Wireless-Technologie und „always on“ Internet werden die Art und Weise verändern, wie wir arbeiten, leben, lieben und uns selber sehen: 10 Thesen zum Thema „Der Mobilmensch“

1. Der „Road Warrior“ von gestern war wie ein Astronaut, der seinen eigenen Sauerstoff mit sich führen musste. Statt ihn zu befreien, hat ihn das Gewicht seiner mitgeschleppten „Gadgets“ – Laptop, PDA, Mobiltelefon – gefesselt. Der Techno-Beduine trägt sein Wasser nicht mit, weil er weiß, wo er eine Oase findet.

2. Diese neue Freiheit verändert alles: Der Online-Nomade findet immer eine Möglichkeit, sich einzuwählen. Als echter Mobilmensch hat ein anderes Verhältnis zu Zeit, Ort und zu anderen Menschen als sein stationärer Zeitgenosse. Mobilität verändert nicht nur unser Verhalten, es verändert auch unsere Sprache – und damit unser Denken.

3. Während stationäre Menschen immer mehr Papier produzieren, reist der Techno-Beduine stets mit leichtem Gepäck. Er druckt nichts mehr aus, sondern speichert wichtige Dokumente entweder auf seinem mobilen Gerät oder auf einem Server daheim oder in der Firma. Für ihn ist das papierlose Büro heute schon längst selbstverständlich.

4. Der Mobilmensch kümmert sich nicht mehr um Technik. Die Technik ist da, sie funktioniert, er benützt sie als selbstverständlichen Teil seiner Umwelt. Einen Blackberry oder iPhone zu bedienen setzt kein hohes Maß an technischen Vorkenntnissen voraus – man macht es einfach. Damit fällt die letzte Hürde auf dem Weg zur totalen Mobilität.

5. Der Techno-Beduine hat kaum Ähnlichkeit mit dem alten „Telearbeiter“ von gestern, der nach wie vor an einen festen Arbeitsplatz – eben das „Home Office“ – gebunden war. Die Folge war oft soziale Vereinsamung und berufliche Unzufriedenheit. Der Mobilmensch von heute benötigt nicht einmal mehr einen Schreibtisch. Er arbeitet, wo es ihm gefällt: Bei Starbucks oder MacDonalds, im Bahnhof oder Flughafen, im Park oder in irgendeinem Büro – es muss nicht der eigene sein.

6. Der Techno-Beduine braucht deshalb kein eigenes Büro mehr. Johnathan Schwartz, der CEO von Sun, hat sein festes Büro inzwischen aufgegeben und arbeitet, wo er gerade ist. Mit seiner Sekretärin hält er per Telefon und E-Mail Kontakt. Allerdings muss ein solches Zusammenspiel zwischen Mobilmenschen geübt werden und muss nach festen Regeln ablaufen, weil sonst die persönliche Produktivität leidet.

7. Der Techno-Beduine hat keine festen Arbeitszeiten. Dafür hat sein Arbeitstag 24 Stunden. „Wer für sich selbst arbeitet, hat einen Tyrannen als Chef“, sagt Paul Saffo vom Institute for the Future. Das kann zu Spannungen in der Familie führen („kein Blackberry im Bett!“) und zu Überforderung, wenn der Mobilmensch nicht strikte Disziplin übt, um Beruf und Privatleben zu trennen.

8. Schlimmstenfalls droht Suchtgefahr, wenn „Crackberries“ (Menschen, die unter dem Zwang leiden, dauernd ihren E-Mail-Eingang auf dem mobilen Internetgerät zu prüfen) in der Hoffnung, zwischen dem vielen Spreu der Spams den seltenen Weizenkorn relevanter Kommunikation zu finden.

9. Die meisten Mobilmenschen müssen erst noch lernen, dass mehr Information nicht zwangsläufig zu besseren Entscheidungen führt. Techno-Beduine zeichnen sich die die Fähigkeit aus, Informationen rasch zu filtern und sich nur die Dinge zu merken, die für sie wirklich wichtig sind. Und wenn er etwas wissen will, dann weiß er, wo er es im Internet findet.

10. Architekten, Städteplaner, Gastwirte, Flughafenbauer und Hoteliers müssen sich auf die veränderten Bedürfnisse von Online-Nomaden besser einstellen. Der Techno-Beduine braucht nur eine Steckdose und einen Hotspot. Wer ihm diese beiden Dinge bietet, hat Chancen, ihn als Kunde zu gewinnen. So werden sich in den kommenden Jahren vielfältige neue Geschäftsmodelle ergeben, die auf Dienstleistungen für Mobilmenschen basieren.

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