Manchmal ist es wie bei Schlangen – zurück bleibt nichts als eine leere Hülle.

Das Produkt war genial – ein tragbares Musikabspielgerät, digitalisierte Songs, ein Display, eine sehr einfache Bedienung und das Ganze ultradünn und kaum größer als eine Kreditkarte: Der iPod-Nano der ersten Generation. Ein perfektes Männerspielzeug, elegant und funktional zugleich. Weiterentwickelt aus den ersten iPods und 2005 erstmals vorgestellt. Das perfekte Geburtstaggeschenk für so Typen wie mich – und ich war nicht wenig stolz, einen der ersten iPod Nano zu besitzen – selbstverständlich mit meinem Namen eingraviert.
Als stolzer Besitzer und noch wenig vertraut mit iTunes erwies sich allerdings die Synchronisation mit der Mediathek am Computer nach einigen Monaten Betriebszeit als ein großer Anfängerfehler: Als ich dem Gerät auf seine Bitte hin das erste (und damit auch letzte) Mal erlaubte, sich zu synchronisieren, war alles wieder auf Anfang. Denn ich hatte längst alte Songs aus der Mediathek gelöscht, meine Töchter hatten längst ihre CDs in die dem Familienrechner in iTunes eingespielt. Dass der Nano von verschiedenen Rechnern und damit verschiedenen Mediatheken befüllt worden war, kam erschwerend hinzu. Fehler, die man nur einmal macht. Ist lange her. Aber…


weitaus ärgerlicher an diesem wunderbaren Spielzeug war, dass der Akku relativ schnell schwach wurde. Trotz maximaler Aufladezeit reichte es kaum noch, die Wartezeit vor dem Boarding am Flughafen musikalisch zu versüßen – an Bord war es dann ganz vorbei. Nur mit elektrischer Dauerinfusion funktionierte das gute Stück. Der Nano am Tropf der Steckdose? Das ist natürlich nicht Sinn der Sache.
Ein Problem, mit dem ich nicht allein da stand. Offensichtlich war der Apple-Konzern von Beschwerden dieser Art überhäuft werden. Jedenfalls entschloss man sich im November 2011, eine Rückrufaktion zu starten. Czyslanky Kollege Broywies mich dankenswerterweise darauf hin, als ich den Nano schon längst hatte in den Müll werfen wollen. Gut, dass ich es nicht getan habe!

Alles neu, alles gut, oder?

Der Umtausch war enorm praktisch und enorm einfach: Online die Produktionsseriennummer eingeben, Apple checkt, ob das Gerät zu den brustschwachen Exemplaren gehört und alles weitere geschieht fast wie von selbst. Und tatsächlich passiert das auch: Drei Tage später sind eine Versandtasche und ein UPS-Abholauftrag in der Post. Eine Woche später kommt per Post ein brandneues Gerät – selbstverständlich das neueste Nano-Model, 4 GB mehr Speicherkapazität als die erste Generation. Noch kleiner, noch eleganter, noch besser als Spielzeug geeignet, oder als Clip am Gürtel oder am Arm als Uhrersatz.
Soweit so einfach. Nur die umfangreiche Musiksammlung auf das neue Gerät zu bekommen, stellt für einen Fünf-Daumen-Menschen wie mich wieder eine fast unüberwindbare Hürde dar. Es ist ja nicht so, dass Apple mich nicht zigfach aufgefordert hätte, ein Backup zu machen, denn selbstverständlich ist das neue Gerät jungfräulich und das alte wird verschrottet.
Doch gestaltete sich das Backup als schwierig:  Die Backup-Funktionen im iTunes wollten partout nicht, wie ich wollte und meine Geduld sowieso nicht.
Was also macht der Mann von Welt? Er sucht sich Hilfe, Männer können schließlich problemlos zugeben, wenn sie von etwas keine Ahnung haben und nicht mehr weiter wissen. Doch leider konnten weder IT-Spezialisten noch Spezln meine Mukke (versteckter Hinweis auf das wahre Alter des Autors) auf den Rechner zurückführen. Als letzter Rettungsanker frage ich also Google. Denn die wissen alles.
Stimmt. Google leitet mich auf eine Seite, in der ich die Software ICloner herunterladen darf. Natürlich kostenlos – darauf achte ich ganz besonders. ICloner verspricht, BackUps der meisten Apple-Geräte anzulegen. Problemlos, störungsfrei und schnell. Wie so oft bin ich begeistert als ich die Seite überfliege, lese flüchtig alles. Nicht dass ich es nicht kann, aber das Englische ermuntert nun nicht gerade, alles doppelt und dreifach zu lesen.

Schaut doch eigentlich ganz nett aus, oder?

Außerdem sind die Benotungen gut (Fünf Sterne von anderen Usern) und die Kommentare sind voll des Lobes. So viele können nicht irren, also her damit: Kostet ja nichts. Und tatsächlich: Mit nur drei Klicks ist das Backup gestartet. Et läuft, et läuft! Begeistert sehe ich zu, wie die Datei wächst, wie Track für Track in das Backup geladen werden.
Doch Surprise, Surprise: Als nach einer Woche der neue iPod Nano da ist, und ich voller Freude meine Musik wieder aufladen will, geht’s nicht. Nicht, dass das Backup schadhaft wäre, nicht dass der neue Nano sich dem verweigern würde. Der Haken ist ein anderer: Das Fahren eines Backups ist natürlich kostenlos. So stand’s ja auch der Seite. Eine Datei wurde angelegt, die allerdings mit nichts anderem als mit ICloner einzulesen ist.
Dann aber kommt der Haken: Für das Hochladen verlangt der Software-Anbieter eine zärtliche Bezahlung von US$ 19,90. Warum auch nicht? Schließlich wird hier ein ganz anderer Dienst angeboten: Das „Restoring“. Das stand sicher irgendwo klein auch auf der Seite. Gesehen habe ich es natürlich nicht. Dumm gelaufen und selber schuld! Wer lesen kann… ach, das wissen Sie ja selbst.
Jetzt also blieben zwei Möglichkeiten: Zahlen und hoffen, dass mit der lizenzierten Plus-Software mein Nano das Backup annimmt und alles ist wie früher.
Oder ich lade nach und nach aus hunderten von CDs all das auf den Nano, was ich eigentlich gern hören möchte, abzüglich natürlich der Titel, an die ich nicht mehr so ohne Weiteres herankomme, es sei denn, ich kaufe sie bei iTunes.

So – und nun raten Sie, was ich getan habe…

3 Antworten

  1. Ein echter Apple-User kauft selbstverständlich alles bei iTunes neu. Damit schlägt er glich mehrere Fliegen: Erstens investiert er in Apple; zweitens hat er eine Absicherung für den nächsten Nano (denn auch der aktuelle hat keinen unbegrenzt haltbaren Akku); drittens kann er Apple mitteilen, was er hört. Außerdem macht das Kaufen bei Apple einfach Spaß.
    Sieht er sich jedoch nicht gegenüber Apple ausgeliefert, liest er all seine CDs mit einer besseren Software (EAC) ein uns speichert alles auf dem PC bzw. einer externen Festplatte. Von dort synchronisiert er auf die mobilen Geräte.

  2. Sie haben die hunderte CDs durchwühlt und dabei wieder Alben und Lieder entdeckt, welche Sie bereis aus ihrem musikalischem Gedächtnis geschmissen hatten und nun zu den lieblingen zählen?

  3. Zahlen! Weniger als 20 Dollar sind wenig Lehrgeld für (mindestens) zwei Learnings:

    – Nicht alles, was Apple so treibt ist toll
    – Nach dem Backup besser gleich mal ein Restore probieren.

    Für Learning Nummer 2 wurde schon dramatisch mehr ausgegeben. Davon mal abgesehen sind vier Gigabyte Musik ja nun wirklich nicht viel.

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