SpechtSeit einigen Tagen klopft immer wieder jemand außen an meine Hauswand. Wer dabei unter dem Stichwort „film noir“ an den ebenso wunderbaren wie weitgehend vergessenen Film Themroc mit Michael Piccoli denkt, der liegt daneben. Und zwar völlig.

Vielmehr bittet immer mal wieder ein Specht um Einlass. Und da mich in meinem Home Office nur eine bunte Wand in Holzständerbauweise vom Gemüsegarten trennt, kann es schon mal sein, dass ein Specht mein Haus für einen hohlen Baum hält, mein Wohnzimmer für eine Wohnhöhle. Sollte er es eines Tages schaffen – und nichts spricht dagegen – die Holzwand zu durchhämmern, so wird er freilich seine neue Nisthöhle besetzt vorfinden. Und zwar von mir. Und natürlich von Pablo, meinem Papagei, der ebenso wenig wie ich geneigt ist, seine Höhle mit einem Specht zu teilen. Wobei: bei Pablo bin ich mir da nicht so sicher. Immerhin ist der zudringliche Specht ein hübscher gefiederter Geselle. Und warum soll nicht mal ein Mohrenkopfpapagei – nein: diese Bezeichnung ist nicht rassistisch – mit einem bunten Specht …

Also wir leben ja nun wirklich in einem weltoffenem multikulturell geprägtem Haushalt. Aber eines sollte klar sein: wenn hier ein Specht einziehen will, so kann man wohl erwarten, dass er sich anpasst. Migration setzt Assimilation voraus. Gerade bei Vögeln. Bei uns kommt man nicht durch die Wand herein. Man nimmt die Haustür. Und da wird geklingelt. Wir haben eine Läutkultur. Und die gilt auch für Spechte. Und Amseln, Finken, Drosseln. Ich werde eine Partei gründen. Eine Anti-AFD gegen assimilierungsunwillige Amseln, Finken, Drosseln. Und Spechte.

Ich bin doch nicht bekloppt, Herr Specht.

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