Wer ist eigentlich Marcell Davis? So eine Frage kann nur einer stellen, der keinen Fernseher besitzt, also ich.
In einem Kommentar wurde ich auf ihn angesprochen, also: losgoogeln. Bei Marcell Davis handelt es sich um die neue „Clementine“ oder „Frau Antje aus Holland“ des deutschen Werbefernsehens und zwar im Dienste des Telefon/Internet Providers 1und1.

Er scheint die Freunde dieses sequentiellen Videomediums unglaublich zu nerven, wenn man den emotionalen Beiträgen und Kommentaren glauben kann. Marcell Davis wird dem Zuschauer als Leiter der Kundenzufriedenheitsabteilung von 1und1 verkauft, der sich geradezu rührend um die Zufriedenheit seiner Kunden kümmert. Er veröffentlicht sogar seine eigene E-Mailadresse, um immer erreichbar zu sein … alles so authentisch, ich bin gerührt und fast ein wenig traurig, nicht zu den zufriedenen Kunden von Herrn Davis zu gehören.

Recht schnell wird anscheinend der Schauspieler Gerd Logan (Freitag Nacht News) als der „wahre“ Marcell D’Avis (alternative Schriebweise) entlarvt und die Werbung wirkt schon gar nicht mehr so authentisch, aber was hatten wir denn gedacht?  Fragen wir etwa Hugh Laurie wenn bei uns Lupus diagnostiziert wird? Ruft Barack Obama bei Terrorgefahr etwa Kiefer Sutherland an?

Die Youtubegemeinde zahlt es den 1und1ern jedenfalls gehörig heim und straft ihre bescheuerten Werbespots mit hunderten von Persiflagen ab, aber kein Video ist so blöd wie das Original.

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8 Antworten

  1. Offen gestanden ist es mir ziemlich egal, wie der Leiter des Kundenservice bei 1und1 heisst. Ohne von 1und1 bezahlt zu werden ist jedenfalls mein Eindruck, dass 1und1 im Bereich Kundenservice inzwischen einen verdammt guten job macht. Und das war beileibe nicht immer so. Die Jungs (und Mädels) hören in Social Communities gut zu und sind für ein Unternehmen dieser Größe trotz schnellem Wachstum in Service und Support heute eine richtig gute Hausnummer. Da ich an anderer Stelle diesbezüglich schon mal am Service anderer Unternehmen rummotze (http://www.vibrio.eu/blog/?p=1325), muss jetzt auch mal öffentlich gelobt werden 😉

  2. Kleiner Nachtrag:

    Kai Wels behauptet in seinem Blog, dass er Marcell D’Avis persönlich bei 1und1 getroffen hat und dass es ihn wirklich gibt …

    http://www.kaipiranha.de/2010/01/15/marcell-davis-von-11-und-es-gibt-ihn-wirklich/

    Sollte er wirklich recht haben, dann nehme ich natürlich alles zurück und behaupte das Gegenteil, aber wie man es schon oft bei den „Es-gibt-doch-Bielefeld“-Behauptern erlebt hat, vielleicht gehört Kai auch nur zu DENEN ….

  3. Ich bin wirklich erstaunt, dass diese 1&1 Debatte um die wahrhaftige Existenz von Marcell D’Avis seit Ende 2009 offenbar bis dato noch jemanden interessiert. Geht es hierbei um den ernsthaften Versuch eines bloggenden Investigativjournalismus oder einfach nur um die Bestrebung als erster derjenige zu sein, der heraus findet, dass das alles Fake ist, um auf sich selbst aufmerksam zu machen?

    Zunächst mal sehen sich der Schauspieler Gerd Logan und Marcell D’Avis abgesehen von der Frisur nicht mal besonders ähnlich. Zweitens wäre der ganze Aufwand, den 1&1 betrieben hat, Marcell D’Avis als real existierende Person nicht nur als Testimonial, sondern als Corporate Evangelist, zu etablieren, doch eher übertrieben, wenn das alles gar nicht stimmen würde. 1&1 hätte somit Truman-Show-ähnliche Verhältnisse in Montabaur und Umgebung schaffen müssen und ein ganzes Dorf hätte dicht halten müssen.

    Ich finde es schon interessant, dass einem unterstellt wird, „zu denen zu gehören“, obgleich man seine Unabhängigkeit und offene Berichterstattung stets in den Vordergrund gestellt hat, Kritik ebenso wie Lob zur Kampagne etc. ausgesprochen hat. Es scheint, als würde im Netz niemand mehr Vertrauen haben, egal, ob man sich kennt oder nicht. Immer mehr sind scheinbar auf der Suche nach dem Fake des Jahres und übersehen dabei die ernstgemeinten Versuche der Innovation. Es wird nur noch gehechelt nach: „Ich weiß mehr als ihr, ich habs rausgefunden und das kann ja alles gar nicht so sein, wie die da reden!“

    Diese Einstellung halte ich auf der einen Seite für wichtig, sofern sie eine gesunde Skepsis mit sich bringt, Dinge in Frage stellt und mitunter auch aufdeckt. Aber es kippt in dem Moment, wo es nicht mehr um Skepsis geht, sondern lediglich der Suche nach Fehlern. Das führt meiner Meinung nach dazu, dass neue Wege sehr schnell kaputt gebloggt werden, anstatt ein oder zwei Gedanken darüber zu verschwenden, was evtl. der Sinn des Ganzen gewesen ist und eine objektive Analyse zu erstellen.

    Sollte sich irgendwann heraus stellen, dass die Person Marcell D’Avis ein Schauspieler ist, dann kann ich zumindest sagen: Chapeau! Verdammt gut umgesetzt! Wenn nicht, dann haben alle Zweifler wenigstens noch bis 2020 die Möglichkeit, darüber zu philosophieren und zu recherchieren. Die Kampagne hatte somit so oder so Erfolg. Schließlich redet man seit Ende 2009 immer noch über Marcell D’Avis und 1&1, obwohl er mittlerweile aus dem TV beinahe verschwunden ist und man wieder zu klassischen Product Adverts gewechselt hat.

  4. Das interessante an der Diskussion ist ja eigentlich nur die Diskussion selbst. Wen interessiert schon 1&1 oder seine angeblichen oder tatsächlichen Mitarbeiter … Marketing wird immer bizarrer und meiner Ansicht nach immer unerträglicher und da ist es schön zu sehen, dass sich viele Publizisten, sei es in Blogs oder auf Youtube aufregen, oder?

  5. Bei dem ganzen Geschreibe findet m.M. nur leider keine wirkliche Diskussion statt, zumindest nicht innerhalb der Zweifler. 1&1 führt(e) jede Menge Diskussionen aufgrund dieser Kampagne und wurde zu Recht und zu Unrecht häufig kritisiert, beschimpft und gelobt. Aber sie haben sich dem sehr geduldig und ausdauernd gestellt. Das finde ich persönlich nicht bizarr, sondern sehr mutig.

    Bizarres Marketing finde ich hingegen eher die Zahnarztfrauen, die uns seit Jahrzehnten versuchen zu beweisen, dass ihre Kompetenzen einzig und allein auf der Tatsache beruhen, dass sie einen Mediziner geheiratet haben. Oder all die anderen Mega-Hypra-Supra-Strahlend-Weiss-Spots, die einem dann tatsächlich das Gefühl geben, Teil einer Pseudo-Reality Soap zu sein, bei der einem jeden Moment ein Scheinwerfer auf den Kopf fallen kann.

    Welcome to the pleasure dome! Welcome to the Truman Show! Welcome to Second Life!

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