Cannabinoiden vergleichbar. Welche Auswüchse diese Fehlannahme haben kann beweist das Schicksal der bereits 1895 gegründeten, heute jedoch (bis auf gewisse digitale Restspuren im Internet) verschwundenen Digitalis Bakery in Chicago, ein erfolgloser Vorläufer der heutigen Hanfbäckereien.

    Nein, so einfach wird sich das Geheimnis um „Digitalis vincit omnia“ wohl doch nicht lüften lassen. Allerdings könnte ein wichtiger Schlüssel darin zu suchen sein, dass der große, der unvergleichliche Cyzslansky ungeachtet seiner sonstigen Verdienste um die zivilisatorische Bedeutung der Digitalität in der Moderne doch zugegeben eine kleine, allzu menschliche Schwäche besaß: Sein Latein (vergl. Hammermaier, Schmidtbauer und Grobian, „Czyslansky – Schulzeit und frühen Wanderjahre“, Universitätsverlag Heidelberg, 1952) war einfach grauenhaft!

  37. Das Furchtbare an dem Satz „Suchmaschinen bestimmen was wichtig ist und was nicht“ ist, dass er wahr ist! Was übrigens der Grund ist, weshalb Google heute für mich heute eine ähnliche Rolle spielt wie früher Microsoft – nämlich als gruße, graue Gefahr am digitalen Horizont. Google ist für mich die öffentlichkeitsscheuste Firma, die ich kenne, die so genannte „Pressestelle“ im wahrsten Sinne des Wortes eine Presseverhinderungsstelle. Gleichzeitig ahne ich, dass Google dabei ist, mehr Wissen und damit mehr Macht an sich zu reißen als je ein anderes Unternehmen zuvor in der Geschichte. Das Mißbrauchspotenzial ist riesig, Kontrollmöglichkeiten gibt es keine. Bin ich der Einzige, dem da ein Schauer übr den Rücken läuft?

  38. Was seid Ihr? Neoluditen? Maschinenstürmer also? Wer nicht erreichbar sein will, braucht doch nur abzuschalten. Mich ärgern schlechte Verbindungen viel mehr als überhaupt keine. Und das Mithören von Handy-Gesprächen im Zug sehr aufschlussreich. Okay nicht immer. Aber in den Fällen, dienen sie der Face-to-face-Kommunikation im Großraumwagen: „Geht´s auch leiser?“ oder den fand ich besonders gut: „Es reicht vollkommen, wenn ich Ihr Gerede mitanhören muss. Also stellen sie Ihr Telefon doch bitte leiser, damit ich die blöden Antworten Ihres Gesprächpartners nicht auch noch hören muss.“

  39. tim,

    was mir den schauer über den rücken laufen lässt, ist die sorglosigkeit und ignoranz der 15-35 jährigen im umgang mit eingriffen in ihr persönlichkeitsrecht und datenmissbrauch. denen ist das alles wurscht.

    während es vor gut 20 Jahren in 1987 hunderte von bürgerbewegungen und hunderttausende „nein-danke“ prosteste gegen die nach heutigen gesichtspunkten total harmlose volkszählung gab, schaut heute jeder jedem per satelit auf die terasse, bleiben in foren alte aussagen und jugendsünden für die nachwelt und den arbeitgeber konserviert, fotografieren google-cars ungefragt städte und wohngebiete.

    wo ist die radikale jugend? studenten? grüne? jusos? ju?

    die großen datenschutz-themen früherer zeiten sind schon alle den bach runter. wir erinnern uns kaum noch an die heftige diskussion wegen abgetippter telefonbücher, die eine zuordnung von name und telefonnummer erlaubten. oder an die genehmigungspflicht von luftaufnahmen. das regt schon keinen mehr auf.

    google ist da nur ein weiterer großer sargnagel.

  40. was mich im zusammenhang mit den streetfotografen von google interessiert: wem gehört eigentlich mein virtuelles haus in google? und umgekehrt: was darf ich mit dem schaufenster meines bevorzugten münchner zigarrenhändlers in google künftig machen? darf ich dort eine anzeige schalten: „wenn sie auch hier ihre rauchware beziehen, dann sollten sie in sachen pr mal mit vibrio reden?“ darf ich aus dem fenster des münchner büros einer mit mir verfeindeten agentur in der google-variante eine fahne hängen lassen?

    oder nehmen wir einmal an, tim wurde von google fotografiert, wie er mit einer zigarre vor dem bayerischen landtag steht: darf ich ihm dann ein schild umhängen und zum virtuellen sandwichmann umfunktionieren? und ist das dann eine virtuelle demonstration in der bannmeile des bayerischen landtags?

    und wem gehöre ich in google?

  41. wem gehöre ich in google?

    interessante frage. anscheinend ist man in google herrenlos. es gibt dazu schon erste indizien. wenn man in google maps reinschaut, sieht man was auf einen zukommt:

    „hier wohnt meine dumme ex. wer es sich [es folgt eine beschreibung sexueller handlungen], sollte dort mal klingeln.“

    „hier lebt die alte Stasi-[es folgt die beschreibung eines schmitzigen paarhufers]!

    „die pizza hier ist absoult ungeniessbar“

    das wird sicher noch lustitsch … evtl nuss man später lizenzen zahlen, wenn man auf seinem büro-fenster webung stehen hat.

  42. Google ist weitgehend rechtsfreier Raum. Siehe dazu meine gebloggte Erfahrungen mit dem Löschen von Inhalten, die sich Google einmal gekrallt hat („Die Online-Geister, die ich rief„). Das ist für mich eindeutig Rechtsberaubung und Diebstahl geistigen Eigentums.

    Googles Reaktion? „Sue us!“

    (Und übrigens: Unser Firmensitz – und Gerichtsstand – ist 1600 Amphitheatre Parkway, Mountain View, California…)

  43. … rechtsberaubung und diebstahl – so empfinden nur noch diejenigen, die die welt noch ohne handy, internet und bankautomaten kennen.

    für die heranwachsende generation in den schulen und unis ist der jetzige zustand mit den in suchmaschinen zusammengeklauten und kostenlos verfügbaren bits und bytes die normalität. sie hat hier überhaupt keine bedenken – im gegenteil. man versteht unsere skrupel gar nicht. selbst private infos werden als bringschuld ganz selbstverständlich ins netz gestellt. das ist cool.

    wir sind von gestern – auslaufmodelle.

  44. … und ich bin immer noch verblüfft, wieso der Skype-Deal nicht gegriffen hat. Als ich damals von der Transaktion gehört hatte, war meine erste Reaktion: „Jetzt packen sie es doch noch. Bezahlen + reden (i.e. Vertrauen gewinnen) + Dinge verkaufen – und das alles unter einem Dach! Faszinierend!“ Na gut, bisserl teuer war Skype, ok.

    Ansonsten habe ich dem Artikel nichts hinzuzufügen – richtige Einschätzung, sehe ich auch so!

  45. Wer sich über die fehlende Privatsphäre in seinem Eingenheim durch Google Autos und Satelitten echauffiert, dem empfehle ich – nach Einnahme einer höheren Dosis Herztropfen – das Portal:

    http://www.rottenneighbor.com

    Dort kann man die Eigenarten seiner Nachbarn mit der Google-Luftaufnahme des Häuschens verknüpfen, um so die Wohnqualität in seiner Gegend zu dokumentieren.

    Hier ein paar Beispiele für Eintragungen:

    Paranoide Frau, Tötet Katzen und Hunde, Pedophiler, Mäht seinen Rasen nicht, Raucher, Hund bellt dauernd, laute und unerzogene Kinder, stinkt, Alkoholiker-Familie, betrügt seine Frau, Holt die Polizei wenn gegrillt wird …

  46. Wenn man dem Chronisten Glauben schenken darf, stützen sich unsere Erkenntnisse über Czylanskys Frühwerk „Digitalis“ einzig auf einen Amateurforscher in persona meines Großonkels – schließlich scheint Czylansky sein Elaborat nicht einmal selbst gelesen zu haben, vorausgesetzt, das Versagen seiner Schreibmaschine war tatsächlich ein solches und das Schreiben ohne Farbband nicht Teil einer Machination Czylanskys, die das Auslegen des Manuskripts in der besagten Herrentoilette einschließt und deren Ziel bei unserem heutigen Kenntnisstand noch obskur erscheint. Jedenfalls ist dieses wissenschaftlich gesehen unsichere Zeugnis vom Inhalt des Manuskripts bedauerlich, um so mehr, als gewisse Zweifel an der Seriosität des Berichts angebracht erscheinen.

    Mein Großonkel war nämlich eigentlich nur ein Nenn-Onkel, in Wahrheit jedoch ein sehr entfernter Verwandter meiner Mutter. Er trug den Namen Monkhouse, einer unbedeutenden Seitenlinie des bedeutenden schottischen Irving-Clans, dessen Wurzeln bis ins 4. Jahrhundert zurückreichen, der über Jahrhunderte die schottischen Könige stellte und dem auch meine Mutter, eine geborene Irving, entstammte.

    Die Monkhouse-Linie verdankt ihr Entstehen einer romantischen Episode am Rande der 2. Schlacht von Höchstädt am 13. August 1704, mit welcher der spanischen Erbfolgekrieg (1701 – 1714) einen gewissen Höhepunkt erreichte. In dieser Schlacht besiegte ein alliiertes Heer aus Österreichern, Kaiserlichen, Holländern und Engländern das französisch-bayerische Heer, und bei den kaiserlichen Truppen diente als Offizier auch ein gewisser Franz Titus von Münchhausen, ein Vorfahr von Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen, (1720 – 1797), der als Lügenbaron in die Literaturgeschichte einging.

    Befehlshaber der englischen und holländischen Truppen war John Churchill, der spätere erste Herzog von Marlborough (1650-1722). Auf diesem Feldzug begleitete ihn eine gewisse Mary Beth Irving, die von Zeitgenossen wegen ihrer Schönheit und Anmut gerühmt wurde. Zwischen dem jungen, feschen Franz Titus und Mary Beth entspann sich nun im Feldlager vor der Schlacht eine Liaison, und als dies Churchill zu Ohren kam, schickte er sie erbost nach Hause. Franz Titus folgte ihr nach Schottland und anglizierte dort seinen Namen zu Monkhouse (wie es später ja auch in englischen Königshäusern üblich wurde). Nach ihrer Heirat lebten Mary Beth und Franz Titus Monkouse dort glücklich bis an ihr Ende und vererbten den Münchhausischen Hang zum Märchenerzählen an ihre Kinder und Kindeskinder.

    All dies in Betracht gezogen, scheint es immerhin möglich, falls sich nicht noch weitere und vor allem seriösere Quellen erschließen lassen, dass der wahre Inhalt eines Frühwerks eines so bedeutenden Denkers wie Czylansky als leider für immer verloren gelten muss.

  47. Ich bin seit einiger Zeit ein immer begeisterterer Leser der „ePaper“-Ausgabe der SZ. Ich hatte das Abo ursprünglich nur abgeschlossen, weil ich im Urlaub keine tagesaktuelle Ausgabe bekam, mittlerweile schaue ich aber auch daheim rein.

    Ich vermute, dass es außer Nostalgie in den meisten Fällen eigentlich keinen echten Grund gibt, Informationen auf Papier zu drucken…

  48. Ich finde, aus nostalgischen Gründen sollte die Bahn eine kleine Ausgabe des Kursbuches weiter drucken. Eine so große Ansammlung von Unverständlichem findet man so schnell nicht wieder. Und E-Paper erinnert mich an Theater im TV. Das wirkt auch irgendwie künstlich.

  49. Die ITler neigen einerseits zu Pragmatismus, andererseits gibt es keine andere Branche, die so atemlos dem letzten Trend hinterherhechelt. Findige IT-Vermarkter wissen das, und sie haben ein ungeheures Talent entwickelt, olle Kamellen in möglichst schicke neue Modebegriffe zu kleiden. Dieses Überkleben des Haltbarkeitsdatum mit immer neuen Buzzword-Etiketten führt gelegentlich zu digitalem Gammelfleisch. Manchmal aber – und ich würde argumentieren, dass Cloud Computing dafür ein gutes Beispiel ist – wird eine gute Idee, deren Zeit einfach noch nicht gekommen ist, lange genug am Leben gehalten, bis sie einschkagen kann.

    Was wir heute als „Cloud“ bezeichnen hieß mal Batch Processing und war in der Mainframe-Welt gang und gäbe. Dann kamen die PCs, und alles wurde aufs Desktop verlagert. Mit der Vernetzung kam das Client/Server-Modell groß in Mode, das wiederum Dinge gebar wie ASP (Application Service Providing), Managed Services, SaaS (Software as a Service), Utility Computing und nun halt eben die große Wolke. Auch wenn der I-Tüpfler noch einen winzigen prinzipiellen Unterschied zwischen ihnen herauskitzeln kann, bleiben sie für den etwas distanzierten Betrachter im Grunde immer das Gleiche: Outsourcing von Datenbeständen, Anwendungen oder IT-gestützten Prozessen.

    Klar macht das mehr Sinn als alles selber machen, vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen, die sich besser auf ihre Kernkompetenz konzentrieren und Geld verdienen sollen statt zu versuchen, eine eigene, immer komplexere IT am Laufen zu halten. Aber ich war lange genug in Schwaben daheim um zu wissen, dass wo Menschen sind, es menschelet. Und eine der ureigensten Wesenzüge vieler Menschen ist es, unbedingt alles selber machen zu wollen, nach dem Motto: „Was ma nett selber mecht, des wird nix!“

    Was natürlich ein großes Glück ist für die IT-Industrie, denn die kann weiterhin Hunderttausenden von Mittelstandsunternehmen immer neue Hardware und Software andrehen, die sie gar nicht bräuchten, wenn alles über die Wolke, sprich: über eine Handvoll Großrechenzentren liefe. Von wegen Pragmatismus: Die Irrationalität wird vorsätzlich geschürt!

  50. das kursbuch in digital ist sinnvoll. jeder internet-nutzer konnte schneller bahnverbindungen finden, als ein schaffner mit dem gedruckten kursbuch.

    das e-paper ist nützlich. überall in der welt hat man die heimatzeitung im zugriff. ob das oft sinn macht ist was anderes. ausserdem sind die hardwareanforderungen oft recht hoch.

    paper ist geduldig und oft sinnvoller. braucht kein netzteil. kann in der sonne gelesen werden. kann mit aufs klo. umblättern statt page-down. 100%ige präsenz statt „loading next page“. man kann den sportteil rausnehmen und den rest der frau geben. und vor allem: man kann salate damit einwickeln oder grillfeuer anmachen …

    einige sachen lassen sich digital ersetzen und machen sinn.
    viele sachen lassen sich digital ersetzen, machen aber keinen sinn.

  51. Als Amerikaner und damit als ebenso leidenschaftlicher wie professioneller Griller kann ich nur sagen: Zeitungspapier eignet sich überhaupt zum Anzünden! Es stinkt, macht Rauch und wenig Hitze und hinterlässt viel zu viel Asche. Mein Tipp: Der Grill-Kamin von Weber.

    Das Problem mit der Ehefrau lässt sich auch prima lösen: Kaufen Sie ihr ein eigenes Laptop! Dann können Sie beide friedlich morgens am Frühstückstisch beim KAffeetrinken surfen, ungestört die ePaper-Ausgabe Ihrer jeweiligen Lieblingsgazette lesen und sich vielleicht auch noch per E-Mail „guten Morgen!“ wünschen.

  52. für all diejenigen, die je versucht haben mit dem e-paper der süddeutschen zeitung ihren grill anzuzünden, relativiert sich die relevanz der worte tims doch deutlich …

  53. zeitung im grill – die deutsche version vom smoker …

    es gibt bereiche, da sind uns die amerikaner wirklich haushoch überlegen. in der bbq diaspora deuschland nimmt man zeitung, spiritus und tschechische kohle. während in amerika sogar das geeignete holz für den smoker regelmäßig hitzige diskussionen entfacht.

    btw: der deutsche grill hat erfahrungsgemäß immer die beste hitze, wenn die gäste die party bereits verlassen.

  54. Das klingt definitv überzeugend. Ich werde meinen Weber ab sofort nur noch mit den Zedernholz-Spänen entfachen, die sonst eigentlich nur für meine Zigarren zum Einsatz kommen. E-Paper oder Daily-Offline-Analog-Paper (früher Tageszeitung genannt) kamen bei mir noch nie zum Einsatz, weder zum lesen, noch zum Grillanzünden. Aber was nimmt der kultivierte Griller für eine Kohle? Nicht tschechisch, woher dann? Ruhr-Kohle, deutsche Eiche?

  55. Die Nervosität für Unternehmen und Investoren im Web 2.0 kommt doch im Augenblick aus zwei Persepktiven.

    -Die Nutzer

    Wie bei vielen Internetmodelle trifft auch insbesondere bei alle Web 2.0 Angeboten das Gesetz von Metcalf zu. Das Metcalfesche Gesetz ist eine Faustregel, nach der der Nutzen eines Kommunikationssystems mit dem Quadrat der Anzahl der Teilnehmer wächst ( Quelle : http://de.wikipedia.org/wiki/Metcalfesches_Gesetz ). Hat man aslo erst einmal genug Nutzer in einem Segment ist es für einen neuen Marktteilnehmer ernorm schwer diese Markt Hürde wieder einzureissen. Konsequenz – Die Unternehmensgründer und Investoren haben einen enorm hohen Druck Ideen zu entwickeln ( oder aus Amerika zu kopieren), schnell an den Markt zu gehen und Marktanteile aufzubauen –

    Hohes Investment – schnelle Exitstrategie – Villa in Starnberg.

    – Die Monetarisierung

    Leider folgt die Logik vieler Web 2.0 Businesspläne der folgenden:
    Businessplan
    50.000.000 PI / Monat
    3 Werbeplätze
    TKP 12,50€
    = 1.875.000 € /Monat *12 = 22.500.000

    Bleiben nach Abzug für den Vermarkter 15,75 Mio.€. Nicht schlecht. Die Firma ist locker 50 Mio.€ wert. Ich sollte für meine Villa in Starnberg die Garage erweitern.

    Realität
    50.000.000 PI/Monat
    3 Werbeplätze
    TKP 0,2€
    Auslastung
    20%

    = 6.000€/Monat *12 = 72.000€

    Bleiben nach Abzug für den Vermarkter 50.400€ aus der Werbung. Wie zhalen wir die Serverkosten?

    Ist deswegen Web 2.0 tot?

    Nein, überhaupt nicht. Es gibt bedauerlicherweise für diejenigen, die damit Geld verdienen wollen noch kein Overture oder Google des Web 2.0 (siehe auch http://blog.alexanderholl.de/?p=21 ). Gefragt ist Ausdauer und Geduld.

    Google hat Zeit

    Googles Mission ist die Informationen dieser Welt zu organisieren. Google CEO Eric Schmidt von Google schätzt, das dies ca. 300 Jahre dauert. Wird es also Google interessieren ob Sie nächstes Jahr mit Ihrem Kauf von YouTube profitabel sein werden. Wohl kaum.

  56. Also, ich könnte mir eine Welt ohne „Tatort“ und „Kleines Fernsehspiel, vor allem aber ohne Jörg Pilawa, Johannes B. Kerner und „Willkommen bei Carmen Nebel“ sehr gut vorstellen. Nichts gegen Tagesthemen und ZDF-Journal, und auch ein paar knallharte, unabhängige Polit- oder Verbrauchermagazine sind sicher nice to have. Aber da ich sie allesamt nicht wirklich anschaue (wenn ich den ganzen Tag vor dem PC gesessen bin brauche ich abends keine Mattscheibe mehr sondern ein gutes Buch), sind mir €17,03 im Monat für „Zwangs-Pay-TV“ genau 17,03 zu viel. Dass ich damit aber auch noch eine gebührenfinanzierte Konkurrenz zu den Verlagsangeboten im Internet mitbezahle, empfinde ich als Unverschämtheit.

    Deshalb ganz klar: Ich bin für ein möglichst enges Korsett, das die Online-Aktivitäten der Öffentlich Rechtlichen genau regelt – und einschränkt. Anders ausgedrückt: Wir brauchen eine neue und sehr viel restriktivere Definition des „öffentlichen Auftrags“ an unsere gebührenfinanzierten TV-Sender. Wer etwas anderes behauptet, dem sollte man zwei Ohropax-Kugeln geben, damit er seine Ohren vor dem selbstsüchtigen Sirenengesang der Lobbyisten von ARD und ZDF verschließen kann.

  57. Spannendes Thema – als Mitglied der Medienpolitischen Kommission der IHKs in Hessen – habe ich meine Meinung dazu in einem Kommentar zu einem trockenen, stark kommentierten Beitrag von Thomas Mickeleit http://www.mediacoffee.de/thomasmickeleit/item/485#c zusammengefasst:

    Öffentlich-rechtliche online heißt für mich unkontrollierte Überschreitung des Programmauftrags, Verstoß gegen EU-Vorgaben und Verzerrung des Wettbewerbs zu Ungunsten privater Medienanbieter. Bislang gab es eine nette freiwillige Selbstbeschränkung der Internet-Budgets auf geschätzte 50 Millionen Euro, angeblich etwa dem zweifachen des Umsatzes von Spiegel.de und Süddeutsche.de zusammen. Das ist Geschichte, da ARD und ZDF auf digitale Expansion schalten: Ausbau der eigenen Angebote und Zweitverwertung, am liebsten auch über die Portale privater Verleger ( http://www.lesenswert24.de/2008/04/wenn-unsere-gez-gebuehren-privaten-verlagen-helfen/ ). Ich finde es schon bedenklich, dass meine Gebühren in öffentlich-rechtliche Websites mit Online-Shops, Bilderserien, Textredaktion, Börseninformationen, User-Uploads, Mobile-Anwendungen, Ratgeberseiten oder Spieleangebote fließen. Das können Private auch und hat mit Wahrung des Programmauftrags wenig zu tun. Damit öffentlich-rechtliche Sender ihren durch Gebührenzahler finanzierten Wettbewerbsvorteil via IP nicht voll ausspielen (siehe hierzu auch: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,547458,00.html ), muss der Gesetzgeber bei den Verhandlungen zum nächsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag endlich für Klarheit und vor allem Begrenzungen sorgen.

    Eine Änderung des Gebührenmodells vom Gerätebezug hin zum Teilnehmerbezug gehört da natürlich dazu.

    Und wenn man sich nicht zu einer Begrenzung durchringen kann, so sollten – wie in anderen Ländern schon praktiziert – die vom Gebührenzahler finanzierten Programme, die je nach Interessenslage durchaus Qualität liefern, als „Open Source“-Angebote an jeden abgegeben werden, der damit Online-Angebote ergänzen möchte.

    Frühere Blog-Einträge zum Thema:
    http://www.mediacoffee.de/stephanfink/item/390#more
    http://www.mediacoffee.de/stephanfink/item/122

  58. mir geht es sehr gut dabei, dass ich die sites der öffentlich rechtlichen nutzen kann….und ich möchte die ard.de sowie die tagesschau.de nicht misssen….denke mal es gibt keine privaten angebote die eine derartige qualität bieten und es kommt noch hinzu, gerade in krisen sind mir die öffentlichen rechtlichen doch am liebsten…

    was ich nicht verstehe, warum man zulässt, dass das ÖR derart viele subkanäle betreiben darf, alleine von der ard vier oder 5 subkanäle im TV oder im radio b5plus etc… ich bin der meinung, mal man sollte den ÖR sehr wohl online auch gestatten, allerdings mit klaren einschränkungen hinsichtlich dem budget, so dass eine ausuferung wie im tv und radio nicht basiert..
    ich plädiere dafür, dass 70% der ÖR sender wie die dritten und die sparten sender komplett eingespart werden und mit dieser einsparung der gebühren dann ein solides online und mobile angebot betrieben wird. mobil gibt es ja noch nichts sinnvolles der ÖR..

    just my five cent – habe selbst lange bei privat tv gearbeitet.

  59. Wie wäre es denn, wenn sich die ö-r einfach dem Wettbewerb entzögen…also bewusst kein Quotenprogramm mehr machen, sondern ihrem Auftrag einfach wieder gerecht würden. Das wäre bei der kulturellen und journalistischen „Qualität“ der Privaten dringend notwendig und dann würde auch das Schielen der ö-r Funktionäre auf die Quoten nicht mehr notwendig und die privaten würden nur noch mit sich selbst konkurrieren.

    Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir unter einer Generation der ö-r Funktionäre leiden, deren Selbstbewusstsein allein durch die Quoten bestimmt wird, die besser sein müssen als die der Privaten. Eigentlich sollte es dem ö-r Auftrag gemäß aber mehr um Qualität, denn um Quoten gehen – doch dann fühlen sich die ö-r Funktionäre auf den ganzen medienzirzensischen Podiumsdikussionen nur noch als Medienarbeiter zweiter Klasse.

    Gibt es diese Diskussionen in Großbritannien um die BBC eigentlich auch? Und warum ist Public Radio in den USA so erfolgreich? Der private deutsche Einheitstrashbrei in Fernsehen und Hörfunk wird langsam unerträglich und weil die Privaten das merken, versuchen sie einfach die ö-r Konkurrenz schon mal auszuschalten, bevor sie anschließend über sich selbst herfallen. Das gilt übrigens auch für das Internet (und den Teletext) der privaten: Trash und Kommerz, wohin man klickt…wo ist da bitte ein Konkurrenzverhältnis zu den ö-r Internet-Angeboten.

    Oder fürchten die privaten einfach, dass das Qualitätsprogramm im Internet der ö-r einfach attraktiver ist. Wenn das so ist, dann ist das gut so – wir haben uns für das duale System entschieden (es lohnt sich übrigens die Argumente vor allem der CDU/CSU von damals wieder hervorzukramen), um die Vielfalt zu steigern und einen qualitativen Wettbewerb zu fördern. Jetzt führen im Internet die ö-r vor den privaten, auch das muss im Wettbewerb, so wie er im dualen System vorgesehen war, erlaubt sein.

  60. >denke mal es gibt keine privaten angebote die eine derartige qualität bieten

    Lieber doldo

    Da beisst sich die Katze doch genau in den Schwanz. Wie sollen die Verleger gegen die gebührenfinanzierte Marktmacht von ARD und ZDF anstinken. Siehe Stephan Finks Kommentar:

    >Bislang gab es eine nette freiwillige Selbstbeschränkung der Internet-Budgets auf
    >geschätzte 50 Millionen Euro, angeblich etwa dem zweifachen des Umsatzes von
    >Spiegel.de und Süddeutsche.de zusammen.

    Das ist subventionierte Marktverzerrung in Reinkultur, und damit muss Schluß sein. In Deutschland kann sich gar keine richtige Online-Medienkultur entwickeln. Den Verlegern schwimmen aber die Felle im angestammten Printgeschäft davon. Am Ende werden wir keine ordentlichen Tageszeitungen mehr haben UND keine anständigen (bzw. lebensfähigen) privaten Online-Medienangebote. Wollen Sie das wirklich?

  61. na dann will ich mal für einen grosszügigen ausbau der online-aktivitäten der öffentlich-rechtlichen anstalten plädieren; und das nicht nur damit hier ein wenig stimmung in die diskussion kommt.

    ich plädiere aus drei gründen hierfür:

    erstens: die traditionellen aktuellen nachrichten- und informationssysteme sind doch mehr als alles andere von aktuellen online-angeboten bedroht. und das ist gut so, weil das internet mit seiner aktualität, seiner tiefen verlinkung und seiner interaktivität gegenüber tagesthemen und heute-journal phantastische vorteile bietet. nachrichten und information aber sind neben kultur und bildung die klassischen stärken öffentlich-rechtlicher systeme. die journalistische qualität der öffentlich-rechtlichen nachrichten sollte im internet-zeitalter erhalten bleiben.

    mir ist schon klar, dass die alte begründung zur einführung des öffentlich-rechtlichen rundfunks – die knappheit der kanäle – im internet hinfällig geworden ist. aber qualitätsjournalismus ist teuer. und rein werbefinanziert wird er sich im internet nur schwer durchsetzen.

    zweitens: die tageszeitungen haben uns in den vergangenen jahren gezeigt, dass insbesondere lokalinformation unter lokalen monopolen leidet. dass es heute fast nur noch einzeitungskreise gibt, liegt natürlich an der begrenztheit lokaler anzeigeneinnahmen und den relativ hohen entstehungskosten von tageszeitungen (ja gut, auch an dern irren renditen der verlage und den hohen wirtschaftlichen marktzugangsbarrieren). das internet wird dieses problem zum teil relativieren. online werden wir vermutlich einige mehr lokale player erhalten, als wir dies aus der presse gewohnt sind. trotzdem wären öffentlich-rechtliche online-engagments in den ballungsräumen mit orieniterung auf information und qualitätsjournalismus eine hervorragende bereicherung des mediensystems. der private lokalfunk ist doch hier eher abschreckend. freilich sollten regionale öffentlich-rechtliche strukturen die chancen des internet zu mehr partizipation der leser nutzen. regelungen wie wir sie aus den letzten verbliebenen offenenkanälen kennen, könnten in öffentlich-rechtlichen ballungsraum-netzen eine renaissance erleben.

    drittens: gerade die minderheits- und kulturprogramme der öffentlich-rechtlichen sender müssen geschützt und online weierentwickelt werden. deshalb plädiere ich ganz im gegensatz zu doldo für eine stärkung der „nebenkanäle“ und der dritten programme. öffentlich-rechtliche anstalten können und müssen den raum schaffen für fernsehspiele, für hörspiele, für expertimente, für theater, kurz für ein programm, dass sich den vermarktungsmechanismen teilweise entziehen darf.

    was wir in der tat brauchen:
    1. ein system der unabhängigen gebührenfestsetzung, die nicht zwischen vermittlungskanälen (funk, print, online) unterscheidet, sondern qualitative und inhaltliche bedingungen stellt. die unabhängigkeit kann demokratisch legitimiert werden, in dem sowohl die politik, als auch gesellschaftliche institutionen und verbände am entscheidungsprozess beteiligt werden.
    2. eine öffnung verkrusteter strukturen in den öffentlichen anstalten. (wobei so manch privater medienkonzern dies nicht minder nötig hätte, als – sagen wir – der br!)
    3. eine beschränkung im hinblick auf werbeeinnahmen – auch wieder unabhängig vom vermittlungskanal.

  62. Verleger und Privat-TV-Vertreter stehen in ihrer Polemik den ÖR-Verantwortlichen in Nichts nach. Ich bin der Meinung, dass wir zwar eine Debatte über die TV-Gebühren brauchen (abschaffen!!), aber keine über die Internet-Inhalte der öffentlich rechtlichen. Da sich die Zuschauer immer öfter und länger im Internet aufhalten, müssen die öffentlich rechtlichen dort ebenfalls auftreten dürfen, und zwar in einem Ausmaß, dass sie für richtig halten. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die privaten Verleger und TV-Macher die Angst vor den Kosten der journalistischen Qualität umtreibt, die bei sich selbst angewendet, erheblich auf die Margen drücken würde. Ich fände die Abschaffung der Gebühren für die öffentlich rechtlichen bei gleichzeitger Aufrechterhaltung der Kontrolle durch die Rundfunkräte besser als sie zu einem kastrierten Internet-Auftritt zu zwingen. Im Gegenzug muss man ihnen aber dann auch das Recht einräumen, uneingeschränkt Werbung zu distribuieren. Komisch eigentlich, dass das nicht diskutiert wird. Ich würde mich so über den Aufschrei der versammelten Verlegerschaft freuen, die nichts anderes im Blick hat, als die möglichst billige Produktion von Content. und ich befürchte, dass sie es noch billiger und schlechter versuchen, wenn die öffentlich rechtlichen die Latte nicht einigermaßen hochlegen würden.

    Übrigens habt ihr schon gehört, dass die bayerische Medienanstalt Videos im Internet den Kontrollmechanismen des „alten“ TV unterwerfen will?

  63. Absolut einverstanden: Gebühren abschaffen und den ÖRs online alles erlauben.

    Nur wollen die leider ihren Kuchen haben und ihn gleichzeitig auch essen (gut, auf Englisch klingt das besser…), nämlich die Schnauze in den Zwangsabgabe-Trrog hängen und den Verlegern, durch diese Kraftnahrung aufgebläht, die Wurst von Online-Brot ziehen.

    Da deine Idee leider politisch nicht durchsetzbar ist, bleibt nur das Mittel der Kastrierung. Dann können die immer noch im Internet-Chor mitsingen, nur mit etwas dünnerer Stimme (oh Mann, was ist heute nur mit meinen Metaphern los…).

  64. Wie wär’s, wenn wir noch einen Schritt weiter gehen und das Modell „alter Hut“ von Courtney Love anwenden: Jeder, der Inhalte schafft und sie im Internet (oder sonstwo) anbietet, stellt einen alten Hut auf, in dem Leute bei Zufriedenheit Geld einwerfen können. Digitales Strassenmusikantentum, sozusagen. Da stellt sich ganz schnell heraus, wofür die Leute bereits sind zu bezahlen und wofür nicht.

  65. Diese Zwangsgebühren machen mich auch immer wieder unglaublich zornig, aber die Aussicht das öffentlich rechtliche Radio ohne sie zu verlieren (bes. Bayern 2, D-Radio, Deutsche Welle), welches ich inzwischen fast ausschließlich als Podcast konsumiere, macht mir Angst.
    Ich wäre absolut bereit, für Podcasts von hoher Qualität, Geld zu bezahlen.

  66. Naja, Tim, das Modell „Alter Hut“ (Nomen est Omen!) ist auch keine ganz frische Idee: Was tun wir Blogger denn heute anderes? Allerdings werfen nicht die Nutzer ihre Münzen rein, sondern wenn’s gut geht, die werbende Industrie, vertreten durch Google. An den Topf bzw. Hut wollen wir alle: Verlage, Medienhäuser usw. Wäre doch nett, für die öffentlch-rechtliche Qualitäts-Publizistik einen neuen Hut zu finden. Oder?

  67. Schön, dass es möglich ist, von einem Thema aus so viele Fässer aufzumachen.

    Fass 1: Offenbar besteht Einigkeit darüber, dass die Grundversorgung durch die ö-r in gewissem Maße Finanzierung benötigt, die unabhängig von Werbung ist (Fass 1a: Was ist Grundversorgung? Fass 1b: Wieviel Geld wird benötigt?).

    Fass 2: Ich kenne keine statistische Erhebung die ermittelt, wie hoch der Anteil der Zuhörer von Straßenmusikanten ist, die auch bezahlen. Wie wir nun endlich alle gelernt haben sollten, liegt im Internet ein vergleichbares kostenloses Angebot nur einen Mausklick entfernt. Deshalb: ich bezweifle das freiwillige Bezahlmodelle funktionieren. Wer spendet denn den vielen Open Source-Programmierern, die tolle Tools kostenlos anbieten und dann einen „Donate“ Button auf ihrer Seite anbringen?

    Fass 3: Einen wesentlichen Hinderungsgrund beim Bezahlen sehe ich in der immer noch nicht ausgereiften Bezahltechnik. Es gibt bisher kein System, das sicheres Bezahlen von Cent-Beträgen per Mausklick möglich macht. Erst dann ist vermutlich mit Umsätzen zu rechnen.

  68. Jetzt wechseln wir mal in der Betrachtung die Zeitebene und gehen 15-20 Jahre in die Zukunft. Die heutigen Studenten sind 45 Jahre alt und Entscheidungsträger:

    – Aktuelle Nachrichten werden überwiegend übers Internet konsumiert und zwar in einer Mischform von Text und Bewegtbild, wahrscheinlich interaktiv, selektiv und hochgradig vernetzt

    – Spielfilme, Serien, Dokus, Musik, Spiele etc. werden nach Bedarf vom Internet gestreamt oder über ein eigenes Home-Videoarchiv geladen, wahrscheinlich über ein sehr schnelles WLan

    – Überregionale Tageszeitungen haben fusioniert, regionale Zeitungen haben überlebt

    – Content-Geschäftsmodelle mit Zwangsgebühren sind Standard

    – Werbefinanzierter Content ist gefloppt

    Vor diesem Szenario sind die heutigen Bemühungen der Öffentlich Rechtlichen Sender nur folgerichtig.

  69. Lieber Tim, ausgerechnet Du als Apple-Hasser, ob aus Überzeugung oder Passion, willst dich von einem Sub-Tablett, zum erneuten Abfall von einem lieb gewordenen Glauben bringen lassen? Ich galube es nicht! Was soll denn ein revitalisiertes Fossil aus der Mobile-Computing Steinzeit bieten, was das iPhone nicht längst schon viel besser kann? Und das passt nicht nur in die Jacken- sondern sogar in die Jeans-Tasche. Dass da draußen immer noch ein paar halsstarrige Newton-Fans, die HEUTE noch auf ihrem Lieblingsspielzeug stehen, und versuchen ihm die eigene Handschrift kenntlich zu machen, herumalbern, gehört doch eher in die Rubrik „Seltsames und Skuriles“ als zum wirklichen „Digitalen Leben“. Kauf Dir ein iPhone (wenn’s denn irgendwann wieder welche gibt), wie ich auch, und das digitale Nomaden-Leben hat wieder ein neues Glanzlicht.

  70. Das Zahlen für eine Grundversorgung ist keine schlechte Idee. Allerdings würde ich dann noch analog zur Gesundheitsreform einen Fond einrichten, in den alle Gebühren hineinfließen und aus dem heraus die Rundfunkanstalten dann nach einem Punktesystem bezahlt werden. Punkte gibt es nur Politiksendungen, Bildungsfernsehen, Nachrichten und Dokumentationen. So wird auch noch etwas für die Beschäftigung in Deutschland getan. :-))
    Ohne Spaß: Die Idee, Rosamunde Pilcher, Hitparade der Deutschen Volksmusik und Wetten dass als Pay-TV anzubieten, hat viel Charme. Allerdings möchte ich an dieser Stelle dafür plädieren, dass Fussballberichterstattung zur Grundversorgung zählt.

  71. Leben ohne Auto …
    Leben ohne Fernsehen …
    Leben ohne Telefon …

    Die „Leben ohne …“ Reportagen sind wahrscheinlich so alt wie das Leben selbst, oder zumindest so alt, wie es Medien gibt, die darüber berichten können. Immer irgendwie amüsant, diese schrulligen „was-wäre-wenn“ Geschichten.

    Leben ohne E-Mail …

    Die Erkenntnis ist banal: Für viele Zwecke ist die E-Mail im Beruf nicht mehr wegzudenken, aber für genauso viele Fälle wäre ein einfacher Anruf besser geeignet.

    Fakt ist: In den meisten Unternehmen diktieren ankommende E-Mails massiv den Arbeitstakt. Während ein Fax und ein Rückruf ruhig mal einige Stunden warten können, beugt sich fast jeder dem Zwang des sofortigen Re-Mails. Und das ist meist nicht sehr produktiv.

    Wir haben von „Reagieren auf E-Mails“ zu „Agieren mit E-Mails“ gewechselt. Es gibt täglich zwei kleine Zeitfenster, in denen wir uns um die Mails kümmern. So ähnlich wie früher mit Internen Memos oder der Hauspost. Das ist extrem wirkungsvoll, zielgerichtet und produktiv …

  72. die burgersche mailpolitik klingt interessant: nur zwei mal am tag emails beantworten.

    ich habe hier schon die angewohnheit meine emails nicht einfach jederzeit aufploppen zu lassen. ich merke nicht, wenn ich eine email erhalte. kollegen senden mir eine mail und erwarten, dass ich sofort drauf reagiere. wenn ich aber an einem langen text oder einem konzept sitze, kann es sein, dass ich erst mit zwei oder drei stunden verspätung reagiere. das schöne daran ist, dass sich dann viele dinge bereits erledigt haben. meistens zum besten. manchmal aber auch vepasse ich, wenn ein kollege spontan zum sektempfang läd. das ist dann eher blöd.

    ich fürchte nur, irgendwann kommen die menschen auf die idee, wenns ganz eilig ist, mir was reinzutwittern. oder schlimmer noch: sie kommen selbst! 😉

  73. wenn ich mich richtig erinnere wurde der newton anfang der 90iger jahre vorgestellt, als jobs gerade nicht an bord war und der krisengeschüttelte apple als übernahmekandidat selbst von sun verschmäht wurde, und die haben ja wirklich früher alles gekauft, was nicht schnell genug auf dem baum oder in der insolvenz war.

    ein neuer newton würde den makel des alten nie mehr los werden. vielleicht also wirds nur ein aufgebohrtes iphone, das ausser hübsch zu sein dann auch ein voll tauglicher westentaschen-pc wäre.

    ein neuer apple fällt nicht weit vom iphone (stammt dieses marketinggesetz nicht von newton?)

  74. die Potenz von E-Mail ist Instant Messaging. Das ist praktisch synchrone Kommunikation. Beim Chatten, weiß dein Gegenüber nämlich, dass du gerade am Rechner sitzt. Da hilft dann wahrscheinlich in der Tat nur noch Abschalten oder, das Modell von Herrn Burger weiter entwickelnd, Sprechstunden einzurichten. Wenn es so weit ist, können wir aber auch wieder zu ganz normalen Briefen zurückkehren. Deren Beantwortung dauert dann wahrscheinlich nicht so lange, wie man auf Mail-Antwort warten muss

  75. Cole in der Badewanne

    Ätsch: Ich habe mich tatsächlich schon mal für den „Playboy“ ausgezogen – allerdings für den deutschen…

    Es war im Jahr 1987. Ich war wohlbestallter Playboy-Autor und hatte damals eine große Story über „Das Beste für den Sommer“ geschrieben („Achtung, jetzt wird’s heiß!“). Fred Baumgärtel, der legendäre Chefredakteur des Blattes (das damals, man staune, Monat für Monat mehr als 600.000 Hefte verkaufte – das waren noch Zeiten!) wollte ein Foto von mir für die Rubrik „Unter uns“ auf der Seite 3 haben, wo immer kleine Bonmots über das Heft und seine Autoren standen.

    Wir hatten gerade eine Wohnung in Stuttgart gekauft und waren voll am Renovieren. Am Tag zuvor hatten die Bauarbeiter die uralte Badewanne rausgerissen und erst mal auf den Balkon gestellt. Bernd Prievert, der damals Baumgärtels Stellvertreter war, kam auf die glorreiche Idee, ich solle mich mit nacktem Oberkörper in die Wanne setzen und meinen Computer auf einen Brett stellen, so als würde ich dort arbeiten.

    Das Foto erschien tatsächlich, aber der erhoffte Erfolg blieb aus: Ich wurde nie wieder als Modell für freizügige Fotos angefordert. Schade…

  76. >beugt sich fast jeder dem Zwang des sofortigen Re-Mails.

    Das ist genauso komisch wie die Tatsache, dass wir uns pausenlos von einem Anrufer den Zeitpunkt diktieren lassen, an dem wir über ein bestimmtes Thema mit ihm a, Telefon reden. Warum eigentlich? Nur weil er das Gespräch bezahlt?

    Eigentlich müssten wir den Mumm aufbringen zu sagen: „Lieber Herr Meier, Ihr Anruf kommt gerade ungelegen, ich habe eigentlich etwas ganz anderes zu tun und ich bin auch nicht richtig vorbereitet. Sie dürfen mich gerne morgen Nachmittag um 15:30 Uhr anrufen, da werde ich Zeit für Sie haben, und ich habe dann die Unterlagen vor mir liegen.“

    Aber wer traut sich das schon…

  77. Aber wer traut sich das schon…

    Genau! Wer traut sich das?

    Zur selbstbestimmten Kontrolle der Kommunikation braucht es Disziplin, Courage und einen starken Willen. Das fremdbestimmte Abarbeiten von Aufgaben ist so viel einfacher und verführerischer.

    Apropos „Courage“: Hier sind wir kommunikationstechnisch noch in Wild Wild West. Wenn ich oft sehe, wie jemand beim Geschäftsessen wegen eines Handyanrufes a) seinen Hauptgang kalt werden läßt und b) gleichzeitig die Unterhaltung am Tisch lähmt, sehne ich mich nach irgendwelchen akzeptierten Verhaltensmustern ala Knigge. Aber das ist ein anderes großes Thema …

  78. Na da hänge ich mich dann mal wieder rein. Ich gehöre den Millionen Bundesbürgern (sind vielleicht sogar fast alle), die öffentlich-rechtliche Angebote häufig und gerne nutzen. Ich bin sogar bereit, dafür in einem gewissen Rahmen Gebühren zu zahlen. Natürlich gehört, wie in anderen Kommentaren gesagt, auch ein Stück online dazu. Nur wo ist die Grenze?

    Zum Thema Gebühren möchte ich noch auf ein Gebührenmodell der Medienpolitischen Kommission des Landes Hessen hinweisen, das im Zuge der Diskussion um Gebühren für „PCs und anderes“ im Herbst 2007 vorgestellt wurde. Das aufwendig gegen deutsches und europäisches Recht abgestimmte Modell strebt die Entkopplung der Gebühren von den „Empfangsgeräten“ an und hat durchaus auch die Aufmerksamkeit der Politik gewonnen.
    Mein Blog-Beitrag dazu findet sich hier – http://www.mediacoffee.de/stephanfink/item/390

    Die komplette Fassung des „Hessischen Modell“ findet sich hier: http://www.ihk-hessen.de/imperia/md/content/ag/pdf/medien/Rundfunkmodell_Version_1-3_2007-10-04.pdf

  79. sowas muss man nicht wegwerfen, sowas fällt von alleine aus der tasche.
    ich hätte da noch mein “motorola international 5200″, 14 jahre jung, designerschwarz, kaum eintelefoniert, rund 400 gramm (mit großem akku: damit gehen sogar ferngespräche!). da lohnt sich das wegwerfen. man darf nur niemanden treffen. das kann tödlich sein. passt aber nicht in die jeans von ossi (siehe http://www.czyslansky.net/?p=46), höchstens in meine; und auch nur wenn ich nicht gleichzeitig drin bin.

  80. Wie auch immer: ich sag nur iPod, iPhone, iGod. Ich mag das Getue und die Euphorie auch nicht. Aber Apple hat etwas geschafft, was sonst (noch) keinem anderen IT-Hersteller gelungen ist. Apple ist Lifestyle, wahrscheinlich sogar mehr als Nike, CocaCola oder Armani. Und offenbar braucht es dazu nicht nur eine starke Marke und ein entsprechendes Werbebudget, sondern auch eine Ikone. Und wenn die auch nur gerüchteweise krank wird, dann kann das der Marke extrem schaden.

  81. Natürlich hast Du recht, Stephan, das „hessische Modell“ ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung – weg von einer „PC-Maut“ (das wohl abstruseste Ansinnen in diesem Zusammenhang) und anderen geräteabhängigen Modellen. Aber es reicht meines Erachtens eben noch nicht aus. ich denke, dass erst eine Modularisierung in Form einer Haushalt-Grundgebühr, sowie die freiwillige Zuzahlung für darüber hinaus benutzte Zusatzdienste – ob Online, oder wie auch immer verbreitet – eine sinnvolle Entwicklung und Finanzierung öffentlich-rechtlicher Medien-Dienste erlaubt.

  82. Erstklassige Ausstattung für Terroristen, eine andere Anwendung fällt mir dazu nicht ein…

  83. Ich finde die BIC-Wegwerffeuerzeuge sind schon ein schlimmer Kulturverfall gewesen. Das ist absolut 1980, irgendetwas als Wegwerfxxxx zu konzipieren.

    Der einzig positive Einsatz von BIC-Feuerzeugen ist, dass ich meinen Zigaretten rauchenden Kunden damit das Public-Domain Prinzip erklären kann. Jeder hat eines in der Tasche, aber kann sich nicht erinnern, woher er es hat.

  84. Eine kurze Antwort auf die längliche Frage von Herrn Graff, warum Google wohl „das Wissen“ (eigentlich: das „Gewusste“, also die Inhalte!) demokratisieren will. Ganz einfach: weil es im besten (wirtschaftlichen) Interesse des Unternehmens, also auch seiner Aktionäre ist. Je mehr Inhalte erfasst sind, desto mehr können gesucht werden, desto mehr Ergebnisse können angezeigt und mit Werbung belegt werden. Blöde Frage, blöde!

  85. Okay, okay. Und ich habe einen Windows-PC mit MS-Office.

    Don’t judge me by my acts, judge me by what I preach…

  86. Da hat man Venture-Capital von 33 Millionen Dollar und beim Aussuchen eines griffigen und international auszusprechenden Namens wird gepfuscht.

    Man googelt, gohgelt, gugelt, goggelt. Der Name ist nicht kaputtzusprechen.

    Bei „Cuil“ gibt es allein im Deutschen ettliche Verballhornungen (Kwill, Kuihl, Kühl ..). Und keine hört sich cool an! Möchte nicht wissen, wie sich das in Frankreich, Asien und vor allem in Italien 😉 anhört …

    Zum Rekord-Index:

    Eine einfache aktuelle Nachricht aus spiegel.de „Die olympischen Ziele“ – http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,567155,00.html
    findet Google innerhalb von Sekundenbruchteilen anhand des Eingangstextes
    („Festnahmen, Razzien, ausgehobene Terrorcamps“). Bei Cuils Rekord-Index – Fehlanzeige. Da hapert es noch …

    cuil.fr – Le site web demandé n’existe pas

    Bei Cuil hätte man sich mal die internationalen Domainnamen sichern sollen und die Namensrechte …

    Trotzdem interessanter und wichtiger Versuch, ein Gegengewicht zu Google aufzubauen. Vielleicht wird´s noch was, bevor das Geld ausgeht.

  87. messbarkeit als kriterium erfolgreicher pr-arbeit ist sehr problematisch. natürlich helfen messungen bei der optimierung der pr-werkzeuge und der optimierung des marketing-mix. natürlich zählen wir fast immer clippings, berechnen häufig werbeäquivalente, messen manchmal imageveränderungen, aber letztlich kann es nur eine antwort auf die beliebte frage „Wie viele neue Kunden haben wir über unsere PR Arbeit bekommen?“ geben: „wie viele neue kunden haben sie über die personelle besetzung ihrer geschäftführung bekommen?“ selten ernte ich lacher bei dieser gegenfrage. noch seltener zahlen. immer aber ist das thema schnell vom tisch. auch gut.

  88. Die bisherige Diskussion war zwar im Vergleich zu vielen anderen Seiten überraschend sachlich und deshalb auch hochinteressant (gerade auch durch die Insider-Beiträge), aber ich befürchte leider, das Thema geht weit über Werbe- und Gebührenfinanzierung hinaus. Wie komplex es tatsächlich ist, zeigte sich mal wieder, als Mathias Döpfner wagte, die Entscheidung für eine Beschränkung als „lebensfremde Regulierung“ zu verurteilen – ein Narr zu glauben, die Ö-R würden sich auf sendungsbezogene Inhalte beschränken oder dass irgendjemand in der Lage wäre, das alles auch nur annähernd zu kontrollieren… Döpfnerischer Tacheles, den man nicht damit wegdiskutieren kann, dass man die Contentqualität oder Medienethik bemüht!
    Komplexer ist das Ganze deshalb, weil wir es hier mit Konvergenz zu tun haben – Bereichen, Technologien und Geschäftsmodellen also, die schneller zusammenwachsen als das Medienrecht und die neu entstehenden Geschäftsfelder Schritt damit halten können. Paradoxerweise hat die „Konvergenz“ hat zu einer „Konkurrenz“ von Telekommunikationsrecht, Rundfunkrecht und Internetrecht geführt, zudem vor einem föderalen Hintergrund, der beispielsweise Lösungen wie eine Bundesregulierungsstelle schon rein verfassungsrechtlich ausschließt – ein juristischer Sumpf, in dem selbst Medienrechtler inzwischen vergeblich nach festem Boden suchen (Metaphern sind wohl nicht unsere Sträke, Tim) – das ist der Ausgang zur Pendlerpauschale hingegen eine „sichere Sache“. Und als wäre das nicht genug, kommen auch noch die Wettbewerbshüter der EU mit eigenen Ansichten und Vorgaben. Da bin ich selbst an vielen Stellen erst einmal ganz still und höre sehr lange einfach nur zu…
    Wer eine ungefärbte, aktuelle und fachlich fundierte Sicht der Dinge sucht, sollte in das soeben vom Münchner Kreis herausgegebene Buch nachschlagen (ISBN 978-3-8006-3573-3), zu dem es hier eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse gibt. In dem Buch werden auch Szenarien für die Zukunft der Medienmärkte und Optionen für Veränderungen des Regulierungsrahmens aufgezeigt. Wie die Autoren zu Recht sagen, trägt die Studie damit sowohl den Anforderungen der EU und den Anforderungen des deutschen Verfassungsrechts als auch den aktuellen Markt- und Technologieentwicklungen Rechnung:
    http://www.muenchner-kreis.de/typo3conf/ext/naw_securedl/secure.php?u=0&file=fileadmin/dokumente/Studie_Zusammenfassung.pdf&t=1216926398&hash=bfb4e8f4f641fadb280fb13a230fe8cc
    Was hier auch noch voll mit reinspielt, sind die Entwicklungen im Bereich IP-TV. Wenn man davon ausgehen darf, dass es das durchgetaktete Fernsehen von heute (ob nur ö-r oder nicht) in 10 Jahren kaum noch gibt, dann käme eine Beschränkung der Ö-R im Internet mittelfristig einer Abschaffung des ö-r Fernsehens gleich. Und das will glaube ich auch keiner, wenn ich die Diskussion um Qualitätsjournalismus (s.o.) richtig lese!
    Einer von vielen weiteren Aspekten, die das Ganze Thema VIEL größer machen als das kleine Deutschland mit seinem Staatsvertrag, ist die Entwicklung eines unvorstellbar finanzstarken US-amerikanischen Suchmaschinengiganten zu einem News-Provider. Projiziert doch mal die Diskussionsrunden der letzten Wochen von ö-r Intendanten und Verlegern um 5 Jahre in die Zukunft. Dann sitzt vielleicht ein weiser Verleger-Imperator mit am Tisch und keucht: „Wir haben einen neuen Feind…!“ Nur dass der schon seit 2007 den Medienbereich aufmischt und es nur keiner gemerkt hat.

  89. >Paradoxerweise hat die „Konvergenz“ hat zu einer „Konkurrenz“ von
    >Telekommunikationsrecht, Rundfunkrecht und Internetrecht geführt,

    Kein Paradoxon: Die Konvergenz führt zwangsläufig zu einem knallharten Wettbewerb der drei Bereiche Telekommuniktion, Medien und Internet, ob in rechtlichen oder kommerziellen Dingen. Das könnte ein Kampüf werden auf Leben und Tod, und es wird spannend sein, zu sehen, wer noch aufrecht steht, wenn sich der Pulverdampf verzogen hat. Bleibt nur einer übrig oder teilen sich alle drei den Kuchen (um mal wieder die Metaphern furchtbar durcheinander zu bringen…)

  90. messen, zählen , berechnen …

    Messbarkeit als Kriterium erfolgreicher PR-Arbeit

    [Theorie ON]

    Das Auswerten der eigenen Presseveröffentlichungen dürfte eigentlich in keinem PR-Konzept fehlen. Presseclipping ist kein Selbstzweck, sondern dient als letzter Check der Pressearbeit mit dazu, die Unternehmensziele umzusetzen. Zur Erfolgskontrolle und als Sekundär-Instrument des Marketing.

    [Theorie OFF]

    Soweit die Theorie.

    [Praxis ON]

    Fakt ist, dass die Mehrheit der Unternehmen die gesamte Pressearbeit eher recht bodenständig angeht („wir müssen da mal was schreiben“). Insbesondere die Clippings werden eher zum „auf die Schluter klopfen“ als zur weiteren Analyse verwendet. Pressestellen kennen oft nicht die einfachsten quantitativen Eckdaten ihrer Arbeit.

    Unsere Erfahrung an der Front zeigt, dass die Pressestellen nach dem Umsetzen einfachster Auswertungen zu Quantität, Medienkreis etc. erheblich erfolgreicher agieren.

    Andererseits kann man es auch übertreiben. Manche Pressestellen kommen vor lauter Analysieren und Präsentieren nicht mehr zu eigentlichen Arbeit. („Während Villa Riba noch analysiert, telefoniert Villa Bacho bereits wieder mit der Presse“)

    Da könnte ich Bücher schreiben …

    [Praxis OFF]

  91. Das ganze erscheint mir doch ein wenig kurz gesprungen. Die vom Kollege Kausch genannten Messgrössen bestimmen zwar nach wie vor die Diskussion und manchmal ist der Clipp in der „Heimatzeitung des Chefs“ zumindest in der Innensicht das Highlight des Jahres.
    Pressearbeit ist jedoch kein Selbstzweck, sie ist Teil einer hoffentlich vorhandenen PR-Strategie mit Zielen, Inhalten Maßnahmenbündeln (inkl. Pressearbeit) und einer Erfolgsbetrachtung, die über einen Regelkreis wieder in die Weiterentwicklung der Strategie fließt.
    Es geht nicht um Clipping-Stapel, Medien-Äquivalent und Co. Sondern um die Frage wie bestimmte Ziele erreicht werden, beispielsweise inwieweit man die eigenen Position zu einem unternehmensrelevanten Thema in den öffentlichen Diskurs einbringt. Da spielt es manchmal auch keine Rolle, ob der eigene Name genannt wird. Gut aufbereitete Themen mit systematischer PR- und Medienarbeit nach vorne zu bringen hat mit Black-Hat-Tricks auch nichts zu tun.
    Und dass Messbarkeit von Kommunikationsarbeit nicht trivial ist, sollte nicht dazu verführen, auf diese zu verzichten. Es kommt halt darauf an wie man es tut. Wer daran mehr Interesse hat, sollte einmal hier stöbern http://www.communicationcontrolling.de/

    Der Vergleich mit Online-Clicks und Abverkauf oder Online-Relevanz zieht auch nicht ganz. Selbst wenn diese Parameter in guten PR-Analysen – wo sinnvoll – berücksichtigt werden sollten. Denn im Gegensatz zu Abverkaufsorientierter Online-Werbung beschränken sich PR-Leute nicht auf den Ausruf „Kauf mich“, sie haben die Aufgabe ein 360°-Bild einer Unternehmenspersönlichkeit zu vermitteln.

    Da ist dann doch mancher Beitrag mit geringer Reichweite aber bei den richtigen Lesern wichtiger als unendlich viele Clicks auf ein Viral, über das man lacht aber am Ende nichts hängen bleibt. Und nebenbei reduziert auch Hans-Jürgen Jakobs (Chefredakteur Süddeutsche Online) nicht den Umfang seines Angebots auf Bilderstrecken und sonstige „Hoch-Click-Beiträge“. Denn viele der kleinen, feinen Artikel, die „nur“ wenige, aber die für das Thema relevanten Leser erreichen, sind für ein Online-Medium wie auch PR-Strategien erheblich bedeutsamer als Masse.

    Oder warum sonst sind wir hier bei http://www.czyslansky.net aktiv?

  92. Pulverdampf ist das korrekte Wort – auch wenn es die Experten nur selten auszusprechen wagen: Wir leben im und mit dem Internet derzeit wie im Wilden Westen! Das Land ist neu und groß, Glücksritter sind viele, Regeln wenige und Sheriffs gibt es kaum, und wenn doch ist ihre Reichweite sehr begrenzt.

    Jeder darf mit und im Web ausprobieren, was ihm gefällt (die privaten und die öffentlich-rechtlichen, z.B.), und die Macht des Sheriffs (in dem Fall der nationalen Gerichte bzw. Rundfunkkommissionen) ist auf die Ortsgrenzen beschränkt (also auf die Bösen, die sich innerhalb der nationalen Gerichtszuständigkeiten ansiedeln).

    Wer eine neue Idee im Internet hat, gut oder böse, probiert sie einfach aus. Justiz und Politiker sind anschließend nur überfordert, da die Mühlen der Justiz von der technologischen Entwicklung einfach überrollt werden (auch ich kann schiefe Bilder ;-). Gleiches gilt auch für Politiker, deren langwierige Entscheidungsfindung und Kompromisssuche durch die rasante technologische Entwicklung in Lichtgeschwindigkeit überholt wird. Das wirft im Übrigen die spannende Frage auf, wie die parlamentarische Demokratie mit diesen schnellen Entwicklungen umgeht… (andererseits, als die ersten Autos auf den Markt kamen, war die Straßenverkehrsordnung auch noch dünner).

    Eine mögliche Vision: In zwanzig, dreißig Jahren, wird sich der Nebel gelichtet haben und es wird zwei Internets geben: ein reguliertes mit seriösen, sicheren und rechtlich geklärten Inhalten und Vertragsverfahren, zugänglich natürlich nur mit Authentifizierung, und ein unsicheres, aber frei zugängliches Untergrund-Internet, in dem der Wilde Westen und die Anarchie weiterlebt. Jeder kann dann selbst entscheiden, ob bzw. wann und für was er welches Internet nutzt.

  93. stephan fink hat natürlich absolut recht. ich wollte auch lediglich darauf hinweisen, dass, wer pr primär an quantitativen messzahlen misst, zu kurz springt. denn es geht ja in der tat um „relations“, um beziehungspflege, um ganzheitlichkeit, um nachhaltigkeit, meinetwegen um die berühmte 360-grad-sicht.

    clippings haben eine viel größere bedeutung als wegweiser für die pr, denn als gradmesser. sie sind wegweisser, weil eine gewissenhafte clippinganalyse uns aufschluss gibt über die akzeptanz von themen in unterschiedlichen zielgruppen, über die verständlichkeit und aufbereitung unserer botschaften, über die zeitliche adäquanz unserer medienarbeit. anhand von clippinganalysen können wir die stellschrauben unserer pr-arbeit nachregeln. deshalb sind clippinganalysen so wichtig und absolute clippingzahlen relativ unwichtig. deshalb gehen wir bei unseren kunden mehr und mehr dazu über, nur noch einen teil der clippings auszuwerten, dafür aber komplexere analysemethoden einzusetzen. kurz: clippings sind nicht nur das ergebniss einer strategisch orientierten pr, sondern ganz wesentlich auch ihre basis.

  94. die vision von markus pflugbeil ist vermutlich ganz nah dran der künftigen wirklichkeit. nur werden es nicht zwei netze sein, die da nebeneinander stehen, sondern zwei pole in einem netz: auf der einen seite „zertifiziert“ qualifizierte und hochwertige inhalte, auf der anderen seite unzertifizierte inhalte, die mal mehr, mal weiger qualifiziert und glaubwürdig sind.
    das problem dabei ist: zertifizierung wird seinen preis kosten. und paid content wird kein weg sein, die produktion dieser inhalte zu finanzieren. es geht also nur über werbefinanzierung und crossmediale vermarktung: verlage werden kostenlos qualifizierte inhalte im internet anbieten und parallel bücher produzieren, und kostenpflichtige veranstaltungen, recherchen und andere services anbieten.
    unter „zertifizierung“ verstehe ich hier natürlich kein zertifikat, das irgendjemand zu vergeben hat, sondern ein glaubwürdigkeitsniveau, das demjenigen sagen wir mal der tagesschau gegenüber der bildzeitung gleichkommt.
    crossmediale vermarktung setzt die existenz starker marken voraus. und der aufbau starker marken im medienverbund ist die einzige chancen heutiger verleger und sender. da dieses marktmodell aber letztlich ein rein privatwirtschaftliches ist und sich qualität am markt nicht automatisch durchsetzt, braucht es öffentlich-rechtliche unterstützung zertifizierter qualitätsinhalte.
    damit ist dann auch klar, dass die zukunft der öffentich-rechtlichen nicht in neuen arzt-serien liegt; im gegenteil: die rechtfertigung der gebühren über einschaltquoten schwächt längerfristig die position der öffentlich-rechtlichen. gebühren muss es für qualitätsinhalte geben, unabhängig von der quote. denn medien – egal ob über welle oder web – dürfen nicht komplett dem markt überlassen werden. medien, das sind die wissens- und meinungsautobahnen der nation. medien, das ist die infrastrukturveranwortung des staates. und „öffentlich-rechtlich“ sind sie, weil sie so staatsfern und gemeinwohlorientiert sein müssen, wie nur irgend möglich.
    alle chancen den kommerziellen, alle sicherheiten den öffentlich-rechtlichen!

  95. Wissen alle Gemeinten, dass sie gemeint sind? Ich glaube nicht.

    Vielen Dank für den Link. Ich gehe mit einem Lachen in den Feierabend …

  96. Der ist zwar schon uralt, aber immer wieder gut. Ich habe heute wieder mal als „Business-whatever“ im ICE erstklassig gesessen und mit mir selbst telefoniert 😉

  97. Sehr amuesant.

    Gerade komme ich von Ossi Urchs‘ blog entry wo er moniert, dass wohl niemand so recht wisse, wie man Cuil aussprechen sollte/koennte/muesste, und dass doch der Name Google so schoen einfach sei.

    Waehrend ich noch so vor mich hindenke, dass, na, „Czyslanksy“ ja auch nicht gerade ein internationalisierter Mueller oder Schmidt ist, stolpere ich ueber Tim Cole’s entry ueber „Czyslansky inside“, und muss feststellen, dass er in seine 382 Worten vier verschieden Schreibweisen desselben offeriert.

    So grinse ich mir halt einen, und geniesse weiterhin diese schoene website und meinen 1994er Port von der Quinta do Panascal.

    Cheers!

  98. So, jetzt gibt’s aber Strafarbeit: 100x „Czsylansky“ schreiben:

    Czsylansky,
    Gylsnaksy´,
    Czslansky,
    czsylanaky,
    Szcslanskjy,
    Czsyiskalsy,
    Czsyslansky…. (Fortsetzung folgt)

  99. die longtail-theorie hat doch ihre entsprechung im user based content: “mainstream”-informationen professioneller medienmacher werden ergänzt um eine vielfalt kleiner “user made” informationen. die alte theorie, wonach das user dominated internet für die klassischen medien den tod bedeutet, entspricht der longtail-ansatz mit dem implizierten online-tod von quelle und neckermann.

    fakt aber ist, dass es ein massies vertrauensdefizit gegenüber kleinen informations- und produktanbietern gibt, gegenüber den “nischen”. die nischen sind spannend, aber taugen sie? wird das produkt aus der nische inzwei wochen noch funktionieren? wird es in drei wochen noch hipp sein? wird es in einer woche überhaupt geliefert werden, wie versprochen? führt das glaubwürdigkeitsdefizit der nischen zu einer renaissance des mainstream?

    die chance der mainstream-anbieter liegt gerade in ihrer markenstärke. sie können sicherheit und orientierung bieten in der unüberschaubarkeit der online-vielfalt. das ist wie bei den kassischen medien, nur dass es mainstream-produkt-anbieter leichter haben ihr geschäftsmodell dem neuen internetstandard anzupassen, als dies bei den herstellern flüchtiger informationen der fall ist.

    es wird sich im klassischen produktvertrieb durch das internet in the long run weniger verändern, als wir einst glaubten. einzig die regionalität der nischen wird sich globalisieren. eine tiki-community (mit all ihrem produktbedarf) wird sich im internet auch dann finden, wenn es nur ganz wenige aktive tiki-fans in deutschland gibt. die nische wird global. deswegen müssen der nischen nicht mehr werden.

  100. Ich bin inzwischen felsenfest davon überzeugt, dass bayerische und chinesische Bürokraten gemeinsame Vorfahren haben. Anders ist dieser gleichgerichtete offenbar genetische angelegte, starke Wunsch nach Kontrolle bei beiden Beamtenvölkern nicht zu erklären. Völlig fehlgeleitet wäre natürlich , wenn man sagte, sie hätten aufgrund ähnlicher Gene auch das gleiche Demokratieverständnis.

  101. Lei? LEI??? Leones, wenn schon.

    Ansonsten sollten wir uns schnell erinnern, dass sich Alexander Holl als frischgekürter Papst noch schnell einen neuen Namen suchen kann. Die anderen machen es genauso. Sonst könnte nie ein Kevin Papst werden, das wäre ein klarer Verstoß gegen das AGG *gg*

  102. Der Link verweist auf einen Artikel, den ich zu dem Thema vor ein paar Tagen geschrieben habe. These, Antithese, Synthese: Wir lernen zumindest, dass wir den regulierwürdigen Bürokraten alles zutrauen. Und wenn sie mal doch im Recht sein sollten, dann lernen wir, dass es sehr auffällig ist, wie auffällig es eben ist, dass sie doch mal Recht haben. Kann mir noch jemand folgen?

  103. Bulli trifft es gut, aber die Realität ist noch viel, viel schlimmer. Man denke nur an die Cayennes auf dem Rollfeld, die die HONs von und zum Flugzeug karren. Wenn da mal mehrere „Ultra-Vielflieger“ sich einen Wagen teilen muessen und es dann „nur“ ein VW-Bus ist… da ist was los…. 😉

    …oder die dramatischen Szenen von Titanic-Dramatik, die sich bei Überbuchung freitagnachmittags auf dem Weg ins Wo-Ende abspielen wo FTLs gegen SENs um den letzten Platz kämpfen… (kann ich hier Fotos hochladen???).

  104. Ich werde die Spiele mit weit gehender Missachtung, sprich: einem privaten Boykott, strafen. Vor allem werde ich versuchen, mich von Olympiasponsoren fernzuhalten; das erscheint mir langfristig am vielversprechendsten zu sein.

  105. Ich werde auch diese Olympischen Spiele mit einem totalen Fernsehboykott strafen, wie schon alle anderen zuvor. Dafür werde ich noch mehr und noch länger im unzensierten Internet surfen. Das haben sie nun davon!

  106. Wie wäre es denn, die in dieser Diktatur gefertigten IT- und Telekommunikationsprodukte zu ächten? Da bietet sich doch einiges an: Mobile Telefone, Computer, Digicams, Navis, Internet-Hardware etc. Bis hin zum Ipod werden wir doch überschwemmt mit China-Produkten, deren Gebrauch China inside zensiert und mit hohen Strafen belegt wird. Evtl. hat noch jemand alte „Nein, danke …“-Sticker im Keller …

  107. Das sollte natürlich „regulierwütig“ heissen. Siegmund Freud hätte seine Freude an mir gehabt 🙂

  108. Vielleicht sollten wir die olympischen Spiele abschaffen! Was ist denn schon vom Traum Coubertins gelieben, die olympische Fackel möge „das freundschaftliche Verständnis zwischen den Völkern mehren?“ Olympia stiftet unterm Strich schon seit Jahren mehr Schaden als Nutzen.

    Nur zur Erinnerung: Seit der Neugründung der Weltspiele 1894 durch den Baron Pierre de Coubertin waren die Weltspiele der Jugend das Ziel von Terrorangriffen (München 1972), von unverblümter kommerzieller Ausbeutung (die “Coca-Cola-Spiele“ von Atlanta 1996), von Dopingskandalen (Athen 2004), von politischem Boykott (Moskau 1984) und Gegenboykott (Los Angeles, 1988) und immer wieder auch von propagandistischer Inszenierung wie 1936 in Berlin und jetzt in Peking.

    Wer nicht bereit ist, diese Konsequenz zu ziehen, dem bleibt aus Gründen der Selbstachtung ja nur noch übrig, für sich eine strikte Trennung, sozusagen eine Chinese Firewall im Kopf, zwischen dem politischen Mega-Event Olympia und der unbestreitbar postiven Funktion der Spiele als Begegnungsstätte für junge Sportler aus aller Welt. Mehrere Wochen lang werden tausende von jungen Menschen mit mehr oder weniger demokratischem Kulturhintergrund in dieses ideologisch verschlossene Land einfallen, und es wird Gespräche geben zwischen ihnen und ihren chinesischen Sportskollegen sowie mit vielen einfachen Menschen auf der Strasse. Vielleicht bringen diese Gespräche etwas, vielleicht auch nicht. Die Alternative ist Schweigen.

    Die olympischen Spiele haben als Kommunikationsplatttform für mich vielleicht noch eine Daseinsberechtigung. Sonst nicht.

  109. Der „Pulverdampf“ trifft es sehr gut, finde ich auch. Hoffentlich lichtet er sich im September etwas: Im Rahmen der IFA (Messegelände Berlin) gibt es vom 1.-3. September auch ein medienpolitisches Forum. Terminhinweis für den 1.9. 1430-1530
    Wie kann die technische mit der medienpolitischen Entwicklung synchronisiert werden? Warum tun wir uns in Europa, speziell hierzulande, so schwer, neue Technologien umzusetzen und einzuführen? Vielleicht fordert die rasante Entwicklung innovativer Technik ein entsprechend innovatives Procedere für die Selektion, die Durchsetzung und die Markteinführung? Haben Länder, in denen die Einführung neuer Medientechnologien vom Staat koordiniert oder gefördert wird, Wettbewerbsvorteile für ihre Content,-, Infrastruktur- und Geräteindustrien? Müsste mehr oder weniger reguliert werden? Oder müsste ganz anders reguliert werden – und durch wen? Müssen staatliche Institutionen oder Gremien immer technologieneutral sein? Wer gehört an den Tisch, wenn interdisziplinär und branchenübergreifend über die Einführung neuer Medien und Medientechnologien in Europa entschieden wird?

    Um die Frage nach einer neuen Medienpolitik jenseits des klassischen Rundfunkrechts mit Blick auf sich radikal verändernde Nutzungsgewohnheiten und Wettbewerbsbedingungen und die aktuellen Positionen der Filmpolitik geht es am Dienstag: u.a. Grußwort von Kulturstaatsminister Bernd Neumann.

    Weitere Infos unter http://www.medienwoche.de/WebObjects/Medienboard.woa/wa/CMSshow/1662628

    — Alex

  110. Eine interessante Kombination, Tim: wie schaffen wir eine Kommunikationsplattform, ein „Mega-Event“, ein „Massen-Ritual“ von der Tragweite der Olympischen Spiele, ohne ihre politischen Implikationen, wie sie von Dir dargestellt wurden. Die Reichweite hat das Internet sicher zu bieten (jedenfalls dort, wo es frei nutzbar ist), aber Event und Ritual verlangen die persönliche Anwesenheit, den direkten Austausch nicht nur von Daten und Informationen, sondern ebenso von Gefühlen und Werten, eine „Atmosphäre“ und „Kultur“ des Austauschs. Wenn das entsteht, werden unsere „Mediokratien“ allerdings nicht umhin können (und wollen), es auch medial zu „verwerten“, um damit den Kreis zur unseligen Kombination am Anfang wieder zu schließen. „There’s no easy way outta here“ – stammt das eigentlich von Bob Dylan oder von Czyslansky?

  111. Bob Dylan hat es wahrscheinlich von Czyslansky – mehr darüber vielleicht demnächst unter der Rubrik „Czyslansky-Forschung“?

  112. …und ja, nur weil es ein „Maga-Event“ ist, müssen wir ihm nicht eine Mega-Kommunikationsplattform zur Verfügung stellen. Die Kommunikation, die ich meine, würde im Kleinen, sozusagen F2F stattfinden. Das Medium ist doch schittejal – Pyramus und Thisbe genügte ein Loch in der Wand. Merke: Der Mensch ist ein Kommunikations-Wesen.

    PS: Die „Süddeutsche“, die besonders laut und heftig über die mediale Aufwertung des Regimes in Peking schimpft, hat heute eine 14-seitige Beilage zu „Olympia Peking 2008“. Was kümmert mich mein saudummes Geschwätz von gestern…

  113. Eine der bekanntesten SMS-Tipperinnen regiert unsere Republik und viele sagen -wegen des SMS-Daumens- nicht schlecht.

  114. Lothar Dörr von der Agentur A&B One hat da noch eins draufzusetzen: Richtiger Urlaub ist, wenn du nach Hause kommst und du kannst deinen Computer gar nicht mehr starten, weil du das Passwort vergessen hast! Ist ihm tatsächlich gerade passiert. Nach sechs Wochen auf einem Hügel in der Toskana mit Meerblick und wisperde Pinienbäume war er offenbar derart entspannt, dass er keine Ahnung mehr hatte, mit was für einem Begriff er seinen PC abgesperrt hatte. Er hat mir erzählt, dass er alle denkbaren Kombinationen von Vornamen der Ehefrau und der Kinder und sogar des Hundes durchprobiert hat, aber leider ohne Erfolg. Er musste den Tech-Support seiner Firma bemühen, was ihm natürlich sehr peinlich war. Aber die Kollegen fanden es sogar toll – und haben ihn beneidet…

  115. Leider, lieber Tim, hört die Dummheit in den USA, wie dieses CNN-Video belegt, nicht etwa im Park des Weißen Hauses auf, sondern zieht ihre Kreise durch die ganze amerikanische Gesellschaft, und zwar nicht nur, was das Internet und seine Nutzung betrifft. Merke: Dummheit kennt keine Grenzen. Aber sieh selbst…

  116. Dass dauerndes Internet doof macht kann schon sein, ich kann es als Betroffener ja nicht beurteilen. Dass allerdings das dauernde Sitzen am Computer krank macht, das ist bekannt, zumindest in Hannover.

    Das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht hat bereits 2006 einer Klägerin Recht gegeben, die eine Sehnenscheidenentzündung infolge langjähriger Arbeit am PC als Berufskrankheit anerkannt haben wollte (Az. 3 A 38/05). Und in einer aktuellen Presseinfo von Microsoft für seine neue „Ergo“-Maus heisst es, „Mausarm“ sei auf dem Weg, die Volkskrankheit Nummer eins zu werden.

    Übrigens: Wenn man Google nach „Volkskrankheit Nummer eins“ fragt, steht „Harninkontinenz“ an erster Stelle, gefolgt von „Bindungsangst“. Erst dann kommen „Rückenschmerzen“, „Angsterkrankungen“ und „Übergewicht“; offenbar ist sich die Fachwelt noch nicht einig, welches wirklich die schlimmste Volkskrankheit ist, aber das nur nebenbei.

    Meine Krankengymnastin, bei der ich wegen einer Verletzung der Rotatorenmanschette seit Wochen laboriere, hat übrigens heute während der Folterstunde bestätigt, dass chronische Computerei zu physischem Verfall führt. „Wer immer nur sitzt, verliert jegliches Körpergefühl ab der Bauchnabelregion nach unten.“ Wenn sie recht hat, dürfte sich das vom „Spiegel“ beschriebene Problem innerhalb weniger Generationen von alleine erledigt haben, denn die Gefügllosigkeit der unteren Körperteile muss zwangsläufig zu einem dramatischen Abfall der Reproduktionszahlen unter Computer-Nerds führen.

    Deshalb hier und heute schon mal ein Vorschlag für den nächsten „Spiegel“-Titel: „Internet macht unfruchtbar“. Es lebe das journalistische Sommerloch!

  117. Internet macht unfruchtbar? Na, aber hallo.

    Die Diskussion ueber handy-gesponsorte Gehirntumore ist natuerlich schon maechtig ueberaltert. Wie genitaler Herpes flammt sie zwar immer wieder mal auf, aber im grossen und ganzen weiss man ja schon a priori wie’s ausgeht.

    Ganz anders dagegen von wegen Schossoberflaech…aeh…Laptops. Wo sind denn da die Forschungsgelder? Das wireless equipment meines Laptops ist naemlich ganz maechtig auf dem Kriegspfad mit meinem hoechstpersoenlichen equipment. Jawoll. Gerade mal zwei inches von meiner Eruptivkollektion entfernt, rumpeln 31.6 Milliwatt kontinuierlich in den Aether und schrammen dabei auch an den Gonaden vorbei.

    Ob die cajones calientes auf Dauer den ueberlangen Artikeln des Spiegels standhalten koennen, wird sich zeigen. Wenn man dann noch in „einestages“ blaettert und WiFi kramphaft 27 historische Bilder runterlaedt, dann kommt da schon so ein Verdacht auf. Frueher wurde einem mal warm ums Herz, heute wird einem…na, ist ja auch egal.

    Wer haette das gedacht. Die erste Welt manoevriert sich selbst ins Abseits. Hochtechnologisch, noch dazu.

  118. Eine Zeitung ist vor allem dazu gut, Fisch drin einzuwickeln. Als Medium ist es ein Auslaufmodell. Das sagt einer, der als Jungvolontaer noch den Bleisatz erlebt hat und taeglich zwei Tageszeitungen intensiv liest. Aber die Zahlen sind unerbittlich: Jedes Jahr sinkt die Auflage von Tageszeitungen in den USA ebenso wie in Deutschland um ca. 2,5%. Dieser Trend ist offenbar unaufhaltsam . Eine Tageszeitung ist, wie mir ein weiser Verleger einmal sagte, ein Buendel von unterschiedlichen Geschaeftsmodellen, die gemeinsam eine Druckerpresse finanzieren. Die Tageszeitungsverleger haben sehenden Augens zugesehen, wie ihnen ein Geschaeftsmodell nach dem anderen – Kontaktanzeigen, Immobilienanzeigen, Stellenanzeigen, Autoanzeigen, Vermischtes – abgenommen wurden. Diese Leser (und dieses Geld) haben heute z.B. eBay, eScout24, Monster.de und andere Branchenfremde. Das haette nicht sein muessen, aber jetzt ist es zu spaet.

    Ich gehe davon aus, dass ich noch die letzte Ausgabe der „Sueddeutschen“ lesen werde. Ich bin 58 Jahre alt. Do the math…

  119. Der Unterschied zwischen Journalisten und Bloggern ist heute ein zumeist fiktionaler, eine „fixe Idee“, die in den Gehirnen angstgeprägter Journalisten-Kollegen herumgeistert. Denn mit dem Medium haben die Kollegen-Blogger auc das Geschäftsmodell gewechselt. Und das ist zwar potentiell interessant und attraktiv, aber eben (noch) nicht praktisch – bis auf wenige Ausnahmen.

    Aber noch etwas zeigen die Bloger den Journalisten: Dass da draußen sehr viel mehr zu finden (und zu berichten) ist, als es der medial geprägte Ausschnitt der Wirklichkeit, den wir täglich konsumieren, uns alle vermuten lässt. Wo finden sich denn in den „Mainstream-Medien“, und dazu zählen neben Print genauso TV und Radio, egal ob privatwirtschaftlich oder öffentlich-rechtlich betrieben, Informationen und Meinungen z. B. zur aktuellen Politik der USA wie auf http://www.antiwar.com/ (auf der „konservativen“ Seite des politischen Spektrums) oder bei http://www.democracynow.org/ (auf der anderen, ist das noch die „linke“ desselben Spektrums)?

    Und das sind nur 2 kleine Beispiele für eine „Wirklichkeit“, die wir zwar online in der „Blogosphere“, nicht aber in den herkömmlichen Massenmedien erleben und diskutieren können.

  120. Ja wenn doch nur alle die im B/L-DSG geforderte Daten-Sparsamkeit „leben“ würden, bräuchten wir keine stärkeren Gesetze. Aber solange insbesondere personenbezogene Daten ein lohnenswertes „Geschäft“ bedeuten und die Konsequenzen beim „erwischt werden“ in keinem Verhältnis zum erwarten/gemachten Gewinn stehen, stört das die Wenigsten…
    Die bereits jetzt möglichen Urteile von bis zu 2 Jahren Freiheitsentzug bei entsprechenden Verstössen sind meines Wissens bisher noch nie auch nur annähernd ausgeschöpft worden. Erst durch eine entsprechende gerichtliche Praxis mit adäquaten Medienecho werden aus „Kavaliers-Delikten“ Straftaten.

  121. Alternative: Wir gewöhnen uns daran, dass nichts mehr geheim ist. Datenschutz ist ohnehin so wie die Sache mit des Königs neuen Kleidern: Wir glauben alle, dass wir angezogen sind, weil unsere persönlichen Daten geheim sind. In Wirklichkeit stehen wir ohenhin alle schon splitternackt da.

    Apsropos splitternackt: Als wir vor Jahren nach München zogen, sind wir (Ehefrau, Tochter, ichz) mal an einem schönen Sommertag an die Isar gegangen zum Picknick. Wir waren die einzigen dort, die Badesachen trugen. Irgendwann kamen wir uns einfach dämlich vor und haben sie abgelegt. Das war nur ein paar Minuten lang unangenehm, danach war es uns wurschtegal…

    Allerdings: Diese radikale Offenheit darf dann auch keine Einbahnstrasse sein. Die Gegenseite – Wirtschaft, Behörden – muss notfalls gezwungen werden offen zu legen, WAS sie über uns wissen. Dann herrscht Waffengleichheit.

  122. samson hat ja so recht. es ist in der tat ein problem, dass unsere gerichte und behörden das ihnen zur verfügung stehende strafmass nur selten ausnutzen. die „bayerische datenschutzbehörde für den nicht-öffentlichen bereich“ – sowas gibt es – hat nach einem bericht der süddeutschen zeitung von gestern für die verbotene weitergabe personenbezogener daten bislang eine höchstbusse von 1.600 eur ausgesprochen – möglich wären 250.000 euro! 1.600 euro zahlt man schon, wenn man fünf mal in netter gesellschaft an unerlaubter stelle vor dem bayeischen landtag raucht. nur mal so zum vergleich …

  123. Very interesting article. There are so many applications for this technology the sheer possibilities are frightening! Keep up the good work.

  124. Gestern bekam meine Frau einen Anruf von der Telekom. Man gratulierte ihr, dass Sie Kundin bei der Telekom ist und fragte, ob sie mit ihren Verträgen zufrieden sei. Dann sollten ein paar Daten abgeglichen werden. Frage, ob meine Frau noch der Soundso-Straße wohne. (Da wohnt sie seit 8 Jahren nicht mehr.) Antwort: ja. Frage, ob sie ihr Konto noch bei der Haspa habe. (Deren klassisches Einzugsgebiet ist 450 Kilometer von dem vermuteten Wohnsitz entfernt.) Antwort: Jetzt reicht’s.
    Phishing?
    Jetzt reicht’s.

  125. lieber tim,

    ich weiss zwar nicht, was du meinst, wenn du schreibst, dass das rauchen für dich ein laster sei – dann hättest du speditionskaufmann werden sollen – aber dein beitrag gibt mir doch anlass auf einige schöne tools zu verweisen, die es erlauben sich im dschungel der blogs ein wenig besser zurechtzufinden. dass es solche tools gibt, ist ein hinweis darauf, dass die ganze bloggerei aus dem stadium der binnenkommunikation zug um zug heraustritt und zu einem gängigen massenkommunikationsmittel wird, in dem sich auch alte zöpfe wie wir bewegen wollen oder müssen. hier also die tipps:

    1. ziemlich neu und wirklich spannend ist wohl das blogverzeichnis http://www.blogoscoop.net. man kann blogs suchen (und finden), dabei nach tags und regionen recherchieren und erhält auch hinweise auf die popularität von blogs. die maschine ist noch nicht ganz fertig und wird auch noch ständig umgebaut.

    2. auch nicht schlecht ist die http://www.bloggerei.de, wie blogoscoop als erweitertes verzeichnis für deutsche blogs angelegt. die bloggerei gibt es schon ein wenig länger und deshalb ist auch schon mehr drin, als auf blogoscoop.

    3. last und nicht geleast sei noch auf http://www.blogato.net verwiesen. blogato basiert sowohl auf einer sowohl maschinellen als auch einer manuellen Einschätzung der Blogqualität. suchergebnisse lassen sich per rss abonnieren.

    ach ja: czyslansky muss dort noch angemeldet werden. werde ich in kürze mal machen 😉 damit die welt uns finde …

  126. eines tages werden uns fürchte ich auch ebay-sternchen nicht mehr retten.

    seit einigen wochen grassieren ja die presseberichte über die denunzianten-site http://www.rottenneighbor.com. als ich zum ersten mal davon hörte, war dieses fürchterliche angebot noch fest in us-amerikanischer hand. mehr aus routine – wollte mal sehen, ob es schon die ersten hasseinträge zu dir gibt 😉 – war ich eben auf rottenneighbor.com und habe mal nachgesehen, ob es inzwischen auch in münchen einträge gibt. und das ist in der tat fürchterlich. u.a. findest du notizen zu einem münchner landtagskandidaten „… hier sitzt das übelste, was münchen zu bieten hat“.

    ein spitzenrating der anwender hat auch dieser eintrag erhalten: „Also, hier wohnen die größten Assis, die es gibt, die eine Tochter ist ne voll Nu***e, die andere eigentlich genauso. Dann die Mutter klaut im Schlecker Geld und täuscht einen Krebs vor. Der Vater ist Alkoholiker. Die ersten 3 Buchstadebn vom Nachname dieser netten Familie lauten: BAU“. das haus der familie BAU* ist übrigens exakt markiert.

    In der Falkenstraße wird ein „assozialer arbeitsloser Harz IV Türke der den ganzen Tag mit seinem blöden kläffenden Köter spazieren geht“ gemeldet. müssen wir diese form des web 2.0 wirklich akzeptieren?

  127. Web 2.0 ist eine Pandorra-Büchse, und sie ist auf. Wir kriegen die bösen Geister nicht mehr zurück in die Flasche. Wer an die totale Transparenz glaubt (wie ich), der muss auch die Schattenseiten akzeptieren. Dazu gehört das digitale Denunziantentum à la rottenneighbors.com. Leider…

    PS: Eine weitere Geißel der Menschheit im digitalen Zeitalter ist die penetrante Kleinschreibung. Noch schlimmer ist ein Kleinschreiber, der gelegentlich vergißt, dass er einer ist und mal groß, mal klein schreibt…

  128. weils noch immer aktuell und im sinne czyslanskys ist: “den gleichverwerflichen misbrauch groszer buchstaben für das substantivum, der unserer pedantischen unart gipfel heißsen kann, habe ich … abgeschüttelt.” (jacob grimm). gleichwohl sehe ich mich genötig den bösen fremden majuskeln in zitaten ihr recht einzuräumen. dies schmerzt arg, kann es doch in seltenen fällen dazu führen, dass das ein oder andere zeichen frech auch in meinem text herauszuheben sich anheischig macht. ich werde das vorlaute „I“ und das ebensolche „F“ in meinem nächsten beitrag durch ächtung strafen.

    aber danke fur den hnwes, leber tm.

    ach: was meinst du eigentlich mit „Pandorra“? eine art hegemonialstreben des kleinen pyrenäen-staates? müsste es dann nicht panandorra heissen? oder ist dir da ein überzähliges „r“ ausgebüchst. aus der büchse derselben …?

  129. Augenzeugen der legendären Partie gegen Aljechin berichten, dass Czyslansky anschließend so fertig war, dass er sich schwor: „Nie wieder Schach!“ Allerdings ließ sein Interesse an dem König der Spiele nie nach, und er machte sich daran, eine Maschine zu bauen, die ihm die lästige Arbeit des Ersinnens von Zügen abnehmen sollte. Abgelenkt durch andere, wichtigere Projekte wie den Bau eines digitalen Mescal-Destilierkolbens, kam er über erste rudimentäre Skizzen aber nicht hinaus.

    Zwei Jahre später bei einer ausgedehnten Zechtour durch Boston, die in der legendären Schwulenkneipe „Napoleon Club“ endete, traf Czyslansky den berühmten Harvard-Mathematiker Claude Shannon, ein typischer Vertreter des Genus „zerstreuter Professor“, der sich durch die Aufschrift „Boston’s Oldest Gentlemen’s Bar“ an der Tür zu einem Besuch des anrüchigen Etablissements verleiten ließ. Die Hygienestandards im „Napoleon’s“ waren nie die besten, und so war es an sich nichts Ungewöhnliches, dass eine Maus in der fraglichen Nacht scheinbar furchtlos durchs Lokal in Richtung Küche lief. Es darf deshalb vermutet werden, dass dieser Abend die Inspiration zu Shannons wenige Monate später vorgestellten Erfindung namens „Theseus“ lieferte, die erste elektromagnische Computermaus.

    In Wirklichkeit aber sollte dieses Aufeinandertreffen zweier geistiger Riesen viel weitreichendere Folgen haben. Czyslanskys Ruhm als Aljechin-Bezwinger war ihm natürlich längst vorausgeeilt, und Shannon, selbst ein eher mittelmäßiger Spieler, bedrängte Czyslansky mit Fragen zu seiner Strategie und Spieltechnik. Beiläufig erzählte dieser, wie Augenzeugen der Begegnung später kolportierten, dass er über eine Maschine nachdenke, die das Schachspiel automatiseren könne.

    Was Czyslansky nicht wissen konnte, weil das Projekt der nationalen Geheimhaltung unterlag, war, dass Shannon kürzlich von J. Presper Eckert and John Mauchly, den Erfindern von UNIVAC, des ersten kommerzielen Computers, kontaktiert worden war, die nach möglichen Anwendungen des 13 Tonnen schweren, mit 5.200 Vakuumröhren ausgestatteten Rechenapparates suchten. Ganz oben auf ihrer Liste stand das Thema Schach, da die USA gerade im Wettrennen mit der Sowjetunion um die intellektuelle Weltherrschaft arg ins Hintertreffen zu geraten drohte.

    Da der Name „Czyslansky“ in Shannons Ohren verdächtig osteuropäisch klang, versuchte er ihm das Projekt auszureden, indem er auf einer Serviette vorrechnete, wie viele möglichen Spielverläufe beim Schach zu berechnen seien. Das Ergebnis, nämlich 10 hoch 120, beweise, wie aussichtslos ein solches Bemühen wäre, da selbst der leistungsfähigste mechanische Rechner, der damals zur Verfügung stand, circa 10 hoch 90 Jahre benötigen würde, um nur den ersten Zug einer „perfekten Partie“ zu berechnen – etwa zehnmal länger, als die Universum bis heute existiert.

    Tatsächlich ist nicht bekannt, dass sich Czyslansky nach diesem Zeitpunkt weiter mit der Idee beschäftigt hat. Im Gegensatz übrigens zu Shannon, den das Thema keine Ruhe ließ. Am nächsten Morgen, gestärkt durch einen Pott starken schwarzen Kaffees und vier Aspirintabletten, setzte er sich hin und schrieb seinen legendären Aufsatz „Programming a Computer for Playing Chess“, in dem beschrieben wird, wie eine Maschine tatsächlich in die Lage versetzt werden könnte, erfolgreich Schach zu spielen. Der Rest ist Schach-Geschichte: Am 10. Februar 1996 verlor Garry Kasparov als erster amtierender Weltmeister eine Partie gegen IBM’s „Deep Blue„, und zehn Jahre später schlug das von den Deutschen Frans Morsch und Mathias Feist entwickelte Schachprogramm „Deep Fritz“ den Weltmeister Wladimir Kramnik 4-2.

    Das Desinteresse Czyslanskys am Schachspiel könnte sich auch aus seinem zeitweiligen tiefen Kulturpessimismus ableiten, denn einer undatierten Quelle zufolge soll er einmal gesagt haben: „Wenn ein Computer eines Tages besser Schach spielen kann als der Mensch, ist das Ende nah.“ Warten wir ab.

  130. Schachtürke, Bildnachweis: Jan Braun / Heinz Nixdorf MuseumsForum
    Schachtürke, Bildnachweis: Jan Braun / Heinz Nixdorf MuseumsForum

    mein lieber tim,

    da bist du aber wieder mal einem echten „türken“ aufgesessen. czyslansky’s hat seine „idee“ eines schachautomaten wohl eher augenzwinkernd baron von kempelens schachtürken entlehnt. baron wolfgang von kempelen (1734-1804) präsentierte schon 1769 der kaiserin maria theresia einen schachautomaten in gestalt eines hinter einem schachtisches sitzenden „roboters“, der wiederum die gestalt eines türken hatte. lass mich kurz aus dem feinen bändchen des freiherrn joseph friedrich zu racknitz zitieren, welches jener im jahr 1789 unter dem titel „über den schachspieler des herrn von kempelen“ in leipzig veröffentlichte:

    „Das Publikum begegnete dem Automaten mit einer Mischung aus Schock und Lust. Die lebensgroße Puppe in türkischer Tracht saß an der Rückwand eines eleganten Holzkastens. Die Vorderseite, auf dem ein Schachbrett mit Holzfiguren stand, wies drei Türen auf, darunter eine Schublade. Vor der Vorstellung öffnete Kempelen die Abteilungen, um das Innere des Kastens vorzuzeigen. Die Zuseher erblickten ein Gewirr aus Walzen, Hebeln und Zahnrädern verschiedenster Größen. Mit einer Kerze durchleuchtete Kempelen den Automat Abteil für Abteil, danach bat Kempelen einen Freiwilligen aus dem Publikum an das Schachbrett, und endlich begann der Türke, sich selbständig zu bewegen. Bei jedem Zug war ein Rasseln und Ächzen von Zahnrädern zu hören.“

    tatsächlich sass im tisch ein versteckter und des schachspiels mächtiger zwerg. gleichwohl geisterte der angebliche schachautomat noch jahrelang durch die gazetten der bürgerlichen gesellschaft und riss zahllose philosophen zu ergötzlichen ausführungen hin (so auch walter benjamin). beim türken handelte es sich vermutlich um die berühmteste fälschung unseres zeitalters (wenn man von den über 40 präputien unseres lieben herren absieht, die in diversen katholischen devotionalienbeständen lagern; siehe werner fuld: lexikon der fälschungen). vom schachautomaten leitet sich auch das beliebte tunwort „türken“ ab, das heute in der bedeutung von „etwas vortäuschen“ gebräuchlich ist. czyslansky war ja bekannt dafür, dass er seine gesprächspartner gerne ein wenig aufzog, freilich ohne dass diese es merkten.

    ach ja: ein nachbau des türken befindet sich im nixdorf-museum zu paderborn.

    zum weiteren siehe auch tom standage: der türke. die geschichte des ersten schachautomaten und seiner abenteuerlichen reise um die welt. campus verlag ffm 2002.

  131. Jeder redet von Chrome, aber keiner hat bemerkt, dass Chrome keine Toolbars unterstützt. Man kann keine Leisten in diesem Browser installieren auch nicht die von Google. Damit gibt es keine PR Anzeige im Browser.

  132. natürlich hat ossi recht, dass chrome einen schritt tut in richtung auf das, was er „abschaffung der betriebssysteme“ nennst.
    natürlich fordert chrome nicht den microsoft explorer, sondern windows heraus. aber was ist daran neu?

    bemerkenswert ist nur, wie es google mal wieder geschafft hat, diesen hype ohne klassische pr zu erzeugen: durch einen „controled leak“ gegenüber der blogosphere.

    die story beschreibt olaf kolbrück hier ausführlich:
    http://off-the-record.de/2008/09/02/elegante-pr-fuer-den-google-browser-chrome/.

    und die einschätzung dazu gibts hier:
    http://www.vibrio.eu/blog/?p=96

  133. Ja, mir hat es die Sprache verschlagen. Ich habe natürlich gleich Chrome runtergeladen, ausprobiert – und wieder runtergeschmissen. Irgendwie kam ich mir vor wie bei Netscape 1.0: Das Ding kann ja gar nix! Und sieht außerdem stinklangweilig aus. Ist ja fast so schlimm wie Apples „Safari“-Browser.

    Ich kann eigentlich gar keinen Sinn in der Entscheidung von Google sehen, einen halbgaren und ästhetisch unausgegorenen Browser auf den Markt zu bringen – außer, um Microsoft zu ärgern.

    In dem Zusammenhang ist das Timing interesssant, nämlich nur Stunden, nachdem Redmond Google ciao.com vor der Nase weggeschnappt hat und damit zum Angriff auf Googles Vorherrschaft im Such-Geschäft geblasen hat. Es geht Microsoft offenbar darum, Google in der Relevanz der Suchergebnisse zu übertrumpfen. Google kann bekanntlich alles, aber sonst nichts. Microsoft will ganz klar die Suchmaschine für die Online-Shopper werden: Mit Hilfe von Ciao hofft Microsoft, Kaufwillige schneller in die richtigen Internet-Läden zu bringen.

    Google verfolgt schon lange eine Politik der Nadelstiche gegen Microsoft. Chrome könnte wieder so eine kleine, gemeine Spitze sein.

  134. Chrome ist da, und das ist auch gut so. Was nun dingend erforderlich ist, ist doch eine sachliche Diskussion des Konzeptes: Bringt uns der G-Browser weiter, oder nicht?
    Tims Vermutung, dass Chrome nicht mehr bietet als „Netscape 1.0“ kann ich nun wirklich nicht folgen. Schon mal was von JavaScript und den darauf aufsetzenden Web-Applikationen gehört?
    Das User-Interface mag minimalistisch sein (von der Ästhetik des Designs, ganz zu schweigen), aber, was sich „unter der Haube“ tut, ist das eigentlich bemerkenswerte. Und was Google damit anfängt, bzw. auch nicht anfängt, und sich damit sogar vom Wettbewerb wohltuend unterscheidet, hat Johnny auf „Spreeblick“ sehr gut und sachlich dargestellt. Ein guter, lohnender und lesenswerter Artikel!
    Read, on: http://www.spreeblick.com/2008/09/04/wir-sind-bild-the-chrome-conspiracy/

  135. Doch Herr Urchs, Google macht sich anheischig, das Microsoft des Web zu werden. Anders als Microsoft geht es Google nicht darum, den Desktop zu monopolisieren, um möglichst viel Profit aus den eigenen Produkten zu schlagen, sondern möglichst vielen Surfern die Werbung ihrer Kunden möglichst interessensgenau unter die Nase zu reiben. Um weiter zu wachsen, braucht Google deshalb immer mehr Informationen über immer mehr Internetnutzer. Dazu dienen die Produkte und die Datensammelleidenschaft, die mir zunehmend unheimlich wird.

  136. ein bisschen ist das wie in einer ehe, in der der mann die frau nur deshalb nicht versteht, weil er schon so lange nicht mehr mit ihr geredet hat: die verbreitete unzufriedenheit mit den it-abteilungen ist der sprachlosigkeit zwischen it und fachabteilung geschuldet. noch immer reden beide allzuoft aneinander vorbei: der business line manager (blm) will ein problem lösen, der it-mann sieht bei jeder änderung erstmal neue standardisierungsrisiken, also -probleme. der blm füllt brav ein pflichtenheft aus, mit dem sich der it-mann erstmal für ein paar wochen zurückzieht um an einer lösung zu basteln, sie zu testen, sie zu überarbeiten, sie wieder zu testen und dann kommt er wochen später (oder sind es monate?) zurück, will gelobt werden, und muss feststellen, dass im besten fall er komplett an den interessen des blm vorbeientwickelt hat. der it-mann hat sich in jahrelanger kleinstarbeit eine arkansprache angeeignet, die ihn ebenso vermeintlich unersetzlich wie einsam gemacht hat.

    ich bin überzeugt: modellgestützte entwicklungsumgebungen und soa-paradigmen werden dieser sprachlosigkeit ein ende bereiten: das standardisierungsthema hat in soa-umgebungen seine dominanz verloren und das it-babel findet im interaktiven prototyping ein ende.

    was das ganze mit digitalem leben zu tun hat? modellgestützte entwicklung folgt dem gleichen paradigma wie die digitale kommunikation: interaktiv, echtzeit, unhierarchisch. it profs haben da noch viel zu lernen.

  137. Glaubst du nicht, dass das eine Arabeske ist, die keine Schule machen wird? Es müsste doch jedem einleuchten, wie unsicher ein solches Verfahren ist. Schließlich ist nicht einmal der bekannte Lügendetektor, den es schon seit Jahrzehnten gibt, als Gerichtsbeweis zugelassen.

  138. Würde ich schon, wenn

    a) nicht schon ein Gericht in einem ausgesprochen zivilisierten Land (Indien hat sein rechtssystem von Großbritannien geerbt) das Verfahren bereits als Urteilsbegründung akzeptiert hätte und ich

    b) inzwischen Schäuble & Co so ziemlich alles zutrauen würde.

  139. Tja, da haben Sie nicht unrecht. Das trifft aber nicht nur auf IT zu, unter dem gleichen Phänomen leiden auch oft HR, PR, Marketing, F&E, usw.. Abteilungseifersüchteleien, Bereichsdenken, Wagenburgmentalität und eine oft schwach ausgeprägte Kommunikationskultur zählen zu den Ursachen. In unserem Land wird das Thema „Eigen-Vermarktung“ innerhalb von Unternehmen noch immer vielerorts als überzogende Selbstdarstellung und nicht als Maßnahme zum Schaffen gegenseitigen Verständnisses interpretiert. Und dabei können doch ganz interessante Effekte daraus entstehen, beispielsweise weniger Reibungsverluste, leichtere Akzeptanz in Veränderungsprozessen, Ausschöpfung abteilungsübergreifender Synergien, vielleicht sogar Ideen und Impulse für echte Innovationen, und, und, und, …

    Gerade bei einer Querschnittsfunktion wie IT, die mittlerweile alle Unternehmensbereiche, viele Geschäftsprozesse und immer mehr Mitarbeiter essentiell betrifft, wäre etwas mehr „Kundenorientierung“ nicht zu verachten, auch mit entsprechender Kommunikation. Wohlgemerkt Zweiwege-Kommunikation, denn auch User haben Ideen und Anregungen. Sonst läuft IT Gefahr, nicht als Problemlöser, Impulsgeber, Innovationstreiber oder zentraler, geschäftskritischer Bestandteil des Unternehmensgefüges wahrgenommen zu werden. Sondern eher als der Bereich, der ins Bewusstsein tritt, wenn es neue Regeln einzuhalten gilt oder schlicht mal wieder nix funktioniert.

    Dennoch: Es kommt Bewegung in das Thema. Gerade bei großen Unternehmen wird z.B. bei der Einführung großer Systeme mit organsiationsweitem Impact, insbesondere im Hinblick auf einen soften GO-life schon heute massiv in Kommunikation, PR oder internes IT-Marketing investiert. Interne Web 2.0-Plattformen, die auch dem IT-Marketing als Kanäle zur Selbstvermarktung dienen, finden zunehmend Einsatz. Denn kein IT-System funktioniert ohne die Akzeptanz und Unterstützung der dummen User.

    Und nicht zuletzt wird auch langsam erkannt, dass eine gute IT auch Außenwirkung hat, bei Kunden, Investoren und Mitarbeitern. Es kommt nicht von ungefähr, dass in den Risikoberichten für die Bilanz dem Thema IT zunehmend Raum gewidmet wird, Mitarbeiter in Einstellungsgesprächen darübr näheres wissen möchten und Kunden nach der Sicherheit der Systeme fragen, über die sie mit dem Unternehmen Geschäfte machen. Auch in diese Richtung wird schon einiges an teilweise recht guter Kommunikation betrieben.

    Vielleicht sollte die Computerwoche mal bei Ihren Lesern eine kleine Umfrage zu diesem Thema machen. Ich vermute Sie werden überrascht sein, was da schon alles passiert. Ich stehe Ihnen gerne für entsprechenden Input bei der Fragebogengestaltung zur Verfügung.

    Mit herzlichen Grüßen wie immer 😉 Stephan Fink

  140. Das hatte ich noch vergessen: Nennen wir es doch analog zu „Employer Branding“ als neue Disziplin „IT-Branding“

  141. Pingback: Mein OMD 2008 R
  142. was mein kollege stephan fink da von der öffnung der it-abteilungen hin zu einer stärkeren kommunikationsorientierung schreibt, ist schon richtig. doch wirkt sich diese neue kommunikationsfreudigkeit bislang noch allzu häufig nur auf die interne kommunikation aus.

    ein grosser konzern mit sitz bei münchen stellt derzeit seine gesamte infrastruktur von lotus auf microsoft exchange um. dabei war allen beteiligten von anfang an klar, dass ein solcher prozess über einige dutzend ländergrenzen hinweg nur auf der basis einer offensiven internen kommunikationspolitik erfolgreich geführt werden kann. und genau deshalb hat man sich für diesen prozess einen kommunikationsverantwortlichen it-spezialisten von aussen ins boot geholt, der in unzählgen gesprächsrunden, aber auch über wiki und sharepoint den kulturellen und emotionalen rahmen geschaffen hat, der einen reibungslosen transferprozess ermöglichte. gut so!

    das ist sicherlich nur ein beispiel für viele unternehmen, die heute web 2.0-anwendungen und vor allem eine auf interaktion und offenheit orientierte kommunikationsstrategie mit ihren it-strategien verknüpfen. aber nach aussen sind die kommunikationsbarrieren noch kaum gefallen. und das hat seinen grund nicht zuletzt in manch albernen eifersüchteleien zwischen it-management und fachabteilung. denn die öffentlichkeit draussen interessiert sich heute doch vor allen dingen für die schnittstellen zwischen it und anwendung, für die prozesse im lösungsdesign, für den zusammenhang zwischen it-infrastruktur und geschäftsprozess. und alles das kann den medien nur dann vernünftig nahegebracht werden, wenn sich it und fachabteilung die externe kommunikationspolitik gemeinsam zur aufgabe machen. aber in welchen unternehmen gibt es schon ein einverständnis zwischen fachabteilung, it und pressestelle über den sinn und nutzen von case studies bzw. anwenderberichten? drei unterschriftenfelder auf einer freigabeerklärung für case studies sind noch keine gemeinsame strategie. hier bleibt in den kommenden jahren noch viel zu tun.

  143. Hallo Herr Kausch, das ist doch klasse für uns alle. Da können wir doch zu berechenbarem Mehrwert beitragen: kürzere Einführungszyklen, schneller Systemakzeptanz, weniger Flurfunk, steilere Lernkurven, weniger Rückfragen beim internen Service, ……………

  144. Wenn ich ein IT-Hersteller wäre, würde ich auch nach irgendeinem Strohhalm greifen, von mir aus auch „Integration, um den drohenden Niedergang in die Irrelevanz zu stoppen, den Nick Vage ja brilliant in seinem Buch „Does IT matter?“ beschrieben hat.

    Wenn IT tatsächlich, so wie es aussieht, zum einer reinen Commodity verkommt ohne strategischen Wettbewerbseffekt, wenn wir alle in Zukunft unsere Computerleistung bei Bedarf aus dem „Grid“ oder „Cloud“, also praktisch aus der Steckdose ziehen und nur noch mit Miet-Software à la SaaS arbeiten – wo bleiben da die IBMs, Microsofts, Siemens und Suns dieser Welt? Am Ende sind sie keine Elefanten, sondern Dinosaurier.

    Um als digitaler Nomade always online durch die Welt zu reisen, brauche ich nur kleine, intelligente Endgeräte und ein gut funktionierendes Backend. Was wir erleben ist vielleicht die Götterdämmerung des PCs. Als Hersteller würde mir das Angst machen – als User finde ich es toll.

  145. woran man mal wieder sieht, dass ich offensichtlich der einzige bin, der absolut gar nix zu tun hat . ausser mit czyslanskys eine zu rauchen … 😉
    mik

  146. „You can fool some of the people all of the time, and you can fool all of the people some of the time, but you can’t fool all of the people all of the time.“

    Abraham Lincoln (1809-1865)

  147. das ist das tolle am internet: jeder kann mitmachen.und das ist das problem am internet: jeder macht mit!
    genau darin liegt die business opportunity für menschen wie dich und mich: die internetgesellschaft braucht orientierung. und die können leute geben, die sich professionel mit dem medium beschäftigen.

    das heisst nun natürlich nicht, dass man unbedingt DICH fragen sollte, wenn man einen ordentlichen single malt sucht (hah!). aber publizisten, journalisten blogger, pr-leute und andere kommunikationsmenschen sind gefordert strukturen zu entwickeln, die das grosse wort VERTRAUEN in das internet einbetten. das schlagwort, das ab heute um die welt geht heist: „embedded viral confidence“.

    die personale kommunikation wird als grundlage des viralen empfehlungsmarketings eine neue blüte erleben. ich muss menschen kennen, deren tipps ich vertrauen kann. dabei kommt es dann zur xing-architektur des vertrauens: wenn ich dir nicht trauen kann bei der auswahl schottischer hochlandgetränke, dann traue ich dir aber immer, wenn du eine web site kennst, deren empfehlungen man vertrauen kann. und über die berühmten drei ecken wird man immer jemanden finden, der einen 68er caperdonich (was für ein jahrgang; steht gerade bei mir auf dem regal) von einem amrut unterscheiden kann.

    du kennst amrut nicht? dann lass dich aufklären:
    „Die indische Mythologie berichtet von Göttern und Dämonen, die in der Vorzeit den Ozean mit Hilfe der Berge durchmischten. Auf einmal sprang ein goldener Topf aus dem Wasser, der das Elexier des Lebens enthielt. Diesen nannten sie Amrut.
    Der moderne Amrut hat seine Wurzeln unmittelbar nach Ende der englischen Kolonialherrschaft 1948, als die Inder begannen, ihren eigenen Whisky zu brennen.“
    (http://www.whisky24.de/tws/product_info.php?info=p13941_Amrut-Cask-Strength–Indien-.html)

    einen amrut gibt es jetzt auch in fassstärke. er schmeckt ein wenig nach fränkischen christkindlsmarktglühwein. wahrscheinlich bauen sie ihn in alten cardamonvorratsfässern aus. was eigentlich einen eintrag in knol (http://knol.google.com/k/knol) wert wäre.

    womit wir das stöckchen wieder zum ausgangspunkt geworfen hätten. denn die süddeutsche zeitung greift in ihrer heutigen ausgabe googles wiki-alternative heftig an: die artikel in knol seien häufig fehlerhaft, die autoren betrieben versteckte produktwerbung, und überhaupt werde unglaublich viel ohne quellenbeleg abgeschrieben. wenn man der süddeutschen glauben darf (ich tus in der regel; alles eine frage des vertrauens), dann verfügt wiki im vergleich zu knol fast über einen dem duden vergleichbaren vertrauensnimbus.

    ich warte auf seiten, die – wie ciao in der anfangsphase – nichts weiter tun, als empfehlungen und erfahrungen zu kommunizieren. und auf denen die empfehler dann selbst wieder empfehlungen erhalten und ein xing-ähnliches empfehlungsnetzwerk bilden. „embedded viral confidence“ als business-idee. will eben mal jemand einen businessplan schreiben ???

    oder gibts das schon? kann mir hier jemand einen link empfehlen?

  148. Da brauchte man nicht erst auf das Internet zu warten, um schlechte Empfehlungen zu bekommen. Haben wir nicht alle Freunde und Bekannte, deren Empfehlungen wir leidenschaftlich NICHT folgen. „Den Film musst du unbedingt sehen, das Buch muss man gelesen haben …“ Und wir wussten dann immer ganz genau was wir NICHT sehen und lesen wollen?

    Ich erinnere mich auch noch an viele Warnungen, die mich, in Kenntnis der Quelle, Gott sei Dank nicht abschreckt haben: „Zigarren stinken, Rocky ist ein blöder Film, Bukowski ist ein Schmierfink, das Internet wird sich nie durchsetzen …“

  149. In Wirklichkeit ist die SYSTEMS die Messe, die seit über 30 Jahren stirbt, aber wie Phoenix wundersam wieder aus der Asche ersteigt.

    Ich weiß nicht, ob es am Ende Klugheit der Messemacher ist oder pures Glück, aber sie hat es immer wieder geschafft, im letzten Moment die Kurve zu kriegen und ist mittlerweile tatsächlich als „B2B-Messe“ gut positioniert. Den Wahn, die „CeBIT des Südens“ sein zu wollen, hat ihr die Branche schon vor Jahren ausgetrieben, aber wer will schon die CeBIT von sonstwas sein? Das Zeitalter der Megamessen, im übrigen eine rein deutsche Erfindung, ist im Zeitalter von Internet und virtueller Selbstdarstellung ohnehin ein Auslaufmodell.

    Das Gute and der Systems (und das Schlechte and der CeBIT) ist, dass Messen heute nur noch eine echte Daseinsberechtigung haben: Sie sind ein Ort der persönlichen Begegnung. Das Gespräch bei einer Tasse Kaffee, das ist der einzige verbliebene Grund, heute noch eine Messe zu besuchen, Alles andere – Produktinfo, Marktorientierung, Kaufberatung, Entscheidungsvorbereitung – lässt sich nline anders und effektiver erledigen.

    Ach so, und vergessen wir nicht die Vibrio Lounge: Alleine deswegen muss die Systems noch ganz, ganz lange weiterleben…

  150. Für den Massenmarkt müssen wir noch den Heimservice per Fernseher entwickeln. Das würde dem in Amerika weitvebreiteten „TV dinner“ (in Alu verpacktes Fertigessen, das man nur mal schnell in die Mikrowelle poppt) eine völlig neue Dimension geben.

  151. Als Yahoo dafür sorgte, dass der Online-Dissident Shi Tao, immerhin Träger des International Press Freedom Awards, von der chinesischen Polizei verhaftet werden konnte, sagte Jerry Yang, er befolge nur die geltenden Gesetze. Genau das haben die KZ-Wärter auch gesagt.

  152. Ich persönlich glaube weder an UFOs noch an Banken!

    Ausserdem: Elvis ist der einzige, der ausserirdische Abstammung für sich geltend machen darf. Er ist übrigens auch nicht tot, wie von vielen Dummköpfen und Ungläubigen behauptet wird, sondern nur auf seinen Planeten zurück.

  153. Unsere Freunde in Italien haben das schon lang. Vielleicht technisch nicht so ausgespitzt, dafür aber wirkungsvoller. Die Fotos der Speisen (Schnitzel con Krauti) hängen für nicht italienisch sprechende Zeitgenossen im Schaufenster. Drüber steht meistens Menue Touristico. Wenn ich das irgendwo gesehen habe, habe ich das immer dankbar angenommen. Es war der klarste Hinweis, solche Restaurants nicht zu betreten. Das werde ich auch mit dem virtuellen Pendant in London so halten.

  154. Erfolgreich? Sterbend? Ich setze noch „schrumpfend“ dazu. Die Messe ist Opfer ihres Erfolges. Sie hat sich den Mittelstand zu Herzen genommen und konnte damit natürlich nicht mehr die Hypethemen adressieren, sondern die Brot und Butter-Anwendungen, die für den Mittelständler im Mittelpunkt stehen. Damit hat Sie sich aber leider auch aus der öffentlichen Wahrnehmhung katapultiert. Ich glaube nicht, dass Blogger da helfen werden.
    Aber eins möchte ich noch loswerden: Die Messe findet in München statt. München ist gleichzeitig der viert- oder fünftgrößte IT-Standort weltweit und viel zu wenige IT-Unternehmen nutzen die Systems, um sie als Schaufenster zu benutzen. Ist irgendwie bitter. Die Stadt München und das Land Bayern haben sehr viel für die hier angesiedelten IT-Firmen getan: Infrastruktur gebaut und Steuern erleichtert zum Beispiel und wie immer zahlen die Unternehmen nichts zurück, nicht einmal symbolisch in dem sie die IT-Messe der Region mit ihrer Präsenz unterstützen.

  155. Die Alternativen heissen:

    1. Mehr Self-Support: Dinge wie Password Reset lassen sich wunderbar vom User selbst erledigen, wenn im Unternehmen entsprechendes Identity Management vorhanden ist. Gartner schätzt, dass sich hier bis zu 70% der Kosten im IT Support eliminieren lassen.

    2. Offshoring: Ich komme gerade aus Indien zurück, da sitzen Hunderttausende von hochtalentierte ITler, die uns liebend gerne die Routinearbeit oder sogar die komplette Verwaltung unserer IT-Infrastrukturen abnehmen würden, und das zu einem Bruchteil der bisherigen Kosten. Mein Vorschlag wäre eine flexible Mischung aus Inhouse- und externem Support – so wie es viele große Unternehmen (IBM, Siemens, etc.) zumindest intern heute schon längst praktizieren.

  156. Am besten machen es immer noch, finde ich, die Japaner, die absolut lebensechte Plastik-Abbildungen der Speisen ins Schaufenster stellen. Ist zwar uralte Analog-Technik, erfüllt aber den gleichen Zweck…

  157. „öffentlich vollzogener Florian Silbereisen“ ist gut!

    Aber im Ernst: RR weiß ganz genau, was und wen er da insziniert, nämlich RR! Und er verwendet dazu das ebenso probate wie bewährte Mittel der Publikumsbeschimpfung, in der er bekanntlich mehrfacher Deutscher Meister ist. Das Niveau des deutschen Fernsehens erhöht er damit nicht um einen Millimeter!

  158. auch gut. dann interpretieren wir das ganze doch so: rr (also kleingeschrieben sieht das wirklich blöd aus …) inszeniert sich selbst. aber für was steht rr? für „erziehung durch medien“. und dieses thema und dieser ansatz ist nach meinem dafürhalten ebenso unmodern wie aktuell.
    muss man blödheit im fernsehen tolerieren? nein, muss man nicht! und um das klar zu stellen: ich rede nicht von verbieten. ich rede von denunzieren im privaten. und ich rede vom verbot der dummheit im öffentlich-rechtlichen. diese debatte führe ich gerne. und der event von gestern ist ein guter anlass diese debatte „öffentlich zu vollziehen“.

  159. das können die hollander aber noch besser. die stellen ihr plastik nicht nur ins schaufenster, sondern servieren das …
    und wenn die engländer das würden, wäre man sogar noch froh …

  160. Liebe Zuschauer,
    um die angesprochenen Probleme zu lösen und persönlich-mediales Wohlbefinden zu erreichen, gibt es nur ein mir bekanntes Wundermittel: die Fernbedienung. Die hilft zuverlässig und führt schnell zu den TV-Sendern meines Vertrauens. Für Menschen mit einem IQ überhalb der Raumtemperatur können dies sein: PHOENIX, arte, BR und br-alpha, manchmal n-tv, manchmal n24…Das Problem ist nicht, daß es keine Intelligenz im TV gäbe, das Problem ist, dass daß solche Produkte zu spät, zu verstreut und zu wenig beworben erscheinen.
    Doch auch hier wird eines schönen Tages die Technik helfen: wenn intelligente Menschen sich intelligentes Programm digital zusammenstellen – ohne Sendeplan, ohne Werbung etc.
    Daher: Aufregung bitte stoppen – alles wird gut!

  161. Es ist schon ein Trauerspiel, daß man mit einer Falschmeldung, daß Jobs mit Herzinfarkt in der Klinik liegt, den Kurs nach unten drückt(um wieder billig einzukaufen).Was sind dies für Methoden? Keine Spur von Anstand mehr, nur noch Gier!
    Ich fordere strenge Bestrafung dieser Wühlmäuse und Falschinformanten.
    Kurt Lotz Moraira Spanien

  162. ich fands cool von RR. Warum auch immer, für sich selbst oderfür die TV-Qualität. Schick fand ich auch, dass einige aus dem Publikum RRs Auftritt zunächst für einen Scherz hielten. Aber lass uns Freitag weiter diskutieren. Dann dürfen wir RR ja wieder bewundern, leider zusammen mit Gottschalk

  163. nichts ist zu nischig, nichts ist zu abgedreht, um es medienwirksam aufbereiten zu können. Aber bloggen allein reicht da nicht. Der Vorfüheffekt entsteht erst wenn neue und klassische Medien sich gegenseitig verstärken. Das ist ein bisschen wie self fullfilling prophecy

  164. die macht der blogger interessiert mich herzlich wenig. die ganze bloggerei ist doch nichts weiter als ein „runder hydepark“. und ein runder hydepark ist doch – wenn ich meinen alten mathe-lehrer wölfel noch richtig zusammen bekomme – nichts weiter als ein hydepark mit unendlich vielen ecken. und in der ecke des hydepark steht das speakers corner. mit der bloggerei steigt also erstmal nur der lärmpegel, in der dummheit aber auch in der intelligenz.

    drei dinge sind es, die mich an der bloggerei interessieren:

    1. die corporate blogs – das sind die, auf denen immer nur einer spricht und kein schwein kommentiert. diese blogs funktionieren dann, wenn es genug leute gibt, die wissen wollen, wie die „corporation“ dahinter tickt. was die schreiben und wie die schreiben. eine art firmenpersönlichkeit drückt sich dann da aus. so funktioniert übrigens auch MEIN corporate blog (http://www.vibrio.eu/blog): ordentliche besucherzahlen aber niemand hinterlässt spuren. hab ich kein problem damit. nutz ich selbst wie xing und linkedin, wenn ich recherchiere.

    2. dann interessiert mich, wie ich für mich spannende blogs zum diskurs finden kann. da gibt es heute nur wenige, die wirklich erfolgreich sind und grosse themenrunden bilden, etwa der thomas knuewer (http://blog.handelsblatt.de/indiskretion). und ein paar, die zumindest schöne meinungen präsentieren (wie natürlich czyslansky). die meisten großen blogs aber langweiligen über zig kommentare mit einer diskussion der blogger über das bloggen. eine große nabelschau lebender toter. da hilft nur abnabeln. häufig gibts das zu sehen beim kultblogger robert basic. da kann nur robert nix dafür (http://www.basicthinking.de/blog/).

    3. dann ist es spannend, wie der stellenwert von völlig obskuren blogs durch eine eigenwillige exotik ins unermessliche oder jedenfalls in unangemessen steigt. mein liebling hier http://bestatterweblog.de. könnt ich mich totlachen bei dem blog.

    aber querulanten und giftspritzer gabs auch schon früher in den leserbriefspalten und redaktionsstuben. who cares …

  165. Ich würde die „Querulanten“ in der amerikanischen Rechtsradikalen-Szene, von den „Militias“ bis zur „Alaskan Independence Party“, die durch Sarah Palin zu weltweiter Aufmerksamkeit gekommen ist, nicht unterschätzen.
    Die „GOP“ selbst tut das jedenfalls nicht. Warum hätte sie sonst Frau Palin als VP-Kandidatin aufgestellt? Nun wenden sich zwar konservative Urgesteine, wie Pat Buchanan von ihr ab, aber die „silent majority“ der Querulanten und ultra-religiösen christlichen Fundamentalisten genießen die neue Popularität. Nicht dass damit ein Staat zu machen, oder auch nur eine Mehrheit zu gewinnen wäre – das zeigen die aktuellen Umfragen deutlich.
    Aber man kann damit eine Atmosphäre anheizen, die einen „Spinner“ dazu bringen, mit Obama wie mit Martin Luther King Jr. und anderen Schwarzen zu verfahren. Die Rufe „Kill him!“ (bezogen auf Obama) sind jedenfalls bei den Veranstaltungen von Frau Palin deutlich zu hören.
    YouTube und anderen „sozialen Medien“ sei Dank!

  166. Ranicki hat Menschen wie mich, die schon lange nicht mehr fernsehen, wieder dazu gebracht, zumindest auf Youtube die blöde Fernsehgala zu glotzen. Schade, ich hatte nämlich gerade ein gutes Buch gelesen …

  167. Der Punkt ist: Ein einzelner Blogger hat es innerhalb von 4 Jahren geschafft, 15 Prozent der US-Amerikaner von einer völlig falschen und potenziell destabilierenden Geschichte zu überzeugen. Das ist Macht, pure and simple! Das schafft kein anderes Medium, kein Fernsehen, keine Tageszeitung. Aber im Gegensatz zum Journalismus gibt es keine Blogger-Ethik, keinen Presserat, kein Regulativ. Wenn Euch das nicht Angst macht, seid Ihr härter gesotten, als ich dachte.

  168. Sie haben völlig recht: Seeeehr sehenswert! Danke, dass Sie das reingestellt haben – Sarah ist ganz wunderbar.

  169. Tim, that ain’t funny. In Deutschland wurden jüdischen Mitbürgern bis ins 19 Jh. hinein Familiennamen wie „Klohocker“ verpasst. Auch darüber kann ich nicht lachen.

  170. Ich habe „Christian Ude“ eingegeben und bin übers Oktoberfest und einer Meldung über eine 32jährige Mutter, die ihr nacktes Baby bei 11 Grad Celsius im Kindersitz durch München radelte und deshalb verhaftet wurde, schließlich zur Pflegepersonal-Demo in Berlin und Barack Obama gelangt.

    Was beweist: Menschen, die beim Zuhören abwesend in ihrem Notizblock rumkritzeln („to doodle“) denken auch so. „Free association“ nennt man das – Dada lebt!

  171. Also ich als möchtegern Idol, narzistischer, Kuschelexperte mit Generalinteressen blogge eigentlich hauptsächlich Corporate … Für mich brauchst du schon einen ganzen Ikeaschrank, da kommst du mit einer Schublade nicht hin. Das gilt übrigens für die meisten Blogger, aber die wirst du ja sicher bald alle persönlich der Systems Blogger Lounge kennenlernen in … bist du eigentlich schon Akkreditiert? oder gehst du als Journalist auf die Messe?

  172. Es gibt für mich eine Analogie zwischen der „neuen Macht des Kunden“, über die ich schon vor Jahren im „Kunden-Kartell“ philosphiert habe, und der neuen Macht des Wählers im Internet-Zeitalter. Davon ist zwar in Deutschland noch herzlich wenig zu spüren (siehe die abgrundtief schlechte und inhaltsleere Websites nicht nur der CSU vor der gerade abgelaufenen Landtagswahl in Bayern), aber es kommt, so sicher wie das Amen in der Kirche. Auch bei uns wird eine Generation von „media-savvy“ Politikern heranwachsen, die ähnlich virtuos auf dem Klavier partizpatorischer Medien spielen können wie Obama. Wir müssen uns nur leider etwas in Geduld wappnen.

  173. Was ist mit den Besserwisser-Bloggern?

    Den Aufrechtempörten-Bloggern?

    Den Gartenlauben-Bloggern, die ihre Websites mit Rüschen verzieren?

    Den Profund-Bloggern („pro Pfund ’n Euro…“)?

    Den Edelfeder-Bloggern, die gerne Rilke wären?

    Und nicht zu vergessen: Den Techno-Bloggern, auf deren Websites es zischt und raucht und wo das Medium the Message ist?

    Die Liste lässt sich beliebig erweitern.

    Ich selbst würde mich als Dampf-Blogger bezeichnen („bloggt, um Dampf abzulassen“) – wenn Vibrio nicht schon vorher dagewesen wäre. Mist!

  174. Zugegeben: Der Humor von Sarah Silvermann ist grenzwertig. Aber es ist Humor! Und ist sie nicht süß? A nice Jewish girl that says „fuck“ and Wasshole“ and „dushnozzle“ – man muß aus Stein sein, um sich da nicht sofort Hals über Kopf zu verlieben!

  175. Laut Haller ist die deutsche Blogszene „in gewisser Weise infantil, weil sie sich meist mit sich selbst beschäftige und alles interessant fände, was mit Blogging zu tun habe“. Er ist übrigens Journalismus-Professor in Leipzig, also sollte er es ja eigentlich wissen.

    Angesichts der Häufigkeit, mit wir uns auf den Seiten von Czyslansky über das Bloggen an sich austauschen, kommt man nicht umhin. ihm in gewisser Weise Recht zu geben.

    Er vergißt aber, dass Selbstbezüglichkeit in der Mathematik und in der Computerwissenschaft ein wichtiges Forschungsgebiet ist. Außerdem macht sie tierisch Spaß, wie Doug Hofstadter in einem seiner frühen Kolumnen in „Spektrum der Wissenschaft“ bewiesen hat. Ich durfte seine Kolumne seinerzeit übersetzen, und habe gerade darüber auf cole.de gebloggt („Das Blogger-Paradoxon„) – womit sich der Kreis zu Prof. Haller wieder schließt.

  176. Den abschließenden Kommentar zu diesem Thema sprach die FR in ihrer Kritik der nachgeschobenen Diskussionssendung zwischen RR und TG Freitagnacht im ZDF. Fazit: „Weder geistreich noch unterhaltsam„. Das könnte auch ein abschließendes Gesamturteil über die Qualität des deutschen Fernsehprogramms sein.

  177. Ihr habe die kommerziellen Blogs vergessen, wie Gizmodo oder Engadget etc. Da bildet sich doch etwas heraus, dass dem traditionellen Webauftritt doch durchaus paroli bieten kann, aber mit viel weniger Aufwand gestartet werden kann. Mir ist eigentlich wurscht, was für ein Blogger ich bin. Toll an der Sache finde ich nach wie vor die niedrige Eingangsbariere, die es mir erlaubt, alternativ zu den kommerziellen Kanälen zu publizieren. Über die Jahre – wenn es die Bloggerei so lange gibt – wird sich die Spreu allein vom Weizen trennen. Hassprediger, Arschlöcher, Angeber und Lügner entlarven sich immer irgendwan selbst.

  178. Ich glaube eher, dass sich der Auktionismus überlebt hat. Der Aufwand scheint vielen Leuten zu hoch und der Vorteil ist nicht mehr erkennbar. Kürzlich hat mir ein Vater erzählt, der die zu klein gewordenen Kleider seiner Kinder versteigert hat, wie wenig lohnend die E-Bay-Prozedur ist. Gebrauchte Kinderkleider werden offenbar in Kisten versteigert (Überraschung!). Er hat so eine Kiste mit 28 Einzelteilen bestückt, teilweise hochwertiges Zeug. Das Höchstgebot lag bei einem Euro und verschicken musste er das auch noch. Kein Wunder, dass der seine Klamotten nächsten Mal wieder in die Kleidertonne vom Roten Kreuz steckt.
    Außerdem ist vielen Käufern die Lust an Auktionen vergangen, weil die meisten inzwischen schon mal reingefallen sind. Leere Pakete, total schrottige Produkte oder gar keine Ware. Das ist alles viel zu unkalkulierbar und unbequem geworden. Deshalb tut sich Ebay schwer.

  179. >Hassprediger, Arschlöcher, Angeber und Lügner entlarven sich immer irgendwan selbst.

    Erinnert mich fatal an den alten Spruch: „Nichts ist idiotensicher – denn Idioten sind zu erfinderisch…“

    An die Selbstentlarvung von Blogger-Arschlöcher zu glauben ist ungefähr so naiv wie der Glaube an die Selbstheilungskräfte der freien Marktwirtschaft.

  180. >Leere Pakete, total schrottige Produkte oder gar keine Ware. Das ist alles viel zu
    >unkalkulierbar und unbequem geworden.

    Aber das sind doch genau die Folgen der Fehlstrategie von eBay, sich in einen hundsgewöhnlichen Marktplatz zu verwandeln, in dem mehr oder weniger ehrliche Händler das Sagen haben. So lange eBay eine Basisveranstaltung war, mit Community-Gedanken und so, lief es meistens besser, weil anständige Menschen wie du und ich direkt miteinander gedealt haben. Dann kamen die PowerSeller und mit ihnen im Gefolge die Stinkstiefel, und es ging von da an bergab.

  181. Wenn man davon absieht, dass Merkel sich seit Jahren durch Nichtstun auszeichnet, Steinbrück nichts zu sagen hat und Ackermann expressiv verbis einen Bailout seiner Bank durch die Regierung ablehnt – ganz nett…

  182. das ist die ironie des mediums: email gilt als flüchtiges medium und ist doch nachhaltiger als jeder brief auf papier. mich holen heute noch emails ein, die ich vor jahren mal geschrieben habe. bei briefen geschieht mir das nur selten. papier schafft gewicht. aber das ist wohl ein später nachklang unserer urzeitlichen erfahrung mit anschleichenden säbelzahntigern: nur was raschelt nehmen wir ernst.

  183. Wirklich schade! Aber ich habe es schon öfter geschrieben. Mitten im Isar-Valley, einem der größten IT-Standorte der Welt, stand die Systems irgendwie auf verlorenem Posten. Ich hoffe, sie feiert im nächsten Herbst wieder fröhliche Urständ als Online-Offline-Präsenzkonferenz und kann dann auf mehr Unterstützung der IT-Hersteller zurückgreifen.

    Der Schritt, die Messe zu schließen ist aber nur konsequent. Gestern sagte der Geschäftsführer eines großen Ausstellers angesichts der leeren Hallen: „Ich verstehe gar nicht, warum die Deutschen noch IT-Messen veranstalten. Die gibt es sonst kaum mehr auf der Welt.“ Das gilt ja dann auch wohl für die Veranstaltung in Hannover, habe ich gedacht. Deshalb bin ich gespannt wie die CeBIT reagiert auf die Ankündigung der Münchener Messe.

  184. 1. Ganz unbenutzt sind unsere Laptops heute nicht, ab und zu gibt es noch etwas zu tun.
    2. Ich wollte Sie nicht an Ihrem Schlusswort hindern.
    3. Trotzdem dankeschön!

  185. Ich halte nichts davon, den E-Mai-Server abzuklemmen. Es geht um den souveränen Umgang mit diesem Tool. Social Networks können genauso zum Terror werden, wie Telefon und Handy auch.
    Aber die Aktion, einen fremden Notebook zu kapern, ist cool, die neue Art von Grid-Computing :-))

  186. E-Mails stehen irgendwo zwischen dem bedächtig geschriebenen Brief und dem flüchtig hingesprochenen Telefonat, liegen allerdings tendenziell näher bei Letzerem. Zumal die meisten Leute vergessen, dass man nicht *unbedingt* sofort auf „senden“ klicken muss. Manchmal tut es gut, wenn man die eigene Mail vorher nochmal liest. Aber wer hat heutzutage schon noch so viel Zeit…

  187. das beispiel des us-immobilienmarktes wäre eine eingehende untersuchung wert (universitätsabschussaspiranten aufgemerkt!):

    da ist zum einen der information overflow, den das internet bildet, der zwar die information über die immobilienkrise frühzeitig anbietet, aber durch die vielfalt aller informationen jede einzelne information im der regel vor zugriffen sichert.

    da ist zum anderen die informationsflut, die, wenn die information über die krise einmal – aus welchem anlass auch immer – gefunden ist, sich selbst perpetuiert und jegliche rationalität unter sich begräbt.

    eben dieser ANLASS aber wäre zu untersuchen: was löst die flut aus? wodurch wird die ordnung des überflusses aufgelöst und später die ordnung des informationsflusses verhindert?

    die springflut hat ihre ursache im mond. was aber ist der mond der web-basierten krisen? sicherlich spielt das schwarmverhalten eine rolle. ein schwarm ändert seine richtung aber immer aus gegebenem anlass.

    solange wir den schwarm nicht verstehen, werden wir die schwarmintelligenz nicht freisetzen können. wir müssen den mond finden!

  188. microsoft geht ja nun offensichtlich genau diesen weg der flexibilität im wolkenkuckucksheim: es gibt auf der azure-plattform basisfunktionen für entwickler, azure selbst (also eine art server-betriebssystem fürs clouding), aber offensichtlich auch online-office-komponenten, auf die der anwender über sharepoint-lösungen zugreifen kann.
    was das azure-announcement vermutlich bedeutet habe ich an anderer stelle schon formuliert(http://www.vibrio.eu/blog/?p=187):

    a) mit sicherheit wird mit microsofts ankündigung der trend zum cloud computing und zu software as a service gestärkt. relevant für anwender.
    b) der zug richtung anzeigenfinanzierte kostenlose software wird beschleunigt. relevant für (ein)käufer.
    c) für softwareentwickler tut sich mit der service-power von microsoft ein völlig neuer markt auf. relevant für entwickler.
    d) ob azure es freilich als standard zu einer dominanz ähnlich derjenigen des klassischen windows bringen wird, bleibt abzuwarten. relevant für uns alle.

  189. In Wirklichkeit ist „Kleindatenhaltung“, wie ich meinem Blog („Daten klein halten!„) ausführe, eindeutig eine Verdrehung des Begriffs „Datenkleinhaltung“. Dieser bezeichnet die Disziplin innerhalb der IT, die sich um die Reduktion unhandlicher Datenmassen auf erträgliche, auch von primitiven Datenendgeräten wie PDAs oder 100-Dollar-Laptops darstellbare und selbst über schmalbandige Datennetze, wie sie beispielsweise in Drittweltländern zu finden sind, übertragbare Datenformate. Daher auch die in den USA unter Computerwissenschaftlern schon lange gebräuchliche Abkürzung KISS (Keep It Small, Stupid!“).

    Wer’s nicht glaubt, soll einfach mal im Online-Lexikon nachschlagen. Wikipedia lügt bekanntlich nie!

  190. Wir wissen im Gegenteil sogar sehr viel über die Schwarmintelligenz. Zur Erklärung des Phänomens existieren systemtheoretische, soziologische und natürlich auch pseudowissenschaftliche Ansätze. Francis Heylighen, Kybernetiker an der Vrije Universiteit Brussel, spricht vom „Superorganismus“ und schreibt: „Eine Gesellschaft kann als vielzelliger Organismus angesehen werden, mit den Individuen in der Rolle der Zellen. Das Netzwerk der Kommunikationskanäle, die die Individuen verbinden, spielt die Rolle des Nervensystems”. In sofern ist das Internet selbst eine Art von schwarmintelligentem Superorganismus.

    Man kann übrigens Schwarmintelligenz am eigenen Leib erleben. Ich denke immer noch an einen lauen Sommerabend bei einer der frühen „ars elctronica“, als vielleicht 4000 Menschen auf dem Hauptplatz in Linz gemeinsam einen Flugsimulator bedient haben. Jeder bekam eine Holzpaddel mit einem grünen und einem roten Plastikstück in die Hand. Je nachdem, wie herum man sie hielt, zeigte man der zentralen Kamera auf der Bühne also entweder rot oder grün, und danach steuerte das System Höhen- und Seitenruder. Wir sind anstandslos gestartet, haben ein paar Platzrunden gedreht und sind unfallfrei gelandet. Ein Vogelschwarm hätte es nicht besser hingekriegt.

    Pech aber, wenn die kollektive Intelligenz uns dazu bringt, mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Wand zu fahren – wie es uns die globale Fianzwirtschaft soeben eindrucksvoll vorgeführt hat. Da denkt man doch unwillkürlich eher an eine andere Form der Schwarmintelligenz, nämlich die der Lemminge…

  191. Das Fälschen von Fotos hat eine lange, unrühmliche Geschichte. Stalin hat in den 30ern und 40ern Leute, die ihm quer kamen, routinemäßig wegretuschieren lassen – hier ist er zum Beispiel mit und ohne einen gewissen Nikolai Ivanovich Yezhov abgebildet, der im Februar 1940 leiblich und fototechnisch der „großen Säuberungsaktion“ zum Opfer fiel. Von Digitaltechnik keine Spur!

    Stalin mit und ohne Yezhov

    Gott erhalte dir also deinen kindlichen Glauben…

  192. Die Generation „Schneller Klicken als Denken“ wird es wohl kaum schaffen dem Czyslansky seine Fuge zu hören. Gefühlte 19 Minuten Ladezeit …. Da wird es wohl bei dem „Nie vollendeten Ladebalken“ bleiben

  193. —–quote—–
    dann stünde doch wohl “dkh” auf dem koffer. und das tuts einfach nicht.
    —–quote—–

    “kdh” ist viel hübscher …..

    …. hm, auf der verlinkten (OHNEwww)mit-oder-ohne hier im WebSiteFeld hab ich mit dem Kürzel “kDh” verlinkt …. was wieder nicht hübsch ist

    “kdh” ist hübsch weil

    “d” und “h” schmiegen sich durch ihre Ausenlinie aneinander
    “k” und “d” das k nimmt das d in den Arm ….

  194. ja: obama hat erstmals das internet als eine zentrale kommunikationsplattform in einem wahlkampf genutzt. ja: die deutsche politik kann und muss hiervon lernen. ja: das internet ist teil eines paradigmenwechsels in der politik: von der repräsentanz hin zur stärkung direkter partizipation.

    aber wir sollten bei unserer einschätzung das wahlergebnis nicht als „sieg des internet“ überinterpretieren; genaus so, wie es falsch wäre, dieses ergebnis als sieg der politischen intelligenz des amerikanischen wahlvolkes anzusehen. hier kam einfach wirklich alles zusammen:

    – obama als natürlicher hoffnungsträger, der nicht durch eine vorgeschichte belastet ist (im gegensatz zu hillary etwa)
    – obama als schwarzer aufsteiger, dem es offensichtlich gelingen konnte, unglaublich viele schwarze erstwähler zu gewinnen
    – der junge obama, der gegen den alten wie-heisst-er-noch-gleich die jungwähler mobilisieren konnte
    – eine völlig gescheiterte neokonservative wirtschaftspolitik, die auch keine alternativen ansätze und ideen mehr im köcher hatte
    – eine desaströse aussenpolitik in einer unheilvollen melange aus intervention und isolationismus

    das internet ist nicht der zentrale „erfolgsfaktor“ für die demokraten gewesen. aber weil die demokraten in diesem wahlkampf die modernere politik verkörperten, nutzten sie auch das internet. ich will sagen: nur weil ein spd-geschäftsführer das bloggen lernt, ist die krise der sozialdemokratie noch lange nicht überwunden. und eine virtuelle csu wird weder viraler, noch vitaler.

    das internet hat schon vor dieser wahl gewonnen. und obama hat nicht in erster linie wegen dem internet gewonnen. und welche elemente einer direkten demokratie wir wirklich wollen, sollten wir noch diskutieren. es wurden auch schon viele despoten direkt vom volk gewählt. und eine internet community, die mehrheitlich die todesstrafe wünscht – geschickt nach irgendeinem kindsmord hierzu aufgerufen – wäre mir nicht geheuer. das internet wird es aber erlauben, die grenzen zwischen repräsentativer und direkter demokratie zu optimieren. das wäre wohl zu diskutieren.

  195. Eigentlich ist mir die amerikanische Politik fast genauso gleichgültig wie die hessische, aber als Fan des Microblogging Tools Twitter, freue ich mich natürlich für Obama.

    Er, respektive sein Wahlkampfteam, twittern unter: http://twitter.com/BarackObama

    Ihm folgen aktuell 117.189 Menschen in aller Welt. Das ist der absoluter Rekord und wäre zumindest bei der einen oder anderen Kommunalwahl die Absolute Mehrheit.

    Zum Vergleich eine Auswahl der Parteien/Politiker die mir „folgen“

    CSU: http://twitter.com/csublogger 71 Follower
    Die Grünen: http://twitter.com/Die_Gruenen 1036 Follower

  196. Ob über´s Web oder anders. Erst einmal finde ich gut, dass Obama gewonnen hat und nicht McCain. Ich glaube nicht, dass das Web ursächlich damit zusammen hängt. Allerdings hat es den vielen Obama-Supportern die Möglichkeit gegeben, besser gehört zu werden. Sie haben witzige, tiefschürfende oder einfach nur emotionale Dinge gebloggt oder getwittert. Sie waren aktiver als die Konservativen. Das wären Sie ohne Netz auch gewesen, aber durch das Netz waren sie viel sichtbarer.
    Natürlich hat sich die öffentliche Meinung durch das Web verändert. Sie ist vielschichtiger geworden und beschränkt sich nicht mehr auf die klassischen Medien, aber das war auch schon vor Obama so. Interessant ist die Frage, ob sich diese öffentliche Web-Meinung besser manipulieren lässt als die klassische veröffentlichte Meinung?
    Also sprich zahl eine Menge Blogger und Microblogger und lass sie deine Botschaft in die Welt blasen und du wirst gewählt.

  197. Nun ja, Tim, das Internet hatte schon VOR Obama gewonnen. Die Frage im Zusammenhang mit der US-Präsidenten-Wahl 2008 müsste also lauten: Hat Obama wegen oder trotz des Internets gewonnen. Sicher hat er souverän auf der Social-Media-Klaviatur des Web 2.0 gespielt. Andere taten es auch. Aber sieh selbst:
    http://www.youtube.com/watch?v=sA-451XMsuY

    Ob ihm so was geschadet oder genutzt hat? Egal. Jedenfalls hat er (und nicht das Internet!) den Amerikanern eine Hoffnung zurück gegeben: Nicht bis in alle Ewigkeit die „Arschkarte“ der Weltpolitik gezogen zu haben.

  198. @christoph ich wage zu bezweifeln, dass man Blogger und Microblogger kaufen kann, um sie für den Wahlkampf zu instrumentalisieren. Vielmehr muss man mit Interesse wecken und mit interessanten noch besser mit emotionalen Inhalten ihr Herz und ihren Verstand gewinnen. Ich glaube das ist nicht sehr viel anders geworden, seit die Journalisten nicht die einzigen Meinungsmacher mehr sind.

  199. So sehr ich mich über den Sieg Obamas freue, ich bin mir nicht so ganz sicher, dass ich die Konsequenzen für den Wahlkampf in allen Facetten gut finde. Mein Eindruck ist, dass das Internet vor allem der Mobilisierung diente; dass eine inhaltliche Diskussion stattgefunden hätte, konnte ich nicht feststellen. (Lass mich hier aber gerne eines besseren belehren, denn so genau habe ich den Online-Wahlkampf dann auch nicht verfolgt.)

    Als Folge befürchte ich nun, dass Wahlkampf noch stärker personengeprägt wird und Sachfragen auf oberflächliche Ja-Nein-Vielleicht-Diskussionen herunter gebrochen werden. Auf der Strecke blieben dann fachlich versierte Politiker, die heute als Fachleute über die Parteilisten in die Parlamente einziehen und auf der Strecke bliebe auch die fachlich oftmals sehr fundierte (Vor-)Diskussion komplexer Themen in den Parteien. Sicherlich gibt es das Problem, dass sich Parteifunktionäre von der „Wirklichkeit“ entfernen und jeden Dialog sofort als Angriff auf ihre Autorität betrachten; oder die jetzt in der hessischen SPD sichtbare Wagenburgmentalität: Wer ausschert, ist ein Feind!

    Andererseits aber ändert auch das Internet nichts an der Tatsache, dass unsere politischen Themen hochkomplex sind. Und um komplexe Dinge zu diskustieren, muss man Zeit und Mühe aufwenden, egal über welchen Kanal die Diskussion stattfindet. „Change“ und „Yes we can“ lassen sich prima über Twitter transportieren, eine Debatte über die künftige Ausgestaltung des deutschen Steuerrechts möchte ich aber nicht in 140-Zeichen-Happen führen müssen.

  200. Die Studie ist interessant. Ist die Frage, was für den Kunden nun
    besser ist. SEO oder SEM oder sogar beides ?

    So wie ich die Studie verstanden habe, ist es für Anbieter von e-Commerce Angeboten
    sinnvoller Adwords zu schalten als für Anbieter von Informationen.

    VG
    Thomas

  201. Ob Obama trotz oder wegen des Internets gewonnen hat, ist doch gar nicht die Frage. Er hat wegen Neil Young gewonnen. Hab ich doch heute im tazblog auf meiner Website erklärt:

    Zum ersten Mal …

    … gehört habe ich den Namen Obama im Jahr 2006, als Neil Young seine CD „Living with War“ herausbrachte. Da war der schöne Agitprop-Song drauf „Let’s impeach the President (for lying)“, lasst uns den Präsidenten seines Amts entheben wegen seiner Lügen. Und dann war da noch ein Song, den ich sehr mochte, und in meinem kurzen Artikel über Neil Young und seine Rückkehr zum politischen Protest schrieb ich in der Gazette:
    „In „Looking for a Leader“ hofft Young, dass es irgendjemand geben wird, der aufsteht und gegen die Korruption im politischen System der USA ankämpft. Wer das sein könnte? Der neue Führer sollte nach Youngs Vorstellung ein Mann sein, der jetzt noch „unter uns herumläuft … vielleicht ist es Obama, aber der hält sich für zu jung … vielleicht wird es eine Frau sein, oder doch ein Schwarzer, vielleicht sogar Colin Powell – um das gutzumachen, was er verbockt hat.“ Barack Obama, der junge Senator von Illinois, Jurist, Absolvent der Elite-Uni Harvard und erster schwarzer Herausgeber der Harvard Law Review, ist mit seinen 45 Jahren die große Hoffnung der liberalen Öffentlichkeit. Bei der Anspielung auf Exaußenminister Colin Powells Rolle in der Bush-Regierung darf man sich Neil Young getrost mit einem Augenzwinkern vorstellen. Und dann singt er noch:

    America is beautiful
    but she has an ugly side,
    we’re looking for a leader
    with the Great Spirit on his side

    Der Große Manitu möge ihm beistehen!“

    Das hab ich im April 2006 geschrieben. Jetzt ist er gefunden, der neue Führer, nach dem Neil Young in seinem Song gesucht hat, und tatsächlich, es ist Obama. Jetzt, zweieinhalb Jahre später, kann man Barack Obama nur wünschen, dass ihm der Große Geist auch weiterhin beisteht.

  202. @Alexander
    Nur die Steuererklärung sollte auf den Bierdeckel passen. Die Diskussion dazu wurde aber meiner Erinnerung nach auch in 140-Zeichen-Happen (vulgo 30-Sekunden-TV-Statements) geführt und war entsprechend oberflächlich.

  203. hallo hans,
    ich habe den song auch wieder und wieder gehört. und ich habe den auf obama bezogenen satz „and he thinks he is to young“ gehasst. und heute bin ich froh, dass er es sich dann doch noch anders überlegt hat.

    aber mich hat dieser song auch immer verstört. natürlich wegen dem wunsch nach dem neuen „leader“. dieser erlösungsgedanke, der sich in der suche nach dem neuen „führer“ ausdrückt, ist mir völlig fremd. eine solch irrationale hoffnung auf politische einzeltäter hat es hierzulande zuletzt vor zwei jahrzehnten in der linken gegeben: bei der wahl mitterands in frankreich. und sie hat wieder einmal in einem emotionalen desaster geendet.
    ansonsten füchten wir im alten europa – zurecht wie ich meine – den „verführer“ immer eher, als wir auf einen „führer hoffen“.
    die überzogenen hoffnungen und anforderungen könnten für obama wirklich gefährlich werden. denn soviel mist, wie bush hinterlassen hat, kann ein ehrlicher mann – auch mit einem guten team – nicht so einfach wegräumen. lasst uns hoffen, dass die begeisterung des amerikanischen volks lange erhalten bleibt. dass sie nicht in politikverdrossenheit umschlägt, wie hierzulande. politik und gesellschaftliche partizipation sind zu wichtig, als dass man sie frustriert anderen überlassen könnte.

  204. Ja freilich, Michael Kausch, wir haben da ein spezifisch deutsches Problem mit dem Führer, aber die Amis und Neil Young sehen das anders. Wenn du dich in unbekanntes Gelände aufmachst, vertraust du dich besser einem Führer an, der sich besser auskennt als du. Das kennen wir Deutschen auch noch, beim Bergführer, beim Touristenführer, bei der Stadtführung. Ich weiß nicht mehr, aus welchem Popsong ich die Zeilen im Gedächtnis habe: People need leaders but have gamblers instead (sogar das kann ich nur sinngemäß zitieren, ich hol‘ mir die Bildung, wo ich kann): Eigentlich bräuchte man Anführer, aber es gibt halt nur Spieler. Bush war das beste Beispiel für den Spieler, so im Sinne von Alfred E. Neumann vom Mad-Magazin. Bush hat ja keinen Gedanken daran verschwendet (vielleicht mangels Intelligenz), welche Folgen seine Politik haben könnte, Hauptsache den Reichtum von unten nach oben verteilen und den „militärisch-industriellen Komplex“ (Eisenhower) stärken. War ja spitzenmäßig erfolgreich, und den Leuten, die ihn als Dummkopf abstempelten, kann er jetzt den Finger zeigen.
    Das Neue an Obama: Er steht nicht für die Ölindustrie oder den militärisch-industriellen Komplex oder für Big Business ganz allgemein, er steht für Politik im Namen der Nichtbeteiligten. Für die Politik eigentlich zuständig ist.

  205. @Hans: Also die Sache mit den „Führern“ – ob in die Berge oder in die Kriege – siehst Du wirklich ein wenig zu simpel für meinen bescheidenen Geschmack: 1. hat der amerikanische „Leader“ im Wortsinn nur wenig gemein mit dem deutschen „Führer“ – und das nicht erst seit Hitler. Der „GröFaz“ hat diesen feinen, wortsinnigen Unterschied nur geschickt für seine Zwecke genutzt. Während der „Leader“ doch nur die Richtung weist (den Weg findet hingegen der „Scout“), soll der deutsche Führer „befehlen“, damit wir alle folgen können.

    Übrigens hat sich ein österreichischer Bergführer auf einer Tour in Tibet, als er auf seine „Führungsfunktion“ verwies mal den Kommentar eines deutschen Touristen eingehandelt: „Lass gut sein, das hatten wir schon mal, das brauchen wir nicht wieder.“ Ein bisserl Differenzierung möcht schon sein.

    @Tim: Ich weiß ja nicht, woher Du deine apodiktische Sicherheit nimmst, aber wenn schon, dann hat nicht das Internet das „Phänomen Obama“ hervor gebracht, sondern Obama hat das Phänomen „Web (2.0)“, bzw. die dahinter aufscheinende „Schwarm-Intelligenz“ intelligent eingesetzt. Dass er es damit zumindest ernst meint, und die Interaktion mit den Menschen, den Austausch von Ideen, als Basis zukünftiger Politik begreift, zeigt seine neue Website:
    http://change.gov/

    Und dazu fällt mir nicht Neil Young, sondern die alte Reggae-Hymne aus den Zeiten des Kampfes gegen die Apartheit in Süd-Afrika ein: „Gimme Hope, Joanna!“

  206. Sag ich doch! Mir war völlig schleierhaft, dass etwa die Hälfte der US-Wähler nicht mitbekommen hat, dass Bush diese dummdreiste Physiognomie von Alfred E. Neumann hatte. Und sich als Präsident genauso aufgeführt hat. Marionettendummbeutel. Höchst erfolgreich, ohne zu kapieren warum und für wen. Ich bin sicher: Er war genauso verblüfft wie denkende Menschen, dass er mit seinem bescheuerten Bockmist ohne nennenswerten Widerstand durchkam. Waaas? Die lassen das zu? Wassn das für ein System? Ich fass es nicht: „Who? Me? Worry?“

  207. @Ossi – „apodiktische Sicherheit“: Du kannst nicht verknappen, ohne die Schattierungen wegzulassen 😉

    Aber im Ernst: Amerika ist zwar angeblich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber nicht einmal dort hätte es ein unbekannter dunkelhäutiger Lokalpolitiker geschafft, mit konventionallen Mitteln binnen vier Jahre 52 Prozent der Wählerstimmen bei einer landesweiten Wahl auf sich zu vereinen. Es muss eine neue Qualität im Spiel sein – das Internet, respektive die neue Macht sozialer Interaktion in „cyber-speed“.

    Unser Freund Norbert Bolz sagte am Donnerstag in Kassel auf dem Deutschen Tourismustag einen schlauen, aber natürlich auch extrem verknappten Satz: „Kommunikation ist Informationsübertragung.“ Wie recht er doch hat: Die Leute haben gebloggt, gechattet, gepostet und geflamed. Und am Ende wird der Schlacksige mit den abstehenden Ohren ins Weiße Haus einziehen. Wenn das nicht phänomenal ist, dann weiß ich nicht, was heutzutage noch ein Phänomen sein soll!

  208. @Ossi. Danke für den Hinweis auf und den Link zu change-gov. – da holt sich offenbar auch tagesschau.de inzwischen die Top-Meldungen des Tages!
    Was die Kontroverse zwischen Tim und Ossi Urchs angeht: Welche Kontroverse?
    Ich hab den unbestimmten Eindruck, dass Obama von guten Leuten beraten wird und alles richtig macht. Das ist phänomenal, und daran muss man sich erst gewöhnen – vor allem, wenn man Politiker so skeptisch sieht wie ich.

  209. @Tim: Ja, so kommen wir der Sache, meinethalben auch dem Phänomen schon näher: Ohne das Internet hätte es Obama nicht geschafft. Klar. Aber eben: nicht das Internet wählt den amerikanischen Präsidenten, sondern es sind Menschen.

    Das Internet verhilft ihnen zu der Möglichkeit, nicht nur Informationen zu übertragen, sondern zu kommunizieren – und zwar in Echtzeit. Wir sind dabei, bzw. bei einander. Und dieses Gefühl hat Obama vielen Menschen zum ersten Mal vermittelt, das hat sie begeistert, hat sie veranlasst, dieses Gefühl selbst weiter vermitteln zu wollen, indem sie die Kommunikation nicht nur empfingen, sondern selbst weiter trugen. Das Web 2.0 und seine „Tools“ haben ihnen das in vorher unvorstellbarem Ausmaß ermöglicht.

    Sie haben den „Netzwerk-Effekt“ (Eine Anwendung wird umso besser und wertvoller, je mehr Menschen sie nutzen) in die Politik gebracht. Sie. Die Internet-Nutzer. Nicht das Web. Und auch nicht Obama. Der weiß das übrigens ganz genau: „The story of this campaign is your story“ heißt es folgerichtig auf der bereits genannten Website http://change.gov

  210. @Hans: Ossi und ich haben keine Kotroversen, nur Meinungsverschiedenheiten. Die sind das Salz in der Suppe unserer langjährigen Freundschaft…

  211. Mal sehen wer zum Ende hin ganz oben steht mit “kleindatenhaltung” –
    momentan schaut es ja für Pascal Landau nicht schlecht,
    ist echt spannend.

  212. Moin, Moin,

    hier noch eine kleine Ergänzung
    zur interessanten Diskussion:

    Obama im Web,
    jetzt auch sein Fotoalbum
    aus der Wahlnacht in Chicago –
    „Hochgeladen von Barack Obama“.

    Nicht als exklusive Zeitungsstory,
    sondern für alle bei „flickr.com“.

    http://www.flickr.com/photos/barackobamadotcom/

    Schön auch die Bild-Kommentare
    von Surfern aus aller Welt.

    Hoffentlich hat dieser Modus
    „Senden und empfangen“
    auch weiterhin Gültigkeit
    für die Obama-Regierung.

  213. @Globo Klaus – Heh, schönen Dank, dass Sie darauf hinweisen. Iss doch schön zu wissen, dass auch Obama wie alle anderen vorm Fernseher gesessen ist, um zu gucken, wer die Wahl gewinnt. Und was seine Frau betrifft: Ich finde, sie sollte Vizepräsident sein, nicht Joe Biden. Kein Wunder dass Obama auf die abgefahren ist – man muss sich nur mal ihren Werdegang als Juristin angucken. Da kann man den McCain-Anhänger gut verstehen, der meinte: „Ich hab keine Angst vor Obama, ich hab Angst vor seiner Frau!“
    Was soll ich denn jetzt machen? Nochn Fanclub gründen? Oder einfach den Vornamen austauschen: „1. Michelle-Obama-Fanclub Bogenhausen“?
    What a woman: http://change.gov/

  214. lieber tim,

    bitte tu mir den gefallen und lösche deinen letzten beitrag möglichst schnell. wenn das der hessen-koch liest … nicht weil koch dann webgestützt die wahl gewinnen würde. koch gewinnt ja eh. aber wenn es dann alle auf das internet schieben, kommt das große ypsilon zurück und koch macht hessen zur erbmonarchie nach bayerischem vorbild.

    im ernst: dass das internet eine wichtige rolle im wahlkamp für obama gespielt hat wird noch niemand ernstlich bezweifeln. aber dass die zeit reif war für einen wechsel vor allem auch in ehemals konservativen staaten war eben auch entscheidend. ich glaube – trotz des von dir angeführten artikels – nicht, dass das web in staaten wie nevada letzlich entscheidend war und dass es ursächlich war, für die enorme wahlbeteiligung der schwarzen.

    gibt es eigentlich eine studie, die die rolle des internet in abhängigkeit von sozialstrukturen (land-stadt, mittel-/unterschicht, schwarz-weiss-hispano) untersucht?

    du siehst: das thema ist noch lange nciht duch 😉

  215. >Angeblich wollen ihm seine Führungsoffiziere sogar eine abgestrippte Version eines
    >Mail-Clients gestatten, mit dem er elektronische Post zwar lesen, aber nicht darauf
    >antworten kann.

    …das wäre dann ein Whiteberry, oder?

  216. Warum nicht den e-Mailserver so konfigurieren, dass automatisch alles an die Print-Queue rausgeht? Kann genauso toll archiviert werden.

    Wie arm ist denn das bitte?!? Mann. 😀

  217. Wenn ich das vorher gewusst hätte, allein für diesen Luxus keine Mails mehr lesen und beantworten zu müssen, wäre ich gerne amerikanischer Präsident geworden.

  218. Unsere Politiker mailen ja nicht, die schwören auf SMS. Vielleicht ist das eine Alternative für Obama. Es hat auch Stoiber geholfen – oder auch nicht, kommt wahrscheinlich auf die Perspektive an. Jedenfalls hat Stoiber in seinen Reden auch immer deshalb gestottert und Schwachsinn geredet, weil er immer auf die nächste SMS von Huber gewartet hat, der ihn erst noch über den Gegenstand seiner Rede informieren musste. Manchmal war Huber etwas spät. Am deutlichsten erkennbar ist das wohl in Stoibers Transrapid-Rede geworden. Aber zu so komplizierten Sachen muss sich Obama ja nicht äußern. Ihm reichen ja Finanzkrise, Irak, Afghanistan, Pakistan etc. Für so einfache Sachen braucht er weder Email (hält eh nur vom arbeiten ab) noch SMS noch Twitts.

    „Stoiber und der Transrapid“

  219. Da die BITKOM noch vor einem Monat einen Fehlbedarf von über 150.000 Ingenieuren und Informatikern beklagt hat, müsstren alle jetzt eigentlich glücklich sein: Die Firmen, denn sie brauchen nicht mehr suchen, und die IT-Fachkäfte, denn sie müssten alle gut ausgelastet sein. Oder ist das wieder so eine Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe…

  220. Als Virales Marketing noch lediglich von ein paar sehr kreativen, wenigen Leuten gemacht wurde, war es noch ganz amüsant, aber heute fühle ich mich als Opfer von 99% nicht funktionierender, halbherzig und dillettantisch gemachter Viral-Kampagnen, die wie eine Online-Darmgrippe durchs Internet ziehen.

    Diese ach so lustigen Filmchen und Bilderserien mit denen dösige Mittelständler aus der Kleinstadtperipherie einen internationalen Durchbruch bei ihrer Provinzwerbebude bestellt haben.

    „Machen wir halt eine virale Kampagne, weil wir kein Geld für richtige PR und richtiges Marketing haben“ Es ist so, als würde eine Islamisten-Terror-Gruppe aus dem Münchner Westend, bei einem pickligen Chemie/Bio Leistungskursler einen Biologischen Kampfstoff zusammenbrauen lassen.

    Noch ein paar Jahre und wir alle sind immun, gegen diesen Schrott, der uns Authentizität vorgaukeln soll … hoffe ich.

  221. worüber redet ihr denn da? entscheidend sind doch nicht die mehr oder wenigen lustigen und mehr oder wenig professionel gemachten filmchen, sondern die strategie hinter diesen filmen. wirklich professionelles virales marketing baut doch diese filme in eine integrierte kampagne ein, die aus wesentlich mehr als „product placement“ besteht.

    nehmen wir cws als beispiel – weil tim deren video „say no to dirt“ oben erwähnt hat und weils mein kunde ist und ich deshalb ein wenig mehr dazu sagen kann: neben dem kleinen video gibt es online-kreativwettbewerbe – derzeit startet zum beispiel gerade unser design-wettbewerb für die handtuchspender der cws:
    http://create.media-hts.de/select_language.php;
    es gibt aber auch eine freche neue von jung von matt gestaltete plakatkampagne, aktionen zum welttoilettentag und vieles mehr. online erhält im marketing-mix lediglich den stellenwert, der ihm angemessen ist. mit der kompletten kampagne waren wir mit cws in diesem jahr übrigens finalist und preisträger beim renommierten „deutschen preis für wirtschaftskommunikation“: http://www.dpwk.info/.

    gut gemachte virale kampagnen kommen nicht aus „provinzwerbebuden“ und sind in aller regel auch intelligenter als reines „product placement“. hier findet ihr ein weiteres beispiel einer recht erfolgreichen viralen kampagne, die vibrio gemeinsam mit publicis in der schweiz für den schokoladenhersteller frey realisieren durfte: http://www.vibrio.de/referenzen/Referenz_Einhorn_final.pdf

    das sind intelligente konzepte für moderne marken: impactstark, integriert in langfristige strategien. und spass machen sie auch noch. und glücklicherweise nicht nur ihren „machern“.

  222. DAS STiMMT !! ELViS NEVER LEFT THE BUiLDiNG !
    Er singt zur Zeit mit mir im studio einen seiner alten GOSPELSONGS von “ peace in the valley “ im DUET und hängt als Plastikfolie am Fenster neben meinem BETT !

  223. Achtung: Fälschung! Dieser Beitrag kann unmöglich von Michael Kausch geschrieben worden sein – der verwendet nämlich grundsätzlich keine Groß/Kleinschreibung. Unser System ist offenbar gehackt worden! Red Alert!!! Finstere Kräfte – vermutlich aus dem Dunstkreis unserer frischgebackenen Kommentatorin Nina Hagen – wollen sich des Erbes von Czyslansky bemächtigen.

  224. „ein bisschen sex, ein bisschen haustier, ein bisschen fussball!“ Waaas – so was geht pleite? Ich versteh die Welt nicht mehr. Heh, ich bin bei web.de mit meiner Homepage, und bevor ich die bearbeiten kann, krieg ich nen Haufen Sex, ein bisschen Haustier, und kaum noch Fußball. Hoffentlich gehen die nicht auch vom Netz. Hab mich so dran gewöhnt, dass ich jede Woche erfahre, wer „the sexiest man alive“ ist (man will sich ja vergleichen), und „the sexiest woman alive“ (man will sich ja informieren). Nicht schade um Lycos, aber zu Zeiten als ich mich noch per CompuServe eingewählt habe, waren die ziemlich konkurrenzlos.

  225. vielleicht wäre ja „sex mit dem haustier“ die rettung gewesen. oder besser noch: „sex mit dem fußball“. aber die bälle sind ja seit 1971 auch nicht mehr was sie einmal waren …

  226. ach tim,

    wirklich zufrieden können wir mit dem thema kundenservice doch erst sein, wenn du früh morgens im frühstücksraum des formule 1 hotels mit einem blick auf dein handy mit „guten morgen herr czyslansky“ begrüßt wirst …

  227. Komischerweise immer die richtige Anrede wissen der Gas- und Stromversorger, die Stadwerke (Müll und so) und der Schornsteinfeger. Da die aber alle immer teurer werden, ärgere ich mich trotzdem.

  228. Sieht so aus, als ob Dittrich einfach dem Zwang des Faktischen nachgegeben hat. Denn jede große Publikumsmesse in Deutschland (notabene: große Publikumsmessen sind eine deute Erfindung – und eine rein deutsche Angelegenheit) bestand und besteht heute aus verschiedenen Komponenten, die sich um das „Mutterschiff“ (die somalischen Piraten lassen grüssen) herum gruppieren wie Konferenzen, Ausstellungen, social Events, etc. Nur waren die bislang nur recht lose (wenn überhaupt) miteinander verzahnt.

    Man fragt sich ohnehin, wozu es noch leibhaftige Messen gibt. Produkte kann man sich genauso gut und sehr viel einfacher im Internet ansehen, Demos und Präsentationen lädt man sich besser aus Podcasts herunter. So ziemlich das einzige, was nicht online geht, ist eine Messewurst essen oder mit Freunden, Kollegen, Kunden oder wildfremden Menschen einen Kaffee zu trinken und dabei zu plauschen.

    Wenn Dittrichs Denkfabrik diese unvermeidliche Wahrheit des digitalen Zeitalter verstanden hat und umzusetzen gedenkt, wird vielleicht ein Schuh daraus. Aber ob ein in der Wolle gefärbter Messe-Macher wirklich so konsequent umdenken kann? Und lässt sich das hinreichend monetarisieren? Wir werden es ja sehen.

  229. das hättest du aber einfacher haben können, lieber tim: czyslansky hat nämlich in seinem brief an nelly obermann im dezember 1968 davon berichtet, dass er das werk ‚cybernetic serendipity‘ von eugenio carmi „zu einem spottpreis“ erworben habe. den titel erklärt er nelly als „kybernetische srilankerei“. du siehst: die übersetzung war unserem vordenker auch schon bekannt.
    das bild steht übrigens derzeit auf ebay für knapp 170 euro zum kauf: http://cgi.ebay.de/Eugenio-Carmi-1920-Original-Serigraphie-s-n_W0QQitemZ180195446514QQcmdZViewItemQQptZGrafiken?hash=item180195446514&_trksid=p3286.c0.m14&_trkparms=72%3A1229%7C66%3A2%7C65%3A12%7C39%3A1%7C240%3A1318

    immer gerne mit aktuellen ergebnissen der czyslansky-forschung zu diensten
    mik

  230. gut gebrüllt löwe! in der tat lebt der ja gar nicht so erfolglose online-auftritt der sz im wesentlichen vom großen archiv. der gipfelpunkt der interaktivität ist die möglichkeit des lesers zwischen dem wetterbericht auf der startseite und der realität durch einen blick aus dem fenster in echtzeit hinundherzuschalten.
    neue alternativen für nachrichtenmedien, wie sie zum beispiel zoomer (http://www.zoomer.de/) mit der verbindung aus qualitätsjournalismus und leser-feedback erprobt sucht man bei den süddeutschen vergebens. noch nicht einmal das niveau einer ansonsten ja eher betulichen zeit wird erreicht, die in ihrer zeit online community sich ein wenig mit web 2.0-tools vertraut macht.
    so zeigt sich der umzug der redaktion der süddeutschen aus dem zentrum münchens an die peripherie doch noch als symbol für die marginalisierung der großen alten tante sz im internet-zeitalter. schade um mein stammblatt.

  231. Die Süddeutsche? Ist das dieser Altpapierstapel, der immer wieder mal meinen Keller wächst, wenn eine gewisse Ehefrau in einem Anfall von Intellektualisierung, ein Probeabo in der Fußgängerzone abstaubt. Er VERstaubt dann, der Stapel Papier.

    Wer interessiert sich denn gleichzeitig für all diese „Teile“ Sport, Börsenkurse, Stellenanzeigen, Immobilen u.s.w. auf gefühlten 900 Seiten.
    Erstens hat wohl kaum jemand täglich 5 Stunden Zeit, oder gar den Platz. Klappt man diesen Stapel nämlich auf, füllt er ein Fußballfeld … was ist das für ein Format DIN A 0?????

    Wieder „zusammengefaltet“ ist dieses Printmonster eine Papierkugel mit 2 m Radius. Gottlob landet der Stapel ungelesen im Keller, sonst bräuchten wir ein größeres Haus.

    Aber es gibt ja auch ein Onlineangebot … Das kann ich aber wahrscheinlich nicht nutzen, weil ich leider nur zwei 19 Zoll Monitore habe, da passt die Süddeutsche bestimmt nicht drauf …

  232. Ähnlich geht die Diskussion über die Lidl Kamera. Da verkauft Lidl zusammen mit der Bildzeitung kleine Kameras, mit denen sogar ein BILD Leser in der Lage sein soll mit ein paar Mausklicks Katastrophen, nackte Brüste, besoffene Promis u.s.w. auf den BILD-Server zu laden. http://www.tagesschau.de/inland/lidlbildde100.html

    Für mich als altgedienter Ex-Kameramann bedeutet das natürlich den Niedergang des Bildqualitäts-Abendlandes, aber was solls: ich überlasse den Amateuren gerne diese Drehorte, denn weder Lassing, Eschede noch Galtür waren zu Zeiten, als wir dort live berichteten, angenehme Orte.

    Dann bleibt den Profis und den Künstlern Zeit und Muße wirklich schöne und interessante Filme für Arte zu drehen und das Mini-Digi-Kamera-Proletariat tobt sich in den Körpersäften aus.

  233. Das mit dem „Mini-Digi-Kamera-Proletariat“ klingt schon etwas dünkelhaft, lieber Superprofi Alexander Broy mit Fronteinsatzerfahrung in Lassing, Eschede und Galtür. Ach geh, keiner will Ihnen was wegnehmen, Sie fühlen sich doch nicht ernsthaft von Lidl-Videokameras bedroht? Falls ja, dann zu Recht, denn dann sollten Sie versuchen, einen anderen Beruf zu finden. Aber das wissen Sie ja offenscihtlich selbst. –
    Was Michael Kausch betrifft: Yesss, bloß keine Berührungsängste! Von den „Amateuren“ in der Bloggerei können sich nur Journalisten bedroht fühlen, die eh keinen Wert auf journalistische Qualität legen. Heh, seit ich die Schülerzeitung herausgebracht habe, war meine Absicht immer, gegen die „Profis“ anzuschreiben. Nach 30 Jahren freiberuflicher Tätigkeit mach ich das immer noch (siehe „Achtung: tazblog!“ bei ) – die fröhliche (Zeitungs-)Wissenschaft!

  234. @Hans wie sie ja schon vermutet haben, habe ich als „Superprofi“ (das war doch hoffentlich nicht ironisch gemeint) keine Angst vor den Lidl-Blid-Kameraleuten … Aber bedenklich finde ich es schon, dass Privatsender, die in den neunziger Jahren noch 500 DM Tagesgage, jetzt teilweise nur noch 150 Euro für einen Kameramann zahlen und ihn nicht mehr mit einer (Digi)Beta, sondern nur noch mit einer MiniDV lossschicken.
    Jetzt wirft man nur noch Kameras ins Volk (die es auch noch selbst bezahlt) und erntet spektakuläre, verwackelte Bilder … schon schlau, oder?

  235. Na also: Es gibt bei der SZ außer dem unsäglichen Dr. G. noch Leute, die halbwegs vernüftig über das Internet schreiben können. Meine finale Morgenlektüre ist vielleicht gerettet…

  236. Ich finde nicht, dass Herr Graff ein „schwülstiges Versatzstück“ über die verlorenen Utopien geschrieben hat. Ich fand es sehr lesenswert. Ich habe den Eindruck, Graff ist einigen aus der Bloggerszene ein rotes Tuch, weil er einer der Wenigen ist, die das Hinterhergerenne hinter jedem neuen Web-, und online-Trend ab und zu in Frage stellen.
    Mir gehen die Selbstbeweihräucherer vom Schlage Knüwer sehr viel mehr auf die Nerven als Herr Graff. Ebenfalls auf die Nerven geht mir, jegliches Herumstümpern mit so genanntem User generiertem Content erst einmal gut zu finden. Ich finde das Meiste offengestanden ziemlich furchtbar und langweilig. Ich freue mich jetzt schon auf eine Diskussion, die nicht automatisch bisherige journalistische Formen als Überkommen geisselt und nicht alles neue, web-2.0-artige als Zukünftig feiert. Bis jetzt kommt es mir so vor, als wenn User Generated Content, Bloggen, Twittern, usw. von immer mehr Leuten als Hobby betrieben wird (von uns ja auch :-)), aber nichts mit professionellem Journalismus zu tun hat, den es ja auch durchaus online gibt.
    Wir erleben gerade eine Zeit großer Veränderung. Klar scheint mir, dass Eliten-Journalismus alter Prägung in eine Nische abgedrängt wird. Aber es ist noch nichts da und nichts in Sicht, dass diese bisherige „Veröffentlichkeit“ ersetzen kann. Blogs und andere können es in ihrer heutigen Form nicht sein. Sie sind noch anfälliger als der bisherige Journalismus für Beeinflussung und tendenzielle Berichterstattung. Die Frage, was ist neutrale Berichterstattung, was ist Lobbyarbeit, was Marketing und Werbung lässt sich doch in den neuen Formen der „veröffentlichten Meinung“ gar nicht mehr beantworten. Wie viele Unternehmen, Agenturen, Parteien usw. stecken hinter Blogs und Tweets, ohne dass es dem Nutzer klar wird oder im Impressumseintrag der wirkliche Absender steht.

    Bisher war Journalismus so wichtig („vierte Gewalt“), weil Regeln galten,an die sich mehr oder weniger alle gehalten haben (Trennung von Nachricht und Meinung, keine Schleichwerbung, Trennung von neutraler Berichterstattung und Werbung etc.). Nichteinhaltung wird sanktioniert. Im Web gibt es solche verbindlichen Regeln gar nicht, jeder veröffentlicht fröhlich vor sich hin, unabhänig davon ob es stimmt oder nicht. Der meschugge Verschwörungstheoretiker, der die Wiederkehr der alten Mayas prohezeit, steht gleichberichtigt neben Berichten, die vor der Veröffentlichung auf ihre Stichaltigkeit, ihre Neutralität und ihren Wahrheitsgehalt geprüft worden sind.

    Wenn wir heute ernsthaft propagieren, dass das Web, so wie es sich heute darstellt, die Zukunft der Medien zeigt, dann sollten wir uns schleunigst von dem Gedanken verabschieden, über diese Medien neutrale Informationen zu erhalten, die nachweislich stimmen. Im besten Fall werden wir noch unterhalten, aber nicht mehr informiert.

  237. @christoph
    vielleicht hab ich den beitrag von graff ja völlig falsch gelesen; aber ich meine, da ging es überhaupt nicht um unser beliebtes thema, wie denn journalismus und web 2.0 zusammenhängen. graff schreibt darüber, dass es keine visionen mehr im cyberspace gäbe. und das halte ich für ziemlich kurz gesprungen. nur weil secondlife mal wieder zu früh kam (lahmer client, kein spielwitz für couch potatoes) ist die virutalisierung der kommunikation doch nicht zu ende: ambient computing, online gaming, 3d-welten, große fortschritte in der robotik. das alles kommt bei graff nicht vor.

    natürlich kann es einem auch ein wenig schwindelig werden, bei den visionen vom cyberspace.
    wenn man mal kombiniert, was heute schon alles im einzelnen möglich ist, was entsteht da für eine welt … heute baut kokoro einen roboter, der sieht aus wie eine japanerin, roboter nico von der yale university besitzt die intelligenz einen neun monate alten kindes, robovie IIs von der university of texas hat eine berührungssensitive haut aus einer platin-silokon-verbindung (er lächelt bei berührung), ein roboter der universität tokio kann riechen. man stelle sich das mal kombiniert vor: wahnsinn! die robotbraut möchte ich doch dann auch nur noch mit einem datenhandschuh anfassen. da mach ich mir doch lieber einen bunten abend mit den jakob sisters.

    es gibt visionen, die gehen mir aber mächtig unter die haut. doch solche visionen sind kein grund in zeiten virtueller wii-super-mario-baslers in die deckung der ignoranz zu gehen.

  238. @Christoph: Du kannst Herrn Graff das ja gerne schreiben. Achte nur bitte darauf, dass du es möglichst wochentags zwischen 8 und 19 Uhr tust – denn danach ist die Kommentarfunktion bei der SZ angeschaltet. Wenigstens sagen sie dazu „freezed“. Das klingt dann irgendwie sophisticated und nicht so borniert wie es in Wirklichkeit ist.

  239. @christoph witte: ‚Bisher war Journalismus so wichtig (”vierte Gewalt”), weil Regeln galten,an die sich mehr oder weniger alle gehalten haben (Trennung von Nachricht und Meinung, keine Schleichwerbung, Trennung von neutraler Berichterstattung und Werbung etc.)‘.
    Das finde ich richtig rührend, Herr Witte. Nur gibt’s das nicht mehr, und ob Sie den veröffentlichten Nachrichten, Meinungen oder Werbungen trauen, müssen Sie schon längst nicht mehr nur im Internet selbst entscheiden.
    Und was Herrn Graff von der SZ betrifft, kann ich nur warnen: Kaufen Sie niemals eine gebrauchte e-mail von einem Mann, der e-mails nicht beantwortet.

  240. interessant ist es zu beobachten welche reichweite kritische blogger in autoritären staaten inzwischen haben. so wurde vor wenigen tagen auf einer tagung des berliner aspen-instituts für den iran dem internet immerhin eine reichweite von knapp über 20 prozent zugesprochen. demgegenüber verfügen rund 30 prozent der iraner über satellitenfernsehen, der zweiten informationsquelle, die von den behörden nicht kontrolliert werde kann.
    die anzahl der blogs im iran wird je nach quelle auf 60.000 bis 1,5 millionen geschätzt. da varianz macht natürlich deutlich, wie schwierig es ist, hier zu vernünftigen daten zu gelangen. auch widmet sich nur jeder dritte blog politischen themen.
    eines aber darf wohl als sicher gelten: die bedeutung des blogging in autoritären staaten als gegenöffentichkeit ist enorm. und sie wächst täglich. dieses subversive moment des bloggens ist ebenso eindeutig wie gut.
    siehe auch: http://www.nzz.ch/nachrichten/medien/kampf_gegen_teherans_informationskontrolle_1.1358328.html

  241. Einmal mehr sieht man, dass es allen nur um den Profit geht. Wenn sich der Herr über einen Massenmarkt wünscht, dass es Einschränkungen für ein Produkt geben soll, dann wird kurz und kühl gerechnet und gleich losgewerkelt.

    Aber vielleicht kann man auch von diesen totalitären Systemen lernen:

    Die deutsche Regierung könnte von der Autoindustrie verlangen, die Kilometerzähler in den Autos, die für den deutschen Markt bestimmt sind, zu demontieren. Dann gäbe es keine Probleme mehr mit der Pendlerpauschale und den ersten 21 Kilometern.

  242. ich dummkopf hab den czyslansky-blog immer meinen kunden empfohlen. was mach ich denn jetzt nach diesem verbraucher-tipp von christoph? pressetexte im dezember zum halben preis anbieten?
    ach nein, ich mach es wie alle: ich werde wohl die einkaufskosten reduzieren. künftig erhalten von mir vermittelte event-moderatoren und consultants nur noch die hälfte. christoph und tim haben da sicher ein einsehen und bestehen nicht auf christliche nächstenliebe ;-)))

  243. Ich glaube IT-Anbieter wissen das längst und überlegen, wie sie damit umgehen. Für die ist es nur ein Reminder. Aber du hast schon Recht, alle Dienstleister müssen wahrscheinlich mit Einbußen rechnen. Wenn auch hoffentlich nicht gleich mit der Hälfte. Ich hoffe, das Motto Leben und Leben lassen, bleibt auch in der Krise einigermaßen erhalten.

  244. @michael kausch – das ist ganz wunderbar. Hier die Nummer 8: Ich würde als antiquarisch zu erwerbendes Modell noch den HS 30 hinzufügen. Das war der Schützenpanzer, der von Franz-Josef Strauß mit Schmiermitteln ohne Ende für die Bundeswehr angeschafft wurde. Ich kann es aus eigener Erfahrung bezeugen: Mit dem hinteren Ende der Raupenabdeckung konnte man einen VW-Bus der Länge nach aufschlitzen. So geschehen im Jahre 1966 auf dem Frankfurter Ring/Ecke Ingolstädterstraße in München bei meiner Fahrschulausbildung an eben diesem Gerät. Vielleicht kann ja jemand bei CHIPendales noch einen Gebrauchtpanzer auftreiben – damit sie nicht so ganz hoffnungslos danebenliegen mit ihrer Top 10.

  245. Ein wirkliches Angeberauto zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass man es nicht selbst fährt. Wie erbärmlich ist es denn einen ganzen Abend bei Apfelschorle zu sitzen, um dann in sein, wie auch immer geartetes, Gefährt zu steigen.
    Czyslansky nahm als Mann von Welt natürlich eine Droschke, einen Fiaker, eine Gondel oder eine Rikscha, je nach dem, wo es ihn gerade hinverschlagen hatte.

  246. In Wahrheit ist der Smart das endgültige Angeberauto. Wenn du heutzutage wirklich Aufmerksamkeit erregen willst, dann parke mal in der Maximilianstrasse zwischen zwei Maseratis oder Ferraris quer ein. DA bleiben die Leute stehen!

  247. Twitter ist Ersatz für den Quickie und der Czyslansky-Blog für das ganze Kamasutra.

    Also ich persönlich bin immer noch ziemlich „Oldschool“, obwohl ich auch schon mehr Blogs als Kinder habe und das sind nicht gerade wenige 😉 #bedenklich

  248. Wer braucht denn bitteschön noch zusätzlich eine KLEINE bild-Zeitung?
    Die große ist schon langweilig genug. Wer nicht eigene Themen besetzen kann, die eben nicht in klassischen Medien zu finden sind, der wird mit seinem Blog in der Beliebigkeit verschwinden, zu recht wie ich meine.

  249. So wie ich das gelesen habe, haben die Düsseldorfer auch sehr schnell klein beigegeben, weil sich doch künftig ausschließlich auf Modemessen konzentrieren wollen. Vielleicht haben Sie aber auch gesehen, dass 2009 für die OMD ein sehr schwieriges Jahr werden könnte.

  250. Spare in der Not, da hasst du Zeit dazu!

    Im Übrigen klagen die ITler, mit denen ich zu tun habe, schon seit Jahfen über schrumpfende Budgets. Aber genau das ist die Kunst in der IT: Aus weniger mehr zu machen…

  251. Sic transit gloria mundi. Erst die Systems, dann die OMD. Wer stirbt als nächstes?

    (Apropos: Wie geht es eigentlich der CeBIT?)

  252. Frei, freier, am freiesten. Ach nee, lieber Tim, das ist nicht die Frage. Könnte ja sein, dass die Menschen mit unbeschränktem Zugang zu allen Medien die Eingesperrten sind und mein Nachbar ohne Internet der letzte freie Mensch auf dem Block. Viel interessanter ist das, was weiter oben in deinem Beitrag anklingt: Tragen die – meist folgenlosen – radikalen Blogger-Äußerungen zum Nachdenken über Freiheit bei? Das glaub ich schon, denn was heute im Internet passiert, hat es so, frei von Kontrolle durch staatliche, kommerzielle oder geschmackliche Zensur, noch nie gegeben, zumindest nicht in der Möglichkeit zur Verbreitung. Zu der Zeit, als du in Heidelberg für den Nulltarif bei der Trambahn demonstriert hast, haben Leute wie ich Matritzen in die Olympia Traveller de Luxe gespannt und heftig in die Tasten gehackt, um mit den ausgeprägten Buchstaben Flugblätter abzuziehen. Da hat es der Mensch heute etwas leichter mit seinem Blog. Ob er mehr Leute erreicht, und mehr Wirkung erzielt – ich weiß nicht. Aber es könnte ja sein, dass wir uns selbst einsperren, wie die Frau im Eagles-Song: „Mirrors on the ceiling, pink Champagne on ice, she said we’re all just prisoners here, of our own device.“ (Hotel California)
    Schöne Tage, frohes Fest, und lass mal wieder von dir hören!

  253. Ist doch völlig klar, was der Kollege Basic da im Geiste durchspielt: In einem Land, wo schon irgend eine süße Kinderpampe werblich gesprochen so viel Eiweiß hat „wie ein kleines Steak“, da könnte doch auch der kleine Robert so viel Leser, ach was sage ich: so viele „Unique User“ und „Page Imspressions“ haben, wie eine kleine … na Ihr wisst schon. Oder soll man es für die Suchmaschinen noch einmal wiederholen? Alsdann: Wie eine kleine BILD-Zeitung!

  254. Was lernt uns dat?
    Stürze niemals mit Continental ab!
    Vielleicht auch: Fahr nach Denver grundsätzlich mit dem Fahrrad.
    Oder, um mit Immanuel Kant zu sprechen: „Das ganze Unglück der Menschheit fängt damit an, dass keiner zu Hause bleiben will.“

  255. Nun, zunächst mein Beileid. Darf man das per Blog-Kommentar ausdrücken?

    Nun, ich denke, das ist so ein typischer „Das-kommt-darauf-an“-Fall. Wenn zwei Leute häufig per SMS und dann zur Beerdigung schwarzrandiges Bütten verwenden, ist das vielleicht merkwürdiger als die SMS. Zumindest im Innenverhältnis.

    Ob man bei einer Beerdigung dabei ist, fühlt man übrigens. Vielleicht war Deine Tochter eh dabei? Ich meine: gefühlt? Und braucht kein Bild, bzw. der gute altbayerische Brauch des Sterbebilds zeigt hier seinen Zweck?

    Klingelnde Handys sind peinlich, klingelnde Handys, an die einer drangeht, sind No-Go. Ich finde es gut, dass Du nicht photographiert hast. Dann kannst Du Dich auch in Zukunft auf Dein Bauchgefühl verlassen 😉

  256. Vielleicht hätte der Mann erste Klasse abstürzen sollen. Interessante Frage: Werden Senatoren bei einem Lufthansa-Absturz bevorzugt behandelt? Schicken sie eine Limousine, um die HONs abzuholen? Oder ist Holzklasse ratsam, weil die Überlebenschance hinten größer ist?

    Für Vielflieger sind das entscheidende Fragen! Oder?

  257. Ebent. Das Bauchgefühl wird sich durch keine „Darf ich auf ’ner Beerdigung twittern?“-Regelung ersetzten lassen.

    Wobei: Wehe dem der kein Bauchgefühl hat…soll’s ja auch geben, sowas.

    Ich geh mal drüber grübeln und melde mich dann ggf. zurück.

  258. Das ist wohl nicht nur bei Continental so. Meine Frau erlebte im letzten Jahr einen Blitzeinschlag in einem kleinen Regionalflieger über Irland. Es rauchte aus den Lüftungsdüsen, das Licht fiel aus, die Elektronik drehte hohl. An eine Landung auf dem kleinen Flughafen im Westen Irlands war wegen der defekten Elektronik nicht zu denken. Das Flugzeug wendete und flog zurück nach Dublin, weil nur dort das Equipment für solche Landungen ohne Bordelektronik möglich ist. Dort angekommen, wurden die geschockten Passagiere überhaupt nicht betreut. Auch wie sie nach der Fastkatastrophe ihr Ziel erreichen sollten wurde ihnen erst auf Nachfrage mitgeteilt: Mit dem Bus. Wo und wann der abfahren sollte, mussten die Passagiere ebenfalls mühsam selbst recherchieren. Eine Erstattung des Flugpreises gab es natürlich auch nicht. Das sind die Kehrseiten der Billigfliegerei.

  259. Nachtrag: schon ist der erste Trittbrettfahrer auf ebay, bevor Robert Basic überhaupt etwas eingestellt hat und bietet seine Domain unter dem Titel: „namevonmirgeändert.de | Besser als Basic Thinking“ an. (170 views in einer knappen Stunde)

  260. Bzzzzttt. Die Systems stribt doch nicht, siee wird doch neu geboren 😉 Die Cebit bereitet mit der Webciety ihre virtualisierung vor. Ab 2012 nur noch im Second Life II. Man kriegt dann kein Gratisticket mehr, man wird dann für den Besuch bezahlt. #scnr

  261. Dem Vernehmen nach hat Ramalinga Raju (und sein Bruder) die letzten Nächte mit 28 weiteren Häftlingen (Dieben, Mitgiftvergehen und anderen Kriminellen) in einer Zelle auf dem Boden liegend verbracht. Kaution wurde abgelehnt. Auch das ist Indien. Wenn er wirklich alles verloren und sich nicht bereichert hat, dann hat er eigentlich nur ein paar Peanuts (Spielgeld von tatsächlichen oder Möchtegern- Kapitalisten) verbrannt. Eigentlich kennen wir das ja sonst von unserem Staat, der das dann mit einem Nachtragshaushalt regelt. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man vom (Fast-) Heiligen zum unliebsamen Kriminellen gebrandmarkt wird. Ich respektiere Ramalinga Raju weiterhin für sein soziales Engagement und das was er seinem indischen Volk zurückgegeben hat. Allein der von ihm ins Leben gerufen Notrufdienst 108 hat bisher tausende von Leben gerettet.

  262. Der „Süddeutschen“ von heute entnehme ich, dass eine einzige Suchanfrage bei Google so viel CO2 erzeugt wie das Erhitzen von Teewasser in einem Wasserkocher. Das gleiche gilt vermutlich für den Abreuf von Nachrichten bei Google-News. Die Frage könnte sein, ob wie uns auf Dauer einen solchen Klimakiller wie Google überhaupt leisten können, oder ob wir nicht lieber zurückkehren sollten zu unserer guten. alten Papierzeitung…

  263. @tim wenn man so wie ich die letzten Tage bei ekelhaften zweistelligen Unternullgraden gefroren hat, ist man schon manchmal versucht eine unnötige Googleanfrage zu starten …

  264. Googleanfragen sind nie sinnlos und sei es noch so kalt. Sie bringen den Aktionären Werbegelder und der Atmosphäre Co2. Aber stand in der SZ auch wie viel Co2 der Rülpser einer Kuh erzeugt? Oder wie viel Methan ihre anderen Ausscheidungen. Dürfte auch eine ganze Menge sein und zum Global Warming beitragen. Außerdem kann man gar nicht so viel Tee trinken, um die Atmosphäre ausreichend zu versauen. Da sind Suchanfragen schon weit besser geeignet. Wie viel Co2 hat der Typ eigentlich produziert, der diese seltsame Rechnung aufgestellt hat?
    Aber wahrscheinlich wird Google jetzt reagieren und Nutzern die Möglichkeit anbieten, ihre Anfragen klimaneutral zu gestalten. Das geht dann so: Der Googlenutzer ersteigert Verschmutzungszertifikate (ähnliches Prinzip wie Google Adwords) und kann sie entweder selbst verbrauchen oder mit ihnen handeln, wenn er sie nicht braucht, weil er längere Zeit offline ist. Für das Geld, das Google mit den Zertifikaten einnimmt werden Quadratzentimeter Regenwald (Krombacher hat das auch mal gemacht) gekauft. Diese können auch wieder gehandelt werden – und werden wahrscheinlich wieder aufgekauft von skrupellosen Regenwaldvernichtern, die…. das ist dann am langen Ende klimaneutrale Ökonomie.

  265. Ein großes deutsches Industrieunternehmen, das hier ungenannt bleiben soll, hat gerade einen Exklusivdeal mit einem der beiden großen Mobilfunk-Netzwerkbetreiber verhandelt, und jetzt bekommen zwei Drittel der Belegschaft, zusammen mehrere Zehntausend Mitarbeiter, eine neue Handynummer. Das ist das digitale Gegenstück zum Fegfeuer, und entsprechend sauer sind die Leute. Ich wurde gebeten, ein Argumentarium zu erstellen, das den Wechsel irgendwie als etwas Positives darstellt. Das war eine echte Kopfnuß, denn eigentlich ist das für die Betroffenen nur doof. Aber ein Argument ist mir dann doch eingefallen: Das ist die einmalige Gelegenheit, Leuten seine Mobilnummer NICHT zu geben, denen man sie vorher leichtfertig verraten hat. Im Skriptvorschlag, das heutzutage bei einem deutschen Großkonzern natürlich auf Englisch sein muss, schrieb ich:

    „Think of all the people you rashly gave out your number to that you never, ever want to hear from again.“

    Ich gehe davon aus, dass wir mit der Zeit lernen werden, etwas zurückhaltender zu sein beim Abschließen digitaler Freundschaften. Was aber, zugegeben, das Problem der zuvor leichtfertig eingegangenen „Freundschaftsbeziehungen“ nicht löst. Better luck next time, kann ich nur sagen…

  266. Was schliessen wir daraus? Noch nichts, solange wir nicht wissen, ob es nicht jemand ganz toll findet, sogar 10 Euro zu kriegen und sofort losbloggt, als gäbe es kein Morgen.

    Wenn man sich die Praktikanten“vergütung“ in den Zeitungsverlagen ansieht, ist das alles nix Neues. Ich erinnere mich da noch sehr gut dran, da erscheinen 10 Euronen noch recht spendabel.

    Vielleicht suchen die ja auch Schüler, die bloggen? Oder sie suchen Experten, dann kann man immer noch sagen: Nice try 🙂

  267. Pingback: Oliver Gassner
  268. Die Czyslanskys wären wahrscheinlich selbst bei diesem Hungerlohn schon steinreich, wenn man alles zusammenzählt, was wir so verbloggt haben…

  269. Das mit der Bezahlung der Bloggerjobs ist schon lange eine heiße Kontroverse. Ein bisschen haben wohl alle Recht. Die einen, die meinen es finden sich auch bei niedrigen Angeboten genug Interessenten, die sich nebenbei etwas dazu verdienen wollen. Aber auch die dahin argumentieren, dass ihnen ein „fairer“ Lohn ausgerichtet an den Marktpreisen lieber währe.

    Wir würden uns auch über mehr superbezahlte Angebote freuen. Allerdings sollte man bedenken, dass wenn man das Maß „Deutsche Journalistenverband“ und deren Honorarleitfaden heranzieht, dann auch höchste Journalistische Qualität verlangen kann. Ich bezweifle, dass jeder Blogger eine journalistische Ausbildung hat. Und eben dieses wollen oder können ja gerade viele Auftraggeber sich nicht leisten bzw. der Stil soll auch ein „anderer“ sein.

    Somit mein altes Fazit – jeder hat ein bisschen Recht…

  270. Professionelles Bloggen – also für so viel Geld, dass man damit einigermaßen seinen Lebensunterhalt verdienen kann – ist hierzulande extrem selten. So werden wir weiter Nebenerwerbs- oder Hobby-Blogger bleiben, was ich persönlich gar nicht schlecht finde, solange nicht irgendwelche Verlage denken, sie könnnten mit Bloggern als Drohkulisse ihren Redakteuren und freien Schreibern noch weniger Geld zahlen.

  271. Tausendmal Ja. Ich würde meine Tochter (10) niemals ohne Anleitung und ohne gelegentliches Anschauen der Browser-Chronik surfen lassen. Außerdem hat sie klare Verhaltensregeln mit auf den Weg bekommen. Da diese von ihrern Lehrern bestätigt worden sind, befolgt sie die auch. Bis jetzt.

  272. … gell und wenn sie einen nicht wirklich ins Armenhaus bringen die Verluste, dann kann man sich doch an der entblödenden Gier der reichen Zeitgenossen schadenfrei ergötzen.

  273. Eben: bis jetzt. Und was machst du, wenn das Göhr 16 oder 17 ist und der Meinung, was sie im Internet macht geht dich einen Scheißdreck an, Papi!

    Wart‘ ab: Das sind Vaterfreuden. Ich weiß, wovon ich rede: Meine ist 23.

  274. Die Technik ist nicht ganz neu: Im Jahr 2000 habe ich eine kleine Münchner Firma namens Chromedia kennengelernt, die einen Vortrag von mir so aufbereiten konnte. Neben Video und mitlaufendem Text konnte das Programm sogar noch meine Powerpoint-Slides sychron zum Text zeigen. Ich habe lange nichts mehr von denen gehört, aber als ich vorhin die Nummer anrief, meldete sich wenigstens der Anrufbeantworter. Ist ’ne tolle Sache, kann man wirklich empfehlen!

    Und den Obama sowieso…

  275. Der gleichen Website kann man übrigens entnehmen, dass der Umsatz bei eBay im letzten Quartal um 16 Prozent gefallen ist. Das ist nicht nur der Krise geschuldet. Die kriegen jetzt die Quittung dafür, dass sie ihr Geschäftsmodell (Online-Auktionen) – und ihre Kunden verraten haben, wie ich schon vor Jahresfrist im Cole-Blog vorausgesagt habe.

  276. Und noch eine wegweisende Tagesnachricht haben die Kollegen von Silicon Alley ausgegraben: Die Inaugurationsrede von Barack Obama hat Google im Web-Ranking abgehängt. Während der Rede ging die Zahl der Klicks bei der Suchmaschine auf einmal steil nach unten. Google hat zwar eine Grafik dazu veröffentlicht, nennt aber keine konkreten Zahlen – warum eigentlich?

  277. Jetzt weiss ich endlich den Grund für Steve Jobs gesundheitliche Angeschlagenheit. Er ist einfach nur frustriert, dass es nicht heisst: „Obama darf sein geliebtes iPhone behalten“
    Apple hatte sicher schon eine iPresident – Edition mit einem „Best of Aretha Franklin“ in Petto, aber nix da. (Für unsere jüngeren Leser: Das war die dicke, achwarze Dame mit dem lustigen Hut)

  278. mhmmm … eigentlich haben die steuerkomiker recht. unsere banken arbeiten doch auch schon lange mit virtuellem geld und leihen sich bei leuten, die kein geld haben, geld, indem sie deren forderungen übernehmen gegen leute, die auch kein geld haben, die damit wiederum dinge bei denen kaufen, denen die banken das geld geben, das sie sich (siehe oben) bei leuten ohne geld holen. ich weiss zwar auch nicht wie das genau funktioniert, aber es funktioniert. weil am ende hat immer irgendeiner mein geld. und immer ein anderer.

    im zweifelsfall kannst du deine künftige steuerschuld sicherlich an eine bank weiterreichen, der du dafür dein neues virtuelles pferd abtrittst. die bank wird unter hinweis auf virtuelle plünderoptionen gegenüber liechtensteinischen burgen sich sicherlich interessiert zeigen.

    und das beste daran ist, dass die banken ja künftig eh denjenigen gehören, denen auch das finanzamt gehört. also irgendwie uns.

    hach ist das alles kompliziert … in mew23 stand da aber auch nix zu drin!

  279. ja ja, grundsätzlich gibts ähnliche lösungen schon lange. auch die münchner systems hat bei ihren key notes ähnlich gearbeitet. auch mit powerpoint slides. das einzigartige ist, dass nun eine redaktion eine solche lösung mit eigener redaktioneller leistung verknüpft.

  280. Ich verkneife mir den offensichtlichen Kalauer zu BLACK Berrys im WEISSEN Haus. Und natürlich sollte er ein iPhone haben. Auf dem Blackberry kann man nicht Okarina spielen 🙂

  281. Auch Reiche? Der Diplomlogiker sagt, Arme haben schlechtere Chancen, Opfer von Anlagebetrügern zu werden.

    Diese Überlegung erinnert mich an die Steuerhinterziehung, man muss erst Geld haben, um sich diesen Vergehens schuldig machen zu können. Hab ich doch schon mal wo gelesen…. ach ja, bei mir! 🙂

  282. …und nun sitzt er im Knast, liest spirituelle Bücher und erlebt, wie Stück um Stück die Wahrheit rauskommt: Er ist halt doch offenbar ein ganz normaler Betrüger (in der Größenordnung 1 Milliarde Dollar). Schon erstaunlich, wie man sich tarnen kann.

    Übrigens: In Indien ist es Tradition, große Gauner zu besingen. Rhan Yar Khan hat deshalb schon mal den „Raju Jail Song“ geschrieben.

  283. nein nein, lieber tim. ich denke, dass nur deshalb immer mehr menschen mit dem daumen klingeln, als mit dem zeigefinger, weil die zeigefinger börsenbedingt immer mehr verkrüppeln.
    wie die süddeutsche zeitung bereits am 13. januar dieses jahres berichtete sind menschen, bei denen der ringfinger länger ist, als der zeigefinger, an der börse signifikant erfolgreicher, als menschen mit zeigefingerdominanz (http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/372187). im zuge der allgemeinen börsenorientierung verkrüppeln natürlich dann die zeigefinger. ich habe sogar den verdacht, dass vor allem frauen, die ja relativ dominante zeigefinger haben (siehe die bild der wissenschaft vom 21. april 2004: http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/246039.html) heimlich ihre zeigefinger coupieren.

    apropo: czyslansky hat ja bereits in den zwanziger jahren auf den zusammenhang zwischen der ausformung der finger und der zehen hingewiesen. czyslanskys zeigezeh soll derart unterdimensioniert gewesen sein, dass er sich gar nicht mehr in einer badeanstalt der öffentlichkeit zeigen wollte. sein ringzeh aber sei von seiner jugendliebe ilse wipperführt (die aus berlin) als geradzu „obszön und geil“ zu einem fußfetisch erklärt worden. das solltest du wissen.

  284. alles ist noch viel schlimmer. er darf nicht sein blackberry behalten, sondern bekommt ein neues teilchen, ein „sectera edge handy“ – mit windows mobile, internet explorer und all den anderen für ihre sicherheit und zuverlässigkeit bekannten microsoft-features (http://pda-blog.ppcps.de/2009/01/21/obamas-blackberry-smartphon/).

    übrigens: man kann damit zumindest luftokarina spielen. die fingertechnik erinnert dann ein wenig an klassische windows-tastaturbefehle: objekthandling im rösselsprung.

  285. Biete halben Streifen „Big Red“-Kaugummi ohne Papiermantel (nur noch Alufolie vorhanden). (den anderen halben musste ich an die Tochter verfüttern 😉 )

  286. Am heftigsten fand ich die Überlegung, dass man sogar mitkriegt, wenn die Kinder Geschwindigkeitsgebote übertreten…

    Warum aber werde ich das Gefühl nicht los, dass ich solche Dinger doch kaufen werde? Wo stecken übrigens grad die Kinder? Und was macht dieses runde Ding im Futter meines Mantels?

  287. Ein erster Schritt. Aber wirklich im Internet-Zeitalter angekommen ist das „Handelsblatt“ erst, wenn unter jeem Artikel in der PRINT-Ausgabe ein Link zum Blog oder zur Online-Ausgabe steht.

  288. lieber svb,

    das „runde ding im futter“ deines mantels ist vermutlich ein dezentes geschenk deiner frau. ein kleiner mashup trägt die daten in eine google map ein, analysiert die besuchten kneipen und reportet einmal im monat eine besuchsstatistik. über eine einfache hochrechnung kalkuliert xl dann, ob das gute haushaltsgeld wirklich nur in die üblichen tavernen geflossen ist. bei auffällig langen präsenzen in der hansastrasse gibt es freielich ganz kurzfristig einen alert und die virtuelle bratpfanne senkt sich ruckartig auf deine festplatte …

  289. Eine gewisse Firma Oskar Kinderland Gmbh & Co KG in Brandenburg „Blogger / Texter für Webshop“. Sie sollen verbrauchernahe Infos“, zum Beispiel über Kinderbetten schreibt. Es soll sich laut Anzeige um eine Vollzeitstelle handeln. Ich habe ihn mal angerufen: In Wikrlichkeit zahlt er pro Wort, und zwar 3 Cents (in Worten: drei Cents).

    Wir sind nach deiner Rechnung damit bei 0,6 Cents pro Zeile. Wer bietet weniger?

    PS: Der Kerl hat angeblich schon Angebote von professionellen Textbüros bekommen und hat schon mehrere Blogger unter Vertrag genommen. Man sieht, es geht – man muss nur unverschämt genug sein!

  290. Ich halte das für eine dieser typischen Lösungen, die nach einem Problem suchen – für die ist die IT leider berühmt. Ich sage nur „Rocket eBook“ (anno 1999)!

    Bezeichnend ist auch, dass die Idee und selbst die Umsetzung eigentlich uralt ist: Nick Negroponte hat mir schon 1992 am MIT in Boston einen funktionierenden Prototypen gezeigt, der in der Lage war, eine personalisierte Tageszeitung aus einer Vielzahl von Quellen zusammen zu stellen. Der Witz am MIT-Projekt war, dass die Zeitung dann per Internet zu mir nach Hause gefunkt werden sollte, wo es auf einem eigens dafür entwickelten Drucker auf echtem Zeitungspapier ausgedruckt werden sollte, um mir das vertraute haptische Erlebnis des Zeitungsblätterns zu geben – das war nach deren Forschungslage das Wichtigste überhaupt für die potenziellen Leser.

    Gehört und gesehen habe ich seitdem nichts mehr. Ich glaube auch, dass die Idee nie wirklich fliegen wird. Eingefleischte Zeitungsleser sind in der regel alte Säcke wie ich, die ändern ihre Gewohnheiten nicht mehr. Und die nachrückende „Generation Internet“ braucht sowas nicht. Die lesen am liebsten am Bildschirm, und stellen ihre eigenen Inhalte zusammen, care of Google.

  291. die dame aus der tram hat offensichtlich ein problem:
    sie bräuchte ein drittes handy um mit dem anderen ohr noch mp3 zu hören (musik will ich das nicht nennen). und ein viertes handy, das sie dir in die hand drücken könnte, mit der bitte sie mit ihren anderen drei handys zu fotografieren. und schick wäre natürlich noch ein fünftes gerät mit anrufbeantworter: „leider sind derzeit alle ohren belegt…“

  292. Lesenswert: Das Interview des Deutschlandradios mit Beckedahl zur Begründung, weshalb er als Blogger ein eigentlich vertrauliches Dokument veröffentlicht hat: Weil sonst nur Journalisten ihn zu Gesicht bekommen hätten.

    O-Ton: „Früher kursierten solche Papiere halt nur durch die Medien. Das heißt, einige wenige waren in der Lage, die Informationen vorzufiltern und uns als Öffentlichkeit diese Informationen vorgefiltert wiederzugeben. Und jetzt kann eigentlich jeder Teil einer informierten Öffentlichkeit sein durch das Internet.“

    Recht hat er! Wenn Journalisten einen Informationsvorsprung brauchen, um ihren Job zu machen, dann machen sie ihn schlecht.

    Informationen gibt’s heute gratis und für jedermann. Der Journalist kann sie aufbereiten, komentieren, ergänzen oder in Kontext stellen. Aber drauf hocken und nur scheibchenweise damit rausrücken ist kein tragfähiges Geschäftsmodell für den Journalisten des 21sten Jahrhundert.

  293. Zu Herrn Mehdorn fällt mir schon lange nichts mehr ein. Interessant finde ich aber, dass die CDU ihn jetzt doch noch bis nach der Wahl über Wasser halten will. Dann so ihr Kalkül, kann sie den neuen Bahnchef mit einem CDU-Mann besetzen und muss keine Rücksicht mehr auf die SPD nehmen. So rettet die Politik manchmal doch Karrieren – wenn auch nur vorübergehend.

  294. Hey, wieso bloggen wir hier noch? Wir sollten ein Miki machen. Oder aber, wir gehen rüber in unsere Bibliothek. Dort, in einem der unsterblichen Werke des noch unsterblicheren Czyslanski, gibt es sicher ein Kapitel über Czykis 🙂

  295. Ich kann zumindest die Frage aus der Anmoderation beantworten. Aus welchem Song kommt „There’s too much confusion“? Antwort:

    All Along The Watchtower (Bob Dylan)

    „There must be some way out of here,“ said the joker to the thief,
    „There’s too much confusion, I can’t get no relief.
    Businessmen, they drink my wine, plowmen dig my earth,
    None of them along the line know what any of it is worth.“

    Das bringt uns einen großen Schritt weiter im Cloud Computing 🙂

  296. Auch nicht schlecht: Die „Auf gut Glück!“-Funktion von Google. Ich habe gerade „Papierflieger“ eingegeben und bin beim „Papierflieger.net“ herausgekommen, nach eiger Aussage „Das Portal für die Bauanleitungen der besten Papierflieger weit und breit!“ Stimmt. Im Übrigen lernte ich auf diese Weise das „Lufthafen-Institut für Angewandte Papierfliegerforschung“ am Massachusetts Insitut of Technology mit seinem renommierten Gründer, Prof. Dr. Zaphod B. Lufthafen, kennen. Es lebe der Zufall!

  297. Wie wäre es mit einem sog. „analogen“ Medium?
    Kauf Dir ein papiernes Ding, namens Zeitung (für Überraschungen immer gut die ZEIT oder wochenends die taz).
    Setze dich in ein Cafe und laß dich überraschen 😉

  298. Auch ich habe vor einem knappen Jahr über Zoomer gebloggt, weil es eben das Neue-tolle-Ding war. Und habe dazu mal eine kleine Grafik gebastelt.

    Zoomer Screenshot

    Ich glaube die spricht für sich: Ausser Werbung nichts gewesen.
    Sorry Michael, ich werde Zoomer nicht vermissen.

  299. Da fallen mir sofort zwei Tipps in Auge: Eine Zeitung lesen und dann daraus Papierflieger basteln. Schon ist mein Horizont wieder weiter geworden.

  300. Es ist ja nicht so, dass es das nicht noch gibt. Man kann immer noch durch das Fernsehprogramm durchzappen, man kann irgendwie rumklicken bei YouTube, und, wie oben erwähnt, Zeitungen gibt es ja noch. Und ich bin hier gelandet, weil ich mich mal wieder von einem Czyslansky-Artikel überraschen lassen wollte 🙂 soll heißen, die Blogospere bietet doch auch genügend Überraschungen.

    Ich verstehe den Artikel alarmierender. Man [I]kann[/I] das sehen, was man will. Also gibt es keine Ausrede mehr, wenn man nur einfach canapee-selig „Wetten daß“ anschauen will. Und das ist auf Dauer anstrengend, womit wir wieder bei dem bedauernswerten Kind sind, das mein vollstes Mitgefühl hat.

  301. Man muss ja gar nicht China als Beispiel nehmen – seit ich für mein tazblog etwas genauer hinschaue, seh ich auch hierzulande gewohnheitsmäßige Nachrichtenunterdrückung. Oder hast du erfahren, dass Bolivien und Venezuela schon Anfang Januar die diplomatischen Beziehungen zu Israel abgebrochen haben, aus Protest gegen die Angriffe auf Gaza? Gezielte Nichtinformation betreibt aber nicht nur die taz, auch ARD und ZDF, SternSpiegelZeitSZFAZ. Verblüfft war ich dann aber schon, als ich erfahren habe, dass in Hamburg sogar das Angebot im Kabelfernsehen reduziert wurde. Vorige Woche schrieb Joseph Glagla aus Hamburg einen Leserbrief zu einem taz-Kommentar von Iris Hefets. Die Berliner Jüdin hatte „bemerkt, wie die deutschen Medien bevorzugt die israelische Position im Nahostkonflikt verbreiten und andere Stimmen ignorieren.“ Der taz-Leser fügte eigene Erfahrungen hinzu: „Anfang Januar wurde in unserem Kabelnetz der Sender Al-Jazeera/English abgeschaltet. Rein zufällig war es genau die Zeit, in der der Gazakrieg tobte, Israel ausländischen Journalisten den Zugang in den Gazastreifen verwehrt hat und nur die dort anwesenden Al-Jazeera-Journalisten berichten konnten.“
    Na klar, reiner Zufall. Wer DSL hat, kann aber auch im Internet gucken: english.aljazeera.net/. Die können es inzwischen locker mit news.bbc.co.uk/ aufnehmen. Vergleiche mal, du wirst dich wundern!

  302. Zoomer? Ruhe in Frieden. Es geht halt nicht mehr auf Sparflamme, die Konkurrenz hat mehr Geld und eine andere Vorstellung von Nachrichtenjournalismus. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Das hier
    > http://english.aljazeera.net/ <
    ist halt inzwischen „state of the art“. Wenn Sie mir sagen, wo da die Konkurrenz ist, die es besser macht, schau ich es mir gerne an. Geht selbstverständlich nicht auf Deutsch: Wer sollte so etwas finanzieren (wollen)? Hubert Burda? Heinz Bauer? Bertelsmann? WAZ? FAZ? Madsack? SZ?
    Na ja, muss ja vielleicht nicht sein, aber schade ist es schon, dass man Englisch können muss, um sich einigermaßen neutral – ohne Rücksicht auf deutsche Politikinteressen – zu informieren.

  303. Ui, was fuer eine grandiose Idee. Da freu ich mich schon richtig drauf.

    Dann hab ich endlich eine wirkliche Person, der ich mein Laptop so richtig um die Ohren hauen kann, wenn Vista zum zwoelften Mal haengt. Und waehrend ich meinen Frust so wunderschoen nicht-virtuell an dem armen Arschloch auslasse, rufe ich staendig „We are sorry for the inconvenience!“.

    Irgendwann wird dann jemand bemerken, dass die arme salesperson ja nix fuer die schlampige Codierung kann, aber das ist mir dann auch wieder wurscht, weil ich schrei ja schliesslich auch das airline Bodenpersonal an, wenn sie schon wieder meinen Flug ueberbucht haben und ich trotz eines $500 investments in Seattle festsitze waehrend die Oma mit ihrem $49 Seniorenticket in die happy skies abduest.

    Ha! Bring it on.

  304. im ernst,

    ich finde das ist eine spannende herausforderung für microsoft: die kreierung einer attraktiven consumer-marke!

    es ist ja nicht nur so, dass microsoft im gegensatz zu apple über – nahezu – keine hardware verfügt, die man mit designmerkmalen emotional aufladen kann. auch der herausforderer- und aussenseiterstatus, den apple seit alten ibm-pc-tagen pflegt, ist microsoft schon vor jahren verloren gegangen. die marktanteile für die klassischen consumer-orientierten online-produkte hotmail, live messenger und vor allem live spaces sind größtenteils rückläufig. die firmenkultur ist nicht gerade web 2.0-affin. und wann war microsoft eigentlich das letzte mal mit einer wirklichen produktinnovation erfolgreich? das sind alles barrieren auf dem weg zum erfolgreichen consumer brand.

    dabei gibt es einige strukturelle stärken für den aufbau eines starken consumer brand:
    – mit windows eine marke, die – ja tom: trotz aller unzulänglichkeiten – über eine marktverbreitung und markenbekanntheit verfügt, die global einzigartig ist
    – eine – lang zurückliegende – firmenhistorie, die so jugendlich und unorthodox ist, wie der lebenslauf und die persönlichkeit von bill gates (das ist durchaus ein netter und interessanter „typ“, der jederzeit gegen jobs bestehen kann)
    – eine verankerung bei tausenden von entwicklern überall auf der welt.
    aber die spannbreite zwischen einer innovativen und kreativen marke microsoft und der business-marke microsoft, die heute ach so seriös und gediegen ausgeprägt ist – man musste halt allzu lange bei meetings mit den etablierten oems in restaurants an den katzentischen platz nehmen – wird nur schwer zu überbrücken sein.

  305. alexander,

    deine grafik hat nur nichts mit der realität zu tun. der flächenanteil von werbung auf der startseite von zommer liegt bei allenfalls drei prozent. in gedruckten fachzeitschriften liegt die text-anzeigenrelation bei consumer-orientierten titeln in der regel bei 65:35 bis 50:50. vor einem jahr konntest du dich als träumer von einem werbefreien internet vielleicht noch als teil einer kleinen feinen minderheit fühlen. heute verschafft einem dieser glauben nur noch ein alleinstellungsmerkmal. und zwar ein sehr einsames …

    hans,
    ja, aljazeera.net ist eine wichtige und profesionell gemacht informationsquelle, der man wie allen guten quellen manchmal zustimmen kann und manchmal nicht. nur hat das ganze mit zoomer wenig zu tun. zommer war anfangs ein experiment mit neuartigen interaktiven elementen für leser und sollte später in ein populäres und massenwirksames medium eingebunden werden. dass dieser versuch gescheitert ist, halte ich in der tat für sehr bedauerlich.

  306. das web ist bis zu meinem tod kein ersatz für arte und vor allem nicht für br-alpha und dem begnadeten professor lesch und seiner alpha centauri, aber mittelfristig wohl für ard und zdf und ganz sicherlich für rtl, pro7 und sabber1.

    @andreas gauger: hübscher link. danke dafür 😉

    @tim: prof. dr. zaphod b. lufthafen war ein hochstapler und nannte sich ja auch „zweiundvierzigster earl von lufthafen (siehe: http://www.cyberjuz.at). schon die zahl „42“ sollte einen stutzig machen. tatsächlich hatte er eine zeitlang eine beziehung zur tochter des britischen adeligen „earl henry airport“, eines zeitgenossen von czyslansky, nach dem der zwei meilen westlich von blackwell, oklahoma, liegende gleichnamige privatflugplatz benannt wurde ((IATA: BWL, FAA LID: 6OK6). aber wer weiß das schon …

  307. Sehens- und Lesenswert: Sechs Tschechen speisten einen Nuklearschlag ins Wetterfernsehen ein und berufen sich dabei auf den Geist von Jara Cimrman. Nun droht ihnen wegen der „böswilligen Verbreitung falscher Nachrichten“ eine Gefängnisstrafe:
    Atompilz im Riesengebirge

  308. Oh, die Kreation einer Konsumer-Marke ist sicherlich eine attraktive Herausforderung, ich bin mir nur nicht sicher, ob der Weg ueber eine lifestyle shop Kette so ein brilliantes Manoever ist.

    Radio Shack war mal DER hang-out fuer geeks, heute kaufst Du gerade mal einen Blackberry Adapter. Gateway 2000 stores, Dell stores, Sony stores – sind alle mit grossem Trara ausgerollt worden, und dann dem Beispiel des Dodo gefolgt.

    Zugegeben, Bose Stores erfreuen sich im Augenblick einer gewissen Beliebtheit (hier zumindest) aber ich bin mir nicht sicher wie lange das gutgehen kann.

    Am Ende scheinen lifestyle stores immer dann zu ueberleben wenn sie der populaere hang-out einer Fangemeinde werden. Microsoft-Fan zu sein ist im Augenblick nicht cool (mit Ausnahme der Xbox, obwohl sich auch da die meisten Fans als Xbox aficionados outen, und den Namen Microsoft eher links liegen lassen). Zune user werden im Schulhof von der iPod Clique verspottet, genauso wie die Levis/Wrangler Mafia annodazumal C&A Jeans Traeger ausgelacht hat.

    Mit anderen Worten, der lifestyle store muss so eine Art Mekka sein, wo ich gerne hinpilgere, um neues cooles gear anzuschauen und Gleichgesinnte zu beobachten. Wenn er lediglich ein display fuer eine langweilige Produktpalette ist, ueberlebt er nicht lange.

    Case in point: Jimmy Buffett’s Margaritaville Stores. Ich kann mir mein beach bar t-shirt auch per Post schicken lassen, aber es ist dieses Gefuehl von community, dass die stores tagtaeglich ueberlaufen laesst. Und so pilgert man halt nach Key West oder wasweissichwohin um sich das reinzuziehen. So a la Star Trek. Harley Stores sind da ein anderes Beispiel.

    Lange Rede, kurzer Sinn. Erstmal cool sein und dann stores etablieren. Stores allein machen keinen cool. Und Ray Ozzie hilft da auch nicht.

  309. Seeehr schön, lieber Tim! Glückwunsch, klasse Performance deinerseits. Langsam solltest du dich auf Angebote als Hörbuchsprecher einstellen. Und inhaltlich: Compuserve! Internet-Report! Meine Güte, das soll 15 Jahre her sein? Ich fass es nicht.
    Aber klaro: Video und YouTube – na sicher ist das die Laudatio-Form der Zukunft. Da muss man wenigstens nach der Rede mit niemandem smalltalken, den man eigentlich gar nicht treffen will.
    (Ob das mit dem Hintergrundcocktailjazz eine gute Idee war? Ich tendiere zu: eher nein. Ich brauch auch im Supermarkt keinen Muzak.)

  310. Es geht auch anders: man kann auch total uncool sein und Stores aufmachen in denen dann ganz viele uncoole Leute total uncoole Verträge abschliessen, uncoole Produkte reklamieren und auch sonst das tun, was uncoole leute eben so tun.

    Von was ich spreche?
    Natürlich von einem T-Punkt Laden!

  311. Jedenfalls kann man den Fernsehmachern von CCTV nicht vorwerfen, sie hätten den Brand nur gelegt um gute Quoten mit einer hautnahen Berichterstattung zu generieren …

  312. Entwicklung des Handymarkts (Quelle: The Economist)

    Es kommt noch schlimmer. Laut „Economist“ wird die Zahl der Mobiltelefone in den nächten Jahren sprunghaft wachsen. Und da die meisten der neuen Modelle auch die Möglichkeit bieten werden, E-Mails zu schreiben und im Web zu surfen, sei davon auszugehen, dass das Handy und nicht der PC das Gerät sein wird, mit dem die Mehrheit der Menschen ihre ersten Internet-Erfahrungen sammeln werden. Was das für das Webdesign, für die Content-Anbieter und für die Bandbreiten bedeutet, kann man nur ahnen.

  313. Wie wär’s, wenn noch das Abbilden von Mohamed-Karikaturen dazu packen? Oder Kritik an der Verfolgung von Dissidenten in China? Wir könnten das ja mit der „Staatsräson“ begründen (wir wollen uns ja nicht die schönen Wirtschaftsbeziehungen kaputt machen lassen von irgendwelchen Bloggern…). Bayern könnte vielleicht die Websites der Evangelischen Kirche sperren lassen. Und die SPD könnte ja die Homepage der Linken…

    Ihr versteht schon, was ich meine. Wehret den Anfängen. Oder benützt Anonymisierdienste wie The Cloak, Guardster, Anonymization.net oder anonymizer.
    Sogar die gute alte Tante „FAZ“ bietet einen „Anonymization-Toolbar“ an! Jedenfalls so lange, bis es Schäuble mitbekommt…

  314. Ich denke ich spar mir die 40 Euro und sag schon jetzt allen „was sie mich können“, posthum und auch schon zu Lebzeiten.

    Muss der Lieblingsspruch meiner Großmutter: „Du sollst mit warmen Händen schenken“ abgewandelt werden in: „Du kannst mich am warmen A***** lecken“?

  315. Anstelle universeller Ladegeraete: wireless power transfer.

    Man stelle sich vor, waehrend des Genusses eines venti latte bei Starbucks laedt sich das Laptop und cell phone einfach so nebenbei auf. Mike’s Kurbel wird sozusagen von Geisterhand gedreht.

    Im Flugzeug haben wir dann eine Tesla-Kupplung im runtergeklappten Essbrettchen und der ganze Kabelsalat und das Herumkarren von Kleinsttransformatoren gehoert der Geschichte an.

    MIT hat da schon erste Erfolge (http://web.mit.edu/newsoffice/2007/wireless-0607.html) und das waere dann durchaus ein bisschen Innovation. Theoretisch allet machbar, Herr Nachbar, nur werden wir uns wahrscheinlich dann wieder einige Standards um die Ohren hauen und Sony Geraete laden nur an Sony Wireless Recharging Spots, waehrend alle anderen durchbrennen.

    „Excuse me, Sir, is you cell phone supposed to smoke….?“

  316. Intel hat kürzlich auf einer Presseveranstaltung Taschenlampen mit Handkurbel verteilt. Sehr geschickt, die Dinger.

    Und da liegt doch die Idee sehr nahe…

    Kurbelhandy von Nokitel
    Kurbelhandy von Nokitel

  317. Ich frage mich nur, wie ich den Startbefehl für die Botschaft aus dem Jenseits geben soll. Vielleicht im letzten Aufröcheln noch schnell per Twitter senden: „Ich nippele jetzt ab – tschüs!“ Das Ganze mit Keyword-gesteuerter Weiterleitfunktion in die Schweiz?

    Vor einem ähnlichen Problem standen übrigens die amerikanischen Generäle, die aus ihren gehärteten Bunkern heraus auf einen atomaren Erstschlag der Russen zu reagieren hatten. Sie haben dazu das Internet erfunden…

  318. 300 minus 20 macht 280 Manntage weniger Content, egal welches Medium. Die WAZ betreibt den journalistischen Ausverkauf in großen Stil – und ist in guter Gesellschaft. Leider.

    Das hat nichts mit Substitution Online/Print zu tun, das ist der verlegerische Offenbahrungseid. Content ist das Kapital eines Medienhauses wie der WAZ. Und die WAZ-Gruppe ist ab jetzt 280 Manntage im Monat weniger wert. (Achtung: Börsenwert!) Warum die Herren in den Verlegerbüros das nicht selber ausrechnen können, ist mir schleierhaft. Aber Verleger waren noch nie große Recher. Sie tun nur so. Siehe Mathias Döpfner.

    Das Resultat ist, dass sich immer mehr gestandene Journalisten aus dem Berufsstand zurückziehen. Ein guter Freund von mir, früher leitender Mann bei der ComputerWoche, hat sich inzwischen in seinem Heimatort in Oberbayern als Lateinlehrer am örtlichen Gymnasium verdingt. Der Journalismus in Deutschland blutet aus! Woanders – namentlich in den USA – haben es einige Verlage wenigstens geschafft, Online zu einem „paying proposition“ zu machen, verdienen dort also Geld und sparen sich das Bedrucken toter Bäume. So macht die Sache ja auch Sinn. Deutsche Verlage haben das Internet mehrheitlich komplett verpennt – und tun es heute noch.

    BTW: Interessant die Frage: Was machen ausgegliederte und abgehalfterte Journalisten, wenn sie nicht mehr Journalisten sein dürfen? Sie werden Blogger! Sie haben das Schreib-Gen in sich, und der lässt ihnen auch dann keine Ruhe, wenn sie keiner mehr dafür bezahlt. ALso stecken sie die jahrelange Erfahrung und die geballte Kompetenz in ihr Blog und haben das Gefühl, immer noch das Gleiche zu tun wie vorher. Gut für den Leser, gut auch für das Selbstwertgefühl der betroffenen Kollegen. Schlecht für das Medien-Business.

  319. Ich sage nur: China, China, China. Meine Schwester hat mir – sie wusste um meine Liebe zu Lowtech – eine etwa handygroße LED-Taschenlampe mit Pumpfunktion geschenkt, Made in China, Baujahr 2008. Der Unterschied zu einer anderen Pump-Taschenlampe, die in meinem Elternhaus verwendet wurde (in den frühen 50er-Jahren, stammte von der deutschen Wehrmacht aus dem Zweiten Weltkrieg): Die neue aus China hat einen Speicher und leuchtet eine Weile weiter, man muss nicht ständig pumpen, um Licht zu haben. Die Frage ist nicht mehr, ob das entwickelt und vermarktet werden soll, sondern: Wer will das erste akkulose Pump-Handy vermarkten? Wer das entwickelt? Na wir. Vorschlag für den Firmennamen: Pump-a-Net.

  320. P. S. Die Taschenlampe von meiner Schwester ist genau die gleiche wie die auf Tims Foto, nur ohne intel-Logo.

  321. Diese Wehrmachts-Pump-Taschenlampe wurde von den Soldaten damals „Quietscherl“ genannt, hat mir mein Vater einmal berichtet. Das „Quietscherl“ war auf Grund des Lärms, den der Betrieb des eingebauten Dynamos machte, im russischen Partisanengebiet nicht ganz ungefährlich. Es war wohl ähnlich wie mit dem Klick des Zippofeuerzeuges, dass angeblich einigen US-Soldaten in Vietnam das Leben gekostet haben soll. Akkus waren damals wohl noch zu groß und schwer.

  322. Der Starschuss ist, wenn man 4 Jahre lang sein Abo nicht bezahlt, dann gilt man als verschollen, steht auf der Website.
    Ich vermute (hoffe) allerdings, dass wir alle diese Firmen und Anbieter überleben werden, denn wenn der Mensch eine durchschnittliche Lebenserwartung von 75 Jahren hat, beträgt die bei einem WEB 2.0 Startup meistens nur 2 Jahre.

  323. Ich weiß ja nicht, ob die CeBIT überhaupt noch eine Messlatte ist. Wo ich hinhöre heißt es: „Nee, zur Cebit fahren wir dieses Jahr nicht. Warum sollten wir?“ Die „weltgrößte IT-Messe“ ist dabei, sich zur größten Schrumpfmesse aller Zeiten (GSMAZ) zu entwickeln. Ich muß gestehen: Wenn mich nicht der Huber Verlag noch als Keynote Speaker für die Verleihung des „Innovationspreises-IT“ angeheuert hätte, wäre ich wahrscheinlich zum ersten Mal seit 1981 daheim geblieben. Schade, denn dann hätte ich meine Chancen auf die CeBIT-Ehrennandel für 30 Jahre Pilgerfahrt nach Hannover verspielt. Aber vielleicht erledigt sich das ja von alleine. Ich konnte mir ja auch nie vorstellen, dass die SYSTEMS stirbt…

  324. Völlig untergegangen: Schön beobachtet, dass alles, was einem Trendscout oder Journalisten(?) heute vor die Füße stolpert, ein Megatrend ist. Selbst, wenn es noch nicht mal sicher ein Trend ist.

    Erinnert mich an ein winziges Lädchen in Alicante. Es gab Baguette, Zeitungen und Konserven und hieß „Supermercado“. Kein Wunder, dass das etwa tengelmanngroße Geschäft gegenüber noch tiefer in die Kiste greifen musste: Hypermarket. Immerhin hatten die sogar Poolnudeln.

  325. Tim, so sympathisch ich Deine Empörung finde, aber den Anfängen wehrt man hier anders. Es beginnt mal damit, dass man eine Aussage von seinen Provider verlangt, ob er so etwas unterschreibt oder nicht.

    Und so sehr ich Unique Selling Points meiner Firma schätze, hier hoffe ich, dass SpaceNet nicht der einzige ist, der so einen Vertrag niemals unterschreiben würde. Als Gesetz ist das Zensurinterface so nicht durchzukriegen, einfach geht es nur mit willigen „Selbstverpflichtern“.

  326. was um alles in der welt sind denn „poolnudeln“? wenn man sich nudeln teil, also in einer art nudelpool? oder teigwaren am späten abend im billardsalon? oder gar reifere mädels im swimming-pool?
    czyslansky bildet … man muss mirs nur erklären …

  327. Für Michael Kausch – ich hol mir auch Bildung, wo ich sie kriegen kann. z. B. bei sportabteilung.de:

    Die Poolnudeln für ungetrübten Badespaß!

    * Schwimmhilfe Poolnudeln
    * hochwertiger PE-Schaum
    * 160x7cm
    * sehr flexibel biegbar
    * div.Farben (rot,blau,gelb,grün) (unsortiert)

    Fazit:
    Die PoolNudel ist extrem biegsam, sehr strapazierfähig und für Schwimmübungen im Schwimmbad einfach optimal. Besonders für Wassergymnastic, oder als Schwimmhilfe, sind Poolnudeln ein unentbehrliches Hilfsmittel. Das Material besteht aus hochwertigen, geschlossenzelligem Polyethylenschaum.
    Achtung! Kinder sollten Sie nicht unbeaufsichtigt lassen, da Poolnudeln kein Schutz gegen ertrinken sind. Farben je nach Vorrat unsortiert. Wenn vorhanden, können Farb-Wünsch berücksichtigt werden.

  328. Die Sache wird natürlich noch tiefgründiger, wenn man bedenkt, dass „Groening“ ursprünglich „Grönkowski“ hieß. In den (leider verschollenen) Tagebuchaufzeichnungen Czyslanskys soll die Rede gewesen sein von einem gewissen Bruno Gröning (aka Grönkowski), den er bei seiner Flucht vor den Russen im Winter 1944 in Danzig kennenlernte. Diese trat nach 1949 als spiritueller Heiler öffentlich in Erscheinung, betrachtete sich als von Gott gesandt und rief in seinen Vorträgen seine Mitmenschen zur „Großen Umkehr“ auf.

    Eine zentrale Stellung in Grönings Lehre nimmt laut Wikipedia der so genannte „Göttliche Heilstrom“ ein: „Der Heilstrom ist um uns, und jeder kann ihn sich holen, wenn er ihn braucht. So wie die Radiowellen da sind, so ist auch der Heilstrom da, rund um die Uhr und zu jeder Zeit.“ Gröning selbst sah sich als „Transformator“, der diesen Heilstrom in vollem Maße aufnehmen könne, um ihn dann, richtig dosiert, an die Heilungssuchenden weiterzuleiten.

    Erkrankten, die ihn nicht persönlich aufsuchen konnten, ließ Gröning von ihm selbst geformte Stanniolkugeln zukommen. Diese lud er zuvor nach eigenen Angaben mit der durch ihn strömenden Heilkraft auf.

    Von Czyslansky ist bekannt, dass er in seinen letzten Lebensjahren häufig Staniolkugeln bei sich trug. Er erklärte dies stets damit, dass er sein Frühstücksbrot morgens in Folie einwickele und in der Taswche mit sich führe, bis ihn der Hunger übermanne. Die Folie steckte er als geistiger Vater der modernen Umweltbewegungung stets zusammengeknüllt in die Tasche – so weit die Legende.

    Ist es dankbar, dass Czyslansky in Wahrheit an den Heilstrom glaubte und in dieser Richtung forschte? Ist es ferner denkbar, dass Matt Groening, der nach eigenen Angaben „nicht sehr kreativ“ ist, seine Eingebung, die zur Schöpfung der genialen Comicserie „The Simpsons“ führte, aus einer solchen Quelle schöpfte?

    Der Czyslansky-Forschung bleibt noch viel zu tun…

  329. Da schreibt einer gegen sein schlechtes Gewissen an, was ja nicht weiter verwundert, wenn die nächste Buchhandlung gerade mal hundert Meter entfernt ist. Und die übernächste 150 Meter. Aber Lauftraining macht er schon. Auf die Idee, das mit dem Bücherbestellen und dem Erhalt der Buchhandlungen in seiner Nachbarschaft zu verbinden, kommt Tim Cole nicht. Das erinnert mich an einen SZ-Redakteur, der in der Wochenendbeilage schrieb: „Mein Beitrag zum Umweltschutz, während ich im Flieger nach Berlin sitze: Ich weiß, wie schädlich fliegen für die Atmosphäre ist.“

  330. Aber das ist doch der Punkt: Wir alle haben ein schlechtes Gewissen, weil wir Buchläden, Videotheken, Zeitungen etc. sterben lassen – eben die Dinge, wie Beam schreibt, die uns eigentlich am liebsten sind. Human nature? Shit happens? Ich weiß es nicht.

  331. nein nein nein, mein lieber tim: hier gibt es einfach keine ausreden. bei amazon kauf ich CDs, weil es schon lange keinen vernünftigen cd-laden in münchen mehr gibt(abgesehen vom kaufhaus beck mit seiner fulminanten jazz- und klassikabteilung). und überwiegend hör und kauf ich eh vinyl (ok: in zwei kleinen dritthndläden und auch online).

    aber bücher werden grundsätzlich in meinem buchladen bestellt. meine mitarbeiter bekommen zum geburtstag seit jahren schon einen einkaufsgutschein für den buchladen. und seit meine beiden lieben buchhändler aus altersgründen ihren laden an eine jüngere kollegin weitergegeben haben, kauf ich wohl ein paar bücher weniger im jahr, aber amazon ist trotzdem keine alternative.

    niemand darf sich beklagen über den verlust von dingen, die er selbst im stich lässt. wirklich nicht. hans hat völlig recht.

  332. eine interessante spur habt ihr da aufgetan. ich gebe zu bedenken, dass staniol zumeist aus zinnstein (SnO2) gewonnen wird. etwa 0,0035% der äußeren erdkruste dürften aus zinn bestehen, was uns hier aber nicht sonderlich interessieren muss, und ich an dieser stelle nur der vollständigkeit halber erwähne. die wichtigsten zinnsteinvorkommen befinden sich bekanntermaßen in australien, malaysia, indonesien, bolivien, nigeria und – im kongo! spätestens seit meiner kleinen aber von der einschlägigen fachwelt durchaus wohlwollend aufgenommenen arbeit über „czyslansky, obama, den sklavenhandel und die österreichische marine“ hier im blog ist aber bekannt, dass es eine direkte verbindung zwischen czyslansky und dem stamm der luos gibt, dem auch die vorfahren des heutigen amerikanischen präsidenten obama entstammen. da liegt es nahe, zu vermuten, dass ludovico czyslansky, der um das jahr 1848 als kapitän für die österreichische marine fuhr, im transatlantischen zinnsteinhandel tätig war. sollte unser czyslansky von ludovico gewußt haben, wäre ein kontakt zu staniolproblematik äußerst naheliegend.
    ich werde meinen freund marcello, den ehemaligen leiter des museo del mare trieste entsprechend befragen. vielleicht liegt ja die ganze lösung des heilstrom-geheimnisses in triestiner archiven …

  333. Bevor Ihr mich zerfleischt, zu meiner Ehrenrettung eines: Ich bin Amerikaner und lese fast nur englischsprachige Bücher. Und damit sieht es selbst bei Hugendubel schlecht aus…

  334. Hah! Du und Amerikaner! Der reguläre (US-)Amerikaner tritt grundsätzlich mit erkennbarem Akzent auf. Wenn es bei dem Herrn, der unter dem Pseudonym „Tim Cole“ agiert, irgendeinen landsmannschaftlichen Hinweis gibt, dann den: schwäbisch. Aber voll daneben: Im Grunde ist der einzig erkennbare Akzent dieses Menschen badisch. Genauer: Homo heidelbergiensis.
    Aber das „fast“ in „fast nur englischsprachige Bücher“ könnte die Lösung für mein Problem sein: Geh doch einfach mal zur Buchhandlung Waldmann in der Inneren Wiener Straße (eine Äußere gibt es nicht in München), am besten nachmittags, da findest du eine sehr charmante, junge, bebrillte, schwarzkraushaarige Buchhändlerin, bei der du die Novelle „Delfina Paradise – Eine Liebe in München“ von einem gewissen Yours Truly bestellen kannst (und wenn du schon dabei bist: „Stille Winkel in München“ eignet sich ob seiner Aufmachung hervorragend zum Verschenken). Die sehr charmante usw. ruft dich auch an, wenn das Buch da ist. Und, du wirst es nicht glauben: Sie bestellt dir jedes englischsprachige Buch, das du bei amazon.de kriegst.
    Echt.
    Ab 20:59 ist Schluss mit den Ausreden.

  335. Die Zeitungen? Das steht doch täglich in der Zeitung, zum Beispiel heute: „In der WAZ-Gruppe sollen 300 der 900 Redakteursstellen abgebaut werden.“
    Ich nehme mal an, dafür stellen Sie dann zwei Redakteure für die Online-Ausgabe ein. –
    Ich glaub schon, dass Zeitungsabonnenten eine verschwindende Minderheit sind. Und ich weiß nicht, wie lange ich noch dazu gehöre. Bis jetzt kann mir das sinnliche Erlebnis des Zeitunglesens bis hin zum Knistern beim Umblättern kein Online-Angebot ersetzen. Und ich sitze auch lieber mit einem Buch im Sessel oder im Bett als mit dem iBook.

  336. Ich mag Buchläden, lese gerne Zeitung, liebte meine unverwüstliche IBM Kugelkopf und wäre bestimmt für die Dinosaurier auf die Straße gegangen, aber die Welt ändert sich und mit ihr verschwinden manchmal auch schöne, liebgewonnen Dinge, die man dann in Museumsdörfern bestaunt und die dann doch ein Revival haben, weil sie plötzlich mit Seiten protzen, die sie aufs neue interessant machen.

    Denn eines kann die ach so kundenorientierte Online-Welt nicht, sie kann uns immer schwerer überraschen. Die Empfehlungen bei Amazon treffen meine Vorlieben längst so gut, dass ich inzwischen einen Buchladen aufsuche, um Neues zu entdecken. Ich schlage die Zeitung auf, weil ich dort lese, was ich nicht vorher gesucht und zusammengestellt habe. Die Individualisierung des Angebots, der Vorteil der Web-Welt, ist zugleich auch ihr größter Nachteil und die Chance für sperrige Fossilien;-)

  337. lieber tim,
    warum schreibst du über buchhandlungen, wenn du die zeitung retten willst?

    wer je versucht hat seinen steckerlfisch in einen toshiba einzuschlagen, weiss, dass man tageszeitungen nicht so einfach durch computer ersetzen kann …

    aber im ernst: das prinzip der „überraschung“ (siehe „atman“) gilt natürlich gerade auch für tageszeitungen.

  338. @ atman: „Chance für sperrige Fossilien;-)“ – so hab ich das noch nicht gesehen, aber das trifft ganz gut meine Absichten. Die Chance, die man nicht hat, nutzen: Schöne Grüße an Herbert Achternbusch!

  339. Mein Bücherkauf sieht meist so aus: Bei Amazon schlag ich die ISBN nach, ruf meinen örtlichen Buchhändler an und habe das Buch am nächsten Tag. Für deutsche Bücher funktioniert das sehr gut.

    Und zu den Tageszeitungen: In unserer Lokalzeitung stand tatsächlich diese Woche die Meldung „Vier Handschuhe auf dem Faschingsmarkt gefunden.“ Und da wundert sich jemand, wenn ich lieber Twitter lese?

  340. Na, dann warten wir doch erst mal ab. Dass er es will, ist noch kein Hammer 🙂

    Und dann ist ja „online“ ein dehnbarer Begriff. Streng genommen verkauft Microsoft heute schon eine unbrauchbare Silberscheibe, die dann mit Hilfe aus dem Netz nachzuladender Pakete erst eine Software wird. Also „online“. Soll 25% dann heißen, dass in Zukunft 75% der Software ohne Nachladen aus dem Netz laufen kann?

    Wenn allerdings 25% heißt, Mietsoftware, die nur per use aus dem Netz geladen wird oder in der cloud läuft, bin ich beeindruckt. Also, siehe oben, ich bleibe erst mal skeptisch.

  341. Danke für den Trudeau – ich hatte keine Ahnung, dass es ihn noch gibt. Der Humorfaktor hält sich in Grenzen. Das läuft auf der Schiene, die früher mit Handy-Witzen bedient wurde. Du weißt ja: Je älter man wird, umso mehr wird einem klar, was man n i c h t braucht. So ähnlich seh ich das auch hier: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/interviewlobo100.html
    Entscheide bitte selbst, ob der Czyslansky-Besucher das verlinkt braucht oder nicht. Wenn du mich fragst: So stellen sich die tagesschau.de-Leute die digitale Avantgarde vor. Aber da gibt’s ja hier die Fachleute, zu denen ich mich nicht zähle.

  342. P. S. Ich finde diesen Kerl und dieses Interview, und die Vorstellung der Redaktion von tageschau.de, dass er irgendwas zu sagen hat nur eines: trostlos. Aber könnte ja sein, dass ich als „interessierter Laie“ voll daneben liege.

  343. Mein Billyregal freut sich jetzt schon. Wie kann es eigentlich sein, dass der Platzbedarf meiner elektronischen Geräte, inkl. BigTower und Dual-Monitore u.s.w. immer noch im Verhältnis 1:10 zu den blöden CD-Cases, Pappboxen und Handbüchern (Männer lesen sie ohnehin nicht) steht?
    Vielleicht bin ich einfach nur nicht mutig genug, sie wegzuwerfen. Wenn ich schon mal eine Software legal erworben habe, stelle ich sie auch ins Regal. Wem will ich eigentlich damit etwas beweisen?

  344. Alles gesagt? Eben nicht.

    Twitter ist so informativ wie eine Soap Opera: Man erfährt schnell alles, aber insgesamt auch wieder nichts. Twitterfans könnten ebenso den ganzen Tag U-Bahn fahren. Da erfährt man auch belanglose Schnipsel, aber man kann die Leute dabei sehen. Kontext? Zufall. Große Gedankenbögen? Max 140. Rhetorische Pfauenräder? Wie denn!

    Hey, wir veröffentlichen doch nicht unseren Notizblock, sondern wir verwenden unsere Notizen, um daraus ansprechende, witzige, informative oder unterhaltsame Texte zu machen. Schau nur die ersten drei Twits von Dir an – was gilt denn nun?

    Gibt es Parallelen? Klar:

    Früher hat man sich Briefe geschrieben. Die hatten den Vorteil, dass man sie später mal binden und herausgeben konnte. (Fast) jeder, der Grosseltern hat, die im vorletzten Jahrhundert geboren wurden, kennt den Buchrücken „Fürst Bismarcks Briefe an seine Braut und Gattin“.

    Bald darauf wurde telephoniert. Was da gesagt wurde, ist verloren, größtenteils. („Czsyslankys Telephonate mit seiner Freundin und Lebensabschnittsgefährtin“ ist trotz seiner geringen Auflage nie verkauft worden. Aber es handelte sich ja nur um einen Epigonen des Grossen Czsyslanskys…)

    Dann schrieben wir Emails, ebenfalls meist ungeeignet für die Veröffentlichung und mit den SMS war es endgültig vorbei mit Form und Aussage. Vergleicht man nun einen dieser Bismarck-Briefe mit einer SMS („Wollt nur gn8 sagen, hdl und knuddel“, „Ruf an oder es ist aus“), ist das nicht überraschend.

    Wie wir also die Kommunikation ruiniert haben, genau so ruinieren wir nun die Schreiberei. Ok, ich nehme alles wieder zurück, wenn Du aus Deinen Twitterschnipseln wieder Artikel in gewohnter Qualität produzierst 🙂

  345. Wart‘ ab: Ich arbeite an dem wegweisenden Band „Tim’s Twitts“. Ledereinband, Golddruck, schweres Papier. Wird bestimmt ein Bestseller!

  346. gut, dass das Foto nicht ein paar Stunden später in der Russendisko von Kaspersky aufgenommen wurde, da hätte die Forschungsgesellschaft einen deutlich derangierteren Eindruck gemacht. Aber, wer den Einfluss von Czyslansky auf die russische Trinkkultur, sowie den Einfluß der russischen Trinkkultur auf den Czyslansky-Blog erforschen will, darf nicht zimperlich sein.

  347. Oh hätte der große Czyslansky doch schon Twitter zur Kommunikation zur Verfügung gehabt, was hätte seine Nachwelt für einen Schatz …

  348. Nett, dass ihr da wart – und aus den kritischen Beobachtern und nochmehr Genießern des echten und digitalen Lebens ein kollektives Kamera-Lachen hervor zu holen war keine Kunst. Das Problem war die „Gleichzeitigkeit“ – ging aber ganz leicht mit den Sponsoren-Hinweis 😉

  349. Um über Kinderporno im Internet halbwegs intelligent Auskunft geben zu können, muss man selbst in der Szene unterwegs gewesen sein. Das sage ich aus eigener Erfahrung. Wenn die Staatsanwaltschaft auf meiner Festplatte nachschauen würde, fände sie dort mit Sicherheit ein paar Dinge, die zumindest für den Anfangsverdacht reichen würden. Ich habe auch schon mit ziemlich zwielichtigen Typen zu tun gehabt, online wie offline. Ich glaube zwar nicht, dass ich mit dem gleichen Kerl aus Bremer Verbindung hatte, der jetzt Tauss womöglich zum Verhängnis wird, aber von der Sorte gibt es im Internet mehr als genug. Leider kommt man an ihnen nicht vorbei, wenn man wissen möchte, was in der Szene läuft. Und man muss das wissen, wenn man informiert mitreden will – und nicht nur moralinsauer und kompetenzfrei über den Zerfall der Werte und die Ausbreitung der Unmoral im Internet pastorieren will.

  350. Wir haben ein Wort für Blowjob: Blowjob. Die deutsche Sprache ist nicht arm, im Gegenteil, sie ist in der Lage, aus allen anderen Sprachen Wörter in einer Geschwindigkeit zu übernehmen, um die sie weltweit beneidet wird. Wer innerhalb von 50 Jahren aus Cakes Kekse machen kann, ist nie arm.

    Und andererseits: Wer braucht ausgerechnet dieses Wort? Ich stelle mir gerade vor, was passiert, wenn irgendein deutscher Dax-Vorstand in einer Pressekonferenz seine Dolmetscherin in diese Lage bringt …

    Natürlich habe ich auch gegrinst, ich geb’s ja zu 🙂

  351. Meine Tochter hat ein Jahr in Irland verbracht. Was sie so erzählt ist es mit dem Sexualleben dort auch nicht so ganz weit her…

  352. Ich habe vor Jahren in Stuttgart an der Dolmetscherschule einen Kurs gegeben mit dem schönen Titel: „Word you must know but seldom use.“ Wir haben uns stundenlang mit diesen hauptsächlich aus 4 Buchstaben bestehenden Wörtern beschäftigt, sie in Kategorien eingeteilt („primäre Geschlechtsmerkmale“, „Analtrakt“, „sexuelle Abartigkeit“) und analysiert. Die Mädels – 90 Prozent der Studenten waren weiblich – haben sich darin überboten, möglichst schweinische Ausdrücke aufzutreiben und in unsere Sammlung einzufügen. Die Logik lautete dabei: Es darf dir als Übersetzer und vor allem als Übersetzerin niemals passieren, dass dich einer aufs Glatteis führt und du nicht weißt, was er gemeint hat. Englisch ist dafür ja wie geschaffen, aber wenn ich mich als Dolmetscher betätigen will, dann muss ich das wissen – und vorbereitet sein.

  353. danke sebastian, dass du dieses thema aufgegriffen hast.

    jörg tauss hat in der vergangenheit wichtiges geleistet im kampf um das informationelle selbstbestimmungsrecht der bürger/innen. er hat sich dabei auch viele feinde gemacht. ich weiss gar nicht, was ich jetzt hoffen soll: das sich seine unschuld nachweisen lässt (was ja schon mal eine krude umkehr der beweislast darstellt, ich weiss!) und sich auch die verleumdungen und verleumder nachweisen lassen: was für ein schaden für die demokratie!
    oder dass sich seine schuld herausstellt und er politisch ausgeschaltet ist: was für ein schaden für die demokratie!
    ihr merkt: beides macht mich nicht froh.
    dass aber die medienberichterstattung skandalheischend und deshalb skandalös ist, braucht niemanden zu überraschen.

  354. ich versteh die ganze diskussion nicht. es gibt doch das schöne deutsche wort der „blasarbeit“. ich zitiere aus der kleinen feinen broschüre „Bergmannslos“ von willy skupin aus dem jahr 1986, der das problem der überschiebung beim blasen so trefflich schildert:

    „Mit der Blasarbeit hatte der Schichtsteiger den Blasmeister und drei weitere Männer beauftragt. Als der Blasmeister dem Mann an der Blasmaschine durchgegeben hatte, fünf Wagen zu verblasen, und das Blasen eben begonnen hatte, brach an dieser Stelle, durch die Überschiebung begünstigt, das Hangende herein.“

    hurra, der steiger kommt …

  355. tatsächlich gibt es auch von mir noch eine ungleich seriösere einschätzung der diesjährigen cebit. sie erscheint in fünf kleinen teilen mit den themen

    Montag: Mut zur Reform statt zur Lücke
    Dienstag: Die WebCiety – Hype oder Zukunft der IT-Messen?
    Mittwoch: Green IT – ein alternativer Landfrauentag für Computer-Freaks?
    Donnerstag: IT Security – Sicherheit nur noch für Spezialisten?
    Freitag: Versuch einer Bilanz

    ab heute auf der dampflog (http://www.vibrio.eu/blog/).

  356. Die Journalisten machen nur ihren Job. Ja, der ist manchmal eckelerregend. Ich mußte als Lokalreporter mal über einen Unfall berichten, bei dem 8 Menschen in ihren Autos verbrannt sind. Den Geruch werde ich nie vergessen.

    Die Kollegen stehen unter Erfolgsdruck: Die Auflagen schwinden, die Konkurrenz schläft nicht, der Chef will Auflage, der Journalist in der Mitte wird zerdrückt. Und dann kommt so ein Staatsanwalt – bitteschön, ein STAATSanwalt! – und sagt, er sei „fündig“ geworden, mit der Abgeordnetentätigkeit von Herrn Tauss liesse sich das nicht erklären. Nein, er hat nicht gesagt, dass Herr Tauss schuldig ist. Aber er hat auch nicht gesagt, dass er unschuldig ist bis zur rechtskräftigen Verurteilung.

    Dass er überhaupt etwas gesagt hat ist der Skandal!

  357. Ja, dem schliesse ich mich an. Ich habe mich über die Journalistenkollegen aufgeregt und übersehen, dass die Staatsanwälte zu viele amerikanische Krimis zu sehen scheinen: Von da kennt man das, dass ein Staatsanwalt zu den Medien rennt, noch bevor der Verteidiger Akteneinsicht hat. In Deutschland finde ich diese Art der Vorverurteilung bestenfalls befremdlich und hier unsäglich hinterhältig und nachgerade skandalös, auch wenn ich dieses Wort versuche zu vermeiden.

    Ich tue mir auch leicht, den Moralisten zu geben, nachdem die Czyslansky-Forschung so einträglich ist, dass ich vom Schreiben nicht leben muss.

  358. Schwer zu glauben, dass Jörg Tauss tatsächlich kinderpornografisches Material geordert und besessen haben soll. Allerdings finde ich die Erklärung, er habe damit im Rahmen seiner medienpolitischen Tätigkeit zu tun gehabt, fast genauso schwer zu glauben. Was haben Kinderpornos mit Medienpolitik zu tun? Zumindest muss man sie nicht besitzen oder bestellen, um Kinderpornografie scharf zu verurteilen.
    Das Vorgehen der Staatsanwalt scheint mir allerdings nicht vom Vorgehen in anderen Fällen abzuweichen. Wenn ein Ermittlungsverfahren eingeleitet ist, veröffentlichen die das im Falle von Politikern und anderen Prominenten doch praktisch immer – egal um welche Vorwürfe es geht. Deshalb halte ich es auch für übertrieben von „Justizmord“ zu sprechen. Das nimmt mir zu stark Partei für Herrn Tauss, dessen Korrespondenz mit Herrn H. aus Bremerhaven ja offenbar per Telefon, SMS und MMS stattgefunden hat. Seltsam ist jedoch, dass Welt und Spiegel online, die über den Fall berichten, den verurteilten Kinderporno-Händler nur mit Herrn H. bezeichnen, den unter Verdacht stehenden Tauss aber mit vollem Namen nennen.

  359. In Sebastian von Bomhards erstem Post ist ein ziemlich wichtiger Link zu einem Blogger aus dem Umfeld des Chaos Computer Club zu finden, den ich bemerkenswert fand. Er weist auf die Möglichkeit hin, dass Tauss Opfer einer so genannten „Joe Job“ geworden sein kann, also ein Spoofing-Angriff, bei dem der Absender gefälschte E-Mail-Absender verwendet um vorzutäuschen, die Mail stamme von jemand ganz anderem. Namensvetter der „Joe Job“ ist der Online-Händler Joe Doll, der im März 1997 als einer der ersten Opfer einer derartigen Rufschädigungskampagne wurde. Ich bezweifele, dass ein deutscher Staatsanwalt je etwas davon gehört hat, oder ob er in der Lage wäre zu ermitteln, ob jemand diese besonders perfide Form des digitalen Rufmords verwendet hat. Im übrigen ist Jörg Tauss iPhone-Nutzer – und der iPhone unterstützt das MMS-Format nicht.

    Aber du hast recht: Der eigentliche Skandal ist die Art und Weise, wie unsere Kollegen sich wieder mal auf ein prominentes Opfer stürzen und ihn fertig machen. Ein kleiner Fisch wie Herr H., der das eigentliche Schwein ist, interessiert ja den Lesern/Zuschauer nicht…

  360. Fernschreiber hieß das Gerät, und dass es älter ist als ich, zeigt ja schon, dass es ganz schön alt ist. Was für eine wunderschöne Geschichte du da erzählst, und auch noch dezent darauf hinweist – hinweisest -, dass nächstes Jahr die Silberhochzeit eintrifft und wir uns schon mal um die Geschenke kümmern sollten. Aber, und allein an der Frage siehst du, dass die Erwähnung meines Alters kein Scherz war: Was soll ich um Himmels Willen mit Twitter anfangen? Mir ist bis heute nicht aufgegangen, weshalb ich mir ein Handy anschaffen sollte. Und dass ich ohne auskomme, sehe ich als Gnade der späten Geburt an. Ich bin nämlich fest davon überzeugt, dass es ganz wunderbar eingerichtet ist, Menschen älter werden zu lassen. Man lernt vorwiegend, Entscheidungen zu treffen in Bezug auf Dinge, die man n i c h t braucht.
    In der letzten Ausgabe von Vanity Fair habe ich mein grundsätzliches Problem damit von Daniel Kehlmann sehr schön ausgedrückt gefunden – danach wurde die Zeitschrift bezeichnenderweise eingestellt. Hier Kehlmanns Sicht der Dinge: „Alle Arten von Meditation und geistiger Selbstvervollkommnung laufen darauf hinaus, zu lernen, mehr und konzentrierter in der Gegenwart zu sein. Die neue Kommunikationstechnik verfolgt die gegenteilige Tendenz. Um es auf ein Schlagwort zu bringen: Sie ist wie eine mächtige Anti-Zen-Verschwörung, ein Anschlag auf den wichtigsten Grundsatz jeder menschlichen Interaktion: die Konzentration auf das Hier und jetzt.“
    Das hat mir gut gefallen, weil ich Verschwörungstheorien mag. Eine Anti-Zen-Verschwörung.
    Yeah. Wird mal wieder Zeit, Swami Meshuggananda zu zitieren: Be here now.

  361. tim, was erzählst du uns da wieder für einen schmonz …

    ich bin mir fast sicher, dass es sich bei der telex-collage, die du uns hier zeigst, um ein plagiat handelt. das original stammt von kurt twitters, der bekanntlich im merzbau eine reihe solcher collagen im rahmen einer dadistischen tapeterieserie entwickelte. wahrscheinlich hast du dich im laufe der vergangenen woche, während du vorgabst die cebit zu besuchen, im hannoverschen sprengelmuseum herumgetrieben. aber deine kleine fälschung ist natürlich insofern ganz aufschlussreich, als sie verdeutlicht, wer der wahre erfinder von twitter ist: kurt twitters, der alte dadist …

  362. Ich möchte mich nicht an Mutmaßungen über Jörg Tauss Schuld oder Unschuld beteiligen. Mir geht es um die „Öffentlichkeitsarbeit“ von Staatsanwaltschaften allgemein. Wirklich neu ist im Fall Tauss das Verhalten der Staatsanwaltschaft nicht. Man denke nur an die vielen Presseartikel über Familiendramen in der BRD, und fast immer ist eine Staatsanwaltschaft die gegenüber der Presse überaus redselige Quelle. So wird mit aller Macht der „vierten Gewalt“ aus einem Familiendrama ein langwährendes Reputationsdrama der von Ermittlungen Betroffenen.

  363. Wie man sich täuschen kann! Da liegen Sie wirklich total daneben, lieber Michael Kausch! Neinneinein, Twitter wurde von Ben Twitter erfunden, einem (naja, vor Ihrer Zeit) sehr beliebten Zeit-Kolumnisten, und bis heute wird ein (gar nicht schlecht dotierter) Preis in seinem Namen verliehen. Strengen Sie sich mal an, den könnten Sie gewinnen. Hier die Information seines Verlags Hoffmann und Campe:

    Ben Twitter
    geboren am: 24. Januar 1920
    verstorben am: 12. Dezember 1993

    Ben Twitter, 1920 in Hamburg geboren, Kolumnist der Wochenzeitung Die Zeit, war nicht nur Journalist, sondern auch Poet, dabei unverwechselbar in Sprache und Stil. Neben Reportagen und Essays schrieb er Kurzgeschichten, Satiren und seine berühmten »Nebbichs«. Bekannt geworden ist er u. a. durch seine »Spaziergänge mit Prominenten«. Ben Twitter starb 1993 in Hamburg.

    Mehr Informationen zum Ben-Twitter-Preis finden Sie bei Guggl, wenn Sie das T in seinem Nachnamen weglassen.

  364. mein lieber herr hans,

    „vor Ihrer Zeit“ – das hat gut getan …

    vor allem weil erst vergangene woche wieder so ein junges mädel wegen mir in der u-bahn aufgestanden ist. nicht um sich neben mich zu setzen, sondern um mir platz zu machen. schrecklich …

    also danke dafür 😉

  365. Ben Twitter war damals, als er uns in Heidelberg besuchte, ziemlich ratlos. Ihm fiel kein Thema ein für die nächste Kolumne, der Redaktionsschluß der „Zeit“ rückte immer näher, er starrte in den finanziellen und gesellschaftlichen Abgrund. Da blickte er auf unsere Kollage, man sah förmlich die Glühbirne in der Sprechblase über seinem Kopf aufleuchten. Er versabschiedete sich etwas geistesabwesend, ging davon…

    Der rest ist Geschichte.

  366. Was auch immer Herr Tauss gemacht oder nicht gemacht hat: Der Fall (und ein solcher ist es jetzt, so oder so) kommt gewissen Kreisen gerade recht. Welcher Politiker wird sich jetzt noch trauen, gegen die Sperrfantasien zu argumentieren? Ist es wirklich Zufall, dass Herr Tauss ausgerechnet mitten in der Diskussion um Internetsperren „erwischt“ wird? Ich zumindest habe da so meine Zweifel. Zu groß ist das Interesse des BKA, sich einen neuen Einflussbereich und neue Ermittlungsmethoden aneignen zu können.

  367. Und ich hätte schwören können in unserem, leider sehr unsortierten, Czyslansky-Archiv auf einem seiner kleinen quadratischen, gelben Zettel – ihr wisst schon, diese auf die er immer eine Portion Kalkleim gestrichen hat um sie irgendwohin zu kleben, auch das hätte er sich (wie so vieles) patentieren lassen sollen) – eine Notiz gefunden zu haben:

    „Denke darüber nach Kommunikation auf 100 bis max. 200 Buchstaben zu reduzieren, dafür aber allen zugänglich zu machen (Muss mal mit Konrad darüber sprechen)

    – Czyslansky meinte in diesem Zusammenhang vermutlich seinen Freund Konrad Zuse

  368. Wie immer bleibt auch in diesem tatsächlich sehr lesenswerten Beitrag die Rolle Czyslanskys bei der Erfindung des Internets unerwähnt. Das sollte uns Ansporn sein, die Forschung weiter zu treiben, auch wenn das Tagesgeschäft und das digitale Leben uns oft wenig Zeit für die wirklich wichtigen Dinge lässt.

  369. Es geht ja auch nur ums World Wide Web, das bekanntlich nur eine von vielen Anwendungen ist, die über Czyslanskys geniale Erfindung laufen – allerdings eine sehr populäre (die beispielsweise das viel elegantere Gopher leider völlig in den Hintergrund verdrängt hat).

    Allerdings ist bekannt, dass der große Czyslansky in seinen späten Jahren immer wieder über nachlassende Gedächtnisfähigkeit geklagt und laut über mögliche technische Lösungen des Problems nachgedacht hat. Sein „Mechanischer Merker“, bei dem tausende von Karteikarten mittels Wäscheklammern an eine Kurbelleine befestigt und bei Bedarf herangezogen werden konnte, war ein erster, wenngleich relativ plumper Versuch in dieser Richtung. Leider entfernte die Haushälterin des damals in der Blunschligasse in Genf lebenden Czyslansky immer wieder die Karten, um statt dessen Kleidungsstücke aufhängen zu können, so dass die mechanische Gedächtnisstütze nie so richtig funktionierte.

    In einem Interview, dass der Autor dieser Zeilen Ende der 90er Jahre mit Tim Berners-Lee geführt hat behauptete dieser, er habe nur deshalb das World Wide Web erfunden, weil er sich „nie was merken“ konnte. Diese seltsame Parallele verdient nähere Betrachtung, denn TBL wohnte in seiner Genfer Zeit kurzzeitig im nämlichen Haus in der Blunschligasse, das inzwischen allerdings abgerissen worden ist. Es wäre also durchaus möglich, dass Czyslansky Aufzeichnungen über weitere Ansätze zum Lösen des Gedächtnisproblems hinterlassen hat. Denkbar auch, dass diese TBL womöglich auf dem Speicher gefunden haben und für seine Zwecke missbraucht haben könnte.

    In diesem Fall wäre TBL zumindest moralisch verpflichtet, die ihm von der britischen Königin verliehene Ritterwürde zurück zu geben und die $500.000, die er 2007 als Träger des Charles Stark Draper Prize gewann, der Czyzslansky-Gesellschaft zu überweisen. Da die Gesellschaft derzeit noch über kein eigenes Bankkonto verfügt, stelle ich meines zwischenzeitlich gerne zur Verfügung.

  370. Sorry, aber das Web wird 20 Jahre. Das Internet wird grad schon 40 – kaum zu glauben. 1969 wurden die legendären ersten vier Universitäten vernetzt, in USA. Ich bin mir sicher, aber für alle Fälle eine Quelle: http://freie-software.bpb.de/Grassmuck.pdf, Seite 179ff:

    Der Startschuss zum Internet fiel im Herbst 1969, als die ersten vier Großrechner in der UCLA, im SRI, der University of California in Santa Barbara (UCSB) und der University of Utah miteinander verbunden wurden.

    Donald Knuth, der Autor des Buches „The Art Of Computer Programming“ und der Vater von LaTeX, hat sich übrigens irgendwann mal geweigert, weiter Emails zu empfangen. Er sagte „10 Jahre Email ist genug, das muss reichen“. Sowas kommt schon vor, aber diese Sache ereignete sich 1985.

  371. Amok wird in der Literatur als eine psychische Extremsituation beschrieben, die durch Unzurechnungsfähigkeit und absolute Gewaltbereitschaft gekennzeichnet ist. Im Gegensatz zum Berserker, der in mittelalterlichen skandinavischen Quellen als ein im Rausch Kämpfender bezeichnet wird, der keine Schmerzen oder Wunden mehr wahrnimmt, erfolgt in der Regel – wie in Winnenden – die Tat eines Amokläufers keinesfalls spontan, sondern durch langes Grübeln geplant und gelegentlich auch durch sogenannte Leakings angekündigt (auch wenn das in diesem Fall her eine Fälschung in einschlägigen Dikussionsforen zu sein scheint). Korrekt scheint mir hier eher der psychologische Fachbegriff des „School Shooting“ zu sein, mit dem Tötungen und Tötungsversuche von Jugendlichen bezeichnet werden, die in einem direkten Bezug zu einer schulischen Einrichtung begangen werden. Damit kann sich jeder von uns vermutlich schon eher identifiztieren: Wer wollte nicht irgendwann mal seinen Lehrer auf den Mond schießen – der operative Begriff hier ist „schießen“? Das alles gab es schon lange, bevor es Computerspiele gab, und kein Gesetz der Welt wird auch nur einen Deut daran rütteln. So schwer es fällt: Es bleibt am Ende keine andere Wahl, als Ereignisse wie diese den Entgleisungen menschlicher Natur zu schulden. Dagegen gibt es kein Mittel – nur demütige Selbsteinkehr.

  372. Interessante Frage: Fing das Internet erst mit der Erfindung des World Wide Web an? Wenn man die öffentliche Aufmerksamkeit als Kriterium zugrunde legt, lässt sich das schon argumentieren. Wer bitteschön hat schon Kommandozeilen in Unix-Interfaces tippen oder sich mit Gopher herumschlagen wollen außer ein paar akademischen Spinnern (und ein versprengtes Häuflein früher Internet-Journalisten)? Ach ja, und natürlich einige urgesteinige Provider-Pioniere wie ein gewisser SvB…

  373. Ich weiß, das passt überhaupt nicht hierher, aber trotzdem bin ich froh, es gefunden zu haben:

    Which number do you have to press when you call the Psychiatric Hotline?

    If you are obsessive-compulsive, please press 1 repeatedly
    If you are co-dependent, ask someone else to press 2
    If you have multiple personalities, please press 3, 4 & 5
    If you are paranoid-delusional, we know who you are & we’ll trace the call
    If you are schizophrenic, listen carefully and a voice will tell what # to press
    If you are manic-depressive, it doesn’t matter which # you press, no one will answer
    If you believe you are the antichrist, please press the number six three times, you beast you
    If you have ADD, press . . . Hey, look at that pretty cloud out the window!
    If Autistic Savant play Beethoven’s Moonlight piano Sonata No.14 in C-sharp minor, 1st movement

    Thanks to http://www.bestandworst.com/rate/c/?id=899810

  374. Nach einem durchschnittlichen School-Shoting braucht man nicht lange warten, dass Counterstrike auf der Festplatte des Täters gefunden wird und der eine oder andere Sportschütze/Jäger in der Verwandtschaft von der Presse ausfindig gemacht wurde. Der Kausal-Zusammenhang ist schnell und einfach erklärt, wie auch die Tatsache, dass die Kinder, die Nintendos Mario-Kart gespielt haben, später auch für die vielen Verkehrstoten verantwortlich sind. Humphrey Borgart ist am Lungenkrebs tausender Casablanca-Fans schuld und deshalb darf in Spielfilmen nicht mehr geraucht werden …

    Wenn die Welt und die Menschen doch so einfach wären, wie die Massenmedien uns das weismachen wollen.

    Ich glaube, dass die Menschen mehr davor Angst haben, dass man manche Dinge eben nicht einfach so erklären und begreifen kann, als vor einem Counterstrike-zockenden Sportschützen mit Schulfrust.

  375. Nur weil’s so schön und richtig ist, hier einfach die Wiederholung von Alexander Broys Eintrag:
    „Ich glaube, dass die Menschen mehr davor Angst haben, dass man manche Dinge eben nicht einfach so erklären und begreifen kann, als vor einem Counterstrike-zockenden Sportschützen mit Schulfrust.“

    Die interessantere Frage wäre doch: Warum laufen nicht mehr Leute Amok? Als ob’s nicht Motive ohne Ende gäbe! Viel aufregender sind doch Leute, die nicht Amok laufen. Sie haben offenbar einen Grund gefunden, es nicht zu tun. So wie Albert Camus die Frage des Selbstmords als einzige wesentliche der Philosophie ansah.
    (mehr dazu auf meinem tazblog)

  376. Wenn es nur die Journalisten wäre, hättest du recht. Es sind die Zeitungen, die sich selber das Wasser abgegraben habem in dem sie die Chance verpennt haben, im Internet Geld zu verdienen. Weil sie keine Ahnung hatten, wie man mit dem Medium umgeht, haben sie einfach alles, was in der Zeitung steht, kostenlos auf ihre Homepages gestellt haben, und nun wudnern sie sich, dass der Kunde nix bezahlen will. Wer im Internet nichts als Recyclingmaschine für alte News sieht, hat nichts Besseres verdient. Aber leider sind wir Schreiber die eigentlichen leidtragenden.

    David Carr hat dazu übrigens in der International Herald Trubine etwas sehr interessantes geschrieben http://tinyurl.com/bdanqv Seine Forderungen:

    Keine kostenlosen Inhalte mehr! Zeitungen sollen konsequent Geld verlangen, und zwar alle! (Was in Deutschland bislang an der nicht nur meines Erachtens illegalen Gratis-Konkurrenz der öffentlich-rechtlichen Sender scheitert)
    Sperrt Google-News und alle anderen Aggregatoren, die den free content der Zeitungen abgreifen und zu eigenen pseudo-journalistischen Produkten zusammenstellen, wo sie Werbung verkaufen und den Verlagen das Wasser abgraben können.
    Kein Verramschen unverkaufter Anzeigenplätze mehr über einschlägige Agenturen. Dann lieber keine Werbung als eine, die nicht einmal die Kosten deckt.
    Bildet Zeitungs-Kartelle im Internet! Statt sich auseinander dividieren und von branchenfremden Wettbewerbern (und Fernsehanstalten) das Geschäft kaputt machen zu lassen sollen die Zeitungshäuser sich im Internet zusammentun und aggressiv um ihre schwumpfenden Märkte kämpfen. Und wenn das Kartellamt meckert, dann sollen sie auf den öffentlichen Versorgungsauftrag pochen. Es ist Krieg, und es geht den zeitungen ums nackte Überleben!

  377. Wie nennt man eigentlich Follower, die nur followen und nie selber twittern? Früher nannte man sie in den Builletin Boards „lurker“, was etwas sinisteres an sich hat.

  378. wer bei erlösen von rund 330 mio eur rund 50 mio eur ergebnis macht (spiegel-verlag) hat keinen grund zum jammern. und den meisten anderen deutschen verlagen geht es ebenfalls blendend – vielleicht nciht im verlgeich zu früheren goldjahren, aber allemal im vergleich zu anderne branchen.

  379. Ich rede von Zeitungen, nicht Zeitschriften. Die trifft es halt ein bisschen später.

    Eine Tageszeitung ist ein Bündel von Geschäftsmodellen, die gemeinsam eine Druckerpresse finanzieren. Wenn ein Geschäftsmodell nach dem anderen wegbröckelt (Autoanzeigen, Heiratsanzeigen, Stellenanzeigen, Immobilienanzeigen., etc. , etc.) lässt sich schon fast mathematisch errechnen, wann es nur noch 2 oder 3 große Zeitungen in Deutschland geben wird, die irgendwie von den Vetriebserlösen leben können. Der Rest ist Schweigen im Blätterwald.

  380. Bei der ganzen Diskussion über das Sterben der Zeitungen frage ich mich, ob es uns wirklich um das Medium geht, dass uns schützenswert erscheint?
    Mir persönlich geht es um die Redaktionen, die Journalisten, deren ich Arbeit ich schätze. Ob sie ihre journalistische Arbeit, nun auf toten Bäumen, LED, OLED oder E-Ink publizieren, ist mir persönlich völlig egal, hauptsache sie tun es und werden anständig dafür vergütet.

    Gute Inhalte werden immer Käufer oder Werbekunden finden. Ich jammere nicht über sterbende Geschäftsmodelle (dann müsst man im WEB 2.0 den ganzen Tag heulen), sondern über sinkende Qualität des Content.

  381. Da hast du Recht, Alexander, aber leider kann das Online-Modell bisher bezahlten Journalismus nicht so vergüten, dass die Journalisten davon leben könnten. Bisher hat ja der Printjournalismus den Online-Journalismus subventioniert. Das dürfte in Zukunft nicht mehr der Fall sein, mit der Folge, dass Online-Quellen immer unsicherer werden. Man findet zwar im Netz zu allem einen Beitrag, aber nachzuprüfen, ob er stimmt, nimmt inzwischen fast so viel Zeit in Anspruch, wie früher die mühsame Recherche per Telefon,

  382. Es gibt in den USA mit New Haven und San Francisco zwei Großstädte, die demnächst wohl ohne Tageszeitung dastehen werden. Das Leben dort wird weitergehen (siehe SZ von heute: Medienseite, „Stadt ohne Zeitung“ – leider noch nicht online, was schon wieder symptomatisch ist…). In Seattle hat Hearst die „Post-Intelligence“ am vergangenen Dienstag als Printausgabe eingestellt und führt sie nur noch online fort. Von den 145 Redakteuren sollen 20 übrig bleiben, dafür werden 20 neue Anzeigenverkäufer eingestellt. Vielleicht sollten wir umsatteln…

    Dafür legt die Wall Street Journal kräftig zu, vor allem deshalb, weil Murdoch in journalistische Qualität investiert. Gut, er tut es aus einem niedrigen Beweggrund: Er hasst die New York Times und ihren Besitzer Arthur O. Sulzberger, Jr., die ihn für einen Emporkömmling halten. Aber uns Schreiberlingen kann das ja egal sein…

    Tatsache bleibt, dass die Zeitungsverleger in Deutschland das Internet seit 15 Jahren verpennt haben und bis heute keine Anstalten machen, etwas gegen die schleichende Abwanderung ihrer Geschäftsmodelle Richtung Cyberspace zu tun. Das Ergebnis wird die letzte Runde im großen Zeitungssterben sein, an dessen Ende eine Handvoll überregionaler Blätter steht, die wie die NYT noch ein paar Lokalseiten im Internet veröffentlichen. Und zu den heute rund 2500 arbeitslos gemeldeten Journalisten werden noch ein paar Zehntausend hinzu kommen. Zieht Euch warm an – ich bin bis dahin ja zum Glück in Rente.

  383. Toll, noch ’n Betriebssystem für IBM. Nach OS/360, DOS, AIX. OS/2, zOS, Linux und natürlich die verschiedenen Windows-Abarten jetzt noch Solaris. Just what they needed…

  384. Ich bin anderer Meinung. Ich denke, der Deal macht zumindest aus wirtschaftlicher Perspektive Sinn. Was die Kunden davon haben, ist noch abzuwarten, aber sie stünden mit einer Versorgung durch IBM wahrscheinlich nicht schlechter da, als mit einem schwächelnden Partner Sun.

  385. Ich glaub ich bin zu blöd dafür. Zufällige Follower? „Celebrity“-Follower? Mehr Zeichen?

    Was?

    Warum?

    Wie?

    Hääää?

    Versteh ich einfach nur den Witz nicht?

    Was lange wärt, wird wohl anscheinend doch nicht immer gut…

  386. Und während wir hier noch so nett vor uns hin diskutieren, ist es in Amerika schon soweit: Laut der Jahresstudie „Project for Excellence in Journalism“ der renommierten Marktforschungsgesellschaft Pew Research, ist der Qualitätsjournalismus wohl nicht mehr zu retten. Der Grund: Die Anzeigenerlöse – offline und online – wachsen zu langsam. Hier der O-Ton:

    „Schon vor der Rezession lautete die Grundsatzfrage im Journalismus, ob die Nachrichtenindustrie das Rennen gegen die Uhr ums Überleben gewinnen würde: Würde sie es schaffen, neue Wege finden, das Sammeln von Online-Nachrichten zu finanzieren und gleichzeitig die zurückgehenden Einnahmen aus alten Medien zur Finanzierung des Übergangs zu nutzen?

    Im vergangenen Jahr sind zwei wichtige Dinge passiert, die die verbleibende Zeit auf der Uhr verlürzt haben.

    Zum einen bedeutet das Abwandern der Verbraucher, dass die Nachrichtenindustrie sich schneller neu erfinden muss als sie angenommen hat – selbst wenn die meisten dieser Menschen traditionelle Nachrichten-Destinationen ansteuern. Kurzfristig hat die größere Zahl der Online-Kunden den herkömmlichen Nachrichtenanbietern geschadet, nicht genutzt.

    Und dann kam der Zusammenbruch der Wirtschaft. Die Zahlen sind nur Annahmen, aber Manager schätzen, dass die Rezssion die Einnahmeverluste in der Nachrichtenindustrie in 2008 mindestens verdoppelt hat. Und was noch wichtiger ist, sie hat die Bemühungen zunichte gemacht, neue Einnahmequellen zu finden. Beim Versuch, sein geschäft neu zu erfinden, war 2008 für die Branche ein verlorenes Jahr, und 2009 droht es auch zu werden.

    Stellen Sie sich vor, jemand befindet sich in Behandlung nach einem Schlaganfall, und plötzlich zieht er sich eine zweite schwere Krankheit zu.“

    Der am Dienstag zum sechsten Mal in Folge vorgelegte Jahresbericht zur Lage der US-Medien sei der „düsterste bisher“, heißt es bei Pew. Ob wir wollen oder nicht: Mit Nachrichten wird sich künftig nicht mehr genug Geld verdienen lassen, um über traditionelle Werbung künftig die Kosten für Qualitätsjournalismus decken können. Das ist die nackte, bittere Wahrheit, auch wenn man das hierzulande nicht gerne hört. Leider ist uns Amerika auch hier wieder ein Stück voraus – aber nicht viel.

  387. Wie Du schon selber sagst, hat man ein halbes Dutzend USB-Sticks bei sich „rumfliegen“. Ich kann mir schlecht vorstellen, daß so ein Low-Interest-Product durch ein Phillippe Starck Design eine besondere Aufwertung erhält.

  388. Yesss, das isses – USB-Sticks vom Designer, keine Frage! Nix da mit Low-Interest-Product! Die Variationsmöglichkeiten sind noch gar nicht auszudenken. Spiiiitzeee!

  389. vivanco-chef paul jähn präsentierte schon im oktober 2005 (!) auf der vibLounge einen 1gb-designer-stick mit eingearbeitetem diamanten. (siehe hier)
    ich glaube nicht, dass er damit großartige geschäfte gemacht hat. aber hübsch war er ja …

  390. Und ich dachte schon, Herr Schmidt wäre komplett MS-minded… nach seinen letzten Artikeln zu Cloud usw. Aber diesmal hat er recht: ich möchte auch meinen Firefox und v.a. seine Add-ons und Plugins nicht mehr missen. Und auch die Themes tun ihr übriges zum angenehmen Surf-Vergnügen. Trotzdem werde ich mir den 8er mal runterladen. Chrome habe ich ausprobiert, rast mit YouTube, logisch, wer aber noch anderes im Internet macht, als Videos bei YouTube gucken, wird auch eher zum Firefox und seinen „Produktivitäts-Plugins“ zurückkehren.

  391. Muss ich jetzt Firefox nehmen, um die Statistik gegen den IE aufzurüschen? Aber ich bin doch mit meinem Safari so zufrieden. Der kommt übrigens auch neu heraus und Insider haben mir bereits zugeflüstert, dass er wieder völlige Begeisterung auslöst. Bei den Mac-Addicts halt….

    Aber wir wissen doch alle: Lynx rulez…

  392. Erinnert mich ein bisschen an die legendäre Krups ProAroma aus dem noch viel legendäreren „Trojan Room“ im Compuerlabor in Cambri8dge – bekanntlich die allererste Webcam der Welt.Die hat übrigens Spiegel-onlie 2001 für immerhin £3,350 ersteigert, um sie der Nachwelt zu erhalten. Damals war das viel Geld – aber damals hatte man in Internet-Kreisen viel Geld. Oder glaubte es zu haben.

  393. Stimmt, diese Kaffeemaschine war legendär … Auch so eine Anwendung, die dem Nicht-Visionär völlig verschlossen blieb. „Wozu will ich auf der ganzen Welt sehen können, wieviel Kaffee die Nerds in Cambridge noch in der Kanne haben?“ war die Antwort der meisten, denen ich mit leuchtenden Augen von dieser Webcam erzählt habe.
    Die gleichen für die, die Google-Überwachung heute ganz normal ist und einem ständig zuraunen: „XXXXXX ist nur ein Hype!“

  394. Wie sag ich’s meinem Czyslansky? Das gehört sicherlich in die Abteilung „Medien & Politik“. Aber auch zu „Analoges & Avatare“, zu „Aktuelles & von heute “ (21. 3. 2009, bzw. 1.Mai 2010), vor allem aber zu „Gut gemacht und selten“:
    http://www.die-zeit.net/
    Über Rückmeldungen würde ich mich freuen – hat denn irgendjemand das Blatt tatsächlich in der Hand gehabt? Die taz hatte heute eine ganze Seite dazu: „Eine ‚Zeit‘, die ihrer Zeit voraus ist“. Kann man bestimmt bei taz.de finden. Soweit ich es beurteilen kann: Klasseaktion!

  395. Ich hatte es heute sogar kurz in der Hand. Beim Spaziergang durch die Fußgängerzone von Recklinghausen drückte mir ein Typ so ein Blatt in die Hand, dass verdammt nach „Zeit“ ausschaute – nur war es viel zu dünn. Irgendwann habe ich es in den Müklleimer geworfen – und könnte mir natürlich jetzt in den Allerwertesten beissen…

  396. Die gefälschte Zeit-Ausgabe von Attac liegt heute der taz bei (Montag, 23. 3.). Sie ist verdammt gut gemacht, und das Editorial auf Seite 2 ist, wenn nicht eine Sternstunde, dann eine Sternminute des deutschen Journalismus. Da es die taz nicht an jedem Kiosk gibt, empfehle ich den Ost- oder Hauptbahnhof. Lohnt sich wirklich!

  397. Pingback: czyslansky
  398. Unsere Nachbarin hat eine Idee: Bewegliche Hotels an den schönsten Orten der Erde, sozusagen eine Art „Last Chance To See“ mit Butlerservice. Und das wichtigste für Sie: „Es gibt kein Internet“. Ich habe ihr gesagt, dass sei das KO-Kriterium: Ihre Idee fliegt nicht, wenn ich eine Woche lang auf det Terrasse sitzen und die Schönheit der Natur bewundern muss. Nach zehn Minuten möchte ich mal eben schnell Mail checken. Wenn ich das nicht kann, checke ich aus. Bin ich komplett internet-verblödet?

  399. Vielen Dank, für diesen Rückblick, Überblick und Ausblick …
    Ich hätte zu der Toplevel-Ordnung noch beizusteuern, dass ich mich mehr für eine qualitative Einordnung der Internetangebote freuen würde und zwar mit Topleveldomains wie:

    .shit
    .spam
    .cool
    .langweilig

    Das würde das Zurechtfinden im immer weiter wachsenden Netz vereinfachen.

  400. *lach* – Du nimmst eine Domain für die Dinge, die Dich interessieren und drei zum Abqualifizieren?

    Es reicht doch

    .klar
    .wennzeitist
    .vergisses

    Nach einiger Zeit linkt man dann noch .wennzeitist mit .vergisses, das nennt man „Ankommen in der Realität“.

    :-), svb.

  401. Mir fällt zu deinem mit ehrlicher Empörung geschriebenen Beitrag der Spruch von Bert Brecht ein, den sich Fritz Vogt, der frühere Chef und einzige Angestellte der Raiffeisengenossenschaftsbank in Gammesfeld bei Rothenburg ob der Tauber, handschriftlich über seinen Schreibtisch gehängt hat: „Dass du dich wehren musst, wenn du nicht untergehen willst, wirst du doch einsehen.“
    Es ist schon klar, dass mit Kampfbegriffen wie „Kinderpornographie“ und „Killerspiele“ ganz durchsichtig Wahlkampf getrieben wird. Die Familienministerin weiß ganz bestimmt, was sie tut, und die Neben- und Auswirkungen der angestrebten Maßnahmen – Zensur im Allgemeinen – sind in ihren Kreisen ja durchaus erwünscht. „Wehret den Anfängen“ greift allerdings zu kurz. Über die Anfänge sind wir längst hinaus, wir sind bereits mittendrin.

  402. Für Jörg Tauss: Die Neostasi und „Kinderpornografie“ (oder: Warum Jörg Tauss in diese Falle gelockt wurde)

    Die SPD Baden-Württembergs ist sich offensichtlich der außerparlamentarischen „Wahlkampfmethoden“ der Linken und Neostasi nicht bewusst, wenn sie ihren besten Ast absägt. Jedes Wahlkampfprogramm der Linken ist nur Blendwerk, die wahre Expansion der Linken findet per Mikrowellenterror und elektromagnetischer Beeinflussung statt, per Identitätsdiebstahl durch Ruf- und Raubmord vor sich, per CIA Macht unter falschem Namen mit Verwendung von Elektromagnetismus über die Membranen von Handy und Telefon.

    Die Expansionspolitik ehemaliger DDR/SED Systemgewinnler bedient sich einer perfiden Doppelstrategie von Rufmord und Raubmord, letzteres zum Unerkanntbleiben und US Dollar Verdienen per Identitätsdiebstahl an englischkundigen Westbürgern über das Internet und anderswo. Mit diesen Identitäten verdingen sie sich dann bei den US Behörden, um mit US Dollargehältern ihre Stasimafia per Kettengeschäft im Westen fortzusetzen, während die Bundesregierung beiseite schaut, weil sie glaubt, die CIA sei am Werk.

    Zum dazugehörigen Rufmord gehören bevorzugt Kinderpornographie und Pädophilie, da sich die Stasi als Hintermänner und vor allem Hinterfrauen (!) dadurch unbemerkt politischer Gegner (SPD/CDU) und „ihnen gefährlich werdenden Internetexperten“ entledigen kann, aber auch nebenher der lokalen Kindergärten bemächtigen kann (durch Verwanzen der Kindermäntel dann auch die Immobilien der Eltern abhorcht – genau wie in der DDR!).

    Ich darf Sie daran erinnern, dass auch der hessische Justizminister völlig „aus der Luft gegriffener“ Pädophilievorwürfe ausgesetzt war (wir Hessen glauben ihm, über alle Parteigrenzen hinweg, denn seitdem das US Hauptquartier in Wiesbaden sein soll, werden wir von Russisch überrollt von unausgebildeten Verbrechern ohne Englisch die uns unserer Immobilien und Zeugnisse beklauen, um unter unseren Namen US Dollar zu verdienen), ebenso ein CDU Landrat aus der Pfalz, jetzt Oberspreewald-Lausitz der Kinderpornographie, wobei bei letzterem ganz offensichtlich die ausgedehnten Immobilien seiner Ehefrau (Künstlerin) das wahre Motiv der Hintermänner waren! Immobilien spielen deswegen so häufig eine Rolle bei diesen von der Stasi herbeigeführten Skandalen, weil bei einem Identitätsdiebstahl von untertauchenden Stasiverbrechern natürlich immer auch die „physische Adresse“ (Immobilie) des Opfers eingenommen werden muss. Oft geht also das Aussuchen einer attraktiven Immobilie dem Aussuchen des Rufmordopfers wegen „Kinderpornografie“ sogar voraus!

    Im Interesse der Demokratie aber auch im Interesse ihres eigenen Wahlkampfes, sollte die SPD Baden-Württembergs Jörg Tauss die moralische Rückendeckung geben, die er verdient. Da sie es jedoch nicht tut, müssen andere Wege gefunden werden, Jörg Tauss nicht nur zu rehabilitieren (ich sage dies frei von „Partei“ Bindung. Ich bin nur der Demokratie verpflichtet) sondern gleichzeitig den Vorwurf der ‚Pornographie’, „Pädophilie“ und sonstiger „sexueller Vergehen“ als das zu entlarven, was es ist: reines Instrument der sich im Westen ausbreitenden Stasi.

    Zu behaupten, wie es Peter Vogt und die Familienministerin tun, dass es in Deutschland 12 000 Auffällige der Kinderpornographie gäbe, ist eine Erfindung mit der 12 000 Hochqualifizierte durch Rasterfahndung dem Identitätsdiebstahl durch englischunkundige DDR Bürger ausgesetzt wurden. Die Familienministerin, in ihrem Kampf gegen die Kinderpornographie, könnte demnach verantwortlich für 12 000 potentielle Morde sein, denn Identitätsdiebstahl funktioniert nur, wenn die Qualifikationsspender im Netz mundtot und dann in der Nachbarschaft ‚ganz tot’ gemacht werden, ob als Justizopfer oder Schlaganfallopfer oder Krebsopfer auf Abstand, je nachdem wie hoch der „Verschleierungs“ effekt der „Zersetzungsfolter“ sein muss, die hier und jetzt im Westen der Bundesrepublik täglich stattfindet. Da sich jedoch die Stasi durch Identitätsdiebstahl „CIA Würden“ verschafft, worauf das Innenministerium reinfällt, guckt die Bundesregierung „beiseite“ und die Opfer bekommen keine Hilfe.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Irmgard Kronsbein-Bellchambers (MA Translation) Matisseweg 4, 60438 Frankfurt am Main

    Wir sind ein typisches (wenn auch unerfolgreiches) Beispiel der Willkür, mit der ‚Kinderpornografie-Vorwürfe’ durch die Stasi nicht nur herbeigeführt, sondern instrumentalisiert werden um unbemerkt ihre Gegner und alle, die ihnen gefährlich werden könnten, auszuschalten’. Die Stasi ist in der Tat immer eine Mafia (gewinnbringender Terror) gewesen und ist es weiterhin im Westen, weil es nur im Westen „etwas zu rauben gibt“.

    Ich bin also Opfer einer „Kinderpornographieverdächtigung“ wegen Besuch der „Fan Fiction“(!) Webseite durch meine Tochter und „Naturalistes Resérvée“- Dias aus dem Nachlass meiner Schwiegereltern von 1968.

    Opfer einer Verleumdung der „Pädophilie“ wegen einmaligen „Weitsprungübens“ vor den Bundesjugendspielen mit meinen Kindern am Sandkasten des Beachvolleyballplatzes in der Nähe des Kindergartens, sowie wegen rektal Fiebermessens und Zäpfchen und vom Kinderarzt verschriebenes Ovestin wegen Labiasynchie als ‚sexuelle Belästigung und Stimulierung von Minderjährigen!“ (dies weist gleichzeitig auf die Ignoranz der Täterinnen hin, denn Stasi-Expansion fängt immer mit Frauen auf der nachbarschaftlichen Ebene an! Diese ignoranten Frauen geraten jedoch durch Identitätsdiebstahl an Akademikern an die Machtmittel der CIA!).

    Da ich das Geklügel der Frauen durchschaute (seit 2005 leben 11 unausgebildete Frauen von meinen Zeugnissen), wird nun versucht meinem Mann, der nur ein hilfsbereiter Kollege am PC ist, „sexuelle Belästigung“ am Arbeitsplatz und von Arzthelferinnen (!) zu verleumden, die, für eine Praxis sehr untypisch, am späten Montagnachmittag angeblich keine anderen Patienten im Wartezimmer haben? Wie gesagt, US Dollar aus Schwarzkassen (diesmal Grün) sprechen laut und machen jeden in Kauf genommenen Verlust an Patienten mehr als wett, denn die Zeugnisse meines Mannes halten inzwischen 63 Männer in Lohn und Brot, dafür dass sie die deutsche Wirtschaft durch Spionage jährlich 48 Milliarden Euro kosten. Es ist also durchaus von volkswirtschaftlicher Bedeutung, dass Verleumdungen der Kinderpornographie und Pädophilie nicht ohne weiteres Glauben geschenkt wird und dass man der Stasi nicht in die Hände spielt, indem man gute Demokraten ‚absägt’.

    Opfer eines versuchten Raubmords wegen unserer Qualifikationen MA Translation, Arzthelferdiplom, Hochbegabtenbescheinigungen und Zeugnisse unserer Töchter, BSc Engineering, Oracle Datenbankadministrator meines britischen Ehemanns, Mathe und Physik meiner Schwester, sowie IBM Eignung bereits 1966, Radiologie und Medizin meiner Cousine und anderer Familienmitglieder, Veterinärmedizin und Landwirtschaft (Grundbesitz in Namibia) sowie mehrere Rechnungsprüfer, und Haus mit wasserfester und energiesparender Weißer Wanne. All diese rechtmäßigen Inhaber von Qualifikationen und Immobilien sind zur Vervollständigung des Identitätsdiebstahls von Mord bedroht, denn solange der „Namensspender“ im Internet und real lebt, kann der Identitätsdiebstahl auffliegen.

  403. Sorry, mir ist das viel zu reflexhaft. Ich verabscheue Kinderpornografie zutiefst und ich bin froh darüber, dass endlich Schritte dagegen unternommen werden! Natürlich wird es sie nicht ausräumen, aber es wird weniger einfache Gelegenheiten geben. Der empörte Aufschrei: Zensur! Verhindert die Zensur! ist mir in diesem Moment wirklich völlig schnuppe. Kinderpornografie ist gesetzlich verboten und entsprechende Veröffentlichungen ebenfalls. Dieses Verbot muss der Staat auch versuchen im Internet durchsetzen, ob Wahlkampf herrscht oder nicht. Das Argument, nicht dagegen vorzugehen, damit Polizisten weiter recherchieren können, halte ich übrigens für extrem bedenklich. Das läuft mir zu sehr nach dem Motto: Lass die Schweine weitermachen, dann erwischen wir vielleicht welche.
    Noch eins: Ich bin absolut gegen eine Einschränkung der Pressefreiheit. Ich finde nur, dass man die Verbreitung von Kinderpornografie und Pressefreiheit nicht in einen Topf werfen kann.

  404. Harte Worte. Höchst ehrenwert, aber daneben. Es geht nicht um die Frage „Schutz der Grundrechte versus Schutz von Kindern“. Es geht um die Frage „Wird etwas so schutzbedürftiges wie Kinder missbraucht für schnöden Wahlkampf und blinden Aktionismus?“ Ermitteln statt ausblenden. Hinschauen statt weggucken. Server stillegen statt zensieren. Das ist der Ansatz. Die meisten IP-Adressen, um die es hier geht, führen in zivilisierte Länder, in denen Kinderpornographie verboten ist. Viele in Deutschland, die meisten in den Niederlanden. Worauf warten wir?

    Statt dessen wird perfide in der Öffentlichkeit behauptet, den Providern ginge es hier ums Geld. Wie erbärmlich wird hier vom bisherigen eigenen Versagen abgelenkt? Wenn der Chef von Europol unbekümmert behauptet, die Sperren seien wirksam, weil sie nur von technischen Experten geknackt werden könnten, dann wird klar, dass der Kampf an der eigentlichen Front verloren ist.

    Aber das muss nicht sein. Lasst uns was unternehmen, Aufklärung hilft hier viel. Lasst Euch nicht von Propaganda einwickeln: Schauen wir, wie wir den Kindern wirklich helfen können!

    War das jetzt auch reflexhaft?

  405. @Christoph: Es ist natürlich der gleiche Topf! Inhalt ist am Ende des Tages Inhalt. Wenn wir, wie es SvB so treffend in einem Interview der „Süddeutschen“ gesagt hat, Zensur „salonfähig“ machen, dann ist Polen offen. Principiis obsta!

  406. @SvB: Wir sind uns völlig einig. Ich habe ja auch nicht Kinder und Grundrechte gegeneinander abgewogen, im Gegenteil. Aber ich zitiere mich gerne selber (mache ich sowieso am liebsten ;-):

    „Vielleicht weiß sie es auch nicht. Oder vielleicht doch. Aber dann ist es ihr egal, weil sie im Herbst eine Wahl gewinnen will.“

    Ich fürchte nur, dass wir auf verlorenem Posten stehen. Wenn sogar Christoph Witte (siehe oben) sagt, Zensur sei ihm in diesem Zusammenhang „völlig schnuppe“, dann weiß ich ehrlich gesagt auch nicht mehr weiter.

  407. Mir lässt Christophs Satz („Zensur ist mir in diesem Moment wirklich völlig schnuppe“) keine Ruhe. Ich will versuchen, mein „Bauchgefühl“ zu diesem Thema mal mit einer kritischen Theoriediskussion zu untermauern.

    Zu den Meilensteinen in der Geschichte der liberalen Demokratie westlicher Prägung gehören die Abschaffung von Dingen wie Zensur und Folter. Über die Folter schrieb der ehemalige Verfassungsrichter Jürgen Kühling: „Das Folterverbot verdankt seinen Absolutheitsanspruch seiner Ableitung aus dem Menschenwürdeprinzip. Seine inhaltliche Reichweite ergibt sich aus diesem Prinzip. Zu fragen ist daher, wie weit der Schutz der Menschenwürde reicht, der durch keine Abwägung mit anderen Rechtsgütern relativiert werden kann.“

    Auch die Zensur verletzt die Menschenwürde. Bereits 1997 schrieb der Wiener Universitätslektor in Kommunikations- und Politikwissenschaft, Dr. Haimo L. Handl: „Für Zensur werden meist Schutzgründe angeführt. Bei uns wird besonders der Jugendschutz als Vorwand genommen, um gegen bestimmte Inhalte und deren Verbreitung vorgehen zu können…Die strikte Zurückweisung von jeder Art Zensur ist nicht gleichbedeutend mit dem Akzept oder gar der Unterstützung dessen, was nicht zensuriert wird.“

    Wer Zensur befürwortet, handelt laut Handl „zutiefst inhuman, menschenverachtend und faschistoid“. Er schreibt: „Die Unterdrückung sogenannt gefährlicher Meinungen, Lügen (Auschwitzlüge!), Heräsien, (nicht nur in der röm.kath. Kirche) Gotteslästerungen, staatsgefährdender Ideen usw. geht einher mit der Hatz auf Porno, Sex und jener Sozialformen, die nicht gerade der herrschenden Moral entsprechen.“

    Dagegen behauptet beispielsweise der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnse: „Wer ein Stopp der Kinderpornographie im Internet zur Zensur erklärt, dem sind offensichtlich geschäftliche Interessen wichtiger als die Menschenwürde.“

    Beide Seiten der Debatte bemühen also die Würde des Menschen, die laut Bundesverfassung bekanntlich „unantastbar“ ist. Aber haben beide recht? Ich glaube nicht.

    Die Darstellung von Kinder, denen sexuelle Gewalt angetan wird, ist in der Tat menschenverachtend und verdient es, verfolgt und auf das Strengste bestraft zu werden. Dafür stehen dem Staat geeignete Mittel und Methoden zur Verfügung. Die Zensur gehört nicht dazu, ebensowenig wie die Folter eventuell gefasster, aber nicht geständiger Täter.

    Der Schutz von Kindern ist im Sinne Kants ein hypothetischer Imperativ. Diese bezeichnet eine Handlung, die Mittel zum Zweck ist. Das heißt, sie ist gut im Hinblick auf ein Ziel, dass ich erreichen möchte.

    Juristisch ist Kinderpornografie ein Gefährdungsdelikt. Diese ist nach dem deutschen Strafrecht einen Deliktstyp, bei dem es nicht auf die Verletzung eines Rechtsgutes ankommt, sondern auf die Schaffung einer Gefahr.

    Im Gegensatz dazu sind Zensur- und Folterverbot kategorische Imperative, Die Handlung ist also Zweck an sich selbst, ohne eine Beziehung auf einen anderen Zweck. Kant bezeichnet dies als apodiktisch-praktisches Prinzip.

    Artikel 5 des Grundgesetzes („eine Zensur findet nicht statt“) beschreibt eindeutig ein Rechtsgut, dessen Schutz den höchsten möglichen Rang genießt. Auch wenn zum Beispiel die Meinungsfreiheit ihre Grenzen beim Jugendschutz findet, ändert das nichts an dem Absolutheitsanspruch des Zensurverbots als Prinzip des politischen Handelns. Im Sinne Kühlings kann der Zensurverbot also durch keine Abwägung mit anderen Rechtsgütern relativiert werden.

    Ich weiß, dass angesichts dessen, was einzelnen Kindern hier angetan wird, es schwer ist, die Wut im Bauch zu unterdrücken und leidenschaftslos über allgemeingültige Prinzipien und unverletzbare Rechtsgüter zu diskutieren. Aber das ist genau der Sinn eines solchen notwendigen Diskurses.

  408. @Tim und SvB
    noch einmal: Ich sehe die Einschränkung der Pressefreiheit und das Verbot von Kinderpornografie als zwei verschiedene Dinge an. Was hat Meinungsfreiheit mit Kinderpornografie zu tun? Meiner Ansicht nach nichts! Pädophile nutzen das Web, um Bilder und Videos von Kindesmissbrauch zu verbreiten, ja die gequälten Opfer selbst auszutauschen. Daran, diese Ungeheuerlichkeiten zumindest zu erschweren, kann ich nichts Verwerfliches finden. Einschränkungen von Meinungsfreiheit, lehne ich genauso ab wie Ihr. Aber diese Leute verbreiten keine Meinung, es sind einfach Kriminelle, die ein an sich absolut freies Medium missbrauchen, um ihren Machenschaften nachzugehen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Artikel 5 des Grundgesetzes das meint, wenn er vom Recht auf Meinungsfreiheit spricht:

    (1)Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

    (2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

    (3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

    Die Diskussion, ob die angekündigten Maßnahmen der Bundesregierung geeignet sind, die Verbreitung von Kinderpornografie zu verhindern, halte ich dagegen für absolut notwendig. SvBs-Beitrag cetereum censeo zensur und zetern gibt da sinnvolle Hinweise. Auch die Meinung, dass es nicht reicht, gegen Kinderpornografie im Internet vorzugehen, teile ich. Aber wenn es schwieriger wird, im Web an solche Sachen ranzukommen, begrüße ich das ausdrücklich.

  409. ich sags nur einmal, aber dafür ganz laut:

    JA – ICH BIN FÜR ZENSUR!

    und nicht nur im internet. ich glaube in der tat, dass eine demokratische gesellschaft einen kanon an delikten gegen grund- und menschenrechte für sich definieren darf, der einer allgemeinen zensur unterworfen wird.

    aus unserer historischen erfahrung und verantwortung mit faschismus und holocaust ist eine zensur nazistischer parolen und zeichen angemessen. die demokratie muss nazi-terror nicht schützen.

    und gewalt und ihre darstellung, die offensichtlich auf die befriedigung entsprechender individueller bedürfnisse zielen, sind von der meinungs- und informationsfreiheit nicht gedeckt.

    es geht hier nicht darum, ob zensur in diesen fällen zielführend ist. sie ist es vermutlich nicht „direkt“. es geht darum, dass wir als gesellschaft laut und vernehmlich NEIN schreien dürfen; dass wir sagen dürfen: wir akzeptieren dies in unseren reihen nicht; dass wir dies verbindlich machen.

    es geht hier auch nicht darum, dass sich irgendwelche politiker mit solchen forderungen wahltaktisch verhalten. eine aussage wird nicht dann falsch, weil sie von den falschen unterstützt wird.

    und natürlich gibt es grauzonen, dick wie erdinger bodennebel. deshalb braucht es klare gesetzliche grundlagen und ein restvertrauen in unsere rechtsprechung.

    das ist blauäugig? ja natürlich. anders ist demokratie nicht machbar.

  410. @michael kausch: „die demokratie muss nazi-terror nicht schützen.“ Hm. Hat das schon mal jemand gefordert? Sind „parolen und zeichen“ Terror? Und sollte man nicht ganz entschieden zwischen Gewalt und ihrer Darstellung unterscheiden? Oder, falls es da keinen Unterschied gibt, endlich „Grimms Märchen“ auf die Liste der jugendgefährdenen Medien setzen? Und Tom-und-Jerry-Filme? Und die Tagesschau mit ihren Berichten von Bombenangriffen auf Zivilisten in Gaza?
    Ich frag ja nur.

  411. Reden wir doch bitte nicht so heftig aneinander vorbei! Auf den Punkt gebracht:

    1. Wenn es darum geht, Kinder auf Kosten der Meinungsfreiheit zu retten, kann ich mich gut gegen die Meinungsfreiheit entscheiden. Aber diese Entscheidung steht hier nicht an.

    2. Es wird nicht schwieriger, an solches Material heranzukommen. Schaut doch mal:

    Dass das geht, stand schon in der BILD(!). Nichts wird verhindert.

    3. Solange „irgendwas“ gemacht wird, irgendwas Unwirksames, wird nicht das Richtige gemacht.

    4. Auch die, die gute Vorschläge machen, werden diskriminiert als Sympathisanten der KiPo-Szene oder weltfremde Spinner und Weltverbesserer.

    Ich rede hier nicht von abstrakten Bürgerrechten, ok?

  412. Interessant: Es steht im Augenblickbei Czyslansky 2:2 für Zensur. Wahrscheinlich sind wir damit wesentlich repräsentativer, als ich gedacht hätte.

    Was meinen die anderen?

  413. Um festzustellen, dass Jörg Tauss Opfer einer Rufmordkampagne geworden ist, muss man nicht erst irgendwelche Konspirationstheorien bemühen. Und dass die Kinderporno-Hysterie inzwischen Ähnlichkeit mit der Hexenverfolgung im Mittelalter angenommen hat, ist auch klar. Ob daran Stasi und CIA schuld sind, wage ich hingegen zu bezweifeln. Es sind viel eher skrupellose Politiker wie Ursula von der Leyen, die das Thema als völlig durchsichtiges Wahlkampfinstrument mißbraucht und damit ein Klima von Angst und Verfolgung erzeugt.

  414. Für diejenigen unter uns, die offenbar zwischen Zensurdebatte und Kinderschutz nicht unterscheiden können oder wollen, hier ein wunderbares Zitat von SvB auf seinem aktuellen Blog

    Heute war nach­zulesen, was von den Vorschlägen der Ministerin von der Leyen in den Köpfen hängenblieb: Wir müssen die Kinder­porno­graphie bekämpfen. Er­staun­licher­weise war davon nicht die Rede gewesen, es hieß nur: Wir müssen die Kinder­porno­graphie im Internet bekämpfen. Aber das reicht nicht. Es lenkt vom wahren Ziel ab. Sinnvoll und wichtig wäre es doch, im wirklichen Leben Kinder­schänder aus dem Ver­kehr zu ziehen. Sie sind unter uns und davor darf man seine Augen nicht ver­schließen. So wird eine Schein­debatte geführt, heftig, polemisch, unsachlich, natürlich von beiden Seiten.

  415. Das ist doch ein prima zwonulliges Geschäftsmodell: Jeder nachweislich aktive Twitterer bekommt ca. 2 – 3 bezahlte Promi-Accounts und muss so nicht mehr von Harz4-Jobs („1-Euro-Jobs“) dahinvegetieren, sondern kann wohl versorgt („1-Euro-Tweets“) seiner Leidenschaft fröhnen. Ein Ausweg aus der Presse- und Journalisten-Krise.

  416. Was ist paradox? Wenn einer twittert, mit wem er gerade einen zwitschern geht.

    🙂 Sorry für den Kalauer. Aber der musste raus.

  417. Vielleicht könnte man diesen Post mal dem Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags zuspielen. Er wird zwar nicht gelesen (siehe „Czyslansky Tee Vau„), aber wenigstens können wir hinterher sagen: „Die haben’s doch gleich gesagt…“

  418. Aber der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags hat doch nicht das Problem, dass er nicht liest. Er hat das Problem, dass er nicht von denen gelesen wird, für die er arbeitet!

  419. Ich werfe jetzt mal ein freundliches „Hallo“ in die aufgeregte Runde. Und wage zu bemerken, dass es in den diskutierten Zusammenhängen meines Erachtens weder um Zensur noch um Kinderpornos oder gar die Verhinderung des Missbrauchs von Kindern geht. Sondern schlicht und ergreifend um Symbolpolitik.

    Die ja momentan allenthalben angewandt wird, wo die Politik ansonsten nicht weiter weiß oder kann. Wie angesichts des Amoklaufes in Winenden, wo man statt das offensichtliche Versagen von Eltern, Lehrern und gesellschaftlichem Umfeld anzusprechen, gegen „Gewaltspiele“ vorgehen will, obwohl jeder einigermaßen vernunftbegabte Mensch weiß: „Weapons kill, not games.“

    Und so jetzt auch in Sachen Kinderpornos: Statt die Täter (Vergewaltiger, Kinderschänder) dingfest zu machen, verbietet man kurzerhand das Medium, das ihre Taten zeigt. Und da die verantwortlichen dieses Medium überhaupt nicht kennen, geschweige denn verstehen, schlägt man auch noch auf das falsche Medium ein, nämlich auf das Web. Wobei jeder, der auch nur ansatzweise etwas von solchen kriminellen „Szenen“ und ihrer Internet-Nutzung weiß, auch wissen sollte, dass der Austausch von Kinderpornos weitaus öfter über temporär offene FTP-Server und allenfalls noch über Torrent-Netzwerke läuft als ausgerechnet über Web-Server.

    Und weil’s grad so schön ist beim Teufel-Austreiben, erfindet man auch noch eine „millionenschwere Kinder-Porno Industrie“, worauf Lawblog schon ausführlich hingewiesen hat: http://www.lawblog.de/index.php/archives/2009/03/25/die-legende-von-der-kinderpornoindustrie/. Nur um dann gleich weiter zu machen: Nicht mehr nur Kinderporno-Sites sollen „blockiert“ (Danke für die dringend notwendige Aufklärung, @SvB!), also zensiert werden, sondern auch noch ominöse „Gewalt-Websites“ und ähnliches Geschmeiß.

    Es geht also darum, die eigene Gesinnung zu demonstrieren, und zwar an Hand und bei Gelegenheit von symbolträchtigen „Ereignissen“. Das wird sich bei der nächsten Wahl in jedem Fall bezahlt (sic!) machen. Es sei denn, der Charakter der Symbolpolitik wird schon vorher publik: Etwa weil die globale Krise auch bis dahin nicht durch die symbolische „Rettung“ einer zukunftsunfähigen Branche wie der Auto-Industrie überwunden wurde. Machen wir uns also nichts vor: Es geht nicht um Recht oder Moral (oder gar Ethik @Tim Cole), sondern um Symbole und deren wahlrelevanten Wert.

  420. Dieser Kommentar wurde zensiert!
    Ich schwanke nämlich zwischen zwei widerstreitenden Gefühlen in meiner Brust: Eierabschneiden für Kinderpornografen und freie Rede für freie Menschen in einem freien Netz. Deshalb sollte dieser Kommentar lieber zensiert bleiben #selbstzensur

  421. Zensur im Internet wird nicht funktionieren, es wird immer Wege geben, sie zu umgehen. Zensur ist schädlich, weil sie „Das Böse“ oder „Das in und von der Gesellschaft Geächtete“ nicht sichtbar macht. Zensur verhindert konsenzschaffende Empörung. Zensur macht das verlockend, an das vorher noch nicht einmal gedacht wurde. Zensur ist ein Verstärker. Daher gibt es nur eins: Sichtbarmachen, Aushalten und aus Basis eines breiten und informierten gesellschaftlichen Konsenz bekämpfen.

  422. Damit alle, wissen welche verschiedenen Filterarten es gibt, hier ein Auszug aus einem Artikel vom Januar in spiegel online

    FILTERTECHNIK: SO KÖNNEN PROVIDER WEB-SEITEN BLOCKIEREN
    Das britische „Cleanfeed“-System
    Bei einer von der Web-Branche in Selbstverwaltung begründeten Organisation namens „Internet Watch Foundation“ (IWF) kann man Webseiten melden, wenn man der Meinung ist, dort Material entdeckt zu haben, bei dessen Entstehung Kinder sexuell missbraucht wurden. Ähnliche Hinweisgeber-Systeme gibt es in Norwegen und anderen europäischen Ländern. Die IWF prüft die Seite und setzt sie dann gegebenenfalls auf eine schwarze Liste – in vielen anderen europäischen Ländern tut das die Polizei. Die IP-Adressbereiche, in denen Adressen auf diesen Listen auftauchen, werden in Großbritannien über spezielle Server umgeleitet – das regeln die Provider selbst. Auf diesen Servern werden aus dem IP-Adressbereich ganz konkret und spezifisch die URLs herausgefiltert, unter denen man das beanstandete Material findet. Dieses System ist anderen, etwa der sogenannten DNS-Filterung oder dem Sperren ganzer IP-Adressbereiche (siehe unten) aus verschiedenen Gründen überlegen – nicht zuletzt deshalb, weil es etwas schwieriger zu umgehen ist und spezifischere Blockaden erlaubt.
    Name-Server-Sperre
    Prinzip: Die als Buchstabenfolge im Browser eingetippten Web-Adressen (URL) müssen in eine bestimmte Zahlenfolge, die sogenannte IP-Adresse, umgewandelt werden, um über das Internet Inhalte von den entsprechenden Angeboten zu empfangen. Welche IP-Adressen aktuell zu welchen URLs gehören, speichern sogenannte Name-Server – IP-Adressverzeichnisse, vergleichbar mit einem Telefonbuch. In der Regel hat jeder Internetprovider eigene Name-Server für seine Kunden. Hier könnte er eine falsche IP-Adresse zuordnen, die zum Beispiel auf eine Website mit Informationen über die Sperre verweist.
    Problem: „Diese Sperre ist sehr einfach zu umgehen“, sagt der Informatiker Stefan Köpsell, Entwickler des Anonymisierungsdienstes JAP. Denn die Nutzer können selbst einstellen, welche Name-Server ihr Computer nutzt. Außerdem gibt es kostenlose Web-Angebote, die eine URL in eine IP-Adresse umwandeln. Um effektiv zu sperren, müsste der Provider also auch den Datenverkehr seiner Kunden zu anderen Name-Servern und entsprechenden Aufschlüsselungs-Internet-Seiten blockieren.
    Sperre auf IP-Ebene
    Prinzip: Der Provider kann auch direkt die jeweils gültige IP-Adresse hinter der zu blockierenden URL sperren.
    Problem: Hinter einer IP-Adresse können mehrere Tausend URLs liegen. In solchen Fällen führt die IP-Adresse zu dem Server eines großen Anbieters von Web-Speicherplatz. Der Anbieter verteilt den gesamten Verkehr selbst auf die Angebote, die er bereithält. Wenn der Provider solch eine Massen-IP-Adresse sperrt, ist der Kollateralschaden unter Umständen enorm. „Neben dem eigentlichen Ziel könnten viele völlig harmlose Angebote gesperrt sein“, erklärt der Dresdner Informatiker Stefan Köpsell. Außerdem lässt sich auch diese Sperre auf Transportebene umgehen: Das ermöglichen offene Proxys, über die man Datenverkehr leiten kann, oder auch Anonymisierungs-Dienste wie TOR oder JAP.
    Sperre auf URL-Ebene
    Prinzip: Um auf dieser Ebene zu filtern, muss der Provider den Datenverkehr seiner Nutzer tiefgehend analysieren. Mit viel Aufwand lässt sich herausfinden, an welche Web-Adresse eine Anfrage geht. So könnten Kollateralschäden vermieden werden: Selbst bei identischen IP-Adressen kann der Provider bei diesem Ansatz unterscheiden, welche Angebote aufgerufen werden.
    Probleme: Diese Filtermethode benötigt sehr hohe Rechenkapazitäten zur Analyse des Datenverkehrs. Die Folge laut Stefan Köpsell: hohe Kosten, bisweilen langsamere Verbindungen. Abgesehen davon könnten solche Analysen in Deutschland auch juristisch heikel sein: Das Fernmeldegeheimnis könnte eine solch intensive Analyse der Internetnutzung verbieten.
    Hybrid-Filter
    Prinzip: Dieses System kombiniert Filter auf IP- und URL-Ebene. Ein verdächtiger IP-Bereich ist vorab definiert. Erst wenn Nutzer Daten aus diesem Adressbereich abrufen, läuft die aufwendige Analyse des Datenverkehrs an. Sie durchsucht die Anfragen auf blockierte URLs. Folge: Der Rechenaufwand ist geringer als bei der Sperre auf URL-Ebene, die Kollateralschäden nicht so groß wie bei der Blockade von IP-Adressen.
    Probleme: Das Verfahren ist recht aufwendig, außerdem könnte die Detailanalyse des Datenverkehrs deutschen Datenschutz-Grundsätzen widersprechen. Ein vergleichbares System soll in Deutschland nun aber installiert werden – die beteiligten Ministerien sind sicher, alle juristischen Probleme ausräumen zu können.

  423. Es läuft alles auf einen uralten Übersetzungsfehler hinaus. „Information wants to be free“ heißt nicht, dass sie umsonst sein will; sie will frei sein!

  424. Wie sagt doch Herr Lieberberg so richtig: „Jetzt schon spürbare Konsequenzen sind das Versiegen intellektueller Quellen…“, wie man am Beispiel seines Artikels unschwer erkennen kann.
    Und @Tim Cole: You know that the old Hacker-community slogan bears both meanings, don’t you?

  425. Ich hab’s mal nachgeschlagen: Was Stewart Brand 1984 gesagt hat war: „Information Wants To Be Free. Information also wants to be expensive. … That tension will not go away.“ Du hast also recht, das Wortspiel ist absichtlich. Nur im Deutschen funktioniert es leider nicht so ganz 😉

  426. @ossi urchs – Oh ja, bei Marek Lieberberg und der SZ am Wochenende sind die intellektuellen Quellen längst versiegt. Die drucken doch tatsächlich als Beispiel, wie Urheberrecht im Internet missbraucht wird, Lieberbergs Behauptung ab, perlentaucher würde die deutschen Feuilletons unbezahlt ins Web stellen. Sind die bei der SZ wirklich so ahnungslos und unbedarft – nachdem die einschlägigen Prozesse gegen perlentaucher durch alle Zeitungen gingen – oder schlicht bösartig?

  427. Der Artikel von Lieberberg hört sich etwas altväterlich an. Die Theorie ist so alt wie unbewiesen: Wer sagt denn, dass Kreativität nur entsteht, wenn sie anständig bezahlt wird? Selbst bei Qualität bin ich nicht sicher.

    Ich führe zwei Beispiele an: Software mag nicht zu den klassischen Künsten gehören, aber Freie Software hat sich durchgesetzt, kommerzielle Software verliert seit Jahren an Boden. Wo sie sich hält, handelt es sich meist um Fragen der Haftung oder der Gewohnheit, sehen wir mal von individuell erstellter Software ab. Jedenfalls geht es so gut wie nie um Qualität, die ist im allgemeinen einfach besser bei Freier Software.

    Oder nehmen wir die Informationen im Internet. Vielleicht sind hier Anzahl der Quellen und negative Ausreisser zunächst erschreckend, aber Wikipedia möge ein Beispiel sein, wie es gehen kann. Oder dict.leo.org… Und es muss einen Grund haben, wieso ich nicht nur die etablierten Zeitungen durchstöbere, sondern auch die Blogs.

    Kreativität? Seit man sich nicht in teuere Abenteuer mit Verlagen stürzen muß, hat jeder eine Chance auf Veröffentlichung. Und ja, das will ich wirklich 🙂

    Letztlich ist das Argument, die Musiker würden um ihr Geld geprellt, auch nicht so haltbar, wie es sich oft anhört. Hauptsächlich ist es die Musikindustrie, die Einbußen erleidet, nicht so sehr die Musiker.

    Ich möchte nicht polemisch sein. Natürlich gibt es Argumente für eine anständige Bezahlung für Kreativität. Hauptsächlich das des Anstands, sagt das Wort ja selbst. Aber so, wie es Lieberberg formuliert, verhält es sich ganz und gar nicht. Nichts ist so konstant wie der Wandel. Modelle, wie Künstler von ihrer Kunst leben können, kommen und gehen analog zum technischen Wandel.

  428. Die Musiker sind das Opfer der Musikindustrie. Je schneller das Internet das Geschäftsmodell der Musik-Multis zerstört, desto besser wird es den Künstler gehen. Jedenfalls den normalen. Und den paar Kunstfiguren („Super-Stars“) weine ich kein Träne nach.

  429. In der Verwertungskette Kunst ist es überall so, dass der Künstler, ob er nun als Autor, Musiker oder sonst etwas schafft, der mit dem geringsten Anteil am Kuchen ist.
    Ein Beispiel aus meinem Leben als Autor:
    Mein Roman „Die Urlauber“ kostet im Buchhandel 19,90 EUR, netto sind das 18,50 EUR, als Autor der sehr gut verhandelt hat, bekomme ich 10% sind also 1,85 EUR.
    Großhandel und Buchhandel sind mit ca. 50% Am Verkauf beteiligt. (9,25 EUR)
    Für Verlag, Druckerei und Buchbinderei bleiben 7,40 EUR Sie hatten allerdings „echte Kosten“ (Hardcover, Prägung, Lesebändchen,Chromschrift …).

    Wenn ich meinen Roman als E-Book, Podcast, PDF verkaufen würde, könnte ich ihn inkl. MWSt. für 2 EUR anbieten und würde das gleiche verdienen. Knapp 18 EUR gehen für Produktion und Handel drauf, aber ich wage zu behaupten, dass es immer noch schwieriger ist, 2 EUR für einen Download zu verlangen als 20 EUR für ein gedrucktes Buch.

    Die Menschen sind noch nicht soweit zu erkennen, dass Inhalte zwar vergütet werden müssen, dass es aber nicht undedingt notwendig ist, den Handel reich zu machen.

  430. Wenn „Stars“ einen Automaten haben, um Autogrammkarten zu signieren, warum sollten sie keinen Bot haben, der für sie Twittert. Die Promi-Maschine läuft so eiskalt und unpersönlich ab, wie es der stumpfe Fan eben akzeptiert. Playback-Singen und Arsch-Double inklusive.

  431. @SvB Übrigens die meisten Opensource-Entwickler arbeiten in Firmen, von denen sie sowieso bezahlt werden. Da können Sie es sich dann leisten, Software zu entwickeln, die andere nutzen und weiterentwickeln können. Schon klar, sie werden nicht direkt für die Entwicklung der Software bezahlt, aber die Zeit, die sie dafür aufbringen wird gesponsert. Nicht umsonst arbeiten die meisten Opensource-Entwickler heute bei IBM, Sun und Co. Von irgendetwas müssen die ja auch leben.
    Ich halte auch viel von Wikipedia und ich blogge leidenschaftlich gern. Aber festzuhalten bleibt, dass ich ob der vielen „Informationen“, die ich im Web finde, fast so viel Zeit brauche, um die gefundenen Informationen auf ihre Richtigkeit zu prüfen, wie früher sie zu finden.

  432. zu diesem post passt die info, dass twitter laut techcrunch gerade nach einem „VIP Concierge“ per stellenanzeige fandet. gesucht wird eine person, die dafür sorge trägt, die twitternden stars glücklich zu machen. was auch immer das bedeuten mag …

  433. Ich bin für Handyverbot in der S-Bahn. Speziell in der S-8 vom Flughafen in die Innenstadt: Saß gerade neben einem Skandiavier, der so laut telefonierte, dass man ihn auch ohne Handy problemlos auch in Stockholm verstanden hätte.

    Oder anders ausgedrückt: Leute mit Manieren sollen von mir aus auch in der U-Bahn telefonieren. Solche ohne sollte man aus dem fahrenden Zug werfen.