Czyslansky liest

Ich liebe Bücher. Und ich lese sie noch immer ausschließlich in gedruckter Form, also tote Bäume. Und ab und an schreibe ich über Gelesenes. Heraus kommen dabei selten klassische Buchbesprechungen, eher schon kleine Erfahrungs- oder besser Erlesungsberichte. Wer sich für den Inhalt der Bücher interessiert, der muss diese schon selbst lesen. Walter Benjamin meinte einmal, echte Polemik nehme sich ein Buch so vor, wie ein Kannibale sich einen Säugling vornehme. Eben mit liebevoller Zuneigung. So nähere ich mich jedem neuen Buch. Lüstern schmatzend. 

Vor einiger Zeit habe ich einmal in hundert aufeinander folgenden Tagen 100 Bücher von 100 Autoren auf Facebook und Instagram vorgestellt. Die dabei entstandenen kleinen Texte habe ich auf Czyslansky zu „Literarischen Quintetten“ zusammengefasst.

Noch ein Tipp: Bücher gibt es in allen guten Buchhandlungen. Und wenn es bei Euch vor Ort keine Buchhandlung mehr gibt, dann kann man fast alle hier besprochenen Werke beim sozialen Buchhandel buch7 online bestellen. Der ist fair und von jeder Bestellung wird  ein kleiner Anteil für einen sozialen Zweck abgeführt. Man muss wirklich nicht bei Jeff kaufen …

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Literarisches Quintett VI: Kriegsbücher: Bernieres – Brecht – Hagendorf – Kladstrup – Seghers

In der fünften Folge des Literarischen Quintetts ging es um Nachkriegsbücher. Heute geht es um Kriegsbücher. Starten wir mit … Louis de Bernieres: Corellis Mandoline Jetzt wird’s eng. Ganz eng. Dieses Buch ist angeblich ein Liebesroman. Und nicht irgendein Liebesroman. Dieses Buch ist immerhin Band 9 der BRIGITTE-Buch-Edition „Die Liebesromane„. Zu meiner Ehrenrettung muss ich aber erwähnen, dass ich das nicht wusste, als ich es las. Und als ich beschloss das Buch zu mögen kannte ich auch nicht die unsägliche Beschreibung, mit der die BRIGITTE dieses Buch ihren Leserinnen empfiehlt: „Eine mitreißende Liebesgeschichte – und weit mehr: ein Buch über Ehre und Anstand und über die Hoffnung, dass am Ende des Schreckens das Gute bestehen bleibt.“ Würg, kotz, übel, spei, … Quatsch mit schleimgrüner Soße aber auch.  Ich habe das Buch gelesen, weil es ein Insel-Buch ist und ich Insel-Bücher liebe. Außerdem handelt der Roman vom Streit zwischen einem griechisch-orthodoxen

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Literarisches Quintett V: Nachkriegsbücher: Böll – Härtling – Meckel – Schlink – Tisma

Unter den 100 Büchern, die ich auf „Michael Kausch schreibt“ vorgestellt habe, befinden sich zahlreiche Werke, in denen die Autoren ihre Erfahrungen und Traumata aus dem Zweiten Weltkrieg aufgearbeitet haben. Und auch wenn ich selbst erst einige Jahre später geboren wurde und meine Kindheit in die sechziger Jahre fällt, so hat mich doch die Nachkriegszeit geprägt und ich erinnere mich noch an Dinge, die heute wie aus einem anderen Jahrtausend scheinen – und es ja tatsächlich auch sind: In mein Elternhaus kam zwei Mal im Jahr der „Boandlkramer“, der Messerschleifer hielt vor der Tür, der Kohlehändler lieferte uns Kohlen, ab und an kamen fahrende oder wandernde Sänger des Wegs und direkt hinter dem Garten lagerten regelmäßig Sinti und Roma. Wir Kinder durften dann immer das Haus nicht verlassen: „Die Zigeuner stehlen die Kinder“ hieß uns mit ehrlich sorgenvoller Miene die Mutter. Nicht zuletzt habe ich als Arbeiterkind in jenen Jahren

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Literarisches Quintett IV: Jüdisches: Sebald – Baram – Chabon – Grab – Polgar

100 Bücher von 100 Autoren habe ich auf meinem Facebook-Kanal „Michael Kausch schreibt“ innerhalb von 100 Tagen vorgestellt.  Darunter befanden sich weit überdruchschnittlich viele Schriftsteller jüdischer Herkunft. Das muss Gründe haben. Sicherlich gibt es viele Juden unter den ernst zu nehmenden deutschsprachigen Schreibern. Und vielleicht fühle ich mich auch gerade diesen Schriftstellern und Denkern besonders verbunden. Aber es ist nicht so, dass man die jüdische Tradition den Werken immer anmerkt. Auf den zweiten und dritten Blick häufig schon. Und die Sujets sind schon gar nicht jüdisch. In diesem Quintett stell ich fünf wundervolle Bücher von fünf jüdischen Schriftstellern vor, die ihr „Jüdisch-Sein“ sehr unterschiedlich ausdrücken, die es aber doch nicht verbergen können und wollen. W. G. Sebald: Austerlitz Jacques Austerlitz wächst nach dem Zweiten Weltkrieg in Wales bei einem Predigerpaar in behüteten Verhältnissen auf. In seinen 50igern erfährt er aber, dass er eigentlich jüdischer Herkunft ist und dass seine leibliche

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Literarisches Quintett III: Streitschriften: Pirinçci – Handke – Gorki – Geiges – Körner

Heute geht es im Literarischen Quintett um fünf sehr unterschiedliche Bücher. Sie vereint eigentlich nichts, außer, dass sie polarisieren. Und zwar auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Akif Pirinçci: Der Rumpf Das erste Buch ist das Werk eines Volksverhetzers. Akif Pirinçci wurde 2017 vom Amtsgericht Dresden wegen Volksverhetzung verurteilt. Seit mehreren Jahren nimmt er regelmäßig und unmäßig für Pegida und die AfD Partei, äußert sich auf öffentlichen Veranstaltungen ausländer-, juden- und schwulenfeindlich. Die Verlagsgruppe Random House stoppte die Auslieferung seiner belletristischen Titel, der Großhandel liefert seine Titel kaum mehr aus. Kurz: seine Bücher sind kaum mehr im Handel zu bekommen. Und nun steht da in meinem Regal ein schon etwas älterer Roman von ihm: „Der Rumpf“. Das Buch ist schon 1992 erschienen, weit vor seiner rechtsradikalen Zeit. Und schon 1992 ist die Erstausgabe in meinem Regal gelandet. Und ich mag dieses Buch. Was macht man nun? Kann man ein solches

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Literarisches Quintett II: Meer Bücher: Andersch – Coloane – Laxness – Proulx – Richter

Ich liebe die Zeitschrift Mare. ich liebe das Meer. Ich liebe Bücher, die nach Fisch riechen. Diese fünf Bücher riechen nach Fisch. Und da ist der Butt von Grass noch gar nicht dabei.  Fünf Bücher, die nach Fisch riechen. Aus der Reihe der Kurzvorstellungen  unter dem Hastag #tagesbuch auf meiner Facebook-Seite Michael Kausch schreibt: Alfred Andersch: Sansibar oder der letzte Grund Alfred Andersch „Sansibar oder Der letzte Grund“ spielt, glaubt man dem Buch, in Rerik, wobei der im Ort Rerik genannte Schauplatz keinerlei Ähnlichkeit mit dem wirklichen Rerik, sehr wohl aber mit Wismar hat. Und in Wismar war ich im Jahr 2019 auch einige Tage und ich habe die Schauplätze des Buches eingehend studieren können. Viele sind es ja nicht …   Die Erzählung spielt an einem einzigen Tag und die Besetzungsliste ist überschaubar: ein junger Kommunist, ein kritischer Arbeiter, ein aufgeweckter Junge, ein Pfaffe, eine Tochter „aus gutem Hause“

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Michael KauschCzyslansky wurde 2008 von Sebastian von Bomhard, Alexander Broy, Tim Cole, Alexander Holl, Michael Kausch, Hans Pfitzinger, Lutz Prauser, Ossi Urchs und Christoph Witte als gemeinsames Projekt ins Leben gerufen. Seit 2017 führt Michael Kausch das Blog alleine weiter.

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