tuer

An dieser Stelle werden sehr selten IT-Unternehmer zitiert. Doch ein Satz von Martin Jetter, Chef der IBM-Deutschland, macht wirklich nachdenklich: „Wir müssen uns auf ein neues Normal einstellen“, sagte er kürzlich in einem Gespräch mit einem hochkarätigen CIO.
Das klingt nach weniger, nach leiser Wehmut nach den vergangenen fetten Jahren. Aber es hört sich auch etwas trotzig an, so als wenn man auch mit diesem niedrigeren Niveau zurecht kommen werde. Für die IBM und die anderen Branchengrößen gilt das sicher. Aber was ist mit den Anwenderunternehmen? Wie wird sich dieses „neue Normal“ für sie gestalten? Allen Spekulationen darüber ist eines gemeinsam. Sie alle – selbst die windigsten – gehen von insgesamt niedrigeren IT-Ausgaben in den nächsten Jahren aus. Spätestens jetzt stellt sich die Frage, für welche Schwerpunkte Unternehmen ihre IT-Euros ausgeben? Das wiederum hängt von der Einstellung zur Informationstechnologie ab, die im Top-Management der jeweiligen Unternehmen vorherrscht. Unabhängig von Branchen und Firmengrößen möchte ich folgende Kategorisierungen vorschlagen:

Notwendiges Übel – Kein Top-Manager wird das offen aussprechen, aber bei dieser Einstellung ist das „neue Normal“ deutlich geprägt von Kostenmanagement. Das Notwendige an Personal, Equipment und Dienstleistungen wird möglichst billig eingekauft. Qualität wird als etwas definiert, das gerade noch ausreicht, um die Aufgabe zu erledigen. Diese Unternehmen nutzen die Krise, um interne und externe Kosten weiter zu drücken. Strukturell werden solche Unternehmen ihre IT nur dann verändern, wenn es Kosteneffekte bringt.
(manchmal) nützliches Werkzeug – In diesen Unternehmen verhält sich die Führungsriege gegenüber der IT durchaus ambivalent. Zwar finden Top-Manager ihre i-Phones oder BI-Management-Cockpits ganz super, aber im Zweifelsfall glauben sie, auf die Segnungen fortgeschrittener IT verzichten zu können. Das „neue Normal“ dürfte daher umrissen sein durch eine Nachahmer-Attitüde mit latentem Hang zu Managed Services. Nach dem Motto, wenn mein Unternehmen schon Mainstream-IT macht, dann sollte man es auch strukturell von der eigenen IT-Fertigungstiefe befreien.
Strategische Waffe – Das Top-Management dieser Unternehmen ist überzeugt, dass IT hilft, ihre Produkte und Services gegenüber dem Wettbewerb zu differenzieren und sogar dazu beiträgt, dass Produktion, Vertrieb und Marketing effizienter funktionieren. Keineswegs blauäugig nutzt die Führungsriege die Krise, um einen neue Balance zwischen eigener IT und Dienstleistern zu finden, mit starker Tendenz zum Commodity-Outsourcing. In diesen Unternehmen ist das „neue Normal“ gekennzeichnet durch einen klaren Blick auf die Leistungsfähigkeit der IT für das gesamte Unternehmen und nicht eingeschränkt auf eine reine Kostenbetrachtung.

Foto: Chaunceydavis

2 Antworten

  1. „Normal“ wird weniger sein. Meine Schätzung? 30 Prozent. 30 Prozent weniger Bruttosozialprodukt, weniger Lohn, weniger Industrieproduktion, weniger Luxus, weniger Wohlstand.

    Das wird hart werden – aber unumgänglich. Wir haben alle jahrelang über unsere Verhältnisse gelebt (aber noch nicht ganz standesgemäß…)

  2. minus 30 prozent? das ist der untergang des lebens wie wir es kennen. ein minus des bip von 6 prozent hat eine arbeitslosigkeit von rund 4,5 millionen menschen in deutschland zur Folge (kurzarbeit mal rausgeschätzt). Wenn du das Ganze mal 5 rechnest landen wir bei 22,5 millionen arbeitslosen. das ist unvorstellbar!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.