Die Bundeszentrale für Politische Bildung, die mich zu einer Podiumsdiskussion auf ihrem diesjährigen Bundeskongress in Duisburg eingeladen hatte, hat für mich ein Zimmer gebucht im Hotel „Plaza“, einem Viersternehaus in zentraler Lage. Leider war das Hotel bei meiner Ankunft offenbar immer noch im Bau: Die Decke im Erdgeschoss war aufgerissen, und eine Menge Blaumänner waren dabei, mit Schlagbohrern und Hammer darum zu wetteifern, wer mehr Lärm und Dreck produzieren kann.

In dem Zimmer, das ich zuerst zugewiesen bekam, konnte ich weder mit dem Laptop noch mit dem iPad das versprochene Hotel-WLAN sehen, also rief ich an der Rezeption an. Die freundliche junge Dame meinte, ich solle doch den „Verstärker“ verwenden. Was denn ein Verstärker sei und wie er aussehe, fragte ich, denn in dem relativ schmucklosen Zimmer war nichts zu sehen außer Bett, Schrank und einem zwar großen, aber absolut leeren Schreibtisch.

Schließlich gelang es mir, sie davon zu überzeugen, dass es in diesem Zimmer jedenfalls keinen „Verstärker“ gab, was sie aber erst wirklich glauben wollte, als sie nach oben gekommen und sich per Augenschein davon überzeugt hatte. Ich weiß übrigens immer noch nicht, was das gewesen sein soll. Sie beschrieb es als einen „pyramidenförmigen Kasten“. Sicher ein kleines Wunderwerk der Technik, nur leider fehlte es. „Hat wohl einer mitgenommen“, sagte sie achselzuckend.

Das Hotel erwies sich als ziemlich ausgebucht, und die Suche nach einem anderen freien Zimmer als schwierig. Sie fand schließlich eines, das aber, wie sie warnte, „noch nicht fertig renoviert“. Aber dafür bekam ich wenigstens ein schwaches Internet-Signal und konnte Mails checken, bevor ich zum Abendessen ging. Später ging ich ins Bett, ohne den Computer nochmal zu bemühen.

Am nächsten Morgen war ich, wie es meine Gewohnheit ist, früh wach und wollte noch etwas arbeiten, aber leider fehlte vom WLAN jede Spur. Die werden das Internet doch nicht nachts abschalten, ging es mir durch den Kopf. Als ich im Pyjama in den Hotelkorridor hinaus und bis zur Treppe vor ging, sah ich aber das Signal wieder und konnte mich einloggen. Als ich wieder in mein Zimmer kam, war es aber wieder weg. Also raus in den Flur, Mails ziehen und hoffen, dass kein anderer Frühaufsteher jetzt aus seinem Zimmer kommt und mich sieht.

Ich war zu diesem Zeitpunkt, wie Sie vielleicht verstehen, etwas angesäuert und überlegte mir schon, wie ich der Rezeptionistin beim Bezahlen meinen Unmut mit ein paar beissenden Bemerkungen deutlich machen könnte. Am besten gefiel mir: „Ein Hotel ohne WLAN ist ungefähr so wie ein Hotel ohne Warmwasser!“

Meine besten Ideen habe ich in der Dusche, oder zumindest wahrend ich in der Dusche das Wasser laufen lasse. Das war auch hier der Fall. Das Wasser lief und lief, aber jedesmal, wenn ich Hand in den Strahl hielt, war es eiskalt. Ich drehte am Hahn, mal nach links, mal nach rechts. Kein Unterschied. Nur wenn ich ihn mit Gewalt nach links drehte, erstarb der Strahl zu einem dünnen Rinnsal, der allerdings zumindest lauwarm war. Nur zum Duschen reichte er nicht aus.

Nun, Deospray wird hoffentlich die Morgendusche ersetzen, und ich bin ja heute Abend wieder daheim in den Alpen, wo es warmes Fliesswasser gibt. Was mich aber am meisten ärgert, ist das ich mir jetzt einen neue. Spruch für die Rezeptionsdame überlegen muss. Am frühen morgen und ungeduscht fällt mir das richtig schwer.

6 Antworten

  1. Mein Opa, von Dortmunder Herkunft und Bodenständigkeit sowie Münchner Stuiertheit beseelt, pflegte auf solche Schilderungen immer zu sagen: „Bleib mit dem Arsch zu Hause, dann passiert Dir auch nichts!
    Ein weiser Mann 🙂

  2. Ich darf Dir, lieber Tim, die Liste meiner hotelverursachenden Unpässlichkeiten des heutigen Tages aufzählen.

    1. WLAN: kostet zärtliche € 2,00 pro 24 Stunden. Eigentlich lächerlich, da könnte man auch einfach den Zimmerpreis entsprechend anpassen.
    Und dauernd musst Du Deine Geräte wieder neu einloggen – sofern Du das kleine Zettelchen mit dem Zahlencode wiederfindest, dass Du an der Rezeption erstehen konntest.

    2. Wasser: Kommt so heiß aus der Dusche, dass man in weniger als 10 Sekunden die Farbe eines essfertigen Hummers angenommen hat. Oder eben polarkalt. Zwischenlösungen kennt der Regulator nicht. Dafür hab ich einen Duschvorhang zu bieten, der diverse organische Kulturen ansgesetzt hat. Will man ihn möglichst weit vom Körper halten, damit der Pilz nicht übersteigt, besteht die Gefahr, das ganze Bad unter Wasser zu setzen.

    Mein persönliches Highlight aber ist:
    Es gibt im Zimmer nur eine erreichbare Steckdose. Lampen, TV etc. lassen sich nicht ausstecken, da sind die Dosen durch Möbel verbaut. Diese einzige Steckdose befindet sich neben der Zimmertür. Was heißt: Komm bitte keiner auf die Idee, das Handy UND das Laptop über Nacht aufzuladen. Oder gar das Handy als Wecker auf den Nachttisch zu legen und gleichzeitig aufzuladen. Als Anhänger gepflegter Nassrasur bin ich wenigstens hier fein raus. Die Elektrischen müssten nämlich entweder ne Verlängerungsschur dabei haben oder sich spiegellos direkt an der Zimmertür rasieren.

    Und ja: Wir reden von einem durchschnittlichen Tagungshotel in der Hauptstadt 🙂
    Wäre ich doch daheim geblieben…

  3. @Lutz Jetzt haben sie wenigstens für die Dusche ein Digitalsystem eingeführt und jetzt ist es wieder nicht recht. Diesen Bloggern kann man es einfach nicht recht machen …

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