Was ist nicht alles über Facebook geschrieben worden…

fb_icon_325x325Von Datenschützern und Kulturpessimisten, von Weltverschwörungstheoretikern und Politagitateuren, von Zukunfstforschern, Internetexperten, von Bloggern und Diktatoren. Die Liste der Vorwürfe, die der sozialen Plattform mit dem großen, blauen F entgegen gehalten wird, ist ellenlang: Verdummung, Datensammelwut, Konzentratiosnschwäche, Bildungsverweigerung, eskalierende Parties, Volksaufwiegelung…
Sie kennen das. Mühselig, das Ganze zu wiederholen.
Und doch gilt: Nichts, was sich im Netz entwickelt hat, ist umkehrbar. Darauf haben Ossi Urchs und Tim Cole in ihrem bemerkenswerten Buch über Digitale Aufklärung zurecht hingewiesen. Da können die Unken unken, so viel wie sie wollen. Das Rad der Geschichte dreht sich nur in eine Richtung: Vorwärts. Das Rad der Evolution auch. Das gilt in der Biologie wie in der digitalen Entwicklungsgeschichte.

Facebook ist, was es ist. Und es bleibt. Da wird auch die Auslassung der Welt in ihrer Online-Ausgabe nichts daran ändern. Die sieht nämlich den Stern von Facebook schon längst im Niedergang: Wie wäre es mit einem Kaffeekränzchen bei Tante Hildegard in Recklinghausen? Klingt doch gemütlich, oder? Das Thema Facebook ist nach zehn Jahren ungefähr ähnlich aufregend. Es taugt nicht einmal mehr als Party-Small-Talk. Das ist die eigentliche Sensation.

Ist das so?
Über 1 Milliarden akkreditierte User – eine unfassbare Menge an Nutzern, auf die Facebook heute an seinem 10jährigen Geburtstag blicken kann. Denen scheinen die gesammelten kulturpessimistischen Bedenken am Allerwertesten vorbei zu gehen. Sie schaffen stattdessen Fakten. Auch wenn in der jüngeren Generation die Begeisterung für Facebook spürbar zurückgeht, die Generation 30+, die in Scharen noch immer in die Community pilgert und sich dort tummelt, kompensiert dies ohne Müh.
Der erste Schwung, die enthusiastische Begeisterung mag verfliegen. Der praktische Nutzwert – so es ihn neben den unterhaltenden Aspekten je gegeben hat – bleibt. Die Plattform hat längst die digitale Welt verändert: Zum Guten, das finden die einen, zum Bösen, sagen die anderen. Selbsternannte Elitetwitterer werden nicht müde, über Facebook herzuziehen, Medien skizzieren Facebookparties zu Naturkatastrophen, Eltern wittern hinter jeder Kontaktanfrage von Fremden einen potentiellen Kinderschänder, Frank Schirrmacher prophezeit die Auswanderung des Denkens aus dem Gehirn und autokratische Machthaber befürchten politisches Aufwieglertum. Derweil nutzen Kommunikationsexperten und Werbetreibende die Plattform längst in ihrem Sinne und pumpen Statusmeldungen ohne Ende raus. Derweil treffen sich in den Gruppen und Fanspages Countrybegeisterte, Fußballanhänger, Hundehalter, Diätfanatiker, Veganer, Intimgepiercte, Opernfreunde, Tinituserkrankte, Opelfahrer, Twilight-Fans und Keuschgehaltene… Jede/r nach seinem Gusto.

10 Jahre gibt es das Gesichtsbuch nun. In der Presse ist viel über den heutigen  Geburtstag geschrieben worden, kein Grund also für Czyslansky, das alles wiederzukäuen. Die Google Anfrage „10 Jahre Facebook“ findet 81 Millionen Treffer. Das allein straft den Abgesang auf Facebook Lügen. Googelt und ihr werdet finden – wenn Ihr die Hymnen, die kritischen Beurteilungen oder einfach nur die Agenturpressemeldungen lesen wollt.
Czyslansky hat sich oft genug zum Thema Facebook geäußert. Es ging um Shitstorms und Fußball, um Datenklau und Datenschutzverletzungen, um Veröffentlichungen von Verkehrs- und Überwachungskamerabildern, um den öffentlichen Pranger und den Anspruch Weltherrschaft, um Phubbing und unkontrollierte Gewichtszunahme, um Neid, Zufriedenheit und die unendliche Masse an Selfies. Und es ging in einem meiner ersten Beiträge für Czyslansky um die Unart der Facebook-Geburtstags-Profileinträge.
Um eine Phrase einmal mehr zu bemühen: Facebook ist längst  in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Zeit, sich daran zu gewöhnen.
Herzlichen Glückwunsch – bzw. Happy Burzzeltag.

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