ich weiß, wie man die komplette belegschaft einer deutschen zollbehörde in den wahnsinn treiben kann. ich hab’s probiert. ich hab’s geschafft. mit briefmarkenschallplatten aus bhutan. 

das königreich bhutan veröffentlichte im jahr 1972 sieben runde briefmarken mit musik und sprachaufnahmen. die marken/platten sind auf jedem plattenspieler mit 33 rpm abspielbar. zu hören sind volkslieder, aber auch die königliche nationalhymne. auf allen platten ist der wert als postwertzeichen aufgedruckt. man kann tatsächlich briefe und päckchen mit ihnen frankieren. der wert variiert von einer viertel rupie bis zu neun damaligen bhutan-rupien. die hübsche violette markenplatte für luftpost kostete drei rupien. die markenplatte mit der nationalhymne ist übrigens nicht die teuerste, sondern die billigste: sie war 25 chetrum wert, also eine viertel rupie.

wer nun also wie ich ein komplettes set im großen netz auftreibt und aus irgendeinem ausland bestellt, der darf seine kleine feine sammlung klingender briefmarken auf dem zollamt abholen. mit der frage konfrontiert, was das denn sei, antworte man: „schallplatten“. und nach ein wenigen sekunden: „briefmarken“. sodann entwickelte sich bei mir folgender dialog:

 

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zoll: ja was denn nun: schallplatten oder briefmarken?

sammler: briefmarken mit ton drauf. für den plattenspieler.

zoll: das geht nicht.

sammler: doch, das geht. also das klingt.

zoll: und was machen wir jetzt? briefmarken und schallplatten haben verschiedene mehrwertsteuersätze.

sammler: dann nehme ich den günstigeren von beiden.

zoll: das geht nicht.

sammler: was geht dann?

zoll: hören sie sich die komischen dinger an? oder sammeln sie die?

sammler: ich höre sie mir erst an und dann sammle ich sie.

daraufhin ruft der überaus nette aber ebenso korrekte zollbeamte seine komplette belegschaft zusammen und erläutert das problem. in ermangelung einer besseren alternative stellt der den steuersatz zur internen abstimmung:

zoll: wer ist für briefmarke? wer ist für schallplatte? handzeichen!

die mehrheit notierte schließlich für briefmarken. da gilt der ermäßigte steuersatz. das war klug. sonst hätte ich ihnen die platten vorgespielt. dann hätten sie mir freiwillig den günstigeren markensammlersatz gegeben. sammeln ist in diesem fall einfach angenehmer als hören. 

2 Antworten

  1. Grandios! Ich „zolle“ den Zollbeamten zwar höchsten Respekt (denn ohne sie wäre unsere Wirtschaft nicht annähernd so deutsch 😉 – aber manchmal sind die Herren in Blaßgrün auch echte Nervensägen. Jüngst wieder erlebt wegen eines Geschenkpäckchens aus den USA. Natürlich vom Zoll „gestellt“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Und natürlich das Declaration Label komplett ignoriert. Viel Spaß beim Hören und Sammeln.

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