Es ist viel erzählt und geschrieben worden zum Thema Cloud Computing. Wie immer, vor allem in hiesigen Diskussionen, neigen die Teilnehmer des Diskurses zur Lagerbildung – auf der einen die Enthusiasten, auf der einen Seite die Skeptiker. Je nach Lager wird Cloud Computing in den Himmel gelobt oder in die Hölle verdammt. Zeit also für ein paar „wahrste Wahrheiten“.

1. Wahrheit: Die Cloud ist sicher.
Alle Annahmen und Berichte, wonach Public Clouds im Gegensatz zu Private Clouds (vulgo: Ihr eigenes Rechenzentrum) etliche Unsicherheiten bergen, weil zum Beispiel Workloads auf virtuellen Maschinen durch Angriffe auf Hypervisoren attackiert werden können, sind maßlos übertrieben. Das gilt auch für Berichte, wonach Hacker Cloud Services als Ressource für Denial of Service Attacken nutzen.

2. Wahrheit: Cloud Services sind immer verfügbar.
Die Verfügbarkeit von Cloud Services ist fantastisch. Unternehmen können jederzeit auf sie zugreifen. Ausfälle gab es bisher keine. Die mehrmaligen Abwesenheiten von Google und Amazon existierten nur in der Presse und in der Blogosphäre. Dass sich die beiden Anbieter dafür entschuldigt haben, war blankes Versagen der Pressesprecher. Sie glaubten den falschen Berichten in den Medien und versandten ihre mea culpas, ohne ihre eigenen Spezialisten gefragt zu haben.

3. Wahrheit: Cloud Computing entspricht den deutschen Datenschutzbestimmungen.
Jeder Buchstabe des deutschen Datenschutzgesetzes wird eingehalten. Das gilt vor allem für die weltweit verteilten Clouds, in denen die personenbezogenen Daten der Anwender des Öfteren in verschiedenste Länder verschoben werden. Weder haben Geheimdienste bestimmter Länder Sonderzugänge zu diesen Clouds, noch liest sonst irgendjemand die Daten aus. Außerdem weiß jeder Anwender, der personenbezogene Daten in die Cloud lädt, ganz genau, wo sie sich zu bestimmten Zeitpunkten befinden, und wer, was gerade nicht mit ihnen macht.

4. Wahrheit: Jeder Anbieter von Cloud Services bietet individuelle Service Level Agreements an.

Anwender können davon ausgehen, dass ihre besonderen Anforderungen vom Anbieter in individuellen, mit Pönalen belegten SLAs , rechtsverbindlich und schriftlich niedergelegt, berücksichtigt werden.

5. Wahrheit: Cloud Services sind standardisiert.
Deshalb können Anwender Cloud Services verschiedener Hersteller mischen und sie problemlos in ihre on premises Applikationen integrieren. So entstehen schon in kürzester Zeit wunderbare und leicht zu managende hybride Systeme, aus on premises Applikationen und Cloud Services.

6. Wahrheit: Beim Cloud Computing besteht keine Gefahr des Vendor Lockin.
Egal, auf welcher Cloud Plattform sich Anwender engagieren und gleichgültig in welchem Ausmaß. Applikationen und Daten sind jederzeit rückholbar und können 1:1 auf eine andere Plattform portiert werden – ohne Zusatzkosten und nennenswerten Aufwand.

7. Wahrheit: Die Cloud ist preiswert.
Die Berechnungen stimmen, wonach sich mit Cloud Computing gegenüber on premises Installationen 40 Prozent der Kosten einsparen lassen. Das gilt auch dann, wenn Anwender ihre Rechenzentren bereits zum großen Teil virtualisiert haben.

8. Wahrheit: Der Deutsche Mittelstand ist ganz begeistert von der Cloud und investiert heftigst.

Schon lange war hiesigen Mittelständlern die eigene IT ein Dorn im Auge. Sie haben sehnlichst darauf gewartet, ihre Kundendaten oder Daten über wichtige Produktentwicklungen außer Haus zu geben. Mittelständler sind einfach überzeugt, dass ihre Daten in amerikanischen oder chinesischen Rechenzentren sicherer aufgehoben sind als bei ihnen selbst. Schließlich haben sie schon lange eingesehen, nicht selbst für die nötige Sicherheit sorgen zu können.

9. Wahrheit: Alle kleineren und mittleren Software- und Systemhäuser profitieren von der Cloud.

Schon seit Monaten hat die Mehrzahl der hiesigen Software- und Systemhäuser fix und fertige Cloud Services parat, die ihnen jetzt von den Nutzern aus den Händen gerissen werden. Sie vermissen das alte, abgeschmackte Lizenz- und Lösungsgeschäft überhaupt nicht. Die Umstellung von Entwicklung, Vertrieb und Geschäftsmodell fiel ihnen supereinfach. Selbst ihre SAP-, Oracle- und Microsoft-Berater konnten ebenfalls problemlos auf Cloudarbeiten umgestellt werden. Die Margen in diesem neuen Geschäft sind übrigens glänzend.

10. Wahrheit: Die IT-Architekturen und –Landschaften von Großunternehmen können problemlos mit Cloud-Services umgehen.

Die IT-Landschaften der großen Unternehmen sind so wunderbar sauber strukturiert und in Domänen unterteilt, dass die Integration externer Services völlig unproblematisch ist. Konzerne stehen nur vor minimalen Herausforderungen bezüglich der zu definierenden Schnittstellen. Auch die Schrecken unerwarteter Abstürze von Enterprise Applikationen durch integrierte Public Cloud Services sind von interessierter Seite maßlos übertrieben worden.

10 ¾. Wahrheit: Kein Hersteller betreibt Cloud Washing.
Niemand versucht, traditionelle Software- und Lösungskonzepte wie einen Cloud Service aussehen zu lassen. Alle Cloud Angebote am Markt sind genuin, keine on premises- oder Outsourcing-Lösung segelt unter falscher Flagge.

3 Antworten

  1. Top! Ein wichtiger Aspekt wurde aber vergessen: Microsoft hat die Cloud erfunden (siehe PR), es ist also kein Wunder, dass somit wieder einmal ein idealer Industriestandard geschaffen wurde, von dem wir noch lange profitieren werden.

  2. Naja…
    Die Cloud Verfügbarkeit ist gegeben solange Zugriff aufs Internet erfolgen kann. Ländliche Gebiete oder Serverausfälle oder Zugangsstörungen (einfacher Kabelbruch durch Baustellen o.ä.) gibt es aber zuhauf – und dann geht gar nichts ! Überhaupt nichts !

    Softwarehäuser sind von den Möglichkeiten natürlich ebenfalls begeistert. Fehler können so einfacher gepflegt werden (Motto: it’s no a bug – it’s a feature). Updates (kostenpflichtig !) lassen sich ebenfalls einfach installieren (einmal auf dem Server) und dann notwendigerweise abkassieren (ohne Update läuft dann gar nichts).
    Ich möchte hier keiner Branche etwas unterstellen aber zur Marktwirtschaft gehört es ja auch Kosten zu minimieren und Gewinn zu steigern.

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