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Ein Loch ist, wo nichts ist

Es war DAS Thema für die amerikanische Blogosphere. Nein, nicht das neue iPhone 5, sondern die menschenverachtende Dreistigkeit, mit der Apple wieder mal seine getreuen Anhänger mit Anlauf in die Klöten getreten hat. Wer nämlich zum ersten Mal den schicken Neuling in die Hand nahm und umdrehte, fand sozusagen am Afterausgang nicht mehr den gewohnten Schlitz, sondern ein winziges Loch.

„Lightning“ heißt die neue Schnittstelle, die den alten 18poligen Stecker ersetzt. Und das heißt: Besitzer von älteren iPhones, aber auch von Millionen von iPods und iPads, können ihre alten Adapter, Netzkabel, Docking Stations und andere Zusatzprodukte in den Müll werfen. Apple ist es ist es schittejal, und die Zubehörindustrie freut sich über einen unverhofftes Geschenk zum Weihnachtsgeschäft.

Warum lassen sich die Kunden das gefallen? Weil der Kauf eines Apple-Produkts ohnehin und immer eine irrationale, eine geradezu kultische Handlung ist. Kein Mensch braucht einen iPhone. Aber jeder will einen haben. Das erinnert an eine kollektivistische Sakralhandlung, so wie bei der Azteken, die einer Jungfrau das pochende Herz aus der Brust schnitten, weil sie damit den Zorn der Götter von sich abzulenken dachten. Eine frühe Form der Schnittstelle, sozusagen…

Um im Bild zu bleiben: Der iPhone 5 ist Apples Sündenfall. Heiliger Sankt Steve bet für uns, jetzt und in der Stunde des Todes unseres Zubehörs. Wir bekennen, dass es ohne Eure Gadgets nicht mehr geht, und durch den Kauf des jeweils neuesten Geräts erneuern wir unser Bekenntnis zu Euch. Auch Gottes Wege sollen ja unergründlich sein, warum nicht die Modellpolitik von Apple? Wer glaubt wird ja angeblich selig.

Ich bin und bleibe Nonkonformist. Und so telefoniere ich mit einem HTC Androidphone und habe mir gerade den neuen Amazon Kindle anstelle meines alten iPad bestellt. Das einzige, mit dem ich meine Macht als Kunde ausleben kann ist Kaufverzicht für Apple-Produkte. Amen!

5 Antworten

  1. Und wieder sprechen Sie mir aus der Seele. Freut mich, dass es noch immer Bewohner in einem kleinen widerspenstigen Dorf gibt, die gegenüber dm ganzen Apple-Firlefanz immun sind. Nicht, dass ich nicht auch einen IPod hätte, aber einem geschenkten Gaul schaut man eben nicht in’s Maul. Das war’s dann aber auch. Und wenn mich der verehrte Herr Kollege Broy noch so regelmäßig über die Vorzüge der IMacs informiert – mein Zeugs kommt von sicher nicht von Apple, auch das demnächst noch zu Kaufende. Und das ist gut so!

  2. Ich kann die Entrüstung nicht nachvollziehen, obwohl ich so einige Geräte mit dem alten Dockanschluss habe. Insbesondere Sony macht beim Dockanschluss immer wieder Probleme. Eine kleinere, robustere und nebenbei schickere Lösung sehe ich als Gewinn. Mein Retina Book bekam auch einen neuen Stromanschluß, Adapter 10€ zweimal gekauft und gut ist. Die Lösungen sind jedenfalls elegant und wem die Kinder mal über das Stromkabel gestolpert sind der meckert auch nicht mehr über die paar € für Adapter. Ansonsten genieße ich als alter Nonkonformist und Linuxer ironischerweise eine Obst-Infrastruktur die kein Android und kein Windows derzeit bieten kann. Sorry … kein Verständnis hierfür, umsomehr für den alten angesprochenen Schulkollegen Alex Broy 🙂

  3. @Klaus: Was ist das hier – ein Alumni-Netzwerk?

    Aber mal im Ernst: Apple hat ein ganzes Ökosystem geschaffen, dass auf dem 18poligen Stecker beruht. Autohersteller haben Schnittstellen im Armaturenbrett eingebaut. Hotels haben in Stereoanlagen mit iPod-Anschluss investiert. Leute wie ich haben ein kleines Vermögen in Keyboards und sonstigem Schnickschnack gesteckt. Das ist ein massiver volkswirtschaftlicher Schaden, den Apple hier anrichtet!

    Und Sony? Well…it’s a Sony, halt.

  4. Alumni-Netzwerk 😉 nett

    Also die Wahrheit: Ich war im innovationsfreien Microsoft Gulag gefangen und konnte in die freie Linux Welt entkommen. Die schätze ich noch heute sehr hoch aber sie hat einfach kein Verständnis für Usability. Auf die Pixel kam also das von mir verteufelte OSX und siehe da, der Herr sprach „Es ist gut“. Mein Mini wurde von BMW so schlau gemacht, daß ich Musik aus dem Telefon hören kann, Adressen aus dem Telefon als Naviziele auswählen und Podcasts die fahrt verkürzen können. Der Zeppelin von B&W macht satten Sound drahtlos von iPad an dem ich eine Email verfasse u.s.w.

    Ich will damit sagen, so lange es mein geliebtes , archaisches „Terminal“ auf dem Mac gibt werde ich kaum aus diesem Ökosystem des Funktionierens und der Bequemlichkeit ausbrechen.

    Was InnovationsUNfähigkeit und Quasi Monopol-Mondpreise betrifft habe ich von Sony, Microsoft und vielen anderen die Nase voll. Das Apple System ist keinesfalls perfekt und die Produkt-Supportzyklen werden auch hier kürzer. Nun denn, wenn es zu bunt wird muss ich eben weiterziehen auf die nächste Plattform. Die angeblich unverschämten derzeitigen Apple Preise kann ich nicht nachvollziehen, sobald die reichlich vorhandene Konkurrenz Produkte in ähnlicher Qualität auf den Markt wirft, kosten die i.d.R. glatt mehr und sind weniger durchdacht. Ganz zu schweigen vom Wiederverkaufswert der Aluminati Geräte 🙂

    Da kann einen doch nicht ernsthaft ein Steckerle aus der Bahn werfen, ich erinnere mal an die Netzteile der ‚damaligen‘ feature Phones. Je Gerät ein neuer Anschluss, je Gerät eine neue Freisprecheinrichtung.

    War das so gut?
    In dem Sinne … viel spass mit dem HTC, ich lass die Finger davon und bete ‚gen California 😉

  5. Also wenn ich mich richtig erinnere, hatte früher JEDES Handy eigene Stecker und Kabel und nichts war wieder zu verwenden. Ich fand das bisher ohnehin verwunderlich, dass ich einen 8 Jahre alten iPod mit dem gleichen Ladegerät laden kann, wie mein iPhone4S ….

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