Eigentlich freue ich mich ja über jeden Sieg, den die Onliner gegen die Printdinos gewinnen, aber bei dieser Nachricht auf Turi2 gefror mir der Kaffee im Becher.

WAZ streicht 300 Print-Stellen und stellt 20 Onliner ein.
Print zerrinnt, Online gewinnt: Die WAZ-Gruppe sagt jetzt klar, wo’s langgeht.

Das haben wir sicherlich nicht gewollt, als wir nach schnelleren, flexibleren und interessanteren Medien riefen.

Aber sind es wirklich die Online Medien, die den Printausgaben den Garaus machen? Ist es nicht die, über die Jahre immer schlechter werdende Qualität der alten Medien, die es erst möglich machte überholt zu werden?

Und glaubt man bei der WAZ tatsächlich, die Qualität des Angebotes, sei es nun Print oder auch Online, mit Stellenstreichungen verbessern zu können?

Wie schreibt Florian Treiß so treffend:

Und die Kinder bringt der Klapperstorch.

mit besten Grüßen, ein traumatisierter Onliner, der gleich irgendein Printmedium kaufen geht, um den Markt zu stützen.

P.S. Einen Kampfblog mit dem Namen Medienmoralnrw möchte ich als Zeichen meiner Solidarität noch verlinken. er hat sogar einen Twitteraccount mit immerhin schon 82 Followern, obs das noch rumreisst?

Eine Antwort

  1. 300 minus 20 macht 280 Manntage weniger Content, egal welches Medium. Die WAZ betreibt den journalistischen Ausverkauf in großen Stil – und ist in guter Gesellschaft. Leider.

    Das hat nichts mit Substitution Online/Print zu tun, das ist der verlegerische Offenbahrungseid. Content ist das Kapital eines Medienhauses wie der WAZ. Und die WAZ-Gruppe ist ab jetzt 280 Manntage im Monat weniger wert. (Achtung: Börsenwert!) Warum die Herren in den Verlegerbüros das nicht selber ausrechnen können, ist mir schleierhaft. Aber Verleger waren noch nie große Recher. Sie tun nur so. Siehe Mathias Döpfner.

    Das Resultat ist, dass sich immer mehr gestandene Journalisten aus dem Berufsstand zurückziehen. Ein guter Freund von mir, früher leitender Mann bei der ComputerWoche, hat sich inzwischen in seinem Heimatort in Oberbayern als Lateinlehrer am örtlichen Gymnasium verdingt. Der Journalismus in Deutschland blutet aus! Woanders – namentlich in den USA – haben es einige Verlage wenigstens geschafft, Online zu einem „paying proposition“ zu machen, verdienen dort also Geld und sparen sich das Bedrucken toter Bäume. So macht die Sache ja auch Sinn. Deutsche Verlage haben das Internet mehrheitlich komplett verpennt – und tun es heute noch.

    BTW: Interessant die Frage: Was machen ausgegliederte und abgehalfterte Journalisten, wenn sie nicht mehr Journalisten sein dürfen? Sie werden Blogger! Sie haben das Schreib-Gen in sich, und der lässt ihnen auch dann keine Ruhe, wenn sie keiner mehr dafür bezahlt. ALso stecken sie die jahrelange Erfahrung und die geballte Kompetenz in ihr Blog und haben das Gefühl, immer noch das Gleiche zu tun wie vorher. Gut für den Leser, gut auch für das Selbstwertgefühl der betroffenen Kollegen. Schlecht für das Medien-Business.

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