Czyslansky liest
Ich liebe Bücher. Und ich lese sie noch immer ausschließlich in gedruckter Form, also tote Bäume. Und ab und an schreibe ich über Gelesenes. Heraus kommen dabei selten klassische Buchbesprechungen, eher schon kleine Erfahrungs- oder besser Erlesungsberichte. Wer sich für den Inhalt der Bücher interessiert, der muss diese schon selbst lesen. Walter Benjamin meinte einmal, echte Polemik nehme sich ein Buch so vor, wie ein Kannibale sich einen Säugling vornehme. Eben mit liebevoller Zuneigung. So nähere ich mich jedem neuen Buch. Lüstern schmatzend.
Buchbesprechungen
Insgesamt habe ich auf Czyslansky fast 200 Bücher im Rahmen von Buchbesprechungen oder Leseempfehlungen vorgestellt. Oft handelt es sich um aktuelle Werke aus dem Sortiment verfügbarer Bellestristik, immer wieder aber auch um Bücher, die man nur noch antiquarisch erstehen kann, selten um Sachbücher, neu, alt, zerfleddiert oder was auch immer. Einige Autoren tauchen immer wieder einmal auf. Auch manche Themen nehme ich mir des öfteren vor, etwa Exilliteratur oder jüdisches Leben. Verrisse wird man selten finden. Die werfe ich in aller Regel einfach in die Ecke.
100 Bücher von 100 Autoren - Kompakte Buchbesprechungen
Vor einiger Zeit habe ich einmal in hundert aufeinander folgenden Tagen 100 Bücher von 100 Autoren auf Facebook und Instagram vorgestellt. Die dabei entstandenen kleinen Texte habe ich auf Czyslansky zu „Literarischen Quintetten“ zusammengefasst.
Überhaupt die Sozialen Medien: auf meinem Instagram-Kanal https://www.instagram.com/michaelkausch/ folgen mir heute einige Hundert nette Menschen. Nachdem ich dort anfangs über alles möglich mich ausgelassen habe, hat sich dieser Kanal zu einer reinen Bücherecke entwickelt. Und ich tausche mich dort gerne und rege mit anderen Leser*innen, Autor*innen und Verlag*innen aus.
Vom Buchhandel
Noch ein Tipp: Bücher gibt es in allen guten Buchhandlungen. Und wenn es bei Euch vor Ort keine Buchhandlung mehr gibt, dann kann man fast alle hier besprochenen Werke beim sozialen Buchhandel buch7 online bestellen. Der ist fair und von jeder Bestellung wird ein kleiner Anteil für einen sozialen Zweck abgeführt. Man muss wirklich nicht bei Jeff kaufen …
Zur Liste aller bisher besprochenen Bücher
Fast 200 Bücher habe ich auf Czyslansky bislang vorgestellt. Einige davon nur kurz in den „Literarischen Quintetten“, viele aber auch in ausführicheren Artikeln. Um die Übersicht zu erleichertern habe ich eine kleine Liste erstellt, die man als Inhaltsübersicht nutzen kann. Von dieser Liste kann mich sich bequem zu den einzelnen Buchbesprechungen klicken. Hier geht’s zu Bücherliste.
Aktuelle Beiträge in Literatur

Irène Alenfeld: Der Kipod. Geschichten von Damals. Eine Buchempfehlung.
Irène Alenfeld: Der Kipod. Geschichten von Damals. 19 große kleine Geschichten über Ruth und das Jüdische als Teil des Deutschen, die jüdische Kultur als Teil der deutschen Kultur. Beides ist untrennbar miteinander verbunden.

Hans Sahl: Das Exil im Exil
Hans Sahl kannte Bert Brecht, Ernst Toller, Lion Feuchtwanger, Egon Erwin Kisch, Oskar Maria Graf, schrieb für die Pfeffermühle von Katja Mann und gehörte in den zwanziger Jahren zu den einflussreichsten Kulturkritikern Deutschlands. Als Jude und Antifaschist musste er 1933 Deutschland verlassen. „Das Exil im Exil“ ist ein Beitrag zur Geschichte der Exil-Literatur. Das Buch ist wunderbar als Ergänzung zu Lion Feuchtwangers „Der Teufel in Frankreich“ und zu Varian Freys Auslieferung auf Verlangen“ zu lesen.

Buchtipp: Lion Feuchtwanger: Der Teufel in Frankreich
Heute gibt es nur eine kurze Buchvorstellung und das hat einen einfachen Grund: „Der Teufel in Frankreich“ von Lion Feuchtwanger ist ein autobiografisches Buch Feuchtwangers über seine Erlebnisse im französischen Exil auf der Flucht vor den Nazi im Jahr 1940. Die meiste Zeit verbrachte er im Großraum Marseille, in Sanary-sur-mer, aber auch im Lager von Les Milles bei Aix-en-Provence.

Buchtipp: Tommie Goerz: Im Schnee. Am Anfang war der Tod. Am Ende auch.
Am Anfang ist der Tod. Am Ende auch. Dazwischen ein großer Roman und ein kleines Stück Leben. 173 Seiten hat dieses Buch von Tommie Goerz. Man kann es also gut bei einer Flasche Rotwein lesen. Rotwein sollte es schon sein. Und schwer sollte er sein. Und draußen sollte es vielleicht ein bisschen kalt sein. Das ist eher kein Sommerbuch. Es heißt ja auch „Im Schnee“.

Bill Gates: Source Code. Die Autobiographie meines autistischen Tennispartners
Was für eine Headline, was für ein Buch. Und was für ein Mensch … „Nicht allzu fesselnd“ beurteilt Andrian Kreye in der Süddeutschen Zeitung diesen ersten Band der auf drei Bände angelegten Autobiographie von Bill Gates. „Langatmig“ findet Claas Christophersen vom NDR den Lebensbericht meines alten Chefs: „… an einigen Stellen durchaus gelungen. Mit der Hälfte der Seiten, die das Buch jetzt hat, wäre es aber wahrscheinlich etwas spannender geworden.“ Unfug. Ich habe jede Seite genossen.

Erich Fried: Angst und Trost.
Gestern ist mir ein Buch von Erich Fried zufällig in die Hände gerutscht: „Angst und Trost. Erzählungen und Gedichte über Juden und Nazis.“ Dieses schmale Bändchen mit Grafiken von David Fried, einem anderen Sohn von Erich Fried, hatte sich offenbar heimlich auf Wanderschaft begeben und die ihm angedachte Region der Werke unter dem Registerbuchstaben „F“ wie Fried in meinem Regal eines Nachts heimlich verlassen. Das machen leider in meinem literarischen Chaos viele Bücher, dass sie auf Wanderschaft gehen, irgendwohin verschwinden, sich mit anderen Werken zusammentun, nur um dann irgendwann – wenn sie Lust haben, aber auch nur dann – überraschend aus irgendeiner verstaubten Ecke sich nach vorne zu schieben und mir vor die Füße zu fallen. Da war er also, der kleine Band „Angst und Trost“ von Erich Fried. Sogar eine vom Autor signierte Erstausgabe.

Carl Zuckmayer: Deutschlandbericht. Ein Buch-Tipp zu 80 Jahre Kriegsende
80 Jahre nach Kriegsende waren die Medien ja voll mit Berichten, Erinnerungen, Film- und Buchbesprechungen. Mein wichtigstes Buch zum Thema ist sicherlich dieser „Deutschlandbericht für das Kriegsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika“, verfasst von Carl Zuckmayer im Jahr 1946. 125 Tage verbrachte Zuckmayer zwischen November 1946 und März 1947 im Auftrag des Kriegsministeriums der USA in Deutschland und Österreich um über den Alltag und insbesondere auch über das kulturelle Leben im zerstörten Land zu berichten. Sein Augenzeugenbericht ist scharf analytisch und zugleich voller emotionaler Wärme und leidenschaftlicher demokratischer Parteilichkeit. Ich kenne keine Schilderung aus den Trümmern Nachkriegsdeutschlands, die intensiver Herz und Hirn gleichermaßen getroffen haben, als dieser Deutschlandbericht.

Piet de Moor: Gunzenhausen. Das Leben des J.D. Salinger, von ihm selbst erzählt
Piet de Moor tut so, als wäre er Salinger. Das ist auch völlig legitim, da Salinger einerseits ein Profi im Versteckenspiel, andererseits viel zu wichtig ist, um ihm das durchgehen zu lassen. Salinger wurde zwar viel gelesen und man hat viel über ihn geschrieben, er selbst hat aber eigentlich wenig hinterlassen, außer dem Fänger keinen weiteren Roman, gerade einmal 35 Kurzgeschichten und ein paar kleine Erzählungen und eine unbekannte Anzahl von Fragmenten. Über sein Leben ist gar nicht viel bekannt. Immerhin weiß man, dass er nach dem Krieg einige Zeit mit der US Army in Gunzenhausen stationiert war. Gunzenhausen liegt 25 Kilometer entfernt vom mittelfränkischen Regierungssitz Ansbach, meiner Heimatstadt und beide Städte verbindet eine tiefbraune Vergangenheit. Sie waren vor hundert Jahren der fruchtbare fränkische Nährboden der NSDAP. Indem Piet de Moor die Gesprächspartner Salinger den Nazi-Alltag erklären lässt, erklärt er ihn uns. Was nun ist über Piet de Moors „Gunzenhausen. Das Leben des J.D. Salinger, von ihm selbst erzählt“ zu sagen? Es ist ein großartiges Buch. Es ist unterhaltsam und verstörend wie ein J.D. Salinger. Es ist lehrreich wie ein Piet de Moor. Es ist eine dicke Leseempfehlung.

Uwe Wittstock Karl Marx in Algier Eine Buchvorstellung
„Karl Marx in Algier“, das neue alte Buch von Uwe Wittstock. Eigentlich hat Uwe Wittstock in diesem Werk zwei Bücher zwischen zwei Buchdeckel gepresst. Und das tut dem Werk nicht gut. Ferdinand von Schirach lobpreist wohlmeinend: „Uwe Wittstock wechselt elegant zwischen Biografie und Erzählung, und ihm gelingt das Kunststück, die philosophischen Ideen dieser Zeit mühelos zu erklären“. Das ist, so scheint mir, denn doch ein wenig zu viel der Ehre. Tatsächlich springt der Autor von Kapitel zu Kapitel munter hin und her zwischen der Rolle des eintausendzweifünfundachtzigsten Marx-Biographen und Sachbuchautors und des von mir sehr geschätzten einmaligen Feuilletonisten, der wunderbar leichtfüßig und unterhaltsam über die wenig bekannte Reise Marxens ins ferne Algier berichtet.

Buchvorstellung: Varian Frey – Auslieferung auf Verlangen
In „Auslieferung auf Verlangen“ schildert Varian Fry die dramatische Rettung deutsche Emigranten aus Marseille in den jahren 1940 und 1941. unter ihnen so berühmte Namen wie Lion Feuchtwanger, Heinrich und Golo Mann, Alfred Döblin und Franz Werfel.
Czyslansky wurde 2008 von Sebastian von Bomhard, Alexander Broy, Tim Cole, Alexander Holl, Michael Kausch, Hans Pfitzinger, Lutz Prauser, Ossi Urchs und Christoph Witte als gemeinsames Projekt ins Leben gerufen. Seit 2017 führt Michael Kausch das Blog alleine weiter.
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