
Buchvorstellung: Hilde Stieler: Die Edelkomparsin von Sanary
Komparsen sind „lebende Requisiten, welche die Hintergrundaktion einer Filmszene darstellen“ meint die Wikipedia. Und Hilde Stieler bezeichnete sich als eine solche Komparsin, immerhin als eine „edle“. Was für eine grobe Untertreibung …
Aber wie soll man auch Mut zur Selbstdarstellung gewinnen, wenn man sich sein Leben lang mit Geistesgrößen und Diven wie Thomas und Heinrich Mann, Albert Einstein, Walter Rathenau, Rainer Maria Rilke, Stefan George, Paul Klee, Alma Mahler-Werfel, Franz Werfel, Aldous Huxley, Lion Feuchtwanger und Bert Brecht umgibt?


3 Antworten
Danke für die Warnung. Abgesehen davon, dass ich von dem Buch bisher nichts wusste, und das dann auch so bleiben wird.
Ja lieber Lutz, aber ohne aktuellen Tipp kommst du mir nciht davon …
Das kommt nun aber auch selten vor, dass einem ein Buch schon nach fünf Seiten absolut fesselt. Eben geschehen mit „Seemanns Lied“, gerade im März Verlag in deutscher Übersetzung erschienen, geschrieben vom us-amerikanischen Kultautor Ken Kesey („Einer flog übers Kuckucksnest“!) aber schon vor mehreren Jahrzehnten. Warum mich das Buch aus dem Stand heraus geflasht hat? Weil das genau mein Humor ist. Lest mal:
„Das Ding hockt draußen vor den Aluminienstufen. Als die Tür auffliegt, richtet es sich auf, es reicht einem Mann etwa bis zur Hüfte. Klassische Dämonengröße. Vor Ikes entsetzen Augen beginnt es, auf zwei Beinen erhoben Walzerschritte zu vollführen, eine torkelnde, obszöne Aufforderung zum Tanz. Der Rumpf der Bestie ist quasi inexistent, eine dunkle Höhle unter sich abzeichnenden Rippen, die sich hektisch heben und senken. Die Beine sehen aus wie angeknackste Zweige, Kletten und Blut im verfilzten Fell. Ein langer, schmieriger Schwanz peitscht echsengleich im Ringen um Gleichgewicht hin und her.
Doch es ist der Kopf des gruseligen Dings, der dafür sorgt, dass Ike der Atem im Rachen zu Eis gefriert. Von den Schultern aufwärts scheint die Kreatur vollkommen glatt, haarlos und konturlos zu sein … Auf der Rückseite des Kopfzylinders erkennt Ike die Reste eines Etiketts:
BEST FOO
ECHTE MAYO
FETTREDUZ
`Teufel nochmal, das ist eine Katze mit dem Kopf in einem Mayonnaiseglas!´“
Im Folgenden entspinnt sich ein furchtbarer Zweikampf zwischen Mann und Ungeheuer, verfolgt von lachenden Raben, gefolgt von einer klassischen Vergewaltigung, ach, genauso beginnt man einen fesselnden Roman über kaputte Typen in der Wildniss Alaskas. Eigentlich ein Stoff für eine Übersetzung durch Harry Rowohlt. Der hat sich weggesoffen. Aber wie mir scheint, hat Milena Adam hier schon eine erstklassige Arbeit hingelegt. Ich freue mich tierisch auf die nächsten 692 Seiten. Bis zu einer abschließenden Buchbesprechung wird es wohl noch eine Weile dauern. Ich bin erstmal nicht zu sprechen …
Danke für Deinen Beitrag, der mich zumindest nicht verloren zurücklässt – dachte ich doch selbst schon, was mit mir nicht stimme, werden doch viel zu viele Werke in letzter Zeit im Feuelliton hochgelobt und bei mir kommt aber gar nichts von diesem Hype an.
Mich hat es auch nicht begeistert, es war ein „ok to read“ mehr aber auch nicht. Man verpasst nicht viel, wenn man es nicht lesen sollte.