Wenn einer etwas verkauft, was er nicht hat, dann spricht man von Betrug. Oder vielleicht von einem Versehen, wenn ihm das Objekt der Begierde irgendwie kurzfristig abhanden gekommen ist. Wenn einer aber an nur einem Tag einem Kunden gleich zwei Mal etwas verkauft, was er nicht hat, dann darf sich der Kunde doch zu Recht irgendwie betrogen fühlen.
Ich bin ein großer Freund der Bahn und leidenschaftlicher Zugfahrer. Während der Pandemie war ich kaum unterwegs, weshalb ich den Bahncomfort-Status mangels Mobilität vorübergehend verloren habe. Meine Bahn-Card 50 für die 1. Klasse aber ist mir wichtig. Innerdeutsche Flüge nutze ich schon lange nicht mehr und das Auto lasse ich auf längeren Strecken gerne stehen. Und ich habe großes Verständnis für die Bahn und ihre „kleinen“ Schwächen. Doch vorgestern hat mir die Bahn gleich zweimal ein Ticket in Waggons verkauft, die sie einfach nicht hatte. Und sie hat mich mit mehr als vier Stunden Verspätung von Köln nach München gefahren. Stehend auf einem überfülltem Gang. Und das alles nicht wegen fiesem Sturm, Hagel oder umgefallener Bäume. Aber lasst mich den Horror-Trip einfach mal in aller Ruhe erzählen …
Von Aachen nach Köln verbummelt man gerne eine Stunde in der Bahn
Wenn alles normal läuft, braucht man mit dem ICE von Köln nach München knapp über vier Stunden. Um aber vorher von Aachen nach Köln zu kommen lässt man sich mit einem Bummelzug eine Stunde lang über die Dörfer schaukeln. Da sammelt man gerne Verspätung an und mein Fahrplan kalkulierte in Köln nur eine Umsteigezeit von neun Minuten. Der ICE wartet aber nicht auf einen Regionalzug. Also bin ich sicherheitshalber schon mal eine Stunde vorher in Aachen aufgebrochen. Diese Stunde investiert man weil man die Pünktlichkeitsprobleme der Bahn kennt und mit ihnen lebt.
Die Bahn bucht mich um – wie dumm …
Am vergangenen Freitag hatte das den Vorteil, dass ich noch Zeit hatte in Köln am Bahnsteig einen Blick auf den Wagenstandsanzeiger zu werfen. Und siehe da: Plötzlich gab es keinen Wagen 39 im ICE 107. Dabei war in eben diesem Wagen mein gebuchter reservierter Sitzplatz. Obwohl ich in meine Bahn-App eingetragen hatte, man möge mich über Änderungen informieren, war dies nicht geschehen. Was ich aber in der App sah war, dass der Zug außerordentlich stark ausgelastet war, sprich: es war alles besetzt. Gut, dass ich noch Zeit hatte ins Reisezentrum zu gehen. Dort empfahl man mir einen späteren Zug nach München zu nehmen. Leider könne man mir erst einen Platz im ICE 721 anbieten, der drei Stunden später Köln Richtung München verlassen würde.