Czyslansky liest

Ich liebe Bücher. Und ich lese sie noch immer ausschließlich in gedruckter Form, also tote Bäume. Und ab und an schreibe ich über Gelesenes. Heraus kommen dabei selten klassische Buchbesprechungen, eher schon kleine Erfahrungs- oder besser Erlesungsberichte. Wer sich für den Inhalt der Bücher interessiert, der muss diese schon selbst lesen. Walter Benjamin meinte einmal, echte Polemik nehme sich ein Buch so vor, wie ein Kannibale sich einen Säugling vornehme. Eben mit liebevoller Zuneigung. So nähere ich mich jedem neuen Buch. Lüstern schmatzend. 

Vor einiger Zeit habe ich einmal in hundert aufeinander folgenden tagen 100 Bücher von 100 Autoren auf Facebook und Instagramm vorgestellt. Die dabei entstandenen kleinen texte habe ich auf Czyslansky zu „Literarischen Quintetten“ zusammengefasst.

Noch ein Tipp: Bücher gibt es in allen guten Buchhandlungen. Und wenn es bei Euch vor Ort keine Buchhandlung mehr gibt, dann kann man fast alle hier besprochenen Werke beim sozialen Buchhandel buch7 online bestellen. Der ist fair und von jeder Bestellung wird  ein kleiner Anteil für einen sozialen Zweck abgeführt. Man muss wirklich nicht bei Jeff kaufen …

Literarisches Quintett

Literarisches Quintett III: Streitschriften: Pirinçci – Handke – Gorki – Geiges – Körner

Heute geht es im Literarischen Quintett um fünf sehr unterschiedliche Bücher. Sie vereint eigentlich nichts, außer, dass sie polarisieren. Und zwar auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Akif Pirinçci: Der Rumpf Das erste Buch ist das Werk eines Volksverhetzers. Akif Pirinçci wurde 2017 vom Amtsgericht Dresden wegen Volksverhetzung verurteilt. Seit mehreren Jahren nimmt er regelmäßig und unmäßig für Pegida und die AfD Partei, äußert sich auf öffentlichen Veranstaltungen ausländer-, juden- und schwulenfeindlich. Die Verlagsgruppe Random House stoppte die Auslieferung seiner belletristischen Titel, der Großhandel liefert seine Titel kaum mehr aus. Kurz: seine Bücher sind kaum mehr im Handel zu bekommen. Und nun steht da in meinem Regal ein schon etwas älterer Roman von ihm: „Der Rumpf“. Das Buch ist schon 1992 erschienen, weit vor seiner rechtsradikalen Zeit. Und schon 1992 ist die Erstausgabe in meinem Regal gelandet. Und ich mag dieses Buch. Was macht man nun? Kann man ein solches

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Literarisches Quintett

Literarisches Quintett II: Meer Bücher: Andersch – Coloane – Laxness – Proulx – Richter

Ich liebe die Zeitschrift Mare. ich liebe das Meer. Ich liebe Bücher, die nach Fisch riechen. Diese fünf Bücher riechen nach Fisch. Und da ist der Butt von Grass noch gar nicht dabei.  Fünf Bücher, die nach Fisch riechen. Aus der Reihe der Kurzvorstellungen  unter dem Hastag #tagesbuch auf meiner Facebook-Seite Michael Kausch schreibt: Alfred Andersch: Sansibar oder der letzte Grund Alfred Andersch „Sansibar oder Der letzte Grund“ spielt, glaubt man dem Buch, in Rerik, wobei der im Ort Rerik genannte Schauplatz keinerlei Ähnlichkeit mit dem wirklichen Rerik, sehr wohl aber mit Wismar hat. Und in Wismar war ich im Jahr 2019 auch einige Tage und ich habe die Schauplätze des Buches eingehend studieren können. Viele sind es ja nicht …   Die Erzählung spielt an einem einzigen Tag und die Besetzungsliste ist überschaubar: ein junger Kommunist, ein kritischer Arbeiter, ein aufgeweckter Junge, ein Pfaffe, eine Tochter „aus gutem Hause“

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Literarisches Quintett

Literarisches Quintett I: Kemal – Tabucchi – Begley – Calvino – Márquez

Auf meiner Facebook-Seite „Michael Kausch schreibt“ und auf Instagram veröffentliche ich seit einiger zeit täglich einen kleinen Buch-Tipp. Und weil Facebook und Instagram so vergängliche Medien sind will ich das dort Verflüchtigte nach und nach in neuer Reihung und Zuordnung und vielleicht auch mal an der ein oder anderen Stelle ein wenig überarbeitet und ergänzt hier in den Stein meines Blogs meißeln. Als „Literarisches Quintett“ werde ich also in loser Folge gelegentlich an dieser Stelle fünf Bücher und Autoren, die mir in meinem Leben Spaß oder Erkenntnis bereitet haben, kurz vorstellen. Dabei geht es mir weniger um klassische Buchvorstellungen, als vielmehr um Erinnerungen, die mich überfallen, wenn ich die Bücher aus dem Regal ziehe. Und schon geht’s los. Yasar Kemal: Das Unsterblichkeitskraut Wenn mich ein Teufelchen zwingen würde einen Lieblingsautor zu nennen, ich würde mich für den Türken und Kurden Yasar Kemal entscheiden. Seit 1972 wurde er immer wieder für

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Illustration Humboldt

Buchbesprechung: Die Abenteuer des Alexander von Humboldt

Das ist mal ein Buch: wunderschön und superspannend. Rechtzeitig zum Humboldtjahr 2019 – vor 250 Jahren wurde der Kerl geboren – erschien bei Bertelsmann das schönste Buch zum Thema: „Die Abenteuer des Alexander von Humboldt„. Erstellt von der klugen Andrea Wulf auf Grundlage einer Übersetzung der Vorlage der ebenso klugen Gabriele Werbeck und wunderhübsch illustriert von Lillian Melcher. Also ein Frauenbuch. Und ein schönes Kinderbuch. Und ein Buch für kluge weil neugierige Männer. Darin erzählt Alexander von Humboldt seine große Reise nach Südamerika, die er 1799 startete und die ihn innerhalb von fünf Jahren nach Teneriffa, Südamerika, das heutige Cuba und Mexiko und schließlich nach Washington und zurück nach Europa führte.   Das Buch erzählt die Reise auf Grundlage der Tagebuch-aufzeichnungen Alexander von Humboldts. Und erzählt wird mit Skizzen, kleinen Illustrationen, Comics, Faksimiles des Tagesbuchs, Kupferstichen von zahlreichen Pflanzen und Tieren.  Geschildert werden die Abenteuer des Naturforschers, seine Erfahrungen mit der

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Tim Cole

Buchbesprechung: Tim Cole – Wild Wild Web

Wenn ein Internet-„Urgestein“ einem anderen Internet-„Urgestein“ das Vorwort schreibt, so empfiehlt es sich allzu oft den intellektuellen Rollator bereitzustellen. Dies gilt für die Lektüre von „Wild Wild Web“ mitnichten. Der altersweise Tim Cole hat ein furioses Buch geschrieben, einen lautstarken Aufruf für eine Reorganisation des Internet auf Grundlage kritischer gebildeter und medienkompetenter Geister.  Internet-Urgestein Winfried Felser beschreibt in seinem Vorwort das Buch sehr treffend als „Aufruf zu digitaler Souveränität“ und den Deutsch-Amerikaner Tim Cole als jemanden, der durch einen Vergleich des Wilden Wilden Westens mit dem World Wide Web vor den Risiken des Internets warnen will. Tatsächlich will uns mein alter Freund Tim – er ist einer der Gründer dieses Czyslansky-Blogs –  durch die Denunziation der Revolverhelden von Dawson City vor den Verführern des Silicon Valley warnen. Aber er tut dies nicht mit großem Lamento wie einst sein Lieblingsgegner Frank Schirrmacher, sondern als leidenschaftlicher Aufklärer und – ja – Medienpädagoge

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Michael KauschCzyslansky wurde 2008 von Sebastian von Bomhard, Alexander Broy, Tim Cole, Alexander Holl, Michael Kausch, Hans Pfitzinger, Lutz Prauser, Ossi Urchs und Christoph Witte als gemeinsames Projekt ins Leben gerufen. Seit 2017 führt Michael Kausch das Blog alleine weiter.

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