Die Lektüre von Matusseks Artikel in der Welt hat mich nachdenklich gemacht.

Mittlerweile hat Homophobie dem Antisemitismus als schlimmste ideologische Sünde den Rang streitig gemacht.

Vorausschickend möchte ich dazu anführen (nur um mich gänzlich unangreifbar zu machen) dass ich aus dem Münchner Glockenbachviertel stamme. In den Siebziger riefen uns Kindern, wenn wir in den Höfen des ehemaligen Judenviertel spielten, die Naziwitwen noch hinterher dass wir „Judenkinder“ unsere Schnauze halten sollten, sonst kämen wir ins Gas. Nachdem die BDM-Seniorinnen endlich ins ewige Reich abgetreten waren, kamen die Schwulen ins Viertel und für uns Kinder der Achtziger war es das normale Strassenbild, dass sich Männer leidenschaftlich küssten, wenn Sie an der Ampel warteten. Gegenüber meines Geburtshauses in der Klenzestrasse war eines der bekanntesten koscheren Bistros und direkt daneben das Bhagwan-Sannyasin Zentrum. Sprich schwarzgekleidete Orthodoxe mit Hütchen und Ohrenlöckchen liefen neben rotgewandeten Hippies mit Weihnachtsmann auf dem Flaschenöffner (Zitat: W. Brösel). Jetzt ist mein geliebtes Viertel, meine Hood gentrifierziert wie der Prenzlauer Berg, besser noch mamafiziert. Die Schwulen ziehen entnervt weg, weil sie den Anblick von nackten Stillbrüsten und Chai-Lattes nicht mehr ertragen.

Für uns Glockenbacher sind also Randgruppen normal und was normal ist, macht keine Angst und wird deshalb auch nicht diskriminiert. Toleranz ist nicht nur eine Frage der Selbstsicherheit, sondern auch der Gewöhnung.

An was ich mich allerdings niemals gewöhnen werde, sind Klugscheisser, politisch korrekte Besserwisser und Gutmenschen, die mir Anbiederung beibringen wollen. Die mich zwingen wollen, alles toll zu finden, was man gerade toll finden soll. Die Homoehe finde ich nicht per se toll. Ich finde auch nur jede zweite Hetero-Ehe toll (also meine persönliche Ehen) Verschwenderische Katholiken nerven mich genauso wie furztrockene Protestanten und die Hipster-Buddisten … Ich sage auch Neger, Eskimo und Zigeuner. Ich lache über Judenwitze, zerreisse mir das Maul über Schwule und Oligarchen. Die Olympiade der Russen widert mich genauso an, wie die Fussball-Fahnenschwenkerei. Ich trage bei veganen Essen keinen Helm und grille am Karfreitag Steaks, bestelle beim Inder Rindfleisch mit Spinat und von mir aus ist im Döner Schwein und im Gulasch Pferd. Ich sag zum Blinden „Schau ma mal“ und zum Prostatiker „verpiss dich“. Ich bin auch der Meinung, dass man über alles Zoten reissen darf – über wirklich Alles und Jeden!

Wir haben in München ein schönen Ausspruch und der heisst.
„Mach di amoi g’schmeidig“

Ich  habe meine persönliche Balance gefunden, ich bin Misanthrop ich kann sie alle nicht leiden. Und wenn ich alle diskriminiere, dann kann man mir doch eigentlich gar keinen Vorwurf machen, oder?

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