Lion Feuchtwanger Der Teufel in Frankreich

Buchtipp: Lion Feuchtwanger: Der Teufel in Frankreich

Heute gibt es nur eine kurze Buchvorstellung und das hat einen einfachen Grund: „Der Teufel in Frankreich“ von Lion Feuchtwanger ist ein autobiografisches Buch Feuchtwangers über seine Erlebnisse im französischen Exil auf der Flucht vor den Nazis im Jahr 1940. Die meiste Zeit verbrachte er im Großraum Marseille, in Sanary-sur-mer, aber auch im Lager von Les Milles bei Aix-en-Provence. Während dieser Zeit traf Lion Feuchtwanger zahlreiche andere Exilanten, darunter bekannte Persönlichkeiten wie Walter Mehring, Heinrich und Thomas Mann, Bert Brecht, Arnold Zweig, Alfred Döblin und Aldous Huxley. In Sanary existierte damals eine lebendige Exilgemeinde, weshalb Feuchtwanger den Ort einmal als „Weimar an der Riviera“ bezeichnete. Ich werde mich in Kürze in Sanary auf Spurensuche begeben und sehen, was von diesem mediterranen Weimar noch übrig ist. 

Der Teufel in Frankreich

Dabei werde ich auch die düsteren Orte nicht auslassen und die alte Ziegelei in Les Milles besuchen. Les Milles ist heute ein Gedenkort und die Zeit in diesem Lager nimmt auch im Buch einen Schwerpunkt ein. Dort hauste der Teufel in Frankreich.

Während Lion Feuchtwanger in Sanary auf Grund seiner Tantiemen aus seinen Buchverkäufen im Vergleich zu anderen Exilanten recht angenehm leben konnte, war das Leben im Lager alles anderes als bequem. Zwar konnte man es nicht mit den deutschen Konzentrationslagern vergleichen, aber es war eben ein Lager, fast ständig überfüllt, mit schlechten sanitären Bedingungen, mit Pflicht zur ebenso harten wie zumeist sinnfreien  körperlichen Arbeit.

Feuchtwanger schreibt, dass es Gott zwar gut hatte in Frankreich, aber der Teufel hatte es eben auch gut. Und das war eine Folge nicht des Hasses der Franzosen auf die deutschen Exilanten, sondern von Bürokratie und Schlamperei. Er nennt den Teufel einen „Teufel der Schlamperei“, „der Gedankenlosigkeit, der Herzensträgheit, der Konvention, der Routine, eben der Teufel, den die Franzosen mit dem guten Wort `Je-m’en-foutisme‘ bezeichneten“.

Die Exilanten wurden nicht willkommen geheißen, sondern mit Gleichgültigkeit behandelt. Es gab die Anweisung sie zu internieren, also wurden sie interniert. Und wenn für sie die Gefahr bestand, dass sie an die deutschen Faschisten ausgeliefert wurden, dann wurde diese Gefahr nicht sonderlich von den lokalen Behörden ernst genommen. Dass unter den Internierten auch Nazis waren – man nahm es hin. Dass dies unter den Insassen des Lagers zu Unruhen führte – wem konnte man trauen und wem nicht – die Franzosen nahmen es hin.

In „Der Teufel in Frankreich“ schildert Feuchtwanger sehr eindringlich die Zustände im Lager „Les Milles“ und man könnte sich leicht über die dortigen Zustände empören.

Es tut vielleicht gut, vorher ein anderes Buch zu lesen: Im Vergleich zu den Erlebnissen von Robert Antelme im deutschen Konzentrationslager, geschildert in „Das Menschengeschlecht“,  erscheint einem Les Milles wie ein Ferienlager. Aber das ist natürlich unfair. Ist es das?

Ich werde in Kürze ausführlich über Les Milles berichten. Als Tourist. Aus der bequemen Lage eines Mannes, der nicht nur den Eingang, sondern auch den Ausgang kennt. Und die Freundlichkeit der Franzosen. Und die Vergangenheit und Verantwortung der Deutschen. 

Illustrationen © Michael Kausch

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