Ich liebe den Begriff „Mitmach-Internet“ (der sehr viel besser als „Web 2.0“ das beschreibt, was gerade im Netz abgeht), aber ich muss gestehen, dass Matt Harding selbst meine kühnsten Erwartungen in dieser Beziehung übertrifft.

Weltentänzer Matt Harding

Matt ist ein pummeliger Allerweltstyp, so einer, der sich auf Parties nicht traut, ein Mädchen aufzufordern und deshalb irgendwo in einer stillen Ecke alleine vor sich hin tanzt. Das heißt: Tanzen kann er eigentlich auch nicht. Statt dessen zuckt er ziemlich ungelenk mit Armen und Beinen wie eine schlecht geölte Marionettenpuppe, die sich am Ententanz versucht. Dazu grinst er, und er tanzt halt eben. Mehr nicht.

Und die ganze Welt tanzt mit. Strassenkinder in Soweto. Kellnerinnen in einer Kneipe in Tokio. Bollywood-Tänzerinnen in Mumbai. Buschmänner auf Papua Neuguinea. Taschenkrebse auf den Weihnachtsinseln. Und Hunderte. Tausende von ganz normalen Passanten auf den Strassen von Madrid oder Montreal, vor dem Eifelturm in Paris oder zwischen den Wasserfontänen eines Springbrunnens in Atlanta.

Sie alle wurden festgehalten von einer billigen Videokamera, zusammengeschnitten und mit einer netten kleinen Melodie unterlegt, die ein bisschen an New Age erinnert.

Warum er das macht? Keine Ahnung. Vielleicht aus dem gleichen Grund, weshalb sich Leute vor dem Taj Mahal oder der Themsebrücke fotografieren lassen, nämlich als visuelles Reiseandenken. Vielleicht tanzt er für Völkerverständnis, für Toleranz und Frieden. Vielleicht ist er einfach ein durchgeknallter Ami.

Egal: Ich wette mit Ihnen, dass auch Sie es nicht schaffen, länger als eine Minute zuzusehen, ohne dass sich Ihr Mund unfreiwillig zu einem Lächeln formt und sich Ihre Stimmung hebt. Ihr Tag wird schöner sein und Sie werden Stunden später plötzlich an eine der kleinen, willkürlich aneinandergereihten Szenen denken und in den Regen hinausschauen und denken: „Na, so schlimm ist das Leben auch wieder nicht…“

Das alles schafft Matt Harding mit einfachsten technischen Mitteln, einer scheinbar unbändigen Reiselust und natürlich der Hilfe des Internet. Genauer: Des Mitmach-Internet, in dem selbst ein Doofkopf wie Matt ohne die Hilfe von Medienkonzernen und Marketingstrategen zu einem Weltstar aufsteigen kann. Denn die Website www.wherethehellismatt.com ist in den rund 14 Tagen, seitdem der Film online ist, zu einer Kultstätte geworden. Und mehr als fünf Millionen Menschen haben sich den Clip auf Youtube angeschaut. Sollten Sie auch tun.

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