Also wie es ist es nun: Fehlen sie, oder fehlen sie nicht? Seit Jahren behaupten Industrieverbände wie die BITKOM, dass in Deutschland haufenweise Ingenieure fehlen. Mehr als 100.000 sollen es sein, was laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln der deutschen Volkswirtschaft jedes Jahr mindestens 8,5 Milliarden Euro kostet.

In Berlin gehen die Uhren allerdings anders. Die Konkurrenz vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) behauptet jetzt nämlich, dass es – April, April! – überhaupt keinen Fachkräftemangel bei Ingenieuren gibt. Das Ganze sei nichts als ein Rechenfehler: Sie schätzen den jährlichen Bedarf an Ingenieuren nur auf 30.000. Da jährlich mehr als 50.000 Ingenieursstudenten ihren Abschluss machen, drohe eher eine Über- als eine Unterversorgung.

Ich habe neulich mit BITKOM-Geschäftsführer Bernd Rohleder über den IT-Arbeitsmarkt gesprochen, der das Zahlenspiel der DIW für Quatsch hält. Der Fachkräftemangel sei real und werde immer schlimmer. Allerdings könnte es bald ganz anders kommen – wenn sich tatsächlich Cloud Computing in Deutschland durchsetzt.

Laut Rohleder gibt es derzeit rund 50.000 kleine Anbieter von Software und IT-Dienstleistungen bei uns. Wenn jetzt, wie auf der CeBIT angekündigt, solche Branchenriesen wie die Telekom mit Macht in den Cloud-Markt für Mittelstandsanwendungen drängt, könnte es für die Kleinen ganz schön eng werden. „Kleine Spezialisten werden sicher nicht überflüssig“, meinte er, „aber wer eine Anwendung anbietet, die nicht modern genug ist, der hat in Zukunft schlechte Karten, ob er sie über die Cloud anbietet oder nicht.“

4 Antworten

  1. Von den 50.000 „kleinen Anbietern“ dürfte es sich bei den allerwenigsten um Unternehmen handeln, die eine Software herstellen, zu der es irgendwann bei der Telekom in der Cloud eine Alternative gibt. Darüber hinaus sollte man noch bedenken, daß „die Cloud“ nichts mit der Cloud der Telekom zu tun hat.

    Und Ingenieure wird es bald noch viel weniger geben, denn viele von denen werden für die Piraten in die Parlamente ziehen. Dann haben wir eine Lehrer- und Anwälteschwemme.

    Ich denke auch, die Definition von „fehlen“ spielt eine Rolle. Mit 100.000 mehr Ingenieuren könnten auch Dinge angepackt werden, die man derzeit notgedrungen mit Hilfskräften macht, was oft nicht richtig funktioniert. Und nein, ich rede gar nicht von irgendwelchen Flughäfen 😉

  2. Ob in 10 Jahren noch Ingenieure fehlen werden ist weniger eine Frage von Clout und Rüben, als vielmehr eine Frage der Entwicklung der Softwaretechnologie. Seit Jahren unken die Auguren, dass der Siegeszug modellbasierter Softwareentwicklung den allfälligen Programmieraufwand halbieren wird. Allein es fehlt der Siegeszug.
    Das macht ein Problem überdeutlich: Der Bedarf an Programmierern ist vernünftig gar nicht abzuschätzen. Im Gegensatz zum Bedarf an Lehrern. Da kennt man die Stärke der Geburtenjahrgänge und auch das Verfallsdatum vorhandener Lehrkräfte. Theoretisch. Dass das dann doch nie klappt mit der Prognose liegt vermutlich wieder am Mangel an Informatikern … oder, um SvB’s schöne These aufzugreifen: am Erfolg der Piraten 😉

  3. Oh Michael, was ist denn nur aus deinem einst so feinen Sinn für schwebende Ironie geworden?

    Im übrigens sind solche orthografischen Vignetten bei mir bitte immer als Stilmittel und Ausdruck meines einzigartigen hochentwickelten Sprachgefühls zu werten. Ich mache keine Dreckfuhler!

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