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Apple liefert in Ägypten iPhones ohne Navi-Funktion aus – und verletzt damit die Menschenrechte.

Als Yahoo 2005 den chinesischen Dissidenten Shi Tao ans Messer lieferte (er wurde zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt, weitgehend aufgrund von Beweismaterial, das Yahoo den Behörden übergeben hatte), ging ein Aufschrei der Entrüstung um die Welt. Ein Jahr später stellte der US-Abgeordnete Christopher H. Smith Google, Microsoft und Cisco ebenfalls an den Pranger wegen angeblich „widerlicher Zusammenarbeit“ mit den totalitären Machthabern im Reich der Mitte.

Man sollte also meinen, dass Apple gewarnt gewesen sein müsste. Gerade deshalb kommt die Nachricht so überraschend, dass der US-Hersteller auf Druck der Regierung in Ägypten die GPS-Funktion ihres modischen Flachmanns iPhone abgeschaltet hat.

Wie der ägyptische Blogger Ahmed Gabr auf seiner Website gadgetsarabia.com schrieb, sei GPS in seinem Land ausschließlich für den Militärgebrauch freigegeben. Eine Apple-Sprecherin, die von Noam Cohen von den New York Times zu dem Vorgang befragt wurde, weigerte sich angeblich, etwas über die Hintergründe der Entscheidung ihres Unternehmens zu sagen.

Das ist vor allem vor dem Hintergrund der nun anstehenden Entscheidung interessant, den iPhone auch in China auf den Markt zu bringen. Wir dürfen gespannt sein, welche Version die Chinesen bekommen werden und welche Funktionen erlaubt sein werden.

Man kann sicher darüber streiten, ob es so etwas wie ein Menschenrecht auf GPS gibt, aber eines ist sicher: Informationsfreiheit ist eng verwandt mit Meinungs- und Redefreiheit. Außerdem darf man Firmen wie Apple, Yahoo oder Microsoft mit Fug und Recht daran messen, welche ethischen Grenzen sie sich setzen, wenn es darum geht, mit Staaten ins Geschäft zu kommen, die die Menschenrechte ihrer Bürger missachten.

Es geht auch nicht darum, ob die GPS-Sperre wirksam ist oder nicht. Auf einem ägyptischen iPhone funktioniert zum Beispiel Google Maps wunderbar. Wenn es also nur darum ginge, die genaue Lage von Verteidigungsanlagen geheim zu halten, müsste man also vermutlich alle SmartPhones verbieten.

Wenn das Internet, was viele Menschenrechtler hoffen und erwarten, zu Transparenz und damit auch zu Toleranz und Völkerverständigung beitragen soll, dann muss man jeden Zensurversuch bekämpfen. Gemessen an dieser Latte steht Apple nun ziemlich kleinlaut da.

Eine Antwort

  1. Einmal mehr sieht man, dass es allen nur um den Profit geht. Wenn sich der Herr über einen Massenmarkt wünscht, dass es Einschränkungen für ein Produkt geben soll, dann wird kurz und kühl gerechnet und gleich losgewerkelt.

    Aber vielleicht kann man auch von diesen totalitären Systemen lernen:

    Die deutsche Regierung könnte von der Autoindustrie verlangen, die Kilometerzähler in den Autos, die für den deutschen Markt bestimmt sind, zu demontieren. Dann gäbe es keine Probleme mehr mit der Pendlerpauschale und den ersten 21 Kilometern.

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