Czyslansky liest

Ich liebe Bücher. Und ich lese sie noch immer ausschließlich in gedruckter Form, also tote Bäume. Und ab und an schreibe ich über Gelesenes. Heraus kommen dabei selten klassische Buchbesprechungen, eher schon kleine Erfahrungs- oder besser Erlesungsberichte. Wer sich für den Inhalt der Bücher interessiert, der muss diese schon selbst lesen. Walter Benjamin meinte einmal, echte Polemik nehme sich ein Buch so vor, wie ein Kannibale sich einen Säugling vornehme. Eben mit liebevoller Zuneigung. So nähere ich mich jedem neuen Buch. Lüstern schmatzend. 

Vor einiger Zeit habe ich einmal in hundert aufeinander folgenden Tagen 100 Bücher von 100 Autoren auf Facebook und Instagram vorgestellt. Die dabei entstandenen kleinen Texte habe ich auf Czyslansky zu „Literarischen Quintetten“ zusammengefasst.

Noch ein Tipp: Bücher gibt es in allen guten Buchhandlungen. Und wenn es bei Euch vor Ort keine Buchhandlung mehr gibt, dann kann man fast alle hier besprochenen Werke beim sozialen Buchhandel buch7 online bestellen. Der ist fair und von jeder Bestellung wird  ein kleiner Anteil für einen sozialen Zweck abgeführt. Man muss wirklich nicht bei Jeff kaufen …

Aktuelle Beiträge

Erich Fried Angst und Trost

Erich Fried: Angst und Trost.

Gestern ist mir ein Buch von Erich Fried zufällig in die Hände gerutscht: „Angst und Trost. Erzählungen und Gedichte über Juden und Nazis.“ Dieses schmale Bändchen mit Grafiken von David Fried, einem anderen Sohn von Erich Fried, hatte sich offenbar heimlich auf Wanderschaft begeben und die ihm angedachte Region der Werke unter dem Registerbuchstaben „F“ wie Fried in meinem Regal eines Nachts heimlich verlassen. Das machen leider in meinem literarischen Chaos viele Bücher, dass sie auf Wanderschaft gehen, irgendwohin verschwinden, sich mit anderen Werken zusammentun, nur um dann irgendwann – wenn sie Lust haben, aber auch nur dann – überraschend aus irgendeiner verstaubten Ecke sich nach vorne zu schieben und mir vor die Füße zu fallen. Da war er also, der kleine Band „Angst und Trost“ von Erich Fried. Sogar eine vom Autor signierte Erstausgabe.

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Zuckmayer Deutschlandbericht

Carl Zuckmayer: Deutschlandbericht. Ein Buch-Tipp zu 80 Jahre Kriegsende

80 Jahre nach Kriegsende waren die Medien ja voll mit Berichten, Erinnerungen, Film- und Buchbesprechungen. Mein wichtigstes Buch zum Thema ist sicherlich dieser „Deutschlandbericht für das Kriegsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika“, verfasst von Carl Zuckmayer im Jahr 1946. 125 Tage verbrachte Zuckmayer zwischen November 1946 und März 1947 im Auftrag des Kriegsministeriums der USA in Deutschland und Österreich um über den Alltag und insbesondere auch über das kulturelle Leben im zerstörten Land zu berichten. Sein Augenzeugenbericht ist scharf analytisch und zugleich voller emotionaler Wärme und leidenschaftlicher demokratischer Parteilichkeit. Ich kenne keine Schilderung aus den Trümmern Nachkriegsdeutschlands, die intensiver Herz und Hirn gleichermaßen getroffen haben, als dieser Deutschlandbericht.

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Piet de Moor Gunzenhausen

Piet de Moor: Gunzenhausen. Das Leben des J.D. Salinger, von ihm selbst erzählt

Piet de Moor tut so, als wäre er Salinger. Das ist auch völlig legitim, da Salinger einerseits ein Profi im Versteckenspiel, andererseits viel zu wichtig ist, um ihm das durchgehen zu lassen. Salinger wurde zwar viel gelesen und man hat viel über ihn geschrieben, er selbst hat aber eigentlich wenig hinterlassen, außer dem Fänger keinen weiteren Roman, gerade einmal 35 Kurzgeschichten und ein paar kleine Erzählungen und eine unbekannte Anzahl von Fragmenten. Über sein Leben ist gar nicht viel bekannt. Immerhin weiß man, dass er nach dem Krieg einige Zeit mit der US Army in Gunzenhausen stationiert war. Gunzenhausen liegt 25 Kilometer entfernt vom mittelfränkischen Regierungssitz Ansbach, meiner Heimatstadt und beide Städte verbindet eine tiefbraune Vergangenheit. Sie waren vor hundert Jahren der fruchtbare fränkische Nährboden der NSDAP. Indem Piet de Moor die Gesprächspartner Salinger den Nazi-Alltag erklären lässt, erklärt er ihn uns. Was nun ist über Piet de Moors „Gunzenhausen. Das Leben des J.D. Salinger, von ihm selbst erzählt“ zu sagen? Es ist ein großartiges Buch. Es ist unterhaltsam und verstörend wie ein J.D. Salinger. Es ist lehrreich wie ein Piet de Moor. Es ist eine dicke Leseempfehlung.

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Karl Marx in Algier

Uwe Wittstock Karl Marx in Algier Eine Buchvorstellung

„Karl Marx in Algier“, das neue alte Buch von Uwe Wittstock. Eigentlich hat Uwe Wittstock in diesem Werk zwei Bücher zwischen zwei Buchdeckel gepresst. Und das tut dem Werk nicht gut. Ferdinand von Schirach lobpreist wohlmeinend: „Uwe Wittstock wechselt elegant zwischen Biografie und Erzählung, und ihm gelingt das Kunststück, die philosophischen Ideen dieser Zeit mühelos zu erklären“. Das ist, so scheint mir, denn doch ein wenig zu viel der Ehre. Tatsächlich springt der Autor von Kapitel zu Kapitel munter hin und her zwischen der Rolle des eintausendzweifünfundachtzigsten Marx-Biographen und Sachbuchautors und des von mir sehr geschätzten einmaligen Feuilletonisten, der wunderbar leichtfüßig und unterhaltsam über die wenig bekannte Reise Marxens ins ferne Algier berichtet.

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Michael KauschCzyslansky wurde 2008 von Sebastian von Bomhard, Alexander Broy, Tim Cole, Alexander Holl, Michael Kausch, Hans Pfitzinger, Lutz Prauser, Ossi Urchs und Christoph Witte als gemeinsames Projekt ins Leben gerufen. Seit 2017 führt Michael Kausch das Blog alleine weiter.

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  • Raumluft ist ein Lebensmittel
    Das wichtigste Lebensmittel gibt es nicht beim Lebensmittelhändler um die Ecke. Ohne Nahrung halten gesunde Menschen es rund drei Wochen aus. Das wichtigste Lebensmittel fließt auch nicht aus dem Wasserhahn. Ohne zu trinken überleben Menschen höchstens drei Tage. Das wichtigste Lebensmittel ist schon da: es ist die Raumluft. Fehlt sie sterben wir schon nach drei […]
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