Der Lebistes reticulatus (Peters), der schon mal ein Lebistes poecilia und auch ein Giradinus Guppyi (nach Rev. Robert John Lechmere Guppy) war, ist außerhalb der Ichthyologie, noch am besten bekannt als „Guppy“ oder auch als Millionenfisch. Weniger bekannt ist, dass es eine besondere Wildform dieses kleinen, hübschen Fisches gibt, die ein gewisser Czyslansky in einem kleinen Tümpel in Trinidad entdeckt hat: Poecilia Lebistes reticultaus Czyslanskyi. Der begeisterte Naturforscher und Universalgelehrte schmuggelte ein Paar von diesen possierlichen Tierchen in einem Flachmann nach Europa. Wie schon der Trivialname Millionenfisch verrät, pflanzt sich dieser lebendgebärende Fisch in unglaublicher Geschwindigkeit fort. Ein Weibchen ist in der Lage bis zu 50 Babys pro Wurf zu gebären und das alle 6 Wochen.

Poecilia Lebistes reticulatus Czyslanskyi
Poecilia Lebistes reticulatus Czyslanskyi

Dies machte den Fisch unter Evolutionsforschern und Genetikern sehr beliebt, kann man auch als ungeduldiger Geselle in einem überschaubaren Zeitraum mehrere Generationen selektieren, beobachten und kreuzen. Czyslansky versuchte mit den Nachkommen dieser Poeciliden seine eigene Evolutionstheorie zu beweisen. Anders als Darvin ging er von einer ganz andern Theorie aus. Czyslansky behauptete, nicht „the fittest“ planzt sich fort und sichert das Überleben seiner Art, sondern: „Die Deppen sind es, die die meisten Kinder haben.

Für mich, das kinderreichste Mitglied der Czyslansky-Gesellschaft, hatte das auch immer etwas Schmerzliches.
Czyslansky bewies mit seiner Guppyzucht das Phänomen, dass die Menschen im Lauf der Geschichte immer blöder werden, statt sich, was die Intelligenz angeht, weiterzuentwickeln, wie sie das nach Darvin hätten tun müssen.

Poecilia Lebistes reticulatus Czyslanskyi juvenil
Poecilia Lebistes reticulatus Czyslanskyi juvenil

Mir ist bewusst, dass ich als Vater von 4 Kindern mit diesem hier veröffentlichten bescheidenen, wissenschaftlichen Ergebnis die Theorie des Meisters nicht widerlegen kann. Ich werde den Makel des „Größten Deppen (der sich am meisten fortpflanzt)“ nicht los. Trotzdem erfüllt es mich mit Stolz, wenn ich verkünde: Mir ist die Nachzucht des Poecilia Lebistes reticulatus Czyslanskyi gelungen!

Im Abfluss einer Therme eines tschechischen Heilbades, hieß es, soll ein verwilderter Stamm Guppys in freier Wildbahn leben. Ich folgte Monate lang dieser Spur und was soll ich sagen, ich war schließlich erfolgreich. Ich fand in einem der Tagebücher Czyslanskys den Eintrag, dass dieser nach einem heftigen Besäufnis mit einem bayrischen Heimatdichter und Weltliteraten, der in den 30er Jahren im tschechischen Exil lebte, sein „blödes Aquarium“ in den Abfluss einer Therme entleerte. „Warm genug ist das Wasser hier, sollen die Deppen, sich doch alleine fortpflanzen“, sollen seine Worte gewesen sein.
Ich fand sowohl die Therme, den Bach als auch die Fische und präsentiere der wissenschaftlichen Öffentlichkeit hiermit die erste Nachzucht der Poecilia Lebistes reticultaus Czyslanskyi.

2 Antworten

  1. Glückwunsch: Ich freue mich schon darauf, bei der nächsten Sitzung der Czyslansky-Gesellschaft einen köstlich dampfenden Teller Poecilia Lebistes reticultaus Czyslanskyi mit Mandelbutter vorgesetzt zu bekommen! Denn Fisch macht bekanntlich intelligent – egal wie viele Nachkommen man gezeugt oder nicht gezeugt hat!

  2. unter dem motto „fish and chips“ könntest du diese forschungsergebnisse sogar auf der discuss & discover Conference in zwei wochen in münchen vorstellen.
    (womit es mir einmal mehr gelungen ist, diese hervorragende veranstaltung dezent below jeder line zu platzieren …)

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