Czyslansky liest

Ich liebe Bücher. Und ich lese sie noch immer ausschließlich in gedruckter Form, also tote Bäume. Und ab und an schreibe ich über Gelesenes. Heraus kommen dabei selten klassische Buchbesprechungen, eher schon kleine Erfahrungs- oder besser Erlesungsberichte. Wer sich für den Inhalt der Bücher interessiert, der muss diese schon selbst lesen. Walter Benjamin meinte einmal, echte Polemik nehme sich ein Buch so vor, wie ein Kannibale sich einen Säugling vornehme. Eben mit liebevoller Zuneigung. So nähere ich mich jedem neuen Buch. Lüstern schmatzend. 

Vor einiger Zeit habe ich einmal in hundert aufeinander folgenden Tagen 100 Bücher von 100 Autoren auf Facebook und Instagram vorgestellt. Die dabei entstandenen kleinen Texte habe ich auf Czyslansky zu „Literarischen Quintetten“ zusammengefasst.

Noch ein Tipp: Bücher gibt es in allen guten Buchhandlungen. Und wenn es bei Euch vor Ort keine Buchhandlung mehr gibt, dann kann man fast alle hier besprochenen Werke beim sozialen Buchhandel buch7 online bestellen. Der ist fair und von jeder Bestellung wird  ein kleiner Anteil für einen sozialen Zweck abgeführt. Man muss wirklich nicht bei Jeff kaufen …

waldviertel

Josef Haslinger: Der Tod des Kleinhäuslers Ignaz Hajek – Buchvorstellung. Mit Haslinger im Waldviertel

Josef Haslinger: Der Tod des Kleinhäuslers Ignaz Hajek – Buchvorstellung. Mit Haslinger im Waldviertel Es ist bitter, im Münchner Speckgürtel aufzuwachen, nachdem man die ganze Nacht mit Josef Haslinger im Waldviertel verbracht hat. Aber das kommt davon, wenn man sich abends im Bett von einer dieser wunderbaren Novellen entführen lässt: „Der Tod des Kleinhäuslers Ignaz Hajek“ ist bei Fischer gemeinsam mit der Kurzgeschichte  „Die mittleren Jahre“ erschienen.  Die meisten werden Josef Haslinger nur von seinem „Opernball“ kennen, jenem skurrilen Massenmord, bei dem 3.000 Besucher des Wiener Opernballs inklusive Bundeskanzler, Bundespräsident, einer illustren Schar Minister und ein Mörtel ums Leben kommen. Das ist schade, denn Haslinger hat viele bezaubernde Dinge geschrieben, etwa den Roman „Das Vaterspiel“, der mich nachhaltig beeindruckt hat. Der Kleinhäusler Ignaz Hajek aber, entstanden schon 1985, also weit vor den großen Romanen, hat mich völlig geflasht und eine ganze Nacht ins harte österreichische Waldviertel entführt, in eine Gegend,

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Literarisches Quintett

Literarisches Quintett XIV: Trunkenes: Hemingway, Kaminer, Numminen, Rowohlt, Seidl L.M.

Literarisches Quintett XIV: Trunkenes: Hemingway, Kaminer, Numminen, Rowohlt, Seidl L.M. Bücher machen süchtig. Das haben sie mit Alkohol gemein. Und es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten: Sie sind Fluchttüren in ferne und fremde Welten und wunderbare Mittel zum Eskapismus. Und sie sind reine Erkenntnisquellen und wundersame Vergrößerungsgläser: wer gewillt ist etwas zu sehen, wird garantiert das sehen, was er will und zwar viel größer nach ihrem Genuss, als zuvor. Dass großartige Schriftsteller häufig auch großartige Trinker waren und sind, ist deshalb kein Zufall. Deshalb möchte ich heute fünf Bücher vorstellen, die zumindest trunken machen. Und es sind fünf Bücher, von denen ich mir nicht vorstellen kann, dass sie in nüchternem Zustand verfasst worden sind. Bei einigen weiß man es, bei anderen ahnt man es.  Ernest Hemingway: „Der alte Mann und das Meer““ Bücher über das Meer habe ich hier wahrlich schon viele vorgestellt (Vergleiche: „Bücher, die nach Fisch stinken„). Insofern ist

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bibliothek

Literarisches Quintett XIII: Lieblinge von A bis W: Auster, Hein, Mankell, Schneider, Wondratschek

Literarisches Quintett XIII: Lieblinge von A bis W: Auster, Hein, Mankell, Schneider, Wondratschek „Lieblinge von A wie Auser, Paul bis Wondratschek, Wolf“. Eigentlich könnte diese Ausgabe des Literarischen Quintetts auch „Alte Freunde“ heißen. Schließlich möchte ich heute fünf Autoren vorstellen, die ich schon vor vielen Jahren kennengelernt habe und denen ich über die Jahre die Treue gehalten habe. Und so ganz selbstverstädlich ist das ja nicht, denn als Jugendlicher liest man oft anderes, denn als Herr in den besten Jahren … Freilich, gute Autoren gehen fast immer. Goethes Wahlverwandtschaften habe ich in der Schule gelesen und erst vor wenigen Monaten zum vierten Mal. Und Brecht und Böll haben mich auch mein Leben lang begleitet. Aber eben auch Wondratschek. Und Auster, Hein, Mankell und Manzoni begleiten mich nun auch schon seit vielen Jahren durchs Leben. Sie gehören zu meinem ganz persönlichem Kanon der hundert Autoren, die ich Euch in dieser kleinen

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bücher

Literarisches Quintett XII: Gereimtes von Bachmann, Fried, Hikmet, Neruda und Villon

Literarisches Quintett XII: Gereimtes und Ungereimtes von Bachmann, Fried, Hikmet, Neruda und Villon Man kennt das ja: „1,2,3, Test, Test, Test …“ So tönt es oft aus Bühnenlautsprechern, wenn die Technik vor Veranstaltungsbeginn gestestet wird. Ich habe es mir angewöhnt bei Mikrofontests Gedichte zu rezitieren. Meistens führt dies zu sehr seltsamen Reaktionen. Ich rezitiere nämlich aus dem Gedächtnis. Ja, ich lerne manchmal Gedichte auswendig. Freiwillig. Ohne Zwang. Nicht um mich vor Altersdemenz zu schützen. Nein, einfach aus Spaß. Im Urlaub. Oder wenn ich arg im Stress bin. Einfach zur Entspannung. Für langwierige Soundchecks gibt es einige Favoriten, allen voran das Wintermärchen von Heinrich Heine. Das ist lang genug für so ziemlich jeden Technik-Test. Und nein, ich kann nicht alle Kapitel aus dem Gedächtnis rezitieren, aber bis zu „Ja, Zuckererbsen für jedermann,sobald die Schoten platzen!Den Himmel überlassen wirden Engeln und den Spatzen.“ komme ich immer. Ich liebe eben Poesie, Gereimtes und

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Harry Walter Bilder knistern

Harry Walter: Bilder knistern – Buchvorstellung

Harry Walter liest in den Fotografien fremder Menschen „Nicht der Schrift-, sondern der Photographieunkundige wird, so hat man gesagt, der Analphabet der Zukunft sein.“ So schreibt Walter Benjamin in seiner „Kleinen Geschichte der Photographie“. Fotografien muss man lesen. Man muss verstehen, was sie ausdrücken. Und sie drücken stets mehr aus, als das, was der Auslöser, der Fotografierende beabsichtigte. Sie sind Ausdruck ihrer Zeit, der gesellschaftlichen Umstände und Machtverhältnisse, in der sie entstanden sind. Wer Fotografien liest, der versteht den Zeitgeist, der sich in ihnen verbirgt. Ich liebe es Fotobücher, Fotoalben und Dias anderer Menschen zu betrachten. Und deshalb liebe ich dieses Buch. Denn Harry Walter ist wie ich dem Knistern der Bilder vefallen. Das „Knistern“ ist der Nachhall jener vergangener Epochen, aus den Bildern zu uns sprechen. Freilich muss man Fotografien lesen können. Harry Walter kann lesen. Vom Knistern der Bilder „Fotos werden gemacht, um einen Augenblick für die Nachwelt

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Michael KauschCzyslansky wurde 2008 von Sebastian von Bomhard, Alexander Broy, Tim Cole, Alexander Holl, Michael Kausch, Hans Pfitzinger, Lutz Prauser, Ossi Urchs und Christoph Witte als gemeinsames Projekt ins Leben gerufen. Seit 2017 führt Michael Kausch das Blog alleine weiter.

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