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Am Sonntag ist es genau 25 Jahre her, dass die elektronische Post in Deutschland Einzug hielt. Am 2. August 1984 klingelte es im Eingangsfach von zorn@germany und Werner Zorn von der Universität Karlsruhe hatte die erste deutsche E-Mail mit dem schlichten Inhalt „Willkommen im CSNET“ erhalten. Werner Zorn ist der deutsche E-Mail-Pionier, der die ganze Technik überhaupt erst zum Laufen brachte – in Zeiten der zeitgeist-grauen Fernmeldeamts-Lieferwägen und des Fernmeldemonopols auf Drehwählscheibenendgeräte eine wahre Großtat. Werner Zorn erinnerte sich vor etwa zwei Jahren auf tagesschau.de:

„Von der Idee bis zum Zeitpunkt als die E-Mail tatsächlich gesendet wurde, hat es etwa ein Jahr gedauert. Wir brauchten ein Vierteljahr, um das Projekt in Deutschland zu beantragen, noch ein Vierteljahr, um in den USA einen geeigneten Partner zu finden – wir haben das damals mit CSNET gemacht – und dann nochmal ein halbes Jahr, um das ganze technisch und administrativ hinzukriegen.“

Eine E-Mail aus den USA konnte damals schon mal 30 Minuten unterwegs sein. Datei-Anhänge, wie wir sie heute kennen, gab es auch noch nicht. Da hat sich einiges geändert. Heute werden weltweit Tag für Tag zwischen 30 und 100 Milliarden – die Schätzungen gehen da ein wenig auseinander – E-Mails verschickt. .

90 Prozent davon sind nach Angaben der Sicherheitsspezialisten von Sophos Spam-Mails. Anfangs haben uns diese ungebeten Hinweise auf Vergrößerungstechnologien und Finanzanlagen sehr geärgert. Heute filtern wir sie einfach weg. Schade eigentlich: denn im Spam-Filter bleiben auch kleine Kostbarkeiten der elektronischen Dichtkunst unschuldig hängen. Ich habe heute mal vier wirklich wunderbare Spam-Mails herausgefischt. Öffnen traut man sich die Dinger ja nicht, aber die Titel sind einfach ganz große Literatur. Nehmen wir nur einmal das Versprechen „Hilfe zu Ihrem Nieder-Stab“. Mein „Nieder-Stab“ – welch glänzende Metaphorik. Oder den innovativen Produkthinweis „Billiger Und Schneller Geht Nicht – Uhren“. Mein Begehren war schon immer auf schnellere Uhren ausgerichtet. Allein, wo wird man mit einem solchen Kaufinteresse fündig? Auch der Hinweis auf meine Mitarbeiter wäre sicherlich in allen Details lesenswert: „personal@vibrio.de hat zu viel Fett“. Ich dachte mir das immer schon und hab den Hinweis wohl verstanden. Ewig unverstanden wird hingegen der Absender dieser Botschaft bleiben „かせてください“ – auch wenn er verzweifelt seinen Hilferuf gleich dutzendfach in mein elektronisches Körbchen gelegt hat. Da liegt er nun, zwischen Schneller-Uhren, Fett-Kollegen und meinem Nieder-Stab. Alles das verdanken wir Werner Zorn und 25 Jahren E-Mail-Evolution. Danke auch.

3 Antworten

  1. Wir müssen dann auch demnächst mal den Tag feiern, ich glaube es war im Jahr 1995 oder so, als der Mail-Server der Deutschen Telekom in der Nähe von Ulm zusammenbrach und im Radio laufend Durchsagen kamen – die ersten Staumeldungen von der Datenautobahn.

  2. 1995? Hat nicht damals noch die DTAG versucht, DATEX-J als Gegenentwurf zum Internet zu etablieren? Ich denke, dass die Telekom erst frühestens ab 1997 so „systemrelevant“ war, dass es bei ihren Ausfällen zu Radiomeldungen gekommen ist. 1994 konnte sich Helmut Kohl bekanntlich noch nicht mal was unter „Datenautobahn“ vorstellen 🙂

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