C. ist ein guter Freund – ein bodenständiger Mann, Familienvater, dem Technischen und Sachlichen nicht abgeneigt, was aus seinem beruflichen Background (irgendwas mit Computer) und seinen Hobbies (irgendwas mit alten Autos) zu tun hat. Und doch überrascht er mich an einem Wochenende mit einer verblüffenden Neuigkeit: C. behauptet, in seinem Garten einen Reptoiden gesehen zu haben.
Einen was?
Einen Reptoiden. Als Beweis schickt er mir gleich mal einen Schwung Bilder auf mein Handy. Ich bin es gewohnt, hin und wieder Bilder von Reptilien zugemailt zu bekommen. Meist sind es Schildkröten und das Ganze ist entweder verbunden mit der Anfrage: Männchen oder Weibchen oder mit der Sorge, ob das Tier gesund ausschaut. Eher selten fragt mich wer, um welche Art es sich denn handelt. Denn ein wenig kenn ich mich mit den urzeitlichen Panzerträgern aus. Aber das ist ein anderes Thema. Hier geht es um C. und seinen Reptoiden bzw. Reptiloiden.
Nun ja, erfahre ich während des besagten Telefongesprächs, eigentlich wäre es eher andersherum gewesen. Erst habe er das Foto gemacht, und dann später beim Betrachten des Bildes dieses Wesen entdeckt. Doch so sehr ich mich auch bemühe, ich erkenne auf den Bildern einfach gar nichts. Da ich auch nicht genau weiß, was ich denn eigentlich erkennen sollte/könnte, bemühe ich, während ich telefoniere und auf mein Handy starre, auf dem Computer Google. Und eine wundersame Welt tut sich auf. Reptiloiden bezeichnet im Allgemeinen reptilienartige Wesen und im Speziellen eine Art reptilienartiger und intelligenter Wesen die auf bzw. in der Erde lebt lese ich auf der höchst amüsanten Seite Verschwörungstheorien. Dort erfahre ich auch, während ich weiter mit C. telefoniere (Männer können eben Multitasking), alles Wissenswerte über diese Spezies und ihren großen Fürsprecher, den Ex-Fußballer und Publizisten David Icke, der nicht müde wird, uns die Existenz dieser Echsenmenschen beweisen zu wollen. Dazu kann man sich – wenn man denn will – sich auf Youtube informieren…

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C., der wegen meiner Blindheit etwas empört ist, schickt mir dieses Originalbild. Ein mit LEDs beleuchtetes Gartenhaus und gleichzeitig ein Reptoiden-Suchbild. Allein, ich suche und suche und suche.

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Dann nehme ich das Bild via Photoshop unter die Lupe, ich helle es auf, nehme die Farben raus und erhöhe die Kontraste.
Ahh… ich komme mir langsam vor wie in Langley oder besser noch Area 51. Tatsächlich. Rechts neben der Hütte, direkt neben dem Forsythienstrauch hockt er: Der kleine Reptiloide, Drakonier, Echsenmann oder was auch immer. Jetzt seh ich ihn auch. Eine Ausschnittvergrößerung ist schnell gemacht und nun weiß ich, was C. meint. Gerade erst hatte ich ihn gefragt, ob David Hicke vielleicht in seiner Karriere als Fußballer ein paar Kopfbälle zu viel gespielt habe und ihm das auf’s Hirn gegangen sei, da fällt es mir wie Schuppen (sorry für den Wortwitz) von den Augen.
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Was er denn nun zu tun gedenkt, möchte ich gern wissen.
„Willst Du ihn anfüttern und eine Falle aufstellen?“ frage ich und schage Dosenfisch und Katzenfutter vor. Das scheint mir zum Anfütttern am ehesten geeignet, auch wenn die Gefahr besteht, damit eher Ratten und Marder anzulocken. Alternativ könne er, also C., auch den Dorfkaplan bitten, Weihwasser zu versprengen und ein Kruzifix aufzuhängen, um dieses Wesen zu vertreiben. Man ist schließlich in Oberbayern und da gilt der Katholizismus noch etwas.IMG_5689c

„Nur“, so wage ich zu bedenken, „stehst Du dann in der Gefahr in irgendeiner Landesklinik zu landen. Auch das ist schließlich Bayern – Querulanten werden schnell mal in die Geschlossene geschickt.“ Ob wir uns nicht darauf einigen könnten, dass dort ein Waschbär gehockt habe. Die haben zwar nicht so große Augen, aber doch große schwarze Fellflecken um die Augen und da könne man sich doch…

C. sieht das anders. Ein Waschbär ist das sicher nicht, Katzenaugen leuchten im Dunkeln und überhaupt sei das kein Tier, wie man es sonst vielleicht im Garten haben könne. Ich solle mir gefälligst mal auf Youtube die Videos anschauen. Da wär genug über Reptoide zu sehen. C. findet meine Rückfragen und Antworten nicht ganz so witzig. Ich schon. Wie er denn Haus und Familie zu schützen gedenke oder ob er wegziehen werde? Denn die Reptoiden – so lese ich in einem äußerst amüsanten Forum – seien ja dabei, Menschen durch ihresgleichen zu ersetzen. Bei George Bush sei das weiland erfolgreich praktiziert worden und auch Angela Merkel sei als Reptoid mittlerweile geoutet. Da müsse er doch langsam Vorkehrungen treffen.
C., der natürlich längst durchschaut hat, dass ich ihn nicht ganz ernst nehme, wird etwas einsilbig. Verärgern möchte ich den guten Freund aber nicht, nur ein wenig spotten, das muss doch erlaubt sein. Ich weise ihn vorsorglich auf Psiram hin. Das Wiki der irrationalen Überzeugungssysteme, das ich auch gerade entdeckt habe. Und ob er in seiner Kindheit vielleicht ein paar mal zu oft die Wiederholungen von Jack Arnolds wunderbaren Der Schrecken vom Amazonas (Creature from the Black Lagoon) im Fernsehen geschaut habe.
Als ich mir das Bild später auf einem anderen Computerbildschirm noch einmal genauer anschaue, bin ich überzeugt, dass es sich um ein paar Äste und eine Lichtreflektion handelt. Alex, ein profunder Kenner sämtlicher Verschwörungstheorien, hingegen ist es nicht, als ich ihm am nächsten Tag von der Geschichte erzähle. Also schicke ich ihm das Bild und markiere eher dilettantisch das Gesicht dieses Wesens, das ich irgendwie schon so ins Herz geschlossen habe.
Während C. unsere schnell anwachsende Mail-Korrespondenz unter dem Titel „Hobbit“ laufen lässt, finde ich ja „Rumpelstilzchen“ passender.
Freund Alex – Profi und ein Photoshopper, wie es seit Michelangelo und Leonardo da Vinci keine mehr gegeben hat – verspricht, Licht ins Dunkel zu bringen.
Und das tut er dann auch.
Lange arbeitet er an dem Originalbild. Dann schickt er mir das Bild per Mail zurück. Doch sein Ergebnis ist ein ganz anderes als erwartet:
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Endlich ist der Reptoid unverwechselbar zu sehen. Mit viel Liebe und mit viel Mühe hat A. mit Photoshop einen Waran in das Bild eingebaut.

Mann, Jungs… Was wär ich nur ohne Euch?

In einem weiteren Telefonat erteilt mir C., der den Text hier kennt, seinen Segen zur Veröffentlichung. Er findet das komisch. „Aber Du wirst schon sehen…“, meint er süffisant.
„Was?“ frage ich.
„Schau Dir das Interview an, dann weißt Du, woher Reptoiden ihre Energie beziehen. Von den Sekptikern.“
„Oh“ antworte ich. „Und als solcher outet mich dieses Blogpost.“
„Genau.“
„Du meinst, ich empfehle mich als Schlachtplatte für Reptoiden?“
„So ungefähr.“

Na dann, Guten Appetit, Ihr Aliens!

Fotos: Privat

 

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