Ob das Rote Kreuz, der Arbeitersamariterbund oder Porsche in Wels/Österreich: Die Fälle mehren sich, in denen Unternehmen ihre Mitarbeiter vor die Tür setzen, wenn diese in der Öffentlichkeit Hassbotschaften verbreiten.
Der Mechanismus ist dabei meist der Selbe. Zunächst postet ein Mensch unverhohlen seine meist gegen Flüchtlinge und Asylsuchende seine Hassbotschaften.
Bei Facebook gepostet…und raus bist du

Der Arbeitgeber war not amused:
hass2 Im Fall des Lehrlings von Porsche in Österreich war es ein Kommentar unter einem Bericht über die Feldkirchener Feuerwehr. Als diese nämlich angesichts der großen Hitze mit einem Löschfahrzeug für eine gehörige Abkühlung sorgte, war die Freude der Kinder groß.
Besagter Lehrling aber empfahl, so war es in der Presse zu lesen, statt Wasserdusche den Flammenwerfer zu nehmen.
Das kam nicht gut an bei Facebook. Gar nicht. Eine Welle der Empörung brach los. Und irgendwann kam dann mal einer auf die Idee, den Arbeitgeber, also Porsche Wels anzuschreiben, ob denn das so in Ordnung sei, was ihr Kfz-Techniker da so vom Stapel lasse, wie das Unternehmen dazu stehe… Denn der Lehrling hatte natürlich das Ganze unter seinem Klarnamen veröffentlicht und in seinem Facebook-Account voller Stolz seinen Arbeitgeber genannt.
Er ist – wie eingangs erwähnt – nicht der Einzige. Denn längst haben diejenigen, die diese Hassbotschaften im Netz nicht länger ertragen wollen, angefangen, aktiv zu werden.
Man muss nicht selbst zu den digitalen Freunden dieser Menschen gehören, um mitzubekommen, wie sich „Volkes Stimme“ äußert: Völkisch, national, rassistisch, fremdenfeindlich und zutiefst verletzend und aggressiv. Empathielose Hass-Statements gibt es zu Hunderten, wenn nicht Tausenden. Und längst haben einige Facebook-Nutzer angefangen, Screenshots dieser Posts anzufertigen, diese auf einer eigenen Seite wieder zu veröffentlichen und zu kommentieren. Unter anderem betreibt dies mit großer Akribie die Seite Auslenda nehmn uns der Bildunk weg, über die Czyslansky schon mal geschrieben hat.
Der Rest liegt auf der Hand. Mit wenig Recherche lässt sich das Profil des Users, der gerade rechtsradikal gepöbelt hat, aufrufen. Das ist kein Hexenwerk. Nicht selten sind alle Daten für jedermann offensichtlich, denn der anständige Deutsche bzw. Österreicher hat ja wohl nichts zu verbergen.
Und da die meisten Firmen bzw. Verbände mittlerweile selbst Facebook-Seiten betreiben, genügt oft ein Eintrag auf deren Pinnwand, um den Stein ins Rollen zu bringen. Das reicht dann bis hinein in die großen Medien wie Bild oder Kurier – selbstverständlich garniert mit einem lachenden Kind unter dem Regenschauer der Feuerwehr.

Im zunehmenden Maße stellen Firmen und Verbände für ihre Mitarbeiter allgemein verpflichtende Regeln auf, dieser Code of Conduct beschränkt sich dabei bei weitem nicht nur auf firmenspezifische Belange sondern greift auch für Äußerungen auf Privatseiten der Personen in den sozialen Netzwerken, vor allem, wenn diese mit dem Unternehmen in Verbindung gebracht werden. Ein „beschäftigt bei….“ reicht da schon völlig aus.
Denn nichts kann ein Unternehmen weniger gebrauchen als Posts auf ihren Fanpages, in denen ihre Mitarbeiter meist nachweislich (mit Screenshots der Posts) für ihre rassistischen oder sonstwie übelst-diffamierenden Äußerungen angeprangert werden. Für caritative Verbände und deren Einrichtungen wie das Rote Kreuz oder den Arbeitersamariterbund ist das noch verheerender, denn diese finanzieren sich überwiegend durch Spenden. Und wer spendet schon jemandem, der solche Menschen beschäftigt, die sich anderen Menschen helfend zuwenden sollten, statt sie als „Schmarotzer und Wirtschaftsflüchtlinge“ zu diffamieren, nachdem sie in der Unterkunft ihren Dienst verrichtet haben?
Ich ganz sicher nicht.

Übrigens: Wer meint, das einfache Melden solcher Beiträge bei Facebook mit dem Hinweis, der Post enthalte Hassbeiträge, reicht, der wird schnell eines Besseren belehrt. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass Facebook die Prüfung automatisiert bzw. vermutlich in Hände von Leuten gelegt hat, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Auf die Meldung von Beiträgen, in denen empfohlen wurde, man solle die „Schmarotzer alle verbrennen“ antwortete mir Facebook nach ein paar Tagen, man habe die Meldung erhalten, geprüft, nichts gefunden, was gegen die Facebook-Richtlinien verstößt – und fertig.

Es ist allerdings auch nicht besonders klug, diese Beiträge zu melden und damit unsichtbar zu machen, falls Facebook sie tatsächlich löscht. Denn nicht selten laufen mittlerweile Anzeigen bei der Polizei gegen die Verfasser solcher Statements – wegen Volksverhetzung oder unmittelbarem Aufruf zu einer Straftat. Und das ist auch gut so. Da wäre es nicht hilfreich, wenn das Material plötzlich mir nichts dir nichts aus dem Netz verschwunden ist – so schwer es auch erträglich ist

Dann lieber beim Arbeitgeber verpetzen und mit Genugtuung abwarten, dass es bald heißt:

Ene mene mu –
und raus bist Du.

2 Antworten

  1. Also ich weiss nicht, ich finde man hat das Recht ein Arschloch zu sein und kann was auch immer für einen Dreck am Stammtisch oder eben bei Facebook posten … Mich als Arbeitgeber geht das nichts an …

    Was nützt es der Gesellschaft, wenn aus dem „rassistischen Arschloch“ jetzt ein „rassistisches Arschloch ohne Job“ geworden ist?

    Es ist zum einen eine Einschränkung der Meinungsfreiheit und noch dazu eine Belastung der Sozialkassen. Geben wir das Geld lieber den Flüchtlingen als dem Rassisten in Form von Hartz4 …

  2. Es gibt eine eigene Bewegung unter dem Namen „Social Justice Warriors“ dazu. Um es kurz zu machen: Aktionen wie diese (Anschwärzen beim Arbeitgeber, Twitter-Account Spammen, Nachstellen …) sind eine moderne Chimäre aus Blockwartmoralisierung und Lynchmob. Und jetzt bitte nicht das Argument mit der Volksverhetzung. Kein Mensch schmeißt Steine, weil ein Facebook-Kommentar das in stumpfer Bierseligkeit fordert. Rache und die Genugtuung, jemandem das Arbeitsleben versaut zu haben, weil er eine andere Geisteshaltung hat, sind niedere Beweggründe. Auch wenn diese Geisteshaltung das Humanistenherz empfindlich trifft.
    Und ja, es ist vermindert schlau, unter Klarnamen aggressiven Populismus zu betreiben, aber trotzdem geht das den Arbeitgeber nichts an, solange derjenige nicht rechtskräftig einer Straftat schuldig gesprochen wurde, die Eingang in das Führungszeugnis findet. Wir können nicht die Rechtsstaatlichkeit über Bord werfen, nur weil wir uns in unseren Blog-Artikel dann so schön circle-jerken können.
    Und es ist nur eine Frage der Zeit und der Gelegenheit, bis man sich selbst auf der falschen Seite der Mistgabeln wiederfindet. Ich erinnere an den Projektleiter der ESA-Mission, dessen Kündigung von Social Justice Warriors gefordert wurde, weil er ein „sexistisches Hemd“ trug. Es waren Comic-Pinup-Girls aufgedruckt.

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