restek minitun

Der RESTEK MTUN+

Ja ja, das Internet ist bekannt dafür, dass ständig unzufriedene Konsumenten mit Wut und Häme über schäbige Hersteller herziehen. Die Welt der Blogs ist angefüllt mit kritischen “Prosumern” und Anklägern. Czyslansky liegt ja auch in diesem Punkt immer im Trend. Ich erinnere nur mal an meine leidvolle und an eben dieser Stelle öffentlich gemachte Auseinandersetzung mit der Firma Kaffee Partner.

“Wo bleibt das Positive?” rufen dann ständig gut meinende Freunde. “Es ist doch nicht alles schlecht auf dieser Welt” und “Früher haben wir nicht gejammert, sondern die Dinge in die Hand genommen” – “und geschossen” würde Thomas Bernhard an dieser Stelle einwerfen.

Gemach meine lieben Freunde: heute wird gejubelt und gedankt. Es gibt sie nämlich noch, die Unternehmen, die nicht nur mit Fleiß und Kompetenz gute Produkte entwickeln und fertigen, sondern die einen Kunden-Service bieten, wie ich ihn seit den Zeiten meines ersten Tankstellen-Pächters Leidl nur selten mehr erleben durfte (Jahre lang durfte ich dort beim Bezug des von meinem R4 bevorzugtenTreibstoffs der Marke “Gasolin” anschreiben lassen). Ich schweife ab …

Meine uneingeschränkte Anerkennung gilt heute der Firma RESTEK. Unter dieser Marke bauen geschickte Hände im hessischen Fuldabrück Hifi-Pretiosen:  Verstärker, CD-Spieler, DAC-Wandler und Tuner. Dabei legt man ganz offensichtlich mehr Wert auf funktionale Produkte, gutes Design und beispielhaften Service, als auf Marketing. Denn auch wenn ich anstandshalber hier auf deren Web Site verweise – der Internet-Auftritt ist eher mitleidheischend, RESTEK-Fan auf Facebook kann man auch nicht werden und so wundert es nicht, wenn zumindest in meinem Freundkreis kaum einer bislang von den guten Leuten aus Fuldabrück Notiz genommen hat.

Dabei haben sie Aufmerksamkeit wahrlich verdient – und zwar aus einem einfachen Grund:

Vor drei Jahren war ich bei der Suche nach einem neuen Radiotuner auf RESTEK gestoßen: unter dem Namen Mini-Tun boten sie ein kleines Kästchen feil, das meinen Anforderungen bestens entsprach: Rundfunkempfang über UKW und DAB mit einer unauffälligen und kleinen schwarzen Acryl-Kiste. Zumeist höre ich ja Vinyl, manchmal auch CD, aber seit mehr als 30 Jahren höre ich eben auch regelmäßig Zündfunk auf Bayern 2, gelegentlich Klassik auf Bayern 4, immer wieder mal Nachrichten auf Bayern 5 und samstags selbstverständlich “Heute im Stadion” auf Bayern 1. Der RESTEK Mini-Tun empfing genau das in ordentlicher Qualität ohne sich gegenüber meinem Plattenspieler und meinen Röhrenverstärkern in den Vordergrund zu spielen.

miks musiktruhe im august 2011

Analog ist links, digital ist rechts

Auf DAB, also terrestrisch ausgestrahltes digitales Radio, war ich gestoßen, weil ich einerseits gehört hatte, dass UKW wohl noch vor mir abgeschaltet werden würde und ich andererseits keinerlei Ambitionen auf eine Satellitenschüssel hegte. Auf mein Dach kommt Karlsson und sonst nichts.

Nun aber kam die Politik ins Spiel: noch vor UKW wird plötzlich DAB “heruntergefahren” und Zug um Zug durch den neuen Standard DAB+ ersetzt. Zwar gibt’s noch Programm auf DAB, aber niemand pflegt das Zeug mehr, die Übertragungsraten sind mau und DAB+ kann tatsächlich neben meinem bayerischen Senderbouquet auch noch Deutschlandfunk, DRadio Kultur und –Wissen, sowie die einzig relevante Koch-Sendung: Günther Koch moderiert die Club-Spiele!

Das Problem an DAB+ ist aber, dass mein RESTEK Mini-Tun zwar erst drei Jahre alt, aber im Zeitalter der digitalen Töne schon wieder hoffnungslos veraltet ist. Nun bietet RESTEK aber einen Update-Service für alle Geräte an: man schickt ihnen seinen Verstärker oder Player zu und die Spezialisten in Fuldabrück bauen die gerade aktuelle Technologie ins alte Gehäuse ein. Eigentlich dachte ich immer, dass ich so einen neumodischen Schnick-Schnack niemals brauchen würde: mein Reussenzehn Röhrenverstärker wird seit 1968 beinahe unverändert gebaut und die Technik meines Scheu Schallplattendrehers  ist auch eher auf Jahrzehnte ausgelegt, als auf Updates, Upgrades und Inkompatibilitäten.  Aber gut: machen wir aus DAB DAB+. Meine E-Mail an RESTEK mit der Bitte um ein “Upgrade” meines betagten dreijährigen Mini-Tun wird ebenso prompt wie abschlägig beantwortet: Leider passe die Technik von DAB+ nicht mehr ins ultrakompakte Gehäuse meines Mini-Tun. ;-(

Mein Herz wollte sich schon zur Faust ballen und mein Kopf war bereits mit der Grundstruktur einer neuen Online-Reputations-Massaker-Aktion (ORMA) beschäftigt, da las ich den Nachsatz im E-Mail von Adrianus Elschot, dem Vorstandsvorsitzenden von RESTEK, der offenbar Kunden-Service zur Chef-Sache erklärt hat. In eben diesem Nachsatz bot er mir an, meinen drei Jahre alten Mini-Tun zum vollen Kaufpreis in Zahlung zu nehmen und gegen ein Neugerät MTUN+ zu verrechnen!

Nochmal in Fett zum langsam lesen und verstehen: Ich erhalte ein neues Gerät und RESTEK nimmt mein Altgerät zum vollen Kaufpreis in Zahlung! Verstehen Sie jetzt, warum ich dieses Posting schreibe? Weil irgendjemand mal sagen muss, dass es im kleinen nordhessischen Flecken Fuldabrück ein kleines mittelständisches Technologieunternehmen gibt, dass vermutlich keinen Marketing-Manager hat, bei dem sich aber der Vorstandsvorsitzende um den Kunden-Service kümmert. Und eben weil das so ist, muss man als zufriedener Kunde das Marketing für RESTEK einfach selbst übernehmen. Was ich hiermit tue.

Nachsatz: ich schreibe hier nichts zur Technik und zum Klang des MTUN+. Nur soviel: Er sieht gut aus (siehe oben), klingt um Äonen besser noch als mein alter Mini-Tun und die Anzeige ist groß genug, dass ich auch noch im hohen Alter aus zwanzig Meter Entfernung den Sendernamen problemlos werde ablesen können. Und es gibt ihn auch in Silber – aber wer braucht das schon …

Nachsatz

Czyslansky testet ab und an emotionale und technische Produkte: gründlich und kritisch, aber nach rein subjektiven Kriterien. Bislang erschienen auf diesem Blog folgende Testberichte:

Der Streaming Vollverstärker Advance Playstream A7 im Test – C’est Paris merveilleux
Kaffeemaschine von Kaffee Partner
Radio Tuner von Restek
Fahrrad (Trike) von HP velotechnik
Sony NEX-7 Digitalkamera
Microsoft Surface Tablet PC
Citroen DS 5 Hybrid
Der Audio-Technica ATH-W1000X Kopfhörer am Reussenzehn Röhrenkopfhörerverstärker Harmonie III
Der Tonarm Mörch DP-8 im Test
Dichtung und Wahrheit –
Der RESTEK EPOS+ CD-Spieler im Test

Der Phonovorverstärker RESTEK MINIRIA

Kauf-Tipp: Mobile Kopfhörer für unterwegs

 

13 Antworten

  1. Besten Dank für den erfrischenden Artikel. Es gibt sie doch noch, die Totgeglaubten. Die, bei denen Service mit großem „S“ geschrieben wird. Denen langfristige Kundenbeziehung wichtiger ist als kurzfristiger Gewinn. Beispielhaft.

    Tief im Innern des Landes da leben sie noch . . . Man sollte für solche Firmen einen eigenen Award ausschreiben.

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