Du warst derjenige, mit dem ich einen großen Teil meiner Kindheit verbracht habe. Im Sommer waren wir jeden Tag draußen und haben auf der „Alten Straße“ Fußball gespielt. Die „Alte Straße“ war die Wiese hinter den Häusern der Siedlung. Zwei Steine markierten das Tor, das einer von uns hütete. Der andere war eine komplette Mannschaft: Popp auf „Schtröööhl“, weiter auf Nüssing, auf Brungs – aber Wabra im Kasten hielt natürlich. Eingefleischte Glubberer wissen, welcher Verein da auf der Rumpelwiese Modell stand.
Im Winter saßen wir auf zwei Stofftieren und ritten als Old Shatterhand (das warst Du) und Winnetou (das war immer ich) der Sonne entgegen. Deine Mutter brachte uns Kool-Aid in bunten Plastikbechern, die so taten, als seien sie ausgehölte Ananas. Das Zeug kam von den in der Nähe stationierten Amerikanern und schmeckte irgendwie nach glibberig-klebrigem Hostalen, PVC oder Plaste und Elaste aus Schkopau – also himmlisch. Und es sah auch so aus und schimmerte in allen Farben der chemischen Industrie.
Im Wald beim Fischhaus hatten wir eine Hütte gebaut während „Tante Marie“ auf der Bank am Waldrand Socken strickend Wache schob. Und am Eichenbächle, das natürlich nichts anderes als der Mississippi war, hielten wir in unserem Unterschlupf Ausschau nach den wilden Tieren jenseits des großen Stroms. Sie gaben gefährliche Töne von sich, die nur ganz entfernt so klangen wie das Gegacker der Hühner vom Bauer Geisselsöder.
Irgendwann haben wir uns dann aus den Augen verloren und sind verschiedene Pfade gegangen. Jetzt bist du mir voran geritten. Du warst mir über viele Jahre der wichtigste Kamerad. Danke dafür.
Diese Woche ist Peter gestorben.
Danke, Mick, dass Du diese sehr persönlichen Erinnerungen mit uns teilst. Es ist schmerzhaft und tröstlich zugleich, einen Nachruf auf Freunde der Kinderzeit schreiben zu müssen.
Wir kommen ja jetzt leider öfter in diese Situation.
Lieber Michael,
Dein anrührender Nachruf hat mich nachdenklich gestimmt, da die Einschläge auch bei uns näher kommen. Zugleich hat mich Text und Bild an meine eigene Kindheit erinnert, die ähnlich geprägt war. Auch ich trug eine solche ‚Sepplhose‘, wie meine Mutter immer sagte. Sogar bis in das Jugendalter — dann aber eine modernisierte Variante ohne Hosenträger und mit Reißverschluss am ‚Hosentürl‘. Die Hose hielt sogar den Stacheldraht beim Klettern über Weidezäune und Mauern aus. Eigentlich schade, dass dieses zentrale Kleidungsstück unserer Kindheit heute nur nach folklorischen Charakter hat.