Ich verstehe das allgemeine Protestgeheule – zuletzt auch noch des BITKOM – um das Social-Media-Monitoring-Projekt der SCHUFA nicht: es ist die Aufgabe der SCHUFA die Kredibilität von Unternehmen und Personen zu analysieren. Und natürlich nutzt man hierfür so viele öffentlich zugängliche Informationen über das jeweilige Unternehmen oder die Person, wie eben möglich. Es ist kein Skandal, dass die SCHUFA derzeit in einem Forschungsprojekt überprüft, welche Informationen aus sozialen Netzen sich für eine Analyse der Kreditwürdigkeit von Bürgern und Unternehmen eignen.

Niemand sollte sich vormachen, dass sich die Nutzung unserer öffentlichen Daten in Facebook & Co durch eine „Selbstbeschränkung“ von Auskunfteien, Personalberatern oder werbetreibenden Unternehmen begrenzen ließe.

No nay never. Was geht und erlaubt ist wird gemacht (Muss ich hinzufügen: und was nicht erlaubt ist zum großen Teil auch … ?). Was wir in Facebook stellen ist öffentlich und wird genutzt, mal für uns, mal gegen uns. Da hilft nur ein bewusster Umgang mit diesen Medien. Falsches Vertrauen in die Toleranz, Blindheit oder in das rechte Verständnis der kommerziellen Nutzer dieser Informationen ist fehl am Platz.

Ich halte die gegenwärtige Diskussion um die SCHUFA für nützlich, denn sie macht einmal mehr klar, dass wir mit unseren Informationen und Beiträgen in den sozialen Medien fürsorglich und selbstbewusst umgehen müssen. Und erfreulich ist, dass die SCHUFA die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichen will. Denn diese Debatte macht ja Sinn: wie kann man Aussagen wie „Ich spiele gerne“ oder „No risk no fun“, getätigt in vermeintlich privater Facebook-Runde, sinnvoll interpretieren? Wenn die SCHUFA bereit ist, diese Debatte öffentlich zu führen, so ist das ein positives Signal.

Vielleicht reagiert man bei der SCHUFA ja eines Tages auch noch positiv auf den Spruch des Berliner Landgerichts vom November 2011 auf die dort geforderte Offenlegung des Scoring-Modells. Ich wünsche mir von Rating- und Scoring-Unternehmen einfach die Transparenz, die ich ihnen mit meinen Social-Media-Daten biete.

Kurz: Nutzt alle meine Daten aus Facebook und LinkedIn aber sagt mir, was ihr damit tut!

Der Skandal besteht nicht in der Nutzung meiner öffentlichen Daten, sondern in der intransparenten Nutzung dieser Daten zur Gewährung von Krediten und Berechnung individueller Zinssätze.  Macht unser Finanzwesen so transparent wie die Bürger. Und alles wird gut.

2 Antworten

  1. Sie haben Probleme einen Kredit zu bekommen?
    Für 10% des angestrebten Darlehens, optimiere ich mit meinen Beiträgen Ihre Social-Media-Kanäle, dass die SCHUFA Sie lieben wird.
    Mit dem neuen SCHUFA-Optimization-System aus der Czyslansky-Forschung (SOS)!

  2. Das Hasso-Plattner-Institut, der Forschungspartner der Schufa bei diesem Projekt, hat diesen Auftrag nun zurückgegeben, offenbar aus Angst vor der massiven Kritik, die es hierzu im Netz in den letzten beiden Tagen gegeben hat. Schade.
    „Angesichts mancher Missverständnisse in der Öffentlichkeit über den vereinbarten Forschungsansatz und darauf aufbauender Reaktionen könne ein solches wissenschaftliches Projekt nicht unbelastet und mit der nötigen Ruhe durchgeführt werden, erklärte HPI-Direktor Christoph Meinel.“
    http://www.hpi.uni-potsdam.de/presse/mitteilung/beitrag/schufa-forschungsprojekt-gekuendigt.html

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