Tribunal 45 Das Spiel

„Spiel doch mal was vernünftiges“. Tribunal 45. Das Spiel zu den Nürnberger Prozessen

An Weihnachten werden wieder die Spielesammlungen rausgeholt und die Mensch-ärgere-dich-Männchen über die Felder gejagt und die Hotels auf die Monopoly-Felder gesetzt. Lange schon kein Monopolist mehr gewesen. „Spiel doch mal was vernünftiges“ höre ich meinen inneren Lehrmeister und ewigen Besserwisser mahnen. „Was vernünftiges“ … Na gut, hier kommt was Vernünftiges. Spielen wir Völkerstrafrecht. Dieser Göring gehört abgeurteilt, aber mal so richtig …

tribunal45 Das Spiel

„Tribunal 45 – Working on Justice“ - das Spiel zu den Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess 1945

Das Unternehmen „Playing History“ hat in diesen Tagen das Spiel „Tribunal 45 – Working on Justice“ veröffentlicht. Entwickelt wurde es gemeinsam mit den wissenschaftlichen Experten von „Memorium Nürnberger Prozesse“, das Ganze ist also durchaus seriös. Wie funktioniert das Spiel?

Im Mittelpunkt steht Aline Chalufour, 1945 die einzige Frau im Team der Anklage. Spielerin oder Spieler übernehmen ihre Rolle. Das Spiel besteht aus vier Kapiteln: Eröffnung des Hauptkriegsverbrecherprozesses, Beweisführung, Verteidigung, Abschlussplädoyers. Während der Spieldauer von durchschnittlich einer halben Stunde müssen Dokumente gesucht und ausgewertet , Argumente ausgetauscht und abgewogen werden. Dabei bewegt man sich im Nürnberger Justizpalast. Sein Grundriss und einige Räume wurden im Spiel nachgezeichnet. Es treten auf: Dolmetscher*innen, Verteidiger*innen, Angeklagte. Opfer. Die Spieler*innen müssen immer wieder zwischen verschiedenen Optionen wählen: wie viel Gewicht soll den Stimmen der Opfer zugemessen werden? Dürfen die Zeug*innen ihre Aussagen in ihrer Muttersprache machen?

tribunal45

Tribunal 45 ist ein Serious Game

Playing History verfügt über eine Menge Erfahrung in der Entwicklung solcher Rollenspiele. Das Spiel “Grenzgänger – Aus der DDR in den Westen” zum Beispiel ist ein Point-and-Click-Adventure über drei Menschen, die auf unterschiedlichen Wegen die DDR verlassen wollen. Spieler*innen werden in drei Episoden selbst zu Grenzgängern und treffen Entscheidungen, die über Widerstand, Freiheit und Neubeginn bestimmen. Das Berliner Studio wurde unter anderem mit dem Deutschen Computerspielpreis (2024) und dem Grimme Online Award (2025) ausgezeichnet.

Tribunal 45 steht kostenlos als App für Android und iPhone zum Download bereit: https://tribunal45.de/.

Illustrationen aus dem Spiel Tribunal 45 © Playing History

Vielen Dank für dein Interesse an diesem Beitrag. Wenn er dir gefallen hat würde ich mich über ein LIKE freuen. Oder teile ihn doch mit deinen Freunden über ein soziales Netzwerk. Und am meisten freue ich mich natürlich über Kommentare, Kritik und Anregungen.

Weitere interessante Artikel

Zuckmayer Deutschlandbericht

Carl Zuckmayer: Deutschlandbericht. Ein Buch-Tipp zu 80 Jahre Kriegsende

80 Jahre nach Kriegsende waren die Medien ja voll mit Berichten, Erinnerungen, Film- und Buchbesprechungen. Mein wichtigstes Buch zum Thema ist sicherlich dieser „Deutschlandbericht für das Kriegsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika“, verfasst von Carl Zuckmayer im Jahr 1946. 125 Tage verbrachte Zuckmayer zwischen November 1946 und März 1947 im Auftrag des Kriegsministeriums der USA in Deutschland und Österreich um über den Alltag und insbesondere auch über das kulturelle Leben im zerstörten Land zu berichten. Sein Augenzeugenbericht ist scharf analytisch und zugleich voller emotionaler Wärme und leidenschaftlicher demokratischer Parteilichkeit. Ich kenne keine Schilderung aus den Trümmern Nachkriegsdeutschlands, die intensiver Herz und Hirn gleichermaßen getroffen haben, als dieser Deutschlandbericht.

Weiterlesen »

Buchempfehlung: Selma Meerbaum-Eisinger: Ich bin in Sehnsucht eingehüllt

Ein Gedichtband. Und eines der wichtigsten Bücher der deutschen Poetik. Selma Meerbaum-Eisinger starb am 16. Dezember 1942 im deutschen Arbeitslager Michailowka an Flecktyphus. Sie war eine von rund 1.200 ermordeten Juden, die dort für die Organisation Todt zu Tode gearbeitet wurden. Viele von ihnen stammten ursprünglich aus Czernowitz und der Region Bukowina, darunter auch die Eltern des Dichters Paul Celan, mit dem Selma Meerbaum-Eisinger verwandt war. Selma wurde 1924 ebenfalls in Czernowitz geboren. Sie wurde gerade einmal 18 Jahre alt.

Weiterlesen »

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.