Plattenkiste 16: Memories

Heute grabe ich ganz tief in meiner Plattenkiste und fische nach Erinnerungen in Vinyl. Memories aus alten Tagen, aus sehr alten Tagen. Nein, keine Kinderschallplatten. Und auch nichts aus Vaters Plattenschrank. Beides war übersichtlich, aber immerhin vorhanden. Und Bestandsreste daraus gibt es noch. Peterchens Mondfahrt und Winnetou. Hans Moser und Heiz Rühmann. Alles noch im Giftschrank. Ganz so wild wird es nicht. Aber wild genug waren die Zeiten, als ich mit den Schmuddelkindern spielte … Von Degenhardt bis Tom Waits.
Buchvorstellung: Michael Thumann: Eisiges Schweigen flussabwärts. Eine Reise von Moskau nach Berlin.

Thumann kennt die Zeit der Träume, die Jahre, als der „Wind of Change“ durch Moskau wehte. Und er trauert um diese Zeit. Das spürt man in jeder Zeile seines Buchs „Eisiges Schweigen flussabwärts“. Er beschreibt darin eine Reise entlang der Westgrenze Russlands. Eigentlich sind es mehrere Fahrten, in denen er immer wieder Grenzen überquert, da wo man sie noch überqueren kann. Er steht an der finnisch-russischen Grenze, überschreitet den einzigen offen Grenzübergang zwischen Russland und der EU in der Nähe des estnischen Narva, unterhält sich mit Russen in der russischen Enklave Kaliningrad.
Buchvorstellung: Hilde Stieler: Die Edelkomparsin von Sanary

Komparsen sind „lebende Requisiten, welche die Hintergrundaktion einer Filmszene darstellen“ meint die Wikipedia. Und Hilde Stieler bezeichnete sich als eine solche Komparsin, immerhin als eine „edle“. Was für eine grobe Untertreibung …
Aber wie soll man auch Mut zur Selbstdarstellung gewinnen, wenn man sich sein Leben lang mit Geistesgrößen und Diven wie Thomas und Heinrich Mann, Albert Einstein, Walter Rathenau, Rainer Maria Rilke, Stefan George, Paul Klee, Alma Mahler-Werfel, Franz Werfel, Aldous Huxley, Lion Feuchtwanger und Bert Brecht umgibt?
Halldór Laxness: Sein eigener Herr.

„Sein eigener Herr“ ist einer der frühen Romane von Halldór Laxness. Er entstand noch unter dem Eindruck einer Reise in die Sowjetunion, die er 1932 besuchte. Es gibt keine positiven Helden in diesem Roman. Nur auf den ersten Blick erscheint die Welt heil und Bjartur als edler Held. 1955 erhielt Laxness den Literatur-Nobelpreis. Völlig zu Recht. „Sein eigener Herr“ ist ein großartiger Roman über einen dickköpfigen Islander, geschrieben von einem äußerst dickköpfigen Isländer.
Schwarz und Weiss – Fotografien aus den Jahren 2008 bis 2017

Schwarz und Weiss – Fotografien aus den Jahren 2008 bis 2017 aus dem Münchner Norden, aber auch aus Island, Sardinien, aus dem Iran, Israel, Ägypten, Lettland, Moskau, Polen, Tschechien, Frankreich, aus der Türkei, aus idyllischen und weniger idyllischen Gegenden.
Zuhause im Exil. Ein Spaziergang durch Sanary-sur-mer.

Sanary-sur-mer war einmal die Hauptstadt der deutschen Literatur, jedenfalls der anständigen deutschen Literatur. Sanary war Zufluchtsort jener deutschsprachigen Schriftstellinnen und Schriftsteller, die in den dreißiger und vierziger Jahren vor den Nazis aus Deutschland und Österreich fliehen mussten. Bert Brecht, Lion Feuchtwanger, Heinrich und Thomas Mann, Erich Maria Remarque, Stefan Zweig und viele andere fanden in der kleinen Hafenstadt unweit von Marseille zeitweise Unterschlupf.
Lachende Fliegen und kippelnde Beine. Zum Ende der täglichen gedruckten taz.

Ab Oktober wird es die taz nur noch als gedruckte Wochenzeitung plus als elektronisches aktuelles Medium geben. Damit geht die taz vermutlich anderen Tageszeitungen voran. Irgendwann werden SZ, FAZ, WELT und andere folgen. Die Zeit der gedruckten Tageszeitungen geht zu Ende.
Irène Alenfeld: Der Kipod. Geschichten von Damals. Eine Buchempfehlung.

Irène Alenfeld: Der Kipod. Geschichten von Damals. 19 große kleine Geschichten über Ruth und das Jüdische als Teil des Deutschen, die jüdische Kultur als Teil der deutschen Kultur. Beides ist untrennbar miteinander verbunden.
Hans Sahl: Das Exil im Exil

Hans Sahl kannte Bert Brecht, Ernst Toller, Lion Feuchtwanger, Egon Erwin Kisch, Oskar Maria Graf, schrieb für die Pfeffermühle von Katja Mann und gehörte in den zwanziger Jahren zu den einflussreichsten Kulturkritikern Deutschlands. Als Jude und Antifaschist musste er 1933 Deutschland verlassen. „Das Exil im Exil“ ist ein Beitrag zur Geschichte der Exil-Literatur. Das Buch ist wunderbar als Ergänzung zu Lion Feuchtwangers „Der Teufel in Frankreich“ und zu Varian Freys Auslieferung auf Verlangen“ zu lesen.
Ich bin ein Marseillan

Ein Reisebericht aus Marseille in gestohlenen Worten. „Woher man auch kommt, in Marseille ist man zuhause.“ Jean Claude Izzo.