Renate Schmidt: Therese Giehse

Renate Schmidt: Therese Giehse: „Na, dann wollen wir den Herrschaften mal was bieten“. Muss man das Buch über Theres Giehse von Renate Schmidt gelesen haben? Nein. Soll man es lesen? Je nun: wenn man Lust hat sich entführen zu lassen in alte Zeiten freilich. Ist es ein gutes Buch? Eher nicht. Es hilft einem nicht die Giehse zu verstehen, die Geschichte des Theaters vor und nach der Faschisterei zu verstehen. Das Buch ist eine Verführung, also ganz und gar nicht das, was die Giehse auf dem Theater wollte. Denn sie war schon eine Verkörperung des epischen Theaters, nicht so streng und asketisch wie die Weigel. Dazu war die Theres doch zu bayerisch-bäuerlich-barock.
Italo Calvino: Wo Spinnen ihre Nester bauen

Das Buch erzählt vom Krieg und vom Kampf der Partisanen aus der Sicht eines einfachen ligurischen Bauernjungen. Der Junge hat keine Eltern, aber eine Schwester, die sich als Hure bei deutschen Nazi-Offizieren durchschläft und durchschlägt. Der Junge hat keine Ahnung, aber er macht Erfahrungen, vom Töten und vom Lieben in Zeiten des Krieges. Er klaut eine Pistole, um sich die Freundschaft einiger Erwachsener zu verdienen. Er schlägt sich zu italienischen Partisanen. Mit ihm erfahren wir viel über die Zerrissenheit der italienischen antifaschistischen Linken in Kriegszeiten.
Plattenkiste Nummer 13

Dieses Mal ist wirklich altes Vinyl in der Kiste. Die jüngste Platte ist von 1987. Uschi Laar spielt darauf Harfe. Und zwar wunderschön. Mikis Theodorakis hat 1981 sechs Lieder, darunter die Ballage von Mauthausen mit Maria Farantouri eingespielt. Noch ein Jahr älter ist die Aufnahme von Lionel Hampton. StandUp von Jethro Tull stammt gar von 1969. Da wollten wir noch „Mehr Demokratie wagen“, ihr erinnert Euch? Und die Platte von „Mama Africa“ die ich für die Kiste No. 13 herausgefischt habe ist sogar 62 Jahre frisch. „The World of Miriam Makeba“ erschien 1963 und sie klingt so frisch, als käme sie direkt aus der Presse.
Der fünfte Fensterfreitag

Im Juli habe ich das letzte Mal auf Czyslansky Fensterbilder eingestellt, Fotografien von Fenstern oder aber Aufnahmen, die ich durch Fenster gemacht habe. Entstanden sind alle Bilder im Rahmen der schönen Aktion „Fensterfreitag“ auf Mastodon. Jeden Freitag veröffentlichen dort Amateur- und Profifotografen Bilder rund um das Motiv „Fenster“. Ich mache dort schon seit vielen Monaten gern mit.
Patrick Holzapfel: Hermelin auf Bänken. Eine Leseempfehlung für Bankiers.

Ich sitze gerne. Genauer: ich sitze gerne auf Bänken. Was ich bislang nicht wusste: ich bin ein Bankier. Nun kenne ich natürlich das wunderhübsche Zitat von Mackie Messer aus der Dreigroschenoper „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“. Aber ebenso könnte es heißen „Was ist der Besitz einer Bank gegen das Sitzen auf einer Bank?“
Der RESTEK MAMS+ – ein digitaler Hifi-Vorverstärker mit Rendering-Funktion

Einen Streamer wollte RESTEK nie entwickeln. Laut Adrianus Elschot, dem Mastermind von RESTEK, ändern sich da die technischen Standards einfach zu häufig. Also entwickelte man 2014 den MAMS+, den „Audio-Renderer“ der M-Serie.
Carlo Levi: Die doppelte Nacht. Eine Deutschlandreise im Jahr 1958

Carlo Levi: Die doppelte Nacht. Eine Deutschlandreise im Jahr 1958 „Christus kam nur bis Eboli“, 1945 erschien dieser autobiografische Roman von Carlo Levi. Damit wurde der Autor berühmt. 1958 kam Carlo Levi sogar bis Berlin. Und vorher in die Bierschwemmen von München und in die wieder aufgebaute öde Innenstadt Stuttgarts. Und bevor mich jetzt meine […]
Jean-Claude Izzo: Mein Marseille. Eine Liebeserklärung.

Der kleine Band „Mein Marseille“ versammelt einige kurze Ausschnitte aus den Romanen von Jean-Claude Izzo, vor allem aber kleinere journalistische Texte über Marseille, wunderbare Liebeserklärungen an die Stadt, ihre Bewohner, ihre Geschichte und Alltagskultur. Izzo beschreibt das Licht, das die Stadt zu allen Tageszeiten verzaubert, die Gerüche, die sie durchziehen, das Sprachengewirr in den engen Gassen am Hafen. Er beschreibt die Weltoffenheit der Stadt, die als mediterrane Hafenstadt immer eine Brücke zwischen Europa und Afrika war.
Lesetipp: Franz Friedrich: Die Passagierin. Der grausame Engel der Geschichte im Sanatorium.

Endlich: Seitdem Zauberberg habe ich mich in keinem Sanatorium so angeregt unterhalten wie in Kolchis mit der Passagierin von Franz Friedrich. Ein Lesepflicht-Buch über die Vergeblichkeit aus der Vergangenheit zu lernen, über das Elend des Exils, über Schuld und Hoffnung und auch wenn es nicht so klingt: ein Buch, das toll zu lesen ist.
100 Jahre Zauberberg. Der Berg ruft

Vor 100 Jahren ist also „Der Zauberberg“ von Thomas Mann erschienen. Es gibt nur wenige Bücher, die ich mehrmals gelesen habe. Keines hat mich so fasziniert wie der Zauberberg. Ich liebe dieses „aus der Zeit fallen“ des Hans Castorp. Dass aus einem kurzen Klinikaufenthalt sieben lange Jahre werden. So wie ja auch aus der geplanten Novelle Thomas Mann versehentlich einen tausend Seiten fassenden Roman generierte. Auch Thomas Mann ist beim Schreiben aus der Zeit gefallen. Und ich beim Lesen sowieso.