Hanna Kiel: Die Schlacht um den Hügel. Eine Buchbesprechung

Mit Fiesole verbindet mich ein mehrtägiger Aufenthalt in den frühen achtziger Jahren. Damals wollte ich mit Freunden eigentlich für ein paar Tage nach Venedig fahren. Ich war noch Student, hatte wenig Geld und als frankophiler junger Mann noch viel weniger Italien-Erfahrung, aber Venedig war natürlich ein früher Sehnsuchtsort: Gondeln, die Trauer tragen, Tod in Venedig, Thomas Mann, Karnevalsmasken und überhaupt jede Menge Bilder im Kopf, die dringend nach eigener Erfahrung lechzten. Als ich eines Morgens den alten Ford meines Freundes bestieg, der mich mit drei Freunden in die Stadt in der Lagune kutschieren sollte hatten meine Freunde aber unseren gemeinsamen Reiseplan kurzerhand über den Haufen geworfen. Sie hatten beschlossen nicht nach Venedig, sondern nach Florenz zu reisen, genauer: sie hatten einen Platz für unser Zelt auf einem Campingplatz oberhalb von Florenz im beschaulichen Fiesole gebucht.

Mein Venedig-Führer blieb unausgepackt, von Fiesole wusste ich gar nichts, nicht dass das Dekameron von Boccaccio dort spielte und nicht dass Hermann Hesses Peter Camenzind diesen florentinischen Nobel-Vorort erwähnt. Ich wollte da auch gar nicht hin, ich wollte nach Venedig, doofes Fiesole. Ich entwickelte auch gar keinen Sinn für seine Palazzi, seine Medici-Villa, seinen Bischofs-Palast, sein Casa del Popolo, das uns eine Pizza mit toten Ameisen servierte … Kein Wunder, dass ich Fiesole seit jener Zwangsverschickung mied wie der Teufel den Vatikan [Tut er das? Der Setzer].