Sterben in Schönheit
Sterben in Schönheit

Ich habe 1993 mein erstes GSM-Mobiltelefon bekommen, ein Motorla 9600 („Backstein“ genannt), mit dem man der Legende nach zur Not auch Zeltheringe einschlagen konnte. Ich war damals Leiter der Redaktionsgruppe Multimedia bei der Motor Presse Stuttgart, und eines meiner Babys war die Entwicklertruppe, die an der neuen Zeitschrift „connect“ gearbeitet hat. Wir haben damals Kriterien für das Testen von Handys entwickelt, und ich habe vorgeschlagen, einen speziellen „Cole-Test“ einzuführen, nämlich den freien Fall aus einem Meter Höhe auf eine möglichst harte Unterlage. Auf die Idee kam ich, weil ich damals einen sehr schönen Regenmantel von Burrberry mit Durchstecktaschen besaß, und fast jedes Mal, wenn ich den Knochen in die Manteltasche stecken wollte, griff ich daneben, und das Dinge landete auf dem Boden.

In den vergangenen 20 Jahren haben viele Handys den Cole-Test bestanden, Dutzende von Nokia-Generationen, Palm-Treos und neuerdings der iPhone. Ein Nokia Lumina war dabei und ein paar HTCs.

Doch nun ist meine Serie gebrochen: Gestern lief ich in München durch die Orleaonstrasse und trug mein iPad unterm Arm, als plötzlich das Handy klingelte. Ich holte es mit einer Hand raus, und dabei drohte mir der iPad aus der anderen Hand zu rutschen. Ich bin ein miserabler Jongleur, und so habe ich nur ein Gerät retten können und entschied mich für den Apple. Mein Samsung Galaxy musste gucken, wo er bleibt, und er blieb mit dem Gesicht nach unten auf dem Gehweg liegen. Als ich ihn umdrehte, war der Bildschirm zu einem, wie ich finde, sehr schönen zeitgenössischen Abstraktgemälde mutiert. Nur kann man damit leider nicht mehr telefonieren.

Schade, denn ich war auf meinen Ruf als  20jähriger unfallfreier Telefonierer eigentlich ganz stolz…

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