jack taylor gegen benedictus

Ken Bruen: Jack Taylor gegen Benedictus. Betrunken von Harry Rowohlt

Nein, das ist nicht der beste Band aus dem Taylorismus. Die regelmäßigen Leser*innen meiner kleinen Buchbesprechungen wissen schon, dass ich die insgesamt neun Bände, die Ken Bruen über Jack Taylor geschrieben und die Harry Rowohlt „kongönial“ – wie dieser wohl formuliert hätte – ins Deutsche übertragen hat, in anarchische Kraut-und-Rüben-Reihenfolge lese. Zwei hab ich auch schon ausführlich auf Czyslansky vorgestellt: „Ein Grabstein für Jack Taylor“ und „Ein Drama für Jack Taylor“. Der Grabstein war Band 9, das Drama Band 4. Gegen Benedictus kämpft Jack im siebten Band, ehe er in band 8 zum Teufel geht („Jack Taylor geht zum Teufel“). Vor Benedictus erschien – wenig überraschend Band 6 mit dem schönen Titel „Jack Taylor auf dem Kreuzweg“. Ich erwähne das nur, weil es schon bemerkenswert ist, wie sich Autor und Jack mit dem Antichrist und der irischen Kirche abmühen. Liegt vermutlich am schlechten Whisky, den er ständig in sich hineinkippt. Ich halte ja gar nichts vom „J“, vom Jameson, der neben Jack die zweite Hauptrolle auch in diesem Band der Reihe spielt.

Nun denn, um was geht es? Um Inhalt. Und der hat meistens gut 40 Prozent

Der Plot ist altbekannt: Jack, der heruntergekommene Privatdetektiv, erhält einen Brief in dem jemand einen Mord ankündigt. Nein, nicht EINEN, sondern gleich FÜNF Morde: Auf der Todesliste stehen zwei Polizisten, eine Nonne, ein Richter und ein Kind. Und, man ahnt es schon, zuletzt wohl auch noch als einsamer Höhepunkt Jack höchstpersönlich.

Während also der große Unbekannte seine Liste abarbeitet lenzt Harry mal wieder Pint für Pint und säuft sich quer durch die Geschichte. Die Nebenrollen sind von seltsamen Figuren besetzt, die aus dem Panoptikum eines Fellini-Films hergefallen sein könnten. Da ist zum Beispiel Benedictus, und nein, das ist nicht der Mörder, sondern ein fettes liebes Etwas, „300 Pfund und noch ein paar Gramm dazu. Er hat etwas an, was wie ein blaues Zelt aussieht. … Er hebt sein Glas, sagt: `Prösterchen! Ein Schluck auf jedes Doppelkinn . und ich hab genug Kinne für uns beide.´“ Wer muss da nicht an den unvergessbaren Hermes Phettberg denken.

Natürlich hat auch Pater Malachy wieder ein paar kleine Auftritte, der pfäffische Kotzbrocken und Vertreter des irischen Katholizismus, der auf Jack Frage, wo sich Nonnen für gewöhnlich aufhalten, wenn sie ein Kloster verlassen antwortet: „Alles, was ich über Nonnen weiß, ist, dass sie große Poliererinnen sind. Niemand bohnert wie eine Nonne“.

Harry Rowohlt merkt an

Allein für diesen Satz würde ich Harry Rowohlt einen richtigen Whisky ausgaben, wenn er noch am Leben wäre und er mal was anderes zu sich nehmen würde, als billigen Industriefusel. Überhaupt Harry: er war ein begnadeter Übersetzer und ebensolcher Geschichtenerzähler, ein netter Hobbyschauspieler, aber kein guter Trinker. Gönial auch das, was er als „Anmerkungsapparat“ dem Benedictus hintanstellt: eine Spitze gegen Jochen König, Autor auf der krimi-couch.de. Die beiden mochten sich nicht so recht. Aber mein lieber und verehrter Harry: Ein wahrer Jack-Fan braucht wirklich keinen Apparat. Einen Poitin zum Beispiel sollte er immer im Schrank haben. Im Gegensatz zu allen Tassen. Sláinthe. Nein, sláinthe mhaith natürlich.

Eine Leseempfehlung, auch wenn es nicht der beste Jack Taylor ist. Aber ein Poitin ist ja auch nicht das beste Getränk Irlands.

Illustrationen © Michael Kausch

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