Diamonds are a man’s best friend. Jedenfalls wenn sie durch Vinylrillen tauchen, also als Tonabnehmer auf einem Schallplattenspieler ihren Dienst tun. Der Hana SL tritt den Beweis an. Und dass Diamanten ein wenig teurer sind als Strass und Glasperlenspiele ist auch bekannt. Aber der japanische Phono-Spezialist Excel hat härter kalkuliert, als die Tabellenspezialisten von Microsoft und mit dem MC-Tonabnehmer Hana SL im vergangenen Jahr ein System auf den Markt gebracht, dass mit 649,- Euro als ausgesprochen preiswert gelten darf. Dabei ist es alles andere als billig. Immerhin handelt es sich nicht um einen schnöden Industriediamanten, sondern um einen echten Stein. Und immerhin handelt es sich bei dem Schliff um einen aufwendigen Shibata-Schliff.

Hana SL Tonabnehmer

Sowas bekommt man normalerweise in dieser Preisklasse nicht geboten. Und tatsächlich spielt das System locker eine Klasse höher, als der Preis erwarten lässt.

Die technischen Daten des Hana SL

Ein Blick ins Datenblatt der Hana SL macht deutlich, dass es sich um einen Tonabnehmer handelt, der sich grundsätzlich auf den gängigen mittelschweren Tonabnehmern wohl fühlt:

Hana SL
Der Hana SL kommt in einer schlichten Schatulle daher. Passt!

Ich habe mich also für das SL-System entschieden, wobei das „L“ eben für Low Voltage steht, also für eine niedriger Ausgangsspannung. Wenig überraschend gibt es noch ein Hana SH, das man auf Grund einer höheren Ausgangsspannung direkt an einen MM-Eingang anschließen kann. Mein SL hingegen benötigt einen MC-Phonovorverstärker oder aber einen Übertrager zwischen MM-Pre und Tonabnehmer.  

Hana SL
Das kantige Design des Hana SL erleichtert den korrekten Einbau.

Der Innenwiderstand liegt bei 30 Ohm, d.h. der Hana SL will mit 300 Ohm oder mehr abgeschlossen werden. Darauf sollte man vor dem Erwerb achten, gibt es doch heute leider viele Phono-Vorverstärker, die sich nur mit 100 Ohm betreiben lassen. Durch die Wahl von Abschlusswerten von 800 oder gar 1000 Ohm kann man das Sytem noch ein wenig auf Höhe züchten, was bei eher dunkel klingenden Anlagen durchaus angenehm sein kann.

Hana SL Pins
Die Pins sind farbig markiert. So gehört sich das.

Das Hana SL ist recht leicht und das Ausbalancieren wird auf einigen Armen gar nicht so einfach sein. Viele Gegengewichte braucht man da nicht. Ich musste bei meinem 12 Zoll langen Mørch DP-8  das kleinste Gegengewicht schon ganz nach innen auf Anschlag schieben, damit ich eine Auflagekraft von knapp 20 mN realisieren konnte.

Der Hersteller: Excellent!

Excel ist nicht gerade ein StartUp, eher schon eine sichere Bank unter den japanischen Nadelschleifern. Seit vielen Jahren schon stattet das Unternehmen zahlreiche OEMs mit Tonabnehmern aus eigener Fertigung aus, die sich aber eben mit fremden Federn schmücken. Am bekanntesten dürfte das deutlich mehr als 4.000 Euro teure Accuphase AC5 sein. Aber auch die neuen Tonabnehmer der Marke  Excalibur, vertrieben vom Audiovertrieb TAD, stammen von Excel.  Bei letzteren handelt es sich sogar weitgehend um die gleichen Systeme wie die neuen Hanas. Nur die Gehäuse sehen ein wenig anders aus. Soweit ich das beurteilen kann ist das aber auch schon der einziger Unterschied.

Der Diamant kommt in beiden Serien nackt im hochgeschlossenen Kleidchen daher, will sagen: es handelt sich um weitgehend geschlossene resonanzoptimierte Gehäuse. Der Korpus ist recht gradwinklig, der Einbau deshalb relativ einfach – wenn da das doofe Gepfriemel mit den Befestigungsschräubchen und -mütterchen nicht wäre. Leider haben sich die Excellenzen nämlich wieder mal Gewinde gespart und man muss den Tonabnehmer mit Muttern fixieren. Nein, das ist kein Job für Grobmotoriker, sondern für den Heimoperateur mit Pinzette und Single-Malt-beruhigtem Händchen. Die Nutzung des einfachen aufsteckbaren Nadelschutzes als Verhüterli ist Pflicht, damit bei der Installation der spitze Stein auf seinem dünnen Aluminiumröhrchen nicht gleich beschädigt wird.

Shibata
Der scharfe Shibata.-Schliff ist in dieser Preisklasse ungewöhnlich.

Wie alle scharf geschnittenen Diamanten reagiert das Hana SL recht empfindlich auf kleinste Fehleinstellungen. Schiefstellungen sind tödlich, jede kleine Veränderung der Tonarmhöhe wirkt sich sofort aus. Schnell verliert das System an Farbigkeit und wird zum vordergründigen Silberschein. Andererseits sollte man mit der Tonarmhöhe durchaus ein wenig experimentieren. Ich habe den Tipp bekommen, man solle den Tonarm ein wenig höher stellen. Ich habe mich aber für einen exakt ausgerichteten Tonarm entschieden.  

Wie klingt es denn nun, das Hana SL?

Typisch für den Shibata-Schliff überzeugt das System mit hervorragender Abtastfähigkeit. Die gibt es natürlich nur, wenn die Nadel penibel sauber gehalten wird, zum Beispiel mit einem Nadelreiniger. Ich konnte ohne Zauberei recht schnell einen Wert von deutlich über 70 μ messen. Die oberen Frequenzen kommen hervorragend klar und offen. Trotzdem klingt das Hana farbstark, fast ein wenig vollmundig. Ich bin aber eh die Tonabnehmer von Shelter gewohnt. Im Hörtest muss es sich gegen ein Shelter 501 II behaupten. Und ich erwartete gerade durch den scharfen Schliff ein wenig mehr Lebendigkeit als vom Shelter gewohnt. 

Hana SL
Das Hana SL fliegt relativ tief über den Rillen.

Nach einer Einspielzeit von vierzig Stunden – während der das Hana SL aber auch schon hörenswert klang – habe ich mich intensiv mit unterschiedlichen Einstellungen auseinandergesetzt. Ich habe das Hana SL direkt an den MC-Eingang meines McIntosh C2500 angeschlossen und habe alternativ das System über einen Y-Stecker gleichzeitig über meinen Shelter 411-MKII Übertrager an den MM-Eingang angeschlossen. So konnte ich einfach auf der Fernbedienung hin und her schalten und die Auswirkungen des Übertragers heraushören. Auf Dauer fliegt der Y-Stecker natürlich wieder raus. Alternativ habe ich den Hana SL auch mal an meinen grundehrlichen RESTEK MRIA+ und meinen Schönling, den Reussenzehn Röhren-Phono-Vorverstärker, gehängt.

Tonabnehmer Hana SL
Ein Preis-Leistungs-Tipp: Der Tonabnehmer Hana SL

Im Wesentlichen haben sich meine Erwartungen erfüllt: Das Hana ist nochmals nebengeräuschärmer, als das diesbezüglich schon recht ordentliche Shelter 501 MK2.

Hörbar ist das natürlich auch an älteren und nicht optimal gepressten Platten, wie meinem Dreieralbum von Albert Mangelsdorff. Die Solo-Posaune wird von einem leisen Grundrauschen „untermalt“, das aber nicht mehr wirklich stört.

Auch eine wirklich uralte Mono-Pressung mit Aufnahmen von Mario Lanza klingt relativ nebengeräucharm – aber auch recht blutleer. Einmal mehr erweist sich, dass Monoplatten immer besser klingen mit echten Mono-Abtastern. Mein Grado Prestige Mono ME+ löst zwar nicht besser auf, da es aber die hohen Töne unterschlägt, die aufnahmetechnisch auf der Mono-Platte ohnehin nicht enthalten sind, klingt es nochmals nebengeräuschärmer, vor allem aber viel üppiger und räumlicher. Ich kann nur jedem (gelegentlichen) Mono-Hörer nachdrücklich dazu raten, sich einen zweiten Tonarm mit einem preisgünstigen Mono-System zuzulegen.

Auf Dauer werde ich das Hana mit dem Übertrager Shelter 411 am MM-Eingang meines Mcintosh C2500 Vorverstärkers anschließen. Gegenüber der direkten Verbindung am MC-Eingang gewinnt die Musik bei den meisten Stücken ein wenig Volumen und Luft zwischen den Instrumenten. Vor allem aber kommen die Höhen stimmiger und weniger technoid silbrig rüber. Hörbar ist dies auch bei sehr sauberen Aufnahmen, wie dem MFSL-Reissue von Brothers in Arms der Dire Straits.

Insbesondere Hi-Hats und Splash-Becken können mit dem Hana tendenziell sehr hell und dünn klingen. Die 300B-Röhren meiner Manley Neo-Classic SE/PP 300B machen die Töne ja eh ein wenig schön und schützen vor allzu vorlautem Gezische. Aber bei hellen Ketten mag dem Hana da schon mal die Luft ausgehen. Ich bin ja wie gesagt mit dem Shelter einen eher melodiösen Tonabnehmer gewohnt und bei mir tut der Shelter Übertrager dem Hana gut. In dieser Kombination gefällt mir der Hana sogar ein wenig besser, als das Shelter. Und das ist schon ein dickes Lob.

Das neue 3D-Album von Kraftwerk zeigt welch Potential im Hana steckt: die Auflösung und auch die Homogenität der elektronisch erzeugten Klangwelten ist einfach wunderbar. Das hat nix vom Seziertisch und ist einfach Musik – ganzheitlich, symphonisch, bildstark – und trotzdem fein aufgelöst. Da geht nix im Nebel verloren.

Ehe ich Stift und Papier für meine Hörnotizen auf die Seite lege, wandert noch eine Platte auf den Teller, die ebenfalls große Ansprüche an den Tonabnehmer stellt: die Vier Jahreszeiten werden vom Collegium aureum auf Originalinstrumenten gespielt.  Die historischen Cembali haben noch wenig Volumen, die Barockbögen entlocken den Darmsaiten der Violinen nur leise, aber feine Klänge. Eine gute Barockbratsche (Viola) muss immer ein wenig näselnd klingen. Die ungleichen Längen der Töne machen entschieden den leicht anarchischen Klangreichtum guter barocker Ensembles aus. Ein guter Tonabnehmer muss dies alles sauber transportieren, ohne die Dinge zu verschmieren.

Der Hana SL ist ein guter Tonabnehmer. Vermutlich einer der Besten fürs Geld. Regelmäßig gereinigt wird er bei mir übrigens jetzt mit dem Flux Hifi Sonic, der elektrischen Nadelbürste.

 

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