
Ein Sonntag mit Ludwig Fels und Bier
Dieses Buch in ein Nachhausekommen. Jedenfalls für einen Franken wie mich. Ludwig Fels: Ein Sonntag mit mir und Bier. Der fränkische Herbert Achternbusch erklärt sich. Oder auch nicht.
Am Anfang ist der Tod. Am Ende auch. Dazwischen ein großer Roman und ein kleines Stück Leben. 173 Seiten hat dieses Buch von Tommie Goerz. Man kann es also gut bei einer Flasche Rotwein lesen. Rotwein sollte es schon sein. Und schwer sollte er sein. Und draußen sollte es vielleicht ein bisschen kalt sein. Das ist eher kein Sommerbuch. Es heißt ja auch „Im Schnee“.
Tommie Goerz entführt uns in ein Dorf mit dem fiktiven Namen Austhal, Ein Dorf, wie es viele gibt, das heißt, wie es viele vor kurzem noch gab: in seiner Mitte sterben die Bauern und am Ortsrand bauen die Neubürger. Mit den Bauern sind die Wirtschaften gestorben, an der Bushaltestelle hält zwei Mal am Tag der „ÖPNV“ – einmal „westbound“, einmal „eastbound“. Wenn die Schneewehen nicht zu hoch sind. Ach ja, die Schneewehen: Austhal muss wohl irgendwo im Fichtelgebirge liegen, dort wo es vor gar nicht so langer Zeit noch richtige Winter gab.
Bei den Bauern vergeht die Zeit langsam. Deshalb hat man auch was von den 173 Seiten. Der Apfel, ein Martini, wird mit Bedacht in Schnitzen geschnitten und Stück für Stück vom Max verzehrt. Man kann als Leser*in dabei zusehen und zuhören. Man schleppt sich mit dem Max zur Totenwache für seinen frisch verstorbenen Freund, dem Schorsch, und verbringt die Nacht erst mit den Männern beim Schnaps und danach mit den Trauerweibern – die hier noch „Weiber“ sind.
Unter ihnen ist auch die Maicherd, das Weib vom Schorsch. Die Maicherd ist eine starke Frau, so eine, wie der Max auch gerne eine gehabt hätt. Aber die Maicherd wollte den Schorsch und so ist der Max sein Leben lang allein geblieben. Was wohl gewesen wär, wenn es anders rum gegangen wär? Eine Totenwache ist ja immer auch eine Gelegenheit über die Vergangenheit und über alternative Gegenwarten zu grübeln.
Eine alternative Gegenwart tritt auch in Form eines Fremden ins Geschehen ein: ein fremder Wanderer, der Schicksal spielen wird, so wie in vielen ganz großen Erzählungen der großen Meister. Ein beliebter Kunstgriff: der Fremde – der Wanderer – das Schicksal – der Impuls von außen. Am Ende steht dann wieder der Tod, wie am Anfang. Aber keine Angst. Der Tod kommt freundlich daher. Und voller Liebe. Mit dem letzten Schluck aus der Rotweinflasche.
Lesen? Unbedingt!
Tommie Goerz: Im Schnee. Piper Verlag 2025.
Illustrationen © Michael Kausch
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Czyslansky ist das Blog von Michael Kausch. Hier schreibt er privat über alles, was ihn interessiert: Literatur, Hifi, Musik, Reisen, Fotografie, Politik und Digitalkultur.
Beruflich ist er als Kommunikationsexperte spezialisiert auf strategische und konzeptionelle Unternehmensberatung und Coaching im Bereich integrierter Unternehmens- und Marketingkommunikation, Markenkommunikation, Reputationsmanagement, Krisen-PR, strategisches Social Media Marketing, Inbound Marketing und vertriebsorientierte Öffentlichkeitsarbeit.
Eine Antwort
Hach, das klingt wirklich gut.