Na, welches Tablet hätten Sie gerne?

Wir Blogger hatten bekanntlich beim größten Medienexperiment aller Zeiten (GMAZ) in Berlin ziemlich viel Zeit, die jeder auf seine Weise totschlug. Nachdem man mehr oder weniger einstimmig (nämlich mit der Stimme von Projektchef Frank Schmiechen) beschlossen hatte, auf eine Aktualisierung zu verzichten und die „Scroll Edition“ der „Welt Kompakt“ weitgehend aus Stehsatz zu basteln, haben manche Blogger das getan, was sie ohnehin am besten können, nämlich über das Ereignis (oder über Gott weiß was sonst) gebloggt. Ich hingegen habe die Gelegenheit genutzt, einen längst überfälligen Vergleichstest zu starten, nämlich: „Tablett gegen Pad“.

Anlaß war der Mega-Hype, der seit Wochen um Apples „iFlounder“ herrscht, wie aufmerksame Czyslansky-Leser den „iPad“ umgetauft haben, und um den angeblich Menschen tagelang angestanden sind wie einst nach Tickets für ein Beatles-Konzert (ja, liebe Blogger-Jünglinge und -Maide, so weit kann ich mich noch zurück erinnern!). Und da in den Räumen der Springer-Akademie dankenswerterweise gleich zwei prominente Vertreter der Gattung „Tablett“ vorhanden waren, schritt ich sofort zur Tat, um die bislang offene Frage zu beantworten: Welches Tablett-Modell ist für mich das Richtige?

Gegeneinander traten an: Ein frisch eingeflogenes iPad und ein ganz gewöhnliches Getränketablett, dass der nette Kellner verwendet hatte, um die reichlichen Erfrischungsetränke heranzuschaffen für die leicht unterforderten Blogger, die an diesem heißen Junitag bei offenbar abgeschalteter Klimaanlage in der guten Redaktionsstube herumsaßen und schwitzten. Hier der Bericht:

1. Aussehen: Hier ging das Tablett eindeutig als Sieger aus der Wertung hervor. Der iPad strahlt zwar schickes Designerschwarz aus, aber gegen das farbenfrohe Versprechen des Tabletts, das für eine mir bislang allerdings unbekannte Biermarke namens „Friedrichshain“ warb, konnte da Flachstück von Steve Jobs nicht anglänzen. Zumal das Tablett Spritzigkeit versprach, das iPad dagegen nur die gleichen langweiligen Websites, die ich daheim am PC auch serviert bekomme. Also: 1:0 für das Tablett.

2. Bedienung: Auch hier klare Vorteile für das klassische Modell. Beim iPad sucht der Newbie vergebens nach einer Möglichkeit, das Gerät seinem eigentlichen Bestimmungszweck zuzuführen. Erst nach längerem Herumfummeln entdeckt man am unteren Rand einen Knopf, der auf festen Fingerdruck hin das Gadget in Funktion setzt – allerdings nur, um einen seltsamen virtuellen Schieberegler erscheinen zu lassen. Während man nun darüber nachsinnt, was das wohl soll, schaltet sich das Gerät nach ein paar Sekunden wieder aus. Beim zweiten oder dritten Versuch wird es auch dem digital Unbedarften wohl dämmern, dass er jetzt nochmal tätig werden muss, um nämlich durch eine Gleitbewegung der Fingerkuppe über die Bildschirmoberfläche diese simulierte Taste nach rechts zu verschieben, woraufhin das Gerät sich innnerlich in Bewegung setzt. Ganz anders das Tablett, dessen Verwendung sich selbst dem technologischen Laien auf Anhieb erschließt. Das ist echte Benutzerfreundlichkeit: Das Ding einfach in die Hand nehmen, und schon kanns losgehen! 2:0 für das Tablett.

3. Inhalte: Hier ist das iPad ganz in seinem Element. Hat man erst einmal den Dreh raus (und eine Verbindung zum Springer-WLAN hergestellt, was allerdings erst nach einigen Stunden gelang, weil anfangs die notwendigen Benutzernamen und Passwörter fehlten), erschließt sich einem die ganze bunte Welt des Internet. Das heißt: fast die ganze Welt. Wem es nichts ausmacht, dass ihm die rund 70% aller Web-Games und 75% aller Web-Videos, die in Flash programmiert sind, für ewig verschlossen bleiben, der kann jetzt nach Herzenslust surfen. Das Tablett dagegen blieb sozusagen „content-mäßig“ arg eingeschränkt: Außer ein paar kühle Getränke, die man zudem erst mühsam aus dem Kühlschrank holen muss, lässt sich auf ihm nur Belangloses darstellen, zum Beispiel Kekse, Schnittchen oder seltsam grünliche Currywurst-Stücke, von denen man uns Bloggern allerdings reichlich zur Verfügung gestellt hatte. Das iPad holt auf: nur noch 2:1.

4. Ladekapazität: Hier hatte das  Tablett wieder klar die Nase vorne. Während wir es in der Spitze schafften, 16 Flaschen Cola auf das Tabelett zu laden, war beim iPad schon nach 9 Flaschen Schluss. Also:  3:1.

5. Stromverbrauch: Das iPad, das wir im Test hatten, gab nach etwa zwei Minuten den Geist auf – man hatte ihn offenbar bereits in Bertrieb und leider dann vergessen, ihn aufzuladen. Das Tablett hingegen funktionierte über die gesamte Betriebsdauer einwandfrei und musste nicht einmal zum Aufladen ans Netz. 4:1 für das Tablett.

6. Preis/Leistung: Zum Ermitteln des marktgängigen Preises der beiden Kontrahenten haben wir uns auf eBay verlassen. Dort tauchen die billigsten iPads als Neuware für rund 500 Euro auf. Gebrauchte Geräte sind schon ab 181 Euro zu haben. Hier konnte das Tablett voll auftrumpfen: Schon für 1 Euro hätten wir ein vergleichbares Exemplar mit folgender Beschreibung bekommen: „Aus einer Haushaltsauflösung biete ich ein sehr gut erhaltenes Porzellantablett mit einem hübschem Dekor an. Es hat die Maße von ca. 20 x 12 cm, ist unbestoßen und ohne Risse, das Dekor befindet sich in einem sehr gutem Zustand.Am Unterboden trägt es die Aufschrift Winterling Röslau Bavaria.“ Klarer Punkt für das Tablett.

Bavaria kontra Cupertino – da war schon klar: 5:1 gewinnt das gute, deutsche Tablett in unserem großen Vergleichstest. Womit hoffentlich die Frage ein für allemal beantwortet ist, nämlich: Welches Tabelett soll ich kaufen? Das iPad jedenfalls nicht…

3 Antworten

  1. lieber tim,
    ist dir eigentlich die subversive kraft bewusst, die hinter der darreichung gekühlter getränke ausgerechnet auf einem „tablett“ im rahmen des weltkompakt-projekts steckte? überleg doch mal: die weltkompakt erscheint normalerweise im nordischen format. durch die drehung das layouts in die horizontale aber erschien die blogger-ausgabe quasi im halbnordischen format. und wie nennt man das halbnordische format auch? richtig: tabloid-format. das tablett reichte man euch doch nur, um euch auf die sprünge zu helfen und die logik hinter dem seltsam anmutendem scroll-editions-format zu erkennen: das tabloid-format als ganz und gar billige anwanze an apples i-pod. genialer schachzug des springers. ganz und gar genial. und keiner hats gemerkt. i-pad / tablett /tabloid … du warst schon auf der richtigen fährte, lieber tim …

  2. Ich beantrage hiermit dass Punkt (3) nochmal, und in Zeitlupe, und so…

    Obwohl das traditionelle Tablett vielleicht relativ spaerlich aus der Box kommt, ist es danach universell beladbar.

    „Kannste mir da mal AutoCAD drauftun?“

    Tablett: „Klar, leg die Disc einfach zwischen das Glas Polski Ogorki und den Tomatensalat.“

    iFlounder: „Nee, das is nich kompatibel“.

    Vielleicht nicht ganz 6:0, aber definitiv 5,5:0.

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