Also zuerst mal ein Bekenntniss: Beim Frühstücken lese ich jeden morgen Zeitung. Ich stehe dazu sogar extra früher auf. Ich finde es – Webzeitalter hin oder her – sehr viel angenehmer in einer Zeitung zu blättern, als schon in der Früh auf einen Bildschirm zu glotzen.

Im heutigen Feuilleton der Süddeutschen veröffentlicht Bernd Graff, Stellvertreter des Chefredakteurs der SZ Online, unter dem Titel „Das Monopooool“ einen kritischen Kommentar zu Google. Ich teile Grafs Ansicht zum Wikipedia-Konkurrenten, den Google gestern als öffentliche Beta ins Netz entließ nicht.

Wenn die Wissenseite wirklich ein Konkurrenzangebot zu Wikipedia werden soll, dann hat es noch einen sehr weiten Weg vor sich. Gestern jedenfalls erinnerte der Auftritt beim Browsen eher an ein medizinisches Handbuch als an ein Wissensportal. Seltsamerweise haben dort sehr viele Ärzte die unterschiedlichsten Krankheiten beschrieben. Kurz, ich habe micht nicht wirklich wohl gefühlt auf der Site. Doch zurück zu Bernd Graff: Der letzte Absatz besagten Kommentars ist so bemerkenswert, dass ich ihn hier zitieren möchte.

Google besitzt jetzt schon mehr Rechenleistung und Speicherkapazitäten als jedes andere Unternehmen jemals besessen hat. Bald wird man seine Maschinen für das Gedächtnis der Menscheit halten können. Doch auch dann wird eine Frage offenbleiben, auf die selbst Googles Über-Suche keine Antwort findet: Warum sollte ein börsennotiertes Unternehmen, das nur seinen Aktionären gegenüber und nicht einem abstrakten, philantropischen Begriff von Gutsein und Neutralität verpflichtet ist, eine Firma, die im internationalen Informationsmarkt nahezu eine Monopolstellung hält und überall dort schon ist, wo der Nutzer erst hinläuft, warum also sollte eine solche, auf dem Mysterium ihrer Suchalgorithmen gegründete Firma das Wissen demokratisieren wollen?

Und noch ein Zitat möchte ich loswerden, diesmal aus einem Buch – wahrscheinlich noch schlimmer, noch rückwärtsgewandter als die Zeitung, vor allem wenn es nicht einmal das Web thematisiert. Trotzdem, den Satz von Matias Faldbrakken in „Macht und Rebel“ fand ich toll:

Wir sind alle miteinander Asylbewerber im Traumland.

3 Antworten

  1. Eine kurze Antwort auf die längliche Frage von Herrn Graff, warum Google wohl „das Wissen“ (eigentlich: das „Gewusste“, also die Inhalte!) demokratisieren will. Ganz einfach: weil es im besten (wirtschaftlichen) Interesse des Unternehmens, also auch seiner Aktionäre ist. Je mehr Inhalte erfasst sind, desto mehr können gesucht werden, desto mehr Ergebnisse können angezeigt und mit Werbung belegt werden. Blöde Frage, blöde!

  2. Okay, okay. Und ich habe einen Windows-PC mit MS-Office.

    Don’t judge me by my acts, judge me by what I preach…

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