09. Mai 2014 – Hamburg

Was wäscht nicht nur sauber sondern rein? Das ist natürlich Ariel. Den Slogan kennt man den 60er Jahren. Damals tauchte Johanna König in weißer Latzhose auf – patent, forsch und eine Mechanikerin mimend – beugte sie sich über die Waschmaschine, zauberte eine Packung Ariel hervor – und zack. Klementine wusste eben, wie man dem Dreck in der Wäsche zu Leibe rückt:


Wie es sich also für ein Waschmittel gehört, holte damals schon Ariel die Fettflecken aus dem Hemd, hoch und heilig von Klementine versprochen. Alles war porentief rein!

Aber Ariel kann noch viel mehr. Ariel holt nicht nur das Fett raus, sondern setzt sichoffensichtlich gern auch mitten rein – ins sprichwörtliche Fettnäpfchen. Das zwar ohne Absicht, aber auch ohne einen Funken Weitsicht oder Sachverstand. Wie anders ist es zu erklären, dass Ariel vor Kurzem eine Aktionspackung in den Handel gebracht hat, die jetzt nicht nur Ziel des Gespötts wird, sondern auch zu ernsthaften Irritationen geführt hat, weshalb Ariel das Produkt ab sofort nicht mehr ausliefert.

Worum geht es?

Um Fussball.
Das ist angesichts der WM, die vor der Tür steht, kein Wunder. Und da man als Markenartikler zwar kräftig mitverdienen will, aber weniger kräftig Lizenzgebühren als offizieller Partner der Verbände bezahlen will, sucht man eben nach Hintertürchen. Das machen alle. So auch Procter & Gamble. Blöd ist, dass die Aktionspackung ein weißes Trikot ziert, dass  in Anlehnung an die deutsche Nationalmannschaft eine schwarze Rückennummer trägt. Noch blöder aber ist, dass diese Nummer nicht im Kader vergeben ist (was vermutlich beabsichtigt war, weil man sich gar nicht erst mit dem Inhaber dieser Nummer und dessen Rechtsvertretern oder leidenschaftlichen Fans oder Gegnern des betreffenden Spielers auseinandersetzen wollte). Unter all den zur Vergügung stehenden Zahlen war es wohl am allerblödesten, ausgerechnet die „88“ zu wählen:
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Genau das aber haben die Marketingexperten und Packungsdesigner gemacht. Nun steht die „88“ als Symbol für den Hitlergruß – zweimal die 8, zweimal im Alphabet das HH. Das weist als Code auf „Heil Hitler“ hin. Diese Codes sind hinlänglich bekannt und können selbst bei Wikipedia nachgelesen werden. Das Ganze wäre ja vielleicht noch als Unwissenheit endschuldbar, wenn nicht fortwährend die Medien bei den Fan-Shops Trikots bestellen und diese mit „88“ beflocken“ lassen, nur um zu testen, ob der Verein das macht oder nicht. So hat beispielsweise der MDR problemlos ein 88-er Trikot bestellen können, lediglich der BVB und Bayern München lehnten Bestellungen dieser eindeutig rechten Trikots ab. Wer aber auf den Fußballzug aufspringen und kräftig mitverdienen will, sollte sich wenigstens ein wenig mit der Materie auseinandersetzen. Das haben die Strategen von P&G vor lauter Begeisterung der zu erwartenden Umsätzen ganz offensichtlich versäumt. Und da steht sie nun im Handel: Ariel 88. Für ein porentief reines Deutschland.

Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt, denn das Schema des nun Folgenden ist allseits bekannt.

1. Ein Kunde sieht eine Packung und lädt ein Foto bei Faxcebook hoch. Daraus folgt:

2. Empörung, Empörung, Empörung via Facebook und Twitter. Ein Shitstörmchen wehr wie ein laues Lüftchen durch die deutschen Communities. Dazu kommt jede Menge Hohn und beißender Spot. Da den Meisten wohl klar ist, dass hier keine Absicht sondern nur Dummheit vorliegt, kommt es nich zu weiteren Erregungen wie dem ansonsten üblichen Produktbyaokottaufruf. Statt desswen wird darüber sinniert und gekaulert, warum man als Hamburger noch mit HH-Kennzeichen herumfahren darf, für wen eigentlich „Ariel Black“ entwickelt wurde usw. usw.

3. Procter & Gamble zieht das Produkt aus dem Mark zurück bzw. stoppt die weitere Auslieferung und entschuldigt sich:

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4. Die Medien wittern den unvergleichlichen Duft eines Skandals und greifen das Thema auf…

… und gemeinsam jagen alle am nächsten Tag die nächste Sau durch’s Dorf.

Derweil darf die „Feuerstätte Gottes“ (nichts anderes bedeutet Ariel aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzt) sich wieder dem Kampf gegen die Flecken auf weißen Westen widmen, der eigenen inklusive.

Bilder: Twitter-Screenshots

3 Antworten

  1. Lassen Sie uns bitte eines vorneweg stellen: Procter & Gamble ist Werten wie Toleranz, Respekt, Vielfalt und Menschlichkeit verpflichtet. Das gezeigte Foto und der Blog-Post beziehen sich auf eine Sonderaktion zu einem Ariel Vorteilspack zum Fußballsommer mit 83 + 5 Waschladungen. Die Zahl 88 im Packungsdesign bezieht sich allein auf die addierte Zahl der Waschladungen. Wir bedauern es sehr, wenn es zu falschen Assoziationen kommen kann und distanzieren uns ENTSCHIEDEN von jeglichem rechten Gedankengut. Ziel der Aktion war allein das Ergebnis der auf der Packung angegebenen Rechenaufgabe 83 + 5 gut sichtbar darzustellen. Es war niemals unsere Absicht zu provozieren. Die Sonderedition wird bereits seit Montag nicht mehr ausgeliefert.

    Das Team von Ariel

  2. Respekt, schneller Kommentar bei uns im Blog!

    Die PR-Abteilung hat eindeutig mehr drauf, als die Kollegen vom Marketing. (liegt bestimmt daran, dass sie anscheinend Czyslansky-Leser sind 😉 (Social-Media-Monitoring blende ich jetzt einfach mal aus.)

    – und wenn es euch tröstet: „There is no bad publicity“

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