Gibt es ein Menschenrecht auf WLAN-Anschluss? Ich bin dafür, vor allem seitdem ich ständig in den USA und damit zwangsläufig in häufig wechselnden Hotels unterwegs bin. Schmutzränder an Badewannen, pampige Rezeptionistinnen, mieses Essen: All das ertrage ich mit der Ruhe des echten Stoikers. Aber wenn ich mich in meinem Zimmer oder in der Hotellobby mit meinem Laptop (oder, aktuell, mit meinem Galaxy Tab von Samsung) ins Internet einwählen muss und zuerst aufgefordert werde, mit meiner Kreditkarte Zugang zu erkaufen, raste ich regelmässig aus. Was bilden sich diese Lackaffen von Hoteliers ein? Verlangen sie vielleicht demnächst extra für Handtücher oder für die Benutzung der Zimmertoilette?

Ich finde, dass WLAN heute zu den selbstverständlichen Grundleistungen in der Gastronomie zählen muss. Davon sind wir allerdings noch meilenweit entfernt. Komischerweise sind es meistens die kleinen Betriebe, die das kapiert haben. Bei den grossen sitzen knallhafte Pfennigfuchser, und die glauben, dass sie den Deckungsbeitrag um 0,01% erhöhen können, wenn sie das Internet mit einem Aufschlag weiterverkaufen, gegen den die Profitmargen bei Mineralwasser (neulich zahlte ich 12 Dollar für eine 0,3er Flasche Perrier) gar nichts sind.

Die ganze Hotelbranche befindet sich in der Hand dieser WLAN-Abzocker! Die ganze Branche? Nein, in einem kleinen mormonischen Dorf namens Salt Lake City zeigt man, wie es auch anders gehen kann. Das Hotel Monaco, das ein bisschen aussieht wie ein besonders edler Puff mit seinem schwulstig-roten Damastvorhängen und seinen stockschwulen Rezeptions-„Damen“ hat auch ein WLAN, und der Zugang kostet 10 Dollar am Tag.

Allerdings wird dem Gast beim Einloggen gleich das Angebot gemacht, Mitglied im Rewards-Programm des Mutterkonzerns Kimpton Hotels zu werden – dann ist die Intenet-Nutzung umsonst. Ich bin schon Mitglied in so vielen Hotel-Kundenprogrammen, da kommts auf eine mehr oder weniger nicht an. Und man kann gleich bei de Anmeldung ankreuzen, dass man bitteschön KEINE Online-Werbung in seiner Mehlbox wiederfinden will. Bislang halten sie sich sogar dran.

Überhaupt kann man von den Jungs im Monaco-Hotel eine ganze Menge lernen. Über das Trend-Thema „Social Media Marketing“, zum Beispiel. Als ich ankam, habe ich, wie es inzwischen meine Gewohnheit ist, erst mal auf FourSquare.com eingecheckt. Daraufhin bekam ich einen Online-Gutschein zum Vorzeigen an der Rezeption. Und – schwupps! – bekam ich ein kostenloses Upgrade auf eine zwar sehr schwulstige, aber komfortable und geräumige Suite gewchenkt. Und ein besonders liebenswürdiges Lächeln von der Dame oder dem Herren – genau zu erkennen war dasvunter dem Mascara nicht – am Empfang. Ein typischer Mormone sieht jedenfalls anders aus…

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