August 2012 – Bristol/Newcastle

„Football is more than sports“. Diesen Satz werden nicht nur hartgesottene Fans bedenkenlos unterschreiben, sonst wären die Einschaltquoten bei den vielen Spielübertagungen im Fernsehen nicht so hoch – und das, selbst wenn Bela Rethy kommentiert.  Neben den Gelegenheitsfans gibt es viele Zeitgenossen, für die Fussball ihr Ein und Alles ist. Es ist die ganz große Liebe, und sie hält bei vielen Fans ein Leben lang. Nicht umsonst heißt es beim amtierenden deutschen Meister ja auch  Echte Liebe:


Das gilt natürlich nicht nur hierzulande. Ein ganz besonderes Verhältnis pflegen die Engländer zum Ballsport: „A man’s passion for his team is more than a lifetime commitment.“ So schaut’s aus.

Aber ist das wirklich so?

Verliebte Fans.

Mal abgesehen von der Frage einer lebenslangen Vereinstreue, denn man wechselt seinen Verein nicht, nur weil man woanders hinzieht oder der Verein ein paar Spielzeiten im Keller herumdümpelt: Kann es irgend etwas geben, was das Herz eines Hardcore-Fans noch höher schlagen lässt als seine heißgeliebte Mannschaft?

Im Auftrag des Sportartikelherstellers Puma ist die Universtätit Bristol genau dieser hochspannenden Frage nachgegangen, wie das englische Magazin Advertsing Age berichtet. Und verständlicherweise gibt’s wenig, was nur annähernd mit der Liebe zum Verein konkurrieren kann: Die Liebe zur eigenen Frau/Freundin.  Wen also lieben die Fans mehr, wen achten sie mehr? Den Verein oder die eigene Frau?

(Mitlesende Frauengleichstellungsbeauftragte und Genderisierungs-Feministinnen seien an dieser Stelle darüber informiert, dass sie – falls ihnen bei dieser Fragestellung der Sexismus-Vorwurf durch’s Hirn spukt – ihre Beschwerde bitte ggf. direkt an die Universität Bristol richten sollen. Die nämlich haben nämlich ausschließlich Männer befragt.)

Der Experimentator.

Um herauszufinden, ob der Fan seinen Verein oder seine Frau mehr liebt, veranstaltete Professor Marcus R. Munafò einige einfache und doch geniale Experimente. Die Probanten – allesamt langjährige Fans von Newcastle United, allesamt Dauerkarteninhaber und allesamt männlichen Geschlechts – mussten sich entscheiden, ob sie mit einer Schere eher in der Lage wären, ein Foto ihrer Ehefrau oder ein Foto der Newcastle-Mannschaft zu zerschneiden. Dabei wurden sie nicht nur gefilmt und befragt. Elektroden maßen auch die Körperreaktionen und Reflexe. Und das sind die untrüglichen Indikatoren, wann ein Körper mehr Unbehagen und eine größere Abwehrhaltung entwickelt.

Die Qual der Wahl.

Aber es kam noch härter: Den Fans wurden in einem zweiten Durchgang zwei Vodoo-Puppen vorgelegt. Eine stellvertretend für die eigene Frau, eine für den Lieblingsspieler von Newcastle. Die Probanten mussten wählen, ob sie per Vodoo der eigenen Frau in der kommenden Zeit oder dem Spieler der Mannschaft für das kommende Wochenende und das nächste Ligaspiel massives körperliches Unbehagen verpassen wollten.

Echte Liebe.

Zugegeben: Die Wahl ist perfide. Unterbewusst suggeriert es dem Fan, dass es in seiner Mitverantwortung liegt, ob mit dem Ausfall des Spielers das Match vielleicht in die Hose geht. Dann lieber der anderen Puppe die Nadel in den Körper stechen und der eigenen Frau Ungemach an den Hals wünschen?
„Football was there before my wife…“ grübelt ein Fan und kann sich nur schwer entscheiden.

Tja – und Sie? Was hätten Sie an seiner Stelle gemacht, liebe Leser, sofern sie auch zu den lebenslangen Fans eines Vereins gehören und bei jedem Gegentor Herzblut vergießen? Und bitte kalauern Sie nicht daüber, dass bei der mangelnden Attraktvität nordenglischer Frauen die Wahl ja wohl eindeutig sei. Es geht bei dieser Frage schließlich um Ihre eigene Frau (oder gern um Ihren eigenen Mann)…

Das Video, das unter diesem Link einzusehen ist, beantwortet die Frage, wie englische Fans entschieden haben. Auf den Spoiler, die Antwort hier schon zu verraten, verzichte ich: Klicken Sie bitte selbst.

(c) der Bilder: Screenshots aus dem von der Universität Bristol und Pumma bereitgestellten Video.

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Die Reihe wird in unregelmäßigen Abständen fortgesetzt.
Was bisher geschah:

Teil 1: König Fussball im digitalen Zeitalter
Teil 2: Drin oder nicht drin? Das ist hier die Frage
Teil 3: Der Eine und der Andere. Anmerkungen vor dem Pokalfinale
Teil 4: Mit Hummer und Avocado gegen England – sehr analog und sehr teuer.
Teil 5: Der Wald von Birnham vor den Toren
Teil 6: Ein Neuer und schon wieder Ärger
Teil 7: Gut gescherzt, Freunde
Teil 8: Abfiff auf dem Mittelmeer
Teil 9: Game over, was bleibt ist ein fahler Geschmack

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